Kategorie: TUHH

30.10.2024 | Meena Stavesand
Entdecke deine digitale Superkraft: Der Insider-Guide zu KI-Tools
Stell dir vor, du könntest morgen aufwachen und plötzlich all die KI-Tools beherrschen, von denen alle um dich herum sprechen. Keine komplizierten Handbücher, keine kryptischen Anleitungen – stattdessen ein Weg, der so entspannt ist wie ein Gespräch mit einer guten Freundin. Genau das haben wir für dich entwickelt. Mit unserer KI-Moderatorin Luca, unsere niederschwelligen Texten und unseren kurzweiligen Erklärvideos tauchst du in eine Welt ein, in der Bildbearbeitung, Textgestaltung und Videokreation kein Mysterium mehr sind. Sie werden deine neuen Alltagstools. Wir zeigen dir nicht nur das Was und Wie, sondern vor allem das Warum und Wofür.
Künstliche Intelligenz revolutioniert die Art, wie wir arbeiten, kommunizieren und unsere Kreativität entfalten. Zwischen spektakulären Schlagzeilen und komplizierten Fachbegriffen fehlt dabei oft das Wichtigste: Ein verständlicher Zugang, der zeigt, wie diese Tools der generativen KI dein Leben tatsächlich bereichern können.
Gerade jetzt, wo KI-Technologien immer ausgereifter werden, ist es wichtiger denn je, sich mit den Möglichkeiten vertraut zu machen – nicht als passive:r Beobachter:in, sondern als aktive:r Gestalter:in dieser digitalen Revolution.
Technologie (be)greifbar machen
In unserem digitalen Lernangebot „KI-Tools kurz erklärt: So verwendest du ChatGPT, Leonardo.AI & Co.“ des Multimedia Kontor Hamburg und der TU Hamburg haben wir die spannendsten und nützlichsten KI-Tools für dich unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Ein kostenloser Online-Kurs, der Technologie (be)greifbar macht.
Deine Begleiterin durch dieses Abenteuer ist unsere KI-generierte Moderatorin Luca. Sie ist selbst ein faszinierendes Beispiel dafür, was mit generativer KI heute möglich ist, und wird dir in unseren Video-Tutorials mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Das kannst du von unserem Kurs erwarten
- Deine Routineaufgaben geschickt automatisieren und wertvolle Zeit gewinnen
- Kreative Prozesse beschleunigen und neue Inspirationsquellen erschließen
- Professionelle Ergebnisse erzielen, die sich von der Masse abheben
- Innovative Lösungsansätze entwickeln und selbstbewusst umsetzen
- Technische Barrieren überwinden und deine digitale Kompetenz steigern
Text-KI als Inspirationsquelle
Im Bereich der Text-KI öffnen wir dir die Tür zu einem ganzen Universum an Möglichkeiten. Mit ChatGPT lernst du einen vielseitigen Allrounder kennen, der dir bei unzähligen Aufgaben zur Hand geht – von der ersten Recherche bis zur Textgestaltung. Microsoft Copilot wird zu deinem persönlichen Office-Assistenten und kann deinen Arbeitsalltag erleichtern, während du mit Google Gemini eine der nächsten Generation der Sprach- und Textverarbeitung kennenlernst. Speziell für Marketing-Inhalte zeigen wir dir Neuroflash, ein Tool, das die Feinheiten der Sprache besonders gut beherrscht. Das Besondere: Es ist ein deutsches Start-up!
KI-Tools kurz erklärt! So verwendest du ChatGPT, Leonardo.AI & Co.
Mit dem Lernangebot "KI-Tools kurz erklärt! So verwendest du ChatGPT, Leonardo.AI & Co." möchten wir einen niederschwelligen Zugang zu den gängigsten KI-Tools bereitstellen. Wir möchten Lust machen, die KI-Tools Schritt für Schritt kennenzulernen und sie direkt auszuprobieren und damit zu experimentieren. In verständlicher Sprache behandeln wir KI-Textgeneratoren sowie KI-Bild- und Videogeneratoren, gehen auf rechtliche Fragen ein, liefern Informationen zu Prompting, haben eine Sammlung für tiefergehendes Wissen und bieten ein Dialogforum, damit du dich mit anderen austauschen kannst. Wir erläutern dir die Tools auf zweifache Weise: in leicht verständlichen Texten, die auch Hintergrundinformationen zu der Entwicklung geben, und mit Videos, die die KI-Generatoren in der Anwendung zeigen. So lernst du die Entwicklung, die Funktionen und die Bedienung der Tools in deinem eigenen Tempo kennen und kannst sie Schritt für Schritt erkunden. Begib dich mit uns auf die Reise in dein KI-Abenteuer! 👩🚀
Visuelle Magie: Deine Ideen werden Realität
Die Welt der Bildgenerierung eröffnet dir völlig neue kreative Horizonte. In unseren praxisnahen Tutorials zeigen wir dir:
- wie du mit DALL-E fotorealistische Bilder zauberst, die deinen Vorstellungen entsprechen
- wie Midjourney dir hilft, deinen eigenen künstlerischen Stil zu entwickeln
- wie du Stable Diffusion für deine individuellen Projekte nutzt und anpasst
- wie Leonardo.AI deine Visualisierungen auf ein neues Level hebt.
Besonders spannend: Du lernst die Kunst der Prompts. Wir zeigen dir, wie du durch geschickte Formulierungen und Parameter genau die Bilder erzeugst, die du im Kopf hast. Dabei gehen wir auch auf spannende Techniken ein und modifizieren bestehende Bilder oder arbeiten mit verschiedenen Stilen.
Dein Weg in die KI-Zukunft
Die digitale Transformation ist in vollem Gange. KI-Tools sind dabei der Schlüssel zum Erfolg. In einer Zeit, in der sich Technologien rasant entwickeln, bieten wir dir einen verlässlichen Kompass durch die Welt der künstlichen Intelligenz. Unser Kurs vermittelt dir das nötige Wissen, um diese Entwicklung aktiv mitzugestalten – praxisnah, verständlich und ohne technische Hürden.
Stell deine Fragen in der Lunch Bag Session
Wir möchten dich hautnah informieren und regelmäßig updaten. So veranstalten wir Lunch Bag Sessions zu unserem Lernangebot. Darin informieren wir dich über die neuesten Entwicklungen und Trends in der Welt der KI-Tools.
Du bleibst damit am Puls der Zeit und kannst neue Features und Möglichkeiten direkt für dich nutzen. Unser Ziel ist es, dass du nach dem Kurs und unseren Schulungen nicht nur die Tools beherrschst, sondern auch verstehst, wie du sie kreativ und effizient in deinen Alltag integrierst.
Die nächste Lunch Bag Session zu ChatGPT und DALL-E
Unsere nächste Online-Schulung dreht sich um ChatGPT und DALL-E. Am Mittwoch, 20. November, erläutert Katrin Schröder vom Multimedia Kontor Hamburg von 12 bis 13 Uhr diese KI-Tools und deren vielfältige Anwendungsmöglichkeiten.
Die Schulung via ZOOM richtet sich an alle Interessierten – nicht nur aus dem Hochschulbereich, sondern auch explizit an interessierte Bürger:innen – unabhängig von Vorkenntnissen, und vermittelt ein grundlegendes Verständnis für die Anwendungen und Potenziale dieser KI-Modelle. Katrin Schröder ist Expertin auf diesem Gebiet und hat den Kurs „KI-Tools kurz erklärt: So verwendest du ChatGPT, Leonardo.AI & Co.“ gemeinsam mit Meena Stavesand konzipiert und umgesetzt.
Jetzt anmelden und einen Platz in der Schulung sichern
Melde dich jetzt kostenlos für die Lunch Bag Session an und starte deine persönliche KI-Lernreise mit uns. Unser Expertinnenteam freut sich darauf, dir die faszinierenden Möglichkeiten dieser Technologie näherzubringen und dich auf deinem Weg zu mehr digitaler Kompetenz zu begleiten. Gemeinsam erschließen wir das volle Potenzial der künstlichen Intelligenz – für deine persönliche und berufliche Entwicklung.
Weitere Veranstaltungen der HOOU zu Künstlicher Intelligenz
Die HOOU bietet dir ein vielfältiges Angebot zum Thema Künstliche Intelligenz – hier eine Auswahl der kostenlosen Events im November:
- Dienstag, 12. November, 18.30 Uhr, ligeti zentrum in Hamburg-Harburg: KI & Musik: Künstlerische Intelligenz im digitalen, kreativen Raum
- Freitag, 15. November, 13.45 bis 15 Uhr, TURN-Conference in Berlin: KI-Avatare in der Wissenschaftskommunikation & Lehre
- Mittwoch, 20. November, 12 bis 13 Uhr, ZOOM: Lunch Bag Session: Einführung in die KI-Tools ChatGPT und DALL-E
- Montag, 25. November, 17 bis 19.30 Uhr, TU Hamburg: Abschlusskonferenz im Projekt Kom.KI: KI –Kompetenzen fördern
- Donnerstag, 28. November, 15 bis 19 Uhr, Forum Finkenau in Hamburg: KI-Werkstatt: Alles KI – oder was?

Charles Deluvio / unsplash
02.10.2024 | Meena Stavesand
Nachrichtenmüdigkeit und digitale Überflutung: Wie der Journalismus Vertrauen zurückgewinnt
Der digitale Wandel hat den Nachrichtenkonsum grundlegend verändert: Soziale Medien bestimmen immer mehr, wie sich Menschen informieren – und welche Informationen sie erreichen. Eine wachsende Zahl an Nutzerinnen und Nutzer fühlt sich heute durch die Flut an Nachrichten erschöpft. Im Interview erklärt Prof. Dr. Christopher Buschow, Professor für digitalen Journalismus an der Hamburg Media School und an der TU Hamburg, warum viele Menschen Nachrichten meiden und welche Folgen diese Entwicklung haben kann.
Wie kann der Journalismus darauf reagieren? Indem er sich ändert. Er müsse innovativer werden und sich mehr am Publikum orientieren, sagt Prof. Buschow. Die Veranstaltung „NewsFair“ von NDR Info und Hamburg Media School am 16. Oktober stellt neue Lösungswege in den Mittelpunkt: Journalistinnen und Journalisten sowie Forschende wollen hier gemeinsam diskutieren, wie Nachrichten wieder relevanter und zugänglicher werden.
Wie viele Nachrichten konsumierst du als Medienprofessor täglich und wie beeinflusst dich das?
Prof. Dr. Christopher Buschow: Schon berufsbedingt nutze ich viele Nachrichten. Neben Fachmedien aus dem wissenschaftlichen Bereich sind das z.B. Hamburger Abendblatt und Morgenpost als Lokalmedien, Spiegel und Die Zeit auf nationaler und beispielsweise The Economist auf internationaler Ebene. Das heißt: Viele Informationen, Nachrichten und Inhalte prasseln täglich auf mich ein. Da fällt es auch mir nicht allzu leicht, ein gesundes „Medienmenü“ zusammenzustellen und Routinen aufzubauen.
Damit bin ich allerdings nicht allein: Vor ähnlichen Herausforderungen stehen viele, gerade jüngere Menschen tagtäglich, da die heutige Medienwelt eine ganz andere ist als noch vor einigen Jahren. Im vergangenen Jahrhundert waren die Nutzungsgewohnheiten in den Alltag eingebaut, die Menschen konsumierten die immer gleichen Medienmarken, sie waren loyal. Man hatte seine Tageszeitung. Das ist heute anders. Die Nutzerinnen und Nutzer müssen sich viel stärker selbst organisieren – das ist mühsamer, komplizierter und anspruchsvoller. Dass selbst der Medienprofessor damit so seine Probleme hat, spricht vielleicht für sich.
Und die Welt ist voller Krisen. Nach Corona folgte der Angriffskrieg auf die Ukraine, nun die Eskalation des Nahostkonflikts. Schwer verdauliche Themen dominieren die Nachrichten. Was macht das mit den Menschen?
Prof. Buschow: Die Corona-Pandemie hat ja zunächst zu einem Boom der Nachrichtennutzung geführt, da die Menschen in einer sehr unsicheren und unmittelbar bedrohlichen Situation verständlicherweise ein großes Informationsbedürfnis hatten. Traditionelle Medien wie die Tagesschau wurden stark genutzt, sogar von jungen Menschen. Das war bemerkenswert. Es scheint aber, als seien wir Stück für Stück in eine Art „Nachrichten-Burnout“ geraten.
Phänomene wie Nachrichtenmüdigkeit (News Fatigue) oder aktive Nachrichtenvermeidung (News Avoidance) sind auch durch die Corona-Pandemie mitentstanden. Die Krisen, die hinzugekommen sind, haben die Situation nochmals verschärft. Heute geben 14 Prozent der deutschen Befragten des diesjährigen Reuters Digitale News Report an, dass sie Nachrichten häufig aktiv vermeiden, 69 Prozent tun das zumindest gelegentlich. Wir erkennen bei vielen Menschen eine Überforderung durch Nachrichten und Journalismus.
Wie hat sich der Nachrichtenkonsum verändert?
Prof. Buschow: Die Nachrichtennutzung hat sich mit den sozialen Medien – spätestens seit Mitte der 2010er-Jahre – erheblich verändert, insbesondere bei jungen Nutzergruppen. Viele der tradierten Nutzungsmuster wurden aufgebrochen. Die alte Medienwelt löst sich auf. Es gibt zwar noch Menschen, die morgens die Lokalzeitung aus dem Briefkasten holen. Aber das ist weder die Zukunft noch ist es ein Verhalten, das wir noch allzu lange sehen werden. Im Gegenteil. Was wir sehen, ist eine Welt, in der Nachrichten, gerade bei jungen Nutzenden, maßgeblich durch Social Media vermittelt werden. In den unendlichen „News Feeds“ der sozialen Netzwerke spielt Nachrichtenjournalismus allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Mit dem Journalismus konkurrieren da vor allem unterhaltende Inhalte, persönliche Kommunikation mit Freundinnen und Freunden und Propaganda um die Aufmerksamkeit der Menschen.
Dies führt u.a. zu einem Phänomen, was man in der Forschung „News-Finds-Me-Perception“ nennt, also die Haltung, dass die wichtige Nachrichten einen schon finden werden, ohne dass man aktiv danach sucht. Das zufällige Stolpern über Nachrichten gewinnt an Relevanz. Das Bedürfnis, sich aktiv informiert zu halten und sich mit gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen, hingegen erodiert.
Was bedeuten Nachrichtenmüdigkeit und Nachrichtenvermeidung für den Journalismus und für die Gesellschaft?
Prof. Buschow: Für den Journalismus bedeutet es, dass er Teile der Gesellschaft nicht mehr erreicht, die er früher noch erreichen konnte. Das liegt auch an der veränderten Funktionsweise der digitalen Medien. Nehmen wir den so genannte „Audience Flow“ im klassischen Fernsehen, bei dem die Menschen durch das Programmschemata in der Halbzeitpause eines Fußballspiels mit Nachrichten – wie etwa der Tagesschau – konfrontiert wurden. So konnten Menschen erreicht werden, die sonst keine Nachrichten schauten. In der digitalen Welt wird das viel schwieriger, weil Algorithmen die Inhalte steuern.
Es gibt auch die Herausforderung, dass sich Menschen, die den etablierten Medien durchaus zugewandt waren, von Nachrichten abwenden, weil sie sagen: „Ich ertrage das nicht“ oder „Ich kann das nicht mit meinem Alltag verbinden“. Nachrichten werden oft als belastend empfunden. Dies führt zu einer Schwächung des Journalismus. Der Reuters Digital News Report fragte 2022, ob Journalismus für eine funktionierende Demokratie unverzichtbar sei. Ältere Menschen stimmten dieser Aussage deutlich stärker zu als jüngere. Das zeigt, dass die Rolle und Funktion des Journalismus von Teilen der jüngeren Generationen in Zweifel gezogen wird. Das ist eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen.

Gefährlich wird es, wenn es keinen Konsens mehr gibt, über <em>welche</em> Themen gestritten werden sollte. Wenn eine Gesellschaft keinen gemeinsamen „Themenhaushalt“ mehr hat, wird es schwierig, konstruktiv zu streiten und sich als mündige Bürgerin oder mündiger Bürger eine Meinung zu bilden.Prof. Dr. Christopher Buschow, Hamburg Media School und TU Hamburg
Warum kann das für eine Gesellschaft gefährlich werden?
Prof. Buschow: Es ist heute leichter, sich in abgeschotteten Räumen zu bewegen, in denen man mit bestimmten Inhalten gar nicht mehr konfrontiert wird. In polarisierten Ländern wie den USA sehen wir das heute schon besonders deutlich: Republikaner und Demokraten – und deren Anhängerschaft – reden über teils völlig unterschiedliche Themen. In einer Demokratie ist es jedoch wichtig, darüber zu streiten, wie ein Thema bewertet wird. Gefährlich wird es, wenn es keinen Konsens mehr gibt, über welche Themen gestritten werden sollte. Wenn eine Gesellschaft keinen gemeinsamen „Themenhaushalt“ mehr hat, wird es schwierig, konstruktiv zu streiten und sich als mündige Bürgerin oder mündiger Bürger eine Meinung zu bilden.
Mit welchen Strategien können Medienhäuser junge Menschen besser erreichen, um Nachrichtenmüdigkeit oder -vermeidung entgegenzuwirken?
Prof. Buschow: Das ist keine Frage, die nur die Medienhäuser betrifft, sondern die die gesamte Branche diskutieren muss. Es braucht die einzelnen Journalistinnen und Journalisten, die sich fragen sollten, welche Art von Journalismus notwendig ist, um Menschen (zurück) zu gewinnen. Es braucht die Verlage, die sich fragen müssen, welche Produktstrategien sie verfolgen wollen. Es braucht die Medienpolitik, die im Bereich der Medienkompetenz mehr Akzente setzen könnte. Auch Medienregulierung könnte eine Rolle spielen. Zum Beispiel: Kann so etwas wie der „Audience Flow“, den wir im Fernsehen gut organisieren konnten, auch in digitalen Umgebungen durch regulative Vorgaben geschaffen werden?
Nicht zuletzt sollte die Wissenschaft eine aktiven Rolle spielen. An meiner Professur verstehen wir Journalismusforschung als transformative Forschung. Wir können nicht nur beobachten, was passiert. Wir müssen mit wissenschaftlichem Wissen unterstützen, den Journalismus in eine gute Zukunft zu führen.
Gemeinsam mit NDR Info organisierst du an der Hamburg Media School eine Fachveranstaltung zum Thema Nachrichtenmüdigkeit. Worum geht es dabei?
Prof. Buschow: Wir laden Medienschaffende, Journalistinnen und Journalisten, Redakteurinnen und Redakteure, aber auch fachlich Interessierte aus allen Bereichen der Branche und darüber hinaus ein, mit uns zu diskutieren, Wege zu finden, wie man Nachrichtenmüdigkeit entgegenwirken kann. Die Veranstaltung ist dreigeteilt. Wir haben zwei Vorträge:
- einen von Prof. Dr. Roman Rusch von der Hochschule Ansbach zum Thema „Auf der Suche nach Lösungen: Konstruktiver Journalismus als Chance. Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen des Ansatzes“ und
- einen von mir unter dem Titel „Das Phänomen der Nachrichtenmüdigkeit und warum der Journalismus neue Ansätze braucht“.
Höhepunkt ist eine Podiumsdiskussion mit Gästen aus Praxis und Forschung. Unser Ziel: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen mit klaren Implikationen und Handlungsideen nach Hause gehen, die sie aktiv nutzen können, um in ihrer eigenen Arbeit neue Wege zu beschreiten, die Menschen mit Journalismus und Nachrichten besser abzuholen.
Wir wollen nichts vorwegnehmen. Aber was können Medienschaffende tun, damit die Menschen wieder Lust haben, journalistische Inhalte zu konsumieren?
Prof. Buschow: 1. Überlegt, wie die Menschen in der digitalen Medienwelt mit euch interagieren, welche direkteren Beziehungen sie zu euch aufbauen wollen. Publikumsorientierung, Publikumsdialog, „User Engagement“, „User Needs“ – das sind wichtige Bausteine.
2. Denkt über Formate und Darstellungsformen nach. Personenmarken, neue journalistische Influencer, neue Genres. Konstruktiver Journalismus, Good News, Kartenjournalismus – das sind nur einige beispielhafte Innovationen, die den Journalismus attraktiver machen können.
3. Denkt darüber nach, wie man Aufmerksamkeit für Nachrichten organisieren kann, ohne dass diese Aufmerksamkeit zunächst auf Nachrichten gerichtet ist. Wie können wir initiale Begegnungen mit Nachrichten schaffen, die dann aber auch zu längerfristigen Beziehungen führen?
Über Prof. Dr. Christopher Buschow

Univ.-Prof. Dr. Christopher Buschow ist Universitätsprofessor für Digitalen Journalismus an der Technischen Universität Hamburg und Leiter des Fachgebiets Digitaler Journalismus an der Hamburg Media School.
Christopher Buschow war wissenschaftlicher Mitarbeiter, Doktorand und später Habilitand am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung (IJK) der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. An der Bauhaus-Universität Weimar wirkte er von 2018 bis 2023 als Juniorprofessor an der Fakultät Medien.
In seiner Forschung befasst sich Buschow schwerpunktmäßig mit Innovationen im digitalen Journalismus sowie mit Unternehmensgründungen in der Medienbranche. Er hat zahlreiche Drittmittelprojekte eingeworben und erfolgreich durchgeführt, unter anderem gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Klaus Tschira Stiftung.

01.10.2024 | Meena Stavesand
Nachhaltigkeit: Mache dich und die Welt fit für die Zukunft
Das Wissen über Nachhaltigkeit und den Klimawandel ermöglicht es uns, Wege zu finden, um besser auf unsere Umwelt aufzupassen und eine Zukunft zu gestalten, die nachhaltig und stark ist. Unsere Lernangebote drehen sich um Abfallwirtschaft, Mobilität, Verkehr, Klimawandel und weitere spannende Themen!
Erneuerbare Kraftstoffe: So fährt die Zukunft
Welche Alternativen gibt es zu fossilen Brennstoffen? Mit dieser und weiteren spannenden Fragen beschäftigt sich das Lernangebot der TU Hamburg. Wir haben jene Kraftstoffen zusammengetragen, die das Potential haben, traditionelle, erdölbasierte Kraftstoffe abzulösen und so zu einer nachhaltigeren Welt beitragen zu können.
Erneuerbare Kraftstoffe
Erneuerbare Kraftstoffe können bereits heute Kraftstoffe auf Erdölbasis ersetzen. In diesem Lernangebot werden ihre Ausgangsstoffe und Herstellungsverfahren vorgestellt.
BioCycle: Aus Abfall wird Energie
Gemüseschalen würden wir normalerweise wegschmeißen. Doch wir können sie umweltfreundlich nutzen. Das Lernangebot der TU Hamburg erklärt den Ansatz von BioCycle. Dabei wird das, was wir als Abfall betrachten, in etwas Wichtiges verwandelt: in Energie und Nährstoffe. Unser Kurs erläutert dir, wie du gezielt zu Hause deinen Müll für eine weitere Nutzung sortierst, wie gescheite Sammelsysteme aussehen und wie aus Essensresten Biogas und Kompost wird.
BioCycle
Food waste is an important component of the "BioCycle," the cycle from food to food waste and back to food. Through proper sorting at home, efficient collection, and conversion into biogas and compost, we can step towards sustainable and renewable energy self-sufficiency and improved soil quality for agriculture, thus completing the cycle. This course unpacks these processes. Not only will you learn about the BioCycle, but you will also be able to experience what you can personally do to close it efficiently.
„CliMap-HEALTH“: So beeinflusst das Klima unsere Gesundheit
Durch eine interaktive Weltkarte erfährst du, wie Klima und Umwelt unsere Gesundheit beeinflussen. Ohne das Wissen zu gesundheitlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen des Klimawandels ist die langfristigen Wahrung unserer Gesundheit nicht zu bewältigen. Das Lernangebot der HAW Hamburg zieht Fallstudien aus dem Jemen oder von den Fidschi-Insel heran, um mehr über wasserbedingte Krankheiten wie Cholera oder durch Mücken übertragbare Erkrankungen wie dem Zika-Virus zu erfahren.
MobilCast: Wandel im Mobilitätssektor
Im Mobilitätssektor wird es in technischer und gesellschaftlicher Hinsicht einen großen Wandel geben. Getrieben wird diese Entwicklung durch Bestrebungen zur Begrenzung von Treibhausgasemissionen, weswegen erneuerbare Energien eine besondere Rolle spielen werden. Der Podcast der TU Hamburg beschäftigt sich mit diesen Entwicklungen im Mobilitätssektor.
MobilCast - Podcast zu »Alternativen Kraftstoffen«
Der Wissenschaftspodcast zum Thema "Alternative Kraftstoffe" - zur technischen Bereitstellung und gesellschaftlichen Bedeutung.
Green Hydrogen: So wichtig ist grüner Wasserstoff
Grüner Wasserstoff ist ein Begriff, der oft auftaucht, wenn es um nachhaltige Energieträger geht. Wie wichtig dieses Green Hydrogen ist, stellt das Lernangebot der TU Hamburg heraus. Darin erfährst du, wie Wasserstoff hergestellt, gespeichert, transportiert und genutzt werden kann und warum grüner Wasserstoff so wichtig für die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare, treibhausgasneutrale Energieträger ist.
Green Hydrogen
Green hydrogen is a key element for a sustainable energy supply. Learn about the production, transportation, storage and use of green hydrogen.
Schule der Folgenlosigkeit: Über den Zustand der Welt nachdenken
Die Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) lädt mit einer App zum spielerischen Selbstversuch ein. Sie richtet sich an alle, die über den Zustand unserer Welt nachdenken und verstehen wollen, wie die eigene Lebenswirklichkeit mit dem Klimawandel, den gesellschaftlichen und politischen Strukturen verbunden ist. Es geht um Aufgaben wie Warten, Entscheidungen abgeben oder Solidarität.
Schule der Folgenlosigkeit
Die Lern-App schafft auf spielerische Weise Situationen, in denen kollaborativ und selbstbestimmt zum Thema Folgenlosigkeit gelernt werden kann.
How to change a running system: Kreatives Storytelling zum Klimawandel
Ein Team aus Wissenschaftler:innen und Selbstständigen aus der Kreativbranche hat sich zusammen getan, um die Story der Energiewende so zu erzählen, dass es Lust macht, sich mit ihr auseinander zu setzen und vielleicht sogar Impulse für das eigene Handeln, in welchem Maße auch immer, zu setzen. Das Lernangebot bündelt den aktuellen Wissensstand mit einem visuellen Konzept, das Spaß machen und Neugier wecken soll.
How To Change A Running System
Wir sind die letzte Generation, die den Klimawandel aufhalten kann. Ein Projekt zum Thema Energiewende und Klimagerechtigkeitskrise!
RUVIVAL: Ein gesunder Boden ist überlebenswichtig
Boden, Wasser- und Ernährungssicherheit sind stark miteinander verknüpft. Gute Bodenqualität, also ein gesunder Boden, ist eine der wichtigsten Grundlagen für die Nahrungsmittelproduktion und damit für unser Überleben. Auf immer weniger Fläche lässt sich Nahrung anbauen, während die Zahl der Menschen auf der Erde weiter steigt. Dies bringt eine besondere Herausforderung mit sich, der wir uns stellen müssen. In unserem Lernangebot „RUVIVAL“ zeigen wir Wissenswertes zu Boden, Wasser und auch Ernährung. Es geht dabei um an Anbau von Lebensmitteln, aber auch um den nachhaltigen, ökologischen Hausbau.
RUVIVAL - Den ländlichen Raum beleben
RUVIVAL produziert frei zugängliche E-Learning-Materialien, die sich mit der Wiederherstellung geschädigter Gebiete und der Schaffung neuer, nicht nur bewohnbarer, sondern auch lebenswerter Räume befassen.
Let’s Talk Climate!: Klimawandel als Belastung für die Menschen
Hitze, Extremwetterlagen, vermehrte Allergien, neuartige Infektionskrankheiten – die Bedrohung unserer Gesundheit durch den Klimawandel ist vielschichtig. Die Zunahme heißer Tage über 30 Grad – insbesondere über einen längeren Zeitraum – stellt eine Herausforderung und Belastung für den Menschen dar. Darum spricht das kostenlose Lernangebot Let’s Talk Climate! der HAW Hamburg vorrangig Studierende der Gesundheitswissenschaften und Public Health sowie Studierende beziehungsweise Auszubildende der Gesundheitsversorgungsberufe wie Pflege- bzw. Pflegewissenschaften, Medizin, Physiotherapie in der tertiären Bildung an. Wer den Kurs durchläuft, erwirbt ein grundlegendes Verständnis zu den direkten und indirekten Einflüssen klimatischer Veränderungen auf die menschliche Gesundheit.
Let’s Talk Climate Action! #1 Wissen und Unwissen im Gesundheitswesen
Unser erster Gesprächspartner ist der Projektkoordinator von KlimaGESUND, Prof. Dr. Walter Leal von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg. Mit ihm habe ich mich zu verschiedenen Klimawandelfolgen auf die Gesundheit der Bevölkerung ausgetauscht und seine verschiedenen Aktivitäten an der Hochschule kennengelernt.
WATTwanderungen: Erlebnislernen an spannenden Orten

Bei den WATTwanderungen in Hamburg der TU Hamburg erwandern wir Orte in und um Hamburg, an denen erneuerbare Energien erzeugt werden. Dort wollen wir uns aus kulturell-künstlerischen und technologischen Perspektiven mit den Chancen und Herausforderungen der Energiewende auseinandersetzen. Watt in seiner Bedeutung als Maßeinheit steht sowohl für die Leistung als auch für das Ziel unserer Wanderungen. Wanderung verstehen wir als gemeinsame Bewegung hin zu neuen Orten der Energieerzeugung, an denen wir spielerisch unsere Gewohnheiten reflektieren und über Alternativen nachdenken wollen.
Auf die Ohren: Unsere Podcasts zu dem Thema Nachhaltigkeit
Biogene Kraftstoffe – Technologien
In der ersten Folge der biogenen Kraftstoffe behandeln wir die Technologien, die zur Bereitstellung der Kraftstoffe in den Verkehrssektor verwendet werden. Hierbei wird zwischen konventionellen und fortschrittlichen biogenen Kraftstoffen unterschieden.
Hamburg hOERt ein HOOU! Nachhaltigkeit und Elektromobilität
Christian Friedrich im Gespräch mit Franziska Wolf und Derya Taser, die an dem HOOU Projekt “Digital Learning and E-Mobility” arbeiten.
4208: Ruth Schaldach – Trinkwasser für Alle
Der Klimawandel und die derzeitige Ressourcennutzung führen zu einer Verknappung von Trinkwasser und Ernteerträgen. Die Zusammenhänge zwischen Erosion, Rückgang der Vegetation, Trockenheit, Wasserknappheit, extremen Wetterereignissen und Armut sind komplex und nicht monokausal.
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Bild: Naja Bertolt Jensen/Unsplash
20.09.2024 | Meena Stavesand
World Cleanup Day: Mehrweg-Challenge für eine saubere Zukunft unserer Welt
Heute ist World Cleanup Day. Weltweit beteiligen sich Millionen von Menschen, um Müll zu sammeln und ein Zeichen gegen Umweltverschmutzung zu setzen. Im Jahr 2023 haben über 19 Millionen Menschen in mehr als 190 Ländern an diesem Tag ihre Stadt und Umgebung „aufgeräumt“. In Deutschland waren es 438.000 Menschen, die über 1.900 Tonnen Müll gesammelt haben. Eine beeindruckende Zahl, die aber auch das Ausmaß unserer Wegwerfgesellschaft verdeutlicht.
Besonders unsere Ozeane sind davon betroffen: Schätzungen gehen davon aus, dass sich mittlerweile zwischen 100 und 142 Millionen Tonnen Müll in den Meeren befinden. Jährlich kommen laut Umweltbundesamt von 2017 bis zu 10 Millionen Tonnen hinzu.
Vor allem Plastikmüll ist ein großes Problem: Wie die Umweltorganisation WWF Deutschland erklärt, bestehen drei Viertel des Mülls im Meer aus Plastik, „konkret gelangen jedes Jahr 4,8 bis 12,7 Millionen Tonnen Plastik in die Meere“, heißt es weiter. Das bedroht nicht nur die Ozeane, sondern auch Tiere und Umwelt massiv.
Veränderung nötig
Die Beseitigung von Müll am World Cleanup Day, der 2024 am 20. September stattfinden wird, ist eine wichtige Sofortmaßnahme, aber eine langfristige Veränderung erfordert eine tiefgreifende Anpassung unseres Wirtschaftens. Hier kommt die Kreislaufwirtschaft ins Spiel – ein Schlüsselkonzept für eine nachhaltige Zukunft, das auch im Mittelpunkt der Mehrweg-Challenge steht, einem neuen Lernangebot der TU Hamburg.
Circular Economy: Ressourcen lange im Kreislauf halten
Die Kreislaufwirtschaft (Circular Economy) zielt darauf ab, Ressourcen lange im Nutzungskreislauf zu halten und den Ressourcenverbrauch zu minimieren. Sie folgt dem Prinzip „Vermeiden, Wiederverwenden und Recyceln“. Dies beginnt bei der Produktgestaltung, bei der die spätere Nutzung des Produktes und seine nachhaltige Herstellung, idealerweise mit erneuerbaren Energien, berücksichtigt werden.
Bei der Produktgestaltung wird auf Wiederverwendbarkeit und Recyclingfähigkeit geachtet, um die Umweltbelastungen am Ende des Produktlebenszyklus gering zu halten und die Recyclingkosten zu minimieren. Geschlossene Materialkreisläufe werden angestrebt. Wiederverwendung und Reparatur spielen dabei eine zentrale Rolle.
Mehrwegplanspiel für Schülerinnen und Schüler
Die Mehrweg-Challenge bringt dieses Konzept direkt ins Klassenzimmer. In einem Planspiel entwickeln Schülerinnen und Schüler der 5. bis 7. Klasse in Teams ein eigenes Mehrwegsystem, das auf den Prinzipien der Kreislaufwirtschaft basiert.
Das Planspiel soll helfen, die Herausforderungen und Vorteile eines nachhaltigen Mehrwegsystems in einem städtischen Umfeld zu verstehen und zu entwickeln. In Gruppen werden verschiedene Szenarien und Systeme entwickelt und präsentiert. Das Ausgangsszenario: Zu viel Müll in der Stadt – das soll sich ändern!
Mehrweg Challenge
Willkommen bei der MehrwegChallenge! In diesem Lernangebot für Schüler:innen der 7. bis 10. Klasse und allen interessierten lernst du das Konzept der Kreislaufwirtschaft anhand von Mehrwegverpackungen kennen. Wir stellen dir verschiedene Mehrwegsysteme vor und erklären die Unterschiede zwischen ihnen. Dabei geht es darum, ein Verständnis für Wiederverwendung zu entwickeln und das Konzept auf andere Lebensbereiche anzuwenden.
Ihr seid Lehrerinnen und Lehrer? Dann ist dieses Planspiel perfekt für euren Unterricht. Ihr seid Schüler:innen? Dann schlagt das Spiel eurer Lehrkraft vor!
Lasst uns gemeinsam an einer Welt mit weniger Müll arbeiten. Mach mit beim World Cleanup Day, bei der Mehrweg-Challenge und darüber hinaus.

Bild: Markus Spiske/Unsplash
19.06.2024 | Meena Stavesand
Klimawandel: Wie uns grüner Wasserstoff bei der Energiewende helfen kann
Anlässlich der bundesweiten „Woche des Wasserstoffs“ beschäftigen wir uns mit der Energiewende. Denn Wasserstoff bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten auf dem Weg zu mehr Klimaneutralität. In unserem Lernangebot „Green Hydrogen“ der TU Hamburg erfahrt ihr, was Wasserstoff eigentlich ist. Außerdem erklären wir euch, welche Rolle Wasserstoff für eine nachhaltige und zukunftsfähige Energieversorgung spielen kann.
In ganz Deutschland öffnen Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen in dieser Woche vom 15. bis 23. Juni ihre Türen, um Einblicke in aktuelle Projekte und Entwicklungen rund um das Thema Wasserstoff zu geben. Besucherinnen und Besucher können an Fachvorträgen, Workshops und Probefahrten mit wasserstoffbetriebenen Fahrzeugen teilnehmen.
Die Veranstaltungen richten sich an Fachleute, Studierende und natürlich alle interessierten Bürgerinnen und Bürger, die mehr über die Potenziale und Herausforderungen der Wasserstofftechnologie erfahren möchten.
Stadtrundfahrt in Hamburg: Auge in Auge mit der Zukunft
Auch in Hamburg beschäftigen sich Expertinnen und Experten mit dem Thema Wasserstoff und möchten ihr Wissen weitergeben. So unterstützen die Norddeutsche Wasserstoffstrategie und das Branchennetzwerk Erneuerbare Energien Hamburg (EEHH) im Rahmen der Wasserstoffwoche die neue Stadtrundfahrt „Auge in Auge mit der Zukunft“ – oder auch HH-Energie-Bus-Tour genannt. Sie erläutert hautnah im Hamburger Hafengebiet alles rund um das Thema Erneuerbare Energien und Wasserstoff. Anmeldungen sind noch möglich!
Green Hydrogen für eine nachhaltige Energieversorgung
Grüner Wasserstoff gilt als großer Hoffnungsträger für die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende und die vollständige Abkehr von fossilen Energieträgern. Politik, Wissenschaft und Industrie sind sich weitgehend einig, dass Wasserstoff in einer Vielzahl von Anwendungen eingesetzt werden kann – und zum Teil auch muss, um ehrgeizige Klimaschutzziele zu erreichen. Im Fokus steht dabei insbesondere der klimaneutral hergestellte grüne Wasserstoff.
Bevor wir uns in dem Lernangebot „Green Hydrogen“ von der TU Hamburg mit den Details der Herstellung und Nutzung von Wasserstoff beschäftigen, diskutieren wir, warum Wasserstoff so wichtig für die Zukunft ist. Wir beginnen mit den Grundlagen:
- Wie genau beeinflussen wir Menschen und unser Handeln das Klima?
- Welche Folgen hat der menschengemachte Klimawandel?
- Warum ist es so wichtig, etwas dagegen zu tun?
Warum ist Wasserstoff der Energieträger der Zukunft?
Dann werfen wir einen Blick auf die Energiewende: Wie weit sind wir gekommen? Welche Herausforderungen liegen noch vor uns? Und vor allem: Welche Rolle kann Wasserstoff dabei spielen? Das Lernangebot „Green Hydrogen“ bietet eine spannende Reise durch die Welt des Wasserstoffs und zeigt, warum er der Energieträger der Zukunft sein könnte.

Vielseitig einsetzbar: Von der energetischen Nutzung bis zu E-Fuels
Ein Kapitel des Lernangebots beschäftigt sich mit den verschiedenen Anwendungen von Wasserstoff, wobei der Schwerpunkt auf der energetischen und stofflichen Nutzung liegt.
- Stoffliche Nutzung: Hier werden die chemischen Eigenschaften des Wasserstoffs genutzt, um mit anderen Elementen zu reagieren und neue Verbindungen zu bilden oder bestehende zu verändern. Wasserstoff wird häufig in der chemischen Industrie und bei der Raffination von Rohöl eingesetzt. Zukünftige Anwendungen könnten in der Stahl- und Kunststoffproduktion liegen.
- Energetische Nutzung: Wasserstoff kann auch zur Erzeugung von Strom und Wärme genutzt werden, indem seine chemisch gebundene Energie umgewandelt wird.
- E-Fuels: Eine interessante Anwendung von Wasserstoff ist die Herstellung von synthetischen Kraftstoffen, den so genannten E-Fuels. Diese werden aus grünem Wasserstoff und Kohlendioxid hergestellt und können ähnlich wie herkömmliche fossile Kraftstoffe zum Beispiel in Flugzeug- oder Lkw-Motoren eingesetzt werden. Während der Wasserstoff zunächst als Ausgangsstoff für die Synthese von E-Fuels dient, wird seine Energie letztlich bei der Verbrennung freigesetzt. Wer mehr über E-Fuels erfahren möchte, kann sich das Lernangebot Advanced Fuels ansehen oder den Podcast MobilCast der TU Hamburg anhören.
Wasserstoffanwendungen im Mobilitätssektor
Wasserstoffbetriebene Fahrzeuge können in nahezu allen Bereichen des Verkehrssektors eingesetzt werden. Elektroautos mit wasserstoffbetriebenen Brennstoffzellen sind eine Möglichkeit, den Individualverkehr auf der Straße ohne den Ausstoß von Treibhausgasen und anderen Luftschadstoffen zu ermöglichen. Diese wasserstoffbetriebenen Fahrzeuge werden seit mehreren Jahrzehnten entwickelt, unterscheiden sich heute in Funktionalität und Komfort kaum noch von fossil betriebenen Fahrzeugen und können auch von Privatpersonen erworben werden.
Wasserstoff in der Industrie
In der Industrie sind fossile Rohstoffe nicht nur Energieträger, sondern auch wichtige Grundstoffe. So werden zum Beispiel Kunststoffe aus Erdöl und Düngemittel aus Erdgas hergestellt. Grüner Wasserstoff könnte hier eine klimafreundliche Alternative bieten.

Eines der wichtigsten Einsatzgebiete für Wasserstoff ist die Stahlproduktion. Normalerweise wird Stahl aus Eisenerz hergestellt, das chemisch mit Sauerstoff verbunden ist. Um den Sauerstoff zu entfernen, wird Koks (aus Kohle) verwendet. Dadurch ist die Stahlproduktion ein großer Verursacher von Treibhausgasen – allein in Deutschland sind es etwa 6 Prozent der Gesamtemissionen. Umweltfreundlicher ist die Direktreduktion mit grünem Wasserstoff.
Wasserstoff für Strom und Wärme
Strom und Wärme verursachen mehr als die Hälfte der gesamten CO2-Emissionen in Deutschland. Wasserstoff bietet eine klimafreundliche Alternative, diese Emissionen zu reduzieren.
Mit grünem Wasserstoff kann auf zwei Arten Energie erzeugt werden:
- durch direkte Verbrennung
- durch Brennstoffzellen
Bei der direkten Verbrennung wird der Wasserstoff einfach verbrannt, um Wärme zu erzeugen. Brennstoffzellen hingegen wandeln die chemische Energie des Wasserstoffs in Strom und Wärme um – und das ohne CO2-Emissionen, wenn grüner Wasserstoff verwendet wird.
Wasserstoff in der Lebensmittelverarbeitung und im Maschinenbau
Ein wichtiges Anwendungsgebiet ist die Prozesswärme. Das ist die Wärme, die bei der Herstellung oder Weiterverarbeitung von Produkten benötigt wird. Fast alle Produkte, die wir täglich verwenden, benötigen an irgendeiner Stelle ihrer Herstellung hohe Temperaturen.
Einige Industriezweige, wie die Lebensmittelverarbeitung oder der Maschinenbau, benötigen moderate Temperaturen unter 500 °C. Andere, wie die Glas- und Keramikherstellung, benötigen sehr hohe Temperaturen von bis zu 3000 °C. Der Großteil dieser Prozesswärme wird derzeit mit fossilen Brennstoffen erzeugt. Grüner Wasserstoff kann hier eine klimaneutrale Alternative bieten.
Informiere dich in unserem Lernangebot, wie die Prozesse genau funktionieren!

Foto: Meena Stavesand
12.06.2024 | Meena Stavesand
Weltpremieren beim Slam: Von nackten Reitern über zerbrochene Nudeln bis hin zu Mathe in der Musik
Was haben nackte Reiter, zerbrochene Spaghetti und ein Instrument mit nur einer Saite gemeinsam? Sie alle waren Teil des ersten Science-and-Art-Slams der HOOU. Vor mehr als 130 Menschen in der Zentralbibliothek der Bücherhallen Hamburg performten die Wissenschaftler:innen und Kulturschaffenden mit einzigartigen Auftritten.
WELTPREMIERE! Moderator Dr. Ronny Röwert geizte am Abend des 31. Mai nicht mit solchen Superlativen – und das zurecht! Denn nicht nur der Science-art-Art-Slam der Hamburg Open Online University an sich war eine Weltpremiere, auch die Slams waren in ihrer jeweiligen Form und der Zusammensetzung ein exklusives Schauspiel (und werden dies wohl bleiben).
Wissenschaftliche Vielfalt
Den mehr als 130 Besucherinnen und Besuchern bot sich also ein außergewöhnliches Event, das sich insbesondere durch seine wissenschaftliche Vielfalt auszeichnete. Denn wenn die HOOU einen Slam organisiert, dann sollen das Publikum auch etwas lernen – dafür steht die HOOU jedenfalls: Bildung für alle. So lautete also auch das geheime Motto des Abends.
Und so kombinierte das Organisationsteam um Dr. Paula de Oliveira Guglielmi einen Auftritt zu Künstlicher Intelligenz (mit kurzeitigem Internetproblem, das Ronny Röwert und Slammer Franz Vergöhl charmant überbrückten, während seine Slammerkollegin Sophie Heins es schnell löste) mit dem Vocalcoaching von Linda Smailus, bei dem die Hamburgerinnen und Hamburger ihre Stimme trainieren konnten.
Harte Töne, sanfte Töne
Außerdem beeindruckten mit ihren Performances Prof. Dr. Anja Steidinger und Julia Stolba in Trenchcoat und Sonnenbrille – mit Prof. Dr. Nora Sternfeld als Stimme aus dem Off, die über nackte Reiter philosophierten, und Tam Thi Pham mit einem besonderen Instrument – der Dan Bau, die aus nur einer Saite besteht, aber trotzdem einzigartige Töne fabriziert.
Zu vergessen sind aber auch nicht Jan Küchenhof, der mit dem Publikum eine Reise in die Welt der Ideenfindung und Produktentwicklung unternahm, und Vincent Dombrowski, der Musik und Mathematik miteinander verband. Klingt komisch? War aber spannend – auch für Menschen, die weniger mit Zahlen umgehen wollen!
Komplexe Themen simpel heruntergebrochen
Was fehlt? Die zerbrochenen Spaghetti! Und für die sorgte Philip Rose, der am Ende auf den Nudelresten auch den Siegerpokal in die Luft heben konnte. Der Wissenschaftler der HAW brachte dem Publikum die Vielseitigkeit von kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff näher – und das war (anders als vielleicht der Begriff an sich) unglaublich interessant. Das lag maßgeblich an Philips humorvoller Art, die Dinge auf ihre Einfachheit herunterzubrechen. Das ist nicht immer die Stärke von Forschenden, die zu einem Thema auch noch promovieren, aber Philip hat das mit Bravour gemeistert – und dafür am Ende den lautesten Applaus eingeheimst.
Natürlich wäre die HOOU nicht die HOOU, wenn auch beim „Applausometer“ Wissenschaft niederschwellig zu sehen gewesen wäre. Goran Lazarevic von der HfMT hatte eigens für den Slam eine Software programmiert, die mithilfe eines Mikrofons sehr genau anzeigte, wie laut der Applaus wirklich war. Und so war auch ohne Zweifel klar, dass sich Philip am Ende durchsetzte – wissenschaftlich belegt!
Leidenschaft für Wissenschaft, Kunst und Kultur
Knappt war es trotzdem. Denn alle Slammer:innen haben eins gezeigt: Sie sind Expert:innen auf ihren Gebieten – und begeistern mit ihrer Leidenschaft für die Wissenschaft, Kunst und Kultur viele Menschen. So auch die über 130 Zuschauerinnen und Zuschauer beim ersten Science-and-Art-Slam der Hamburg Open Online University.
Danke an alle Beteiligten
Wir bedanken uns bei allen Beteiligten, insbesondere bei den Bücherhallen Hamburg als Kooperationspartner, bei Frau Dr. Eva Gümbel, Hamburger Staatsrätin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung, die ein Grußwort sprach, bei Moderator Ronny Röwert und natürlich bei den Slammerinnen und Slammern für die vielen Weltpremieren!

Bild: Thomas Panzau/altonale
29.05.2024 | hoouadmin
Die altonale in Hamburg: "Wir schaffen vielfältige Kulturerlebnisse, die Menschen verbinden"
Heike Gronholz ist die Geschäftsführerin der altonale, die zum ersten Mal in diesem Jahr mit der HOOU und den WATTwanderungen kooperiert. Im Gespräch erzählt die Kulturschaffende, was die altonale auszeichnet, welche besonderen Highlights das Festival bereithält und welche Themen bei dem Orga-Team jedes Jahr im Fokus stehen. Eines davon ist Nachhaltigkeit und Klimaschutz.
Und das ist auch ein Grund für die Kooperation. Denn die WATTwanderungen sind mit ihrem BioGAStmahl am 7. Juni Teil der altonale. Die Verantwortlichen um Axel Dürkop zeigen, wie sich selbst erzeugtes Biogas mit dem Fahrrad von Wilhelmsburg nach Altona bringen lässt. Es geht aber um viel mehr – nämlich um die Frage, ob sich auch in Altona eine Biogasanlage wie in Wilhelmsburg an den Zinnwerken etablieren lässt. Erfahrt nun mehr über die Hintergründe der altonale und was ihr am 7. Juni genau erleben könnt.
Was ist die Mission der altonale?
Heike Gronholz: Die Mission der altonale, das Festival der kulturellen Vielfalt, lässt sich in einem Satz formulieren: Wir schaffen vielfältige Kulturerlebnisse, die Menschen miteinander verbinden. Dabei geht es uns darum, inspirierende und berührende Momente mit den Veranstaltungen auszulösen, die nachhaltig wirken und neue Sichtweisen eröffnen. Dabei sind für uns diese Werte entscheiden:
- kulturelle Vielfalt aufzeigen,
- Partizipation ermöglichen,
- ökologische und soziale Verantwortung übernehmen,
- das Miteinander stärken und
- bewegende Begegnungen schaffen – im sozialen wie auch künstlerischem Sinne.
Wir haben ein Ziel: auf Augenhöhe mit dem Publikum und den Künstler:innen für und mit dem Stadtteil agieren. Das macht den einzigartigen, zugewandten Spirit der altonale aus.

Wie hat sich die altonale seit ihrer Gründung entwickelt und was sind die Highlights ihrer Geschichte?
Heike Gronholz: Die Highlights sind vielfältig. Die altonale feiert in diesem Jahr 25-jähriges Bestehen. Die Stärke der altonale liegt in ihrer von Anbeginn an eingeschriebenen Wandel- und Veränderbarkeit. Keine altonale gleicht der anderen. Im Jahr 1999 hat sich Festival gegründet. Es wurde aus dem Stadtteil heraus unter Beteiligung zahlreicher ansässiger Geschäfte, Unternehmen, Organisationen und Anwohner:innen ins Leben gerufen. Eine bunte Mischung aus Akteur:innen, die gemeinsam den Wunsch hatten, ihren Stadtteil zu stärken und ein Straßenfest zu feiern.
Nach anfänglichen Startschwierigkeiten war das Fest bereits im zweiten Jahr sehr erfolgreich: Es wurden 100.000 Besucher:innen gezählt. Was als überschaubares Straßenfest begann, hat sich zu einem der größten Kulturfeste in Norddeutschland etabliert und nun ist die altonale DAS Festival der kulturellen Vielfalt in der Region geworden.
In 2010 kam die Ausrichtung eines weiteren Festivals für Performances im öffentlichen Raum hinzu, das STAMP-Festival. Ein Festival im Festival. Diese Kunstform, die interventionistische Bespielung urbaner Räume, ist der altonale ein besonderes Anliegen. Öffentliche Räume, wo die Menschen schon sind. Ein Programm aus nahezu allen Kultursparten, wie Bildende Kunst, Literatur, Musik, Film und Theater, wurde in Ergänzung zum Straßenfest geschaffen. Für die Darbietungen wurden außergewöhnliche Räume im Stadtteil gesucht wie leerstehende Lagerhallen, Friseursalons, private Wohnzimmer und vieles mehr. Die Nutzung bestehender, häufig auch nicht-kulturaffiner Räume im Stadtteil, zeichnet das Festival aus.

Wie prägt die altonale den Stadtteil und welche Bedeutung hat sie für das kulturelle und politische Leben in Hamburg?
Heike Gronholz: Ich denke, die altonale hat eine ganz besondere Bedeutung erlangt. Sie ist Modellprojekt für andere Stadtteile oder Städte – besonders in Bezug auf ihre immer schon partizipative Ausrichtung. Lange bevor das Thema „Teilhabe“ en vogue wurde, hat sich die altonale damit beschäftigt, Formate zu entwickeln, die das Publikum beziehungsweise die Menschen im Stadtteil beteiligen und einbinden.
Als Beispiel sei ihr „ALTONA MACHT AUF“ zu nennen – ein Projekt, das von der „theater altonale“ kuratiert und organisiert wird. Bei diesem Projekt studieren Anwohnende etwas Künstlerisches ein und performen es von ihren Balkonen oder aus ihren Fenstern heraus. Es werden Rundgänge zu den teilnehmenden Balkonen und Fenstern organsiert. Dadurch lernen Nachbarn ihre Nachbarn auf ganz neue Art und Weise kennen. Das Format ist seit Jahren äußerst beliebt.
Die jährlich wechselnden europäischen Partnerstädte der altonale haben uns zum Beispiel schon mehrfach nach den Gelingensfaktoren dafür gefragt. Die Stadt Hamburg begegnet der altonale mit viel Wertschätzung für unsere einzigartige Ausrichtung. Für uns gilt in gewisser Weise immer noch der Slogan „Kultur für alle“. Das bedeutet, dass die Teilhabe der Menschen im Mittelpunkt steht. Und das wollen wir auch in Zukunft noch vertiefen: aus Konsument:innen Teilhabende zu machen. Es gibt bei uns keinen festen Eintrittspreis. Für alle rund 180 bis 200 Veranstaltungen gilt „Pay What You Want“.
Außerdem prägen die jeweils aktuellen gesellschaftlichen Geschehnisse das jeweilige Programm. Das zeigt sich zum Beispiel in unserem jährlich wechselnden Schwerpunktthema. Dieses Jahr haben wir das Motto „Transparenz“, 2023 war es „Umbruch“. Wir haben in den vergangenen Jahren verstärkt öffentliche und gesellschaftliche Diskurse aufgegriffen und dafür Gesprächsformate geschaffen. Der Titel dafür ist „altonale Salon“.

Inwiefern spielt Nachhaltigkeit eine Rolle bei der Gestaltung und Durchführung der altonale?
Heike Gronholz: Nachhaltigkeit ist DAS Querschnittsthema der altonale. Es zieht sich durch alle Bereiche und die gesamte Festivalstruktur. Seit etwas 15 Jahren hat es sich Schritt für Schritt zu einem immer bedeutenderen Element entwickelt. Die Mitwirkenden der altonale haben ein gemeinsames Verständnis dafür entwickelt. Es hat lange gedauert, Nachhaltigkeit nicht mehr als ein aufwendiges Nischenthema anzusehen, sondern einzubinden. Den Durchbruch dafür haben wir vor drei Jahren erlangt. Wir haben die Nachhaltigkeitsziele auf uns appliziert. Sind in der Betrachtung des Themas von uns ausgegangen, von unserer Expertise, von dem, was wir schon machen. So wurde es in die entsprechenden Schnittstellen eingeführt, von unten nach oben.
Wir haben uns kleine, leichter erreichbare Ziele gesetzt und jährliche Fokusthemen abgestimmt, wie zum Beispiel Mobilität oder Energie. Das wiederum wird unter vier Gesichtspunkten beleuchtet: sozial, künstlerisch, ökologisch und ökonomisch.
Vor welchen Herausforderungen steht die altonale und wie begegnet das Organisationsteam diesen?
Heike Gronholz: Eine große Herausforderung besteht darin, dieses wesentliche Thema kontinuierlich, über das gesamte Jahr hinweg, zu behandeln. In diesem Jahr konnte wir die dafür eingerichtete Stelle nicht mehr finanzieren, die dafür notwendige Förderung konnte nicht wieder generiert werden. Ein großer Verlust. Es bedarf einer Person, die die Fäden zieht und zusammenhält – und vor allem auch die Kommunikation übernimmt, nach außen und innerhalb des gesamten Teams. Wir merken dieses Jahr, wie schwer es uns fällt, die Bälle zum Thema in der Luft zu halten. Die Entlastung durch eine dafür verantwortliche Person ist unverzichtbar, sowohl das Thema als auch unsere Festivalstruktur ist zu vielschichtig.
Welche Anekdoten oder Momente in der Geschichte der altonale unterstreichen die Einzigartigkeit dieses Events?
Heike Gronholz: In der gesamten 25-jährigen Geschichte gibt es sicher unzählige bemerkenswerte Momente. Ich bin selbst erst seit 2016 dabei, aber mittlerweile auch schon acht Jahre. Ich kann nur von meinen Erfahrungen sprechen. Von den insgesamt über 60 Mitwirkenden (inklusive Produktionshelfer:innen und ehrenamtlich Tätigen) würden sie ganz unterschiedliche Anekdoten hören. Meine ist kurz erzählt: Ich stehe am Festivalzentrum im Park am Platz der Republik und eine junge Frau und ihr Mann kommen auf mich zu. Sie strahlen mich an und erzählen mir, dass sie in der Nähe des Parks wohnen und sich wochenlang auf die altonale gefreut haben – auf das ungezwungene, leichte Zusammensein mit anderen, auf das entdeckungsreiche Programm und auf viele überraschende Momente, die sie berühren und ins Gespräch bringen. Ich sehe die beiden seit fünf Jahren immer wieder, immer mit diesem Strahlen im Gesicht.
Auf welche Weise trägt die altonale zur kulturellen Vielfalt Hamburgs bei?
Heike Gronholz: In allem, was wir tun – wir sind ja DAS Festival der kulturellen Vielfalt. Unser Programm setzt sich aus allen Genres zusammen, unsere außergewöhnlichen Spiel- und Aufführungsorte sind über den gesamten Stadtteil verteilt, unsere Künstler:innen kommen sowohl aus Altona und Hamburg als auch aus unterschiedlichen europäischen Ländern (lokal und zugleich international). Unsere Netzwerk- und Kooperationspartner:innen sowie Sponsor:innen setzen sich aus vielen zivilgesellschaftlichen Organisationen und Unternehmen zusammen. Hier einige Zahlen dazu: 30 Unternehmen, die uns unterstützen, 150 Partner:innen (NGOs und Vereine). Unser Publikum kommt aus Altona, ganz Hamburg und dem Umland – es ist so vielfältig wie der Stadtteil selbst. Am Festivalzentrum sind alle Altersstufen vertreten. Unser Kernteam ist mittlerweile recht divers – aber es gibt natürlich immer Luft nach oben.
Wie hat sich die altonale im Laufe der Jahre verändert und angepasst, um gesellschaftliche Entwicklungen zu reflektieren?
Heike Gronholz: Wir haben diskursive partizipative Formate entwickelt, zum Beispiel im vergangenen Jahr mit der Geheimen Dramaturgischen Gesellschaft. Wir führen öffentliche moderierte Gespräche mit Aktivist:innen wie Kübra Gümüsay oder Buchautor:innen wie Hendrik Cremer zu seinem jüngst veröffentlichten Buch „Je länger wir warten, desto mehr Mut werden wir brauchen. Wie gefährlich die AfD wirklich ist.“
Vor Corona hatten wir eine Art World-Cafe im Thalia in der Gaußstraße. Dort haben wir auf Augenhöhe mit den Gästen Unterthemen unseres jeweiligen Mottos diskutiert wie Grenzen oder Reichtum. Unser Jahresmotto spornt uns an und zieht sich wie ein roter Faden durch viele Programmpunkte.
Welche gesellschaftlichen Entwicklungen waren besonders prägend?
Heike Gronholz: Corona war natürlich prägend – und alle derzeitigen Krisen beschäftigen uns sehr. Allem voran die Umweltzerstörung und auch ganz besonders der erstarkende Populismus und Rechtsextremismus sowie die autokratisch geführten Regierungen in Europa und weltweit. Hinzu kommen der unfassbare Ukraine-Krieg und die heftige Radikalisierung des Nahost-Konfliktes. Es ist der immer weiter aufkeimende Rechtsextremismus, der uns antreibt, uns für eine freiheitliche und parlamentarische Demokratie, wie wir es nur irgendwie können, einzusetzen. Wir sind von Beginn an Teil der Initiative DIE VIELEN und aktuell ihrer Kampagne „Shield and Shine“. Angesichts der Wahlen in Europa und im Bezirk am 9. Juni haben wir uns der Bewegung „GoVote“ angeschlossen. Wir nehmen mit unserem Programm direkt Bezug auf die politische Situation.

Wie geht die altonale mit der Digitalisierung um und welche neuen Formate sind daraus entstanden?
Heike Gronholz: Während Corona im Jahr 2021 ist eine komplett neue Streaming-Produktion entstanden: altonale circus digital. Das war Performance, Interview, Musik aus der Küche, Gespräch über die deutsch-dänische Grenze hinweg, Kunst aus dem Wohnzimmer, Superheld:innen, Astronaut:innen und ein Hai, der durch einen brennenden Reifen sprang. Mit diesem neu entwickelten und inszenierten Format sind wir für uns ungewohnte digitale Wege gegangen: An acht Abenden wurde eine 60-minütige, eigenproduzierte und außergewöhnliche Show mit sehr tollen Talkgästen im Streaming-Format ausgestrahlt. Die Show bestand aus wiederkehrenden Elementen und Leitmotiven, wie kurzen VoxPop-Clips zum Thema „Systemrelevanz“, Beiträgen der altonale-Kultursparten und Interviews zu aktuellen kulturellen und sozialen Themen.
Diese Produktion hat uns um so viele Erfahrungen reicher gemacht und vieles, technisch als auch inhaltlich, gelehrt – auch, was es bedeutet, zu „scheitern“. Die Produktion war gut und schlecht zugleich und deswegen wieder gut. Eine irre Erfahrung.
Gibt es Partnerschaften oder Kooperationen, die für die altonale besonders fruchtbar waren oder neue Impulse gesetzt haben?
Heike Gronholz: Ja, zum Beispiel die Kooperation mit foodsharing e.V., Fridays for Future, GREEN EVENTS Hamburg, SoliSolar e.V., KEBAP Energiebunker, Amnesty Hamburg, Ecomove International e.V., Christianskirche, Thalia Theater Gaußstraße, Altonaer Museum, Lichtmeß-Kino, Stadtkultur Hamburg e.V., Clubkombinat Hamburg e.V., Kurzfilmfestival Hamburg, HfbK Hamburg und natürlich mit der HOUU… Mit vielen dieser Institutionen verbindet uns eine langjährige Zusammenarbeit. Wir haben Projekte gemeinsam erarbeitet, Formate ins Leben gerufen sowie Inhalte und Veranstaltungen ausgetauscht.

Am 7. Juni findet ein Event statt, das die altonale mit den WATTwanderungen der HOOU verbindet. Worum geht es genau?
Heike Gronholz: Wir freuen uns immer über neue Kooperationen wie im Juni mit der HOOU und den WATTwanderungen. Das Thema Nachhaltigkeit liegt uns am Herzen, so dass wir direkt begeistert von der Initiative der BioGAStmahle waren. Darum laden wir zum Parkour für eine bessere Welt ein. Mit einem Fahrrad-Korso, bei dem wir eigens produziertes Biogas in Säcken von Wilhelmsburg nach Altona bringen, und einem anschließenden BioGAStmahl. Außerdem gibt es künstlerische Interventionen und vieles mehr! Gemeinsam mit den Besucher:innen und vielen Freiwilligen schnibbeln wir ein Festmahl aus geretteten Lebensmitteln und kochen zum ersten Mal mit Biogas. Und es gibt eine zukunftsweisende Vision: Wie wäre es, eine nachbarschaftlich betriebene Biogasanlage in Altona zu betreiben? Was in Wilhelmsburg gelingt, würde doch auch nach Altona passen! Es wird also spannend am 7. Juni.
Du interessierst dich für die WATTwanderungen der TU Hamburg und der HOOU und möchtest auch wissen, was es mit dem BioGAStmahl im Rahmen der altonale auf sich hat? Dann findest du auf wattwanderungen.hoou.tuhh.de alle Informationen.

Bild: Alfonso Scarpa
28.05.2024 | Meena Stavesand
Ideenfinder und Problemlöser: Jan Küchenhof slammt über ein Ärgernis, das jeder kennt
Als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand an der TU Hamburg ist es Jan Küchenhof nicht fremd, vor einem Publikum zu stehen. An einem Slam hat er allerdings noch nie teilgenommen. Mit uns spricht er darüber, was er beim ersten Science-and-Art-Slam der HOOU am Donnerstag, 30. Mai, plant und wie er die Zuschauer:innen begeistern möchte. Dabei geht es vor allem um ein Problem, über das sich viele Menschen tagtäglich ärgern.
Beim Science-and-Art-Slam verschmelzen komplexe wissenschaftliche Themen mit künstlerischen Ausdrucksformen. An diesem Abend steht die Unterhaltung im Vordergrund. Und so reicht die Vielfalt der Beiträge von wissenschaftlichen Vorträgen über künstlerische Performances bis hin zu multimedialen Präsentationen, die die Breite und Tiefe der HOOU-Themen widerspiegeln.
Der Science-and-Art-Slam ist mehr als eine reine Wissensvermittlung – er ist ein interdisziplinärer Dialog und ein inspirierender Treffpunkt für alle, die sich für die Verbindung von Wissenschaft und Kunst begeistern. Moderiert wird der Abend von Ronny Röwert, der mit Charme und Fachwissen durch das Programm führt.
Letzter Schliff für den Auftritt
Am 30. Mai bittet Ronny auch Jan Küchenhof auf die Bühne. Der wissenschaftliche Mitarbeiter der TU Hamburg ist überzeugt, dass jeder Mensch Ideen hat und dass man Kreativität lernen kann. Mit seinem kostenlosen Lernangebot „Collaborative Ideation“ hat er gezeigt, wie wir gemeinsam Ideen für komplexe und gesellschaftlich relevante Probleme finden und entwickeln können.
Genau dieses Thema möchte Jan beim Science-and-Art-Slam aufgreifen – und mit dem Publikum in Interaktion treten. „Ich freue mich sehr auf den Austausch mit dem Publikum und auf die Reaktionen auf meinen Slam“, erzählt Jan, bei dem sich die Aufregung zwei Tage vor der Veranstaltung noch in Grenzen hält.
Derzeit feilt er nach einem Coaching an seinem Auftritt, gibt dem Konzept den letzten Schliff und wird dann noch ein wenig üben. Vor dem Spiegel? „Ja, das ist der Plan“, sagt er – und lacht.

Das Problem begegnet uns täglich
Mit Julia Offe, die schon viele Science-Slams organisiert hat, unter anderem in Hamburg, hat Jan im Vorfeld über sein Konzept gesprochen. Es sei ein bisschen auf den Kopf gestellt worden, erzählt Jan, aber jetzt könne er ein Skript schreiben und alles ausarbeiten. „Julia hat mir vor allem dabei geholfen, das richtige Problem anzusprechen, mit dem die Zuschauer:innen auch schnell etwas anfangen können.“
Und so geht es in seinem Slam um ein Ärgernis, das eigentlich jeder kennt und das uns immer wieder begegnet. Was genau das sein wird, verraten wir natürlich noch nicht. Nur so viel: Jeder wird sich angesprochen fühlen – egal aus welchem Blickwinkel.
Schnell sein: Letzte Tickets sichern
Es sind nur noch wenige Plätze frei. Kurzentschlossene, die am Donnerstag, 30. Mai, von 17.30 bis 20.30 Uhr in der Zentralbibliothek der Bücherhallen Hamburg dabei sein wollen, müssen also schnell sein. Kostenlose Anmeldungen sind noch bis zum 29. Mai möglich.
Das vollständige Programm finden sich hier. Der Science-and-Art-Slam ist eine Kooperation der Hamburg Open Online University und der Bücherhallen Hamburg.

Midjourney; KI-generiert
01.05.2024 | Meena Stavesand
Klimaparlament: Deine Stimme für die Wesen und Unwesen auf unserem Planeten
Beim Klimaparlament, das wir im Rahmen der WATTwanderungen der TU Hamburg organisieren, wollen wir Wesen und Unwesen Gehör verschaffen, die keine Stimme haben. Denn nicht immer soll der Mensch über alles entscheiden, was unseren Planeten betrifft.
Was denken eigentlich die Tiere im Tierpark Hagenbeck über den Klimawandel? Sehnen sie immer längere Hitzeperioden herbei? Finden sie den Klimawandel also möglicherweise sogar gut? Wir wissen es nicht, weil wir sie nicht fragen können. Leider. Denn wir, die Menschen, treffen zum einen mit unseren Handlungen, zum anderen aber auch in der Politik Entscheidungen, die enorme Auswirkungen auf die Tiere haben. Warum eigentlich? Gibt es nur diesen einen Weg?
Flora, Fauna und Co. eine Stimme geben
Wie wäre es, wenn wir den Spieß einmal umdrehen und die Wesen zu Wort kommen lassen, die unseren Planeten zum Großteil besiedeln? Die Menschen sind das nämlich nicht. Sie nehmen nur einen sehr geringen Teil der Biomasse auf der Welt ein. Pflanzen (mit großem Abstand) und Bakterien sind in dem Ranking der Biomasse auf den Plätzen eins und zwei.

Menschen schlüpfen in andere Rollen
Also wie wäre es, wenn wir für die sprechen, die gar keine Stimme haben, weil sie als Pflanzen, Flüsse, Gebilde, Gebäude oder andere (Un-)Wesen existieren. Um ihnen Gehör zu verschaffen, gibt es das Klimaparlament. Das ist eine Zusammenkunft von Botschafter:innen der besonderen Art. Die Teilnehmenden sind Menschen, aber schlüpfen dann in eine neue Rolle.
In Workshops recherchieren sie alle Informationen zu ihrem (Un-)Wesen, entwickeln Standpunkte und kämpfen für das Recht ihres (Un-)Wesens. „Um die Standpunkte wirklich gut zu vertreten, muss man sich in das Wesen oder Unwesen einfühlen, man muss es verstehen, durchdringen sozusagen“, erklärt Amelie Hensel, die mit Steffen Lars Popp 2015 das Klimaparlament als erste Idee entwickelt hat. Zum Team stießen Judith Henning, Annette Haunschild und Christoph Rothmeier hinzu. 2020 fanden in Hamburg drei Gründungsversammlungen statt und 2022 in Frankfurt eine zweite Ausgabe.
Drei Workshops und eine Parlamentssitzung
Gemeinsam mit der HOOU, den WATTwanderungen der TU Hamburg, dem Klimaparlament und den Hamburger Bücherhallen wird es im Mai und Juni in drei Workshops und einer abschließenden Parlamentssitzung die Möglichkeit geben, die eigene Perspektive zu wechseln. In den Workshops geht es darum, welche Rolle man einnehmen möchte. Dann fühlen sich die Teilnehmenden in ihr (Un-)Wesen ein, indem sie alle Informationen dazu sammeln und Standpunkte entwickeln. „Außerdem basteln wir Kostüme für das (Un-)Wesen, die die Teilnehmenden beim Abschlussevent im Idealfall auch tragen. Wir möchten damit alle Sinne ansprechen. Denn je mehr Sinne eingebunden werden, desto besser versteht man das (Un-)Wesen und ist als Botschafter:in eher bereit, im Alltag klimagerechter und empathischer zu handeln“, erklärt Amelie Hensel.

„Veranschaulichen lässt sich das beispielsweise beim Thema Smog“, ergänzt Judith Henning. „Wenn Menschen Smog einmal erlebt haben, wissen sie genau, wie schlimm dieser für den Alltag, das Leben und die Gesundheit ist. Diese Art des Einfühlens möchten wir auch bei den Botschafter:innen erreichen, die für ein (Un)Wesen sprechen.“ Denn: „Jeder, der ein (Un-)Wesen vertritt, muss auch für den Wandel bereit sein und Empathie aufbringen“, sagt Henning weiter. Es gehe darum, die eigene Rolle (also die des Menschen) aufzugeben und ausschließlich für das (Un-)Wesen zu agieren.
So funktioniert das Klimaparlament
Doch wie läuft das Ganze ab? Wer Lust, Zeit und Interesse hat, etwas Neues auszuprobieren, ein Wesen oder Unwesen besser kennenzulernen oder vielleicht schon eines im Kopf hat, für dessen Belange er oder sie brennt, für den finden im Mai und Juni drei Workshops und eine Parlamentssitzung statt.
Das sind die Termine:
- Workshop 1: Samstag, 11. Mai, 11 bis 17 Uhr, Zentralbibliothek der Hamburger Bücherhallen
- Workshop 2: Samstag, 25. Mai, 11 bis 17 Uhr, Zentralbibliothek der Hamburger Bücherhallen
- Workshop 3: Samstag, 1. Juni, 11 bis 17 Uhr, Zentralbibliothek der Hamburger Bücherhallen
- Parlamentssitzung: Sonntag, 2.6., 13 bis 16 Uhr, Kulturdeck des Oetinger Verlags
Wer sich für eine Teilnahme am Klimaparlament interessiert, sollte sich idealerweise für alle vier Termine Zeit nehmen. Die Arbeit der Workshops baut aufeinander auf, Ausnahmen sind aber möglich.
Aus Mensch wird Bakterium
In den Workshops suchen sich die Teilnehmenden ihre Rolle, beschaffen sich Expertenwissen und entwickeln ihre Positionen. Mit all diesen Informationen schreiben sie dann unter Anleitung eine Rede, die sie bei der Parlamentssitzung vortragen, um die Bedürfnisse ihres (Un-)Wesens bestmöglich wiederzugeben. Darüber hinaus basteln die Teilnehmenden passende Kostüme, die die Rolle widerspiegeln. Aus Mensch wird Bakterium oder Fluss oder Staudamm oder oder oder . . .

Nach Schreiben und Basteln geht es ans Feintuning. Es kommt ein stimmiger Sound dazu, den Sounddesigner Christoph Rothmeier mit den Teilnehmenden kreiert. Am Ende steht dann die kurze, stimmungsvolle Performance während der Parlamentssitzung.
Debatten und Beschlüsse
Aber es soll nicht bei den Reden bleiben. Wünschenswert wäre eine Debatte, die alle Standpunkte inkludiert und die letztlich auch Beschlüsse nach sich zieht, um ein gerechteres Zusammenleben auf diesem Planeten zu erreichen. Denn diese Beschlüsse sollen an den Hamburger Senat übergeben werden. „Die Politik soll diese in aktuelle Entscheidungen mit einbeziehen“, erklärt Amelie Hensel. „Aber es geht uns auch darum, dass sich Menschen mit dem Thema Klima auf eine neue Art vertraut machen, die Perspektive wechseln und für andere Wesen oder Unwesen sprechen.“
Kreative Übungen und Hilfestellungen für die Arbeit
Teilnahmevoraussetzungen gibt es keine. „Man sollte Lust haben, sich mit neuen Themen zu beschäftigen“, sagt Judith Henning. Obwohl eine Rede geschrieben werden soll, muss man keine große Schreibvorerfahrung mitbringen. „Wir helfen mit kreativen Übungen und Anleitungen“, sagt Amelie Hensel. Auch die deutsche Sprache sei nicht obligatorisch. Wer einen Beitrag auf Englisch halten möchte, sei herzlich eingeladen. Es gab sogar schon eine Rede in elbischer Sprache, erzählen die Initiatorinnen.

Mitmachen können alle, die . . .
- Lust auf einen Perspektivwechsel haben,
- sich für ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Rolle interessieren,
- bereits Expertenwissen mitbringen,
- sich mit anderen zum Thema Klima(wandel) austauschen wollen,
- sich in einem Verein oder einer Initiative engagieren, die sich mit bestimmten Themen, Rollen, Wesen oder Unwesen befassen,
- älter als 10 Jahre alt sind.
Diese Wesen und Unwesen könntest du im Klimaparlament vertreten
Das klingt dir alles noch zu abstrakt? Dann haben wir hier ein paar Ideen, die bei vorherigen Klimaparlamenten in Hamburg und Frankfurt am Main umgesetzt wurden oder die das Team im Kopf hat:
- Wie viel Müll wird eigentlich beim Hafengeburtstag oder beim Dom in die Stadt getragen und was passiert damit? Man könnte die Perspektive der Straße einnehmen, des Mülleimers, des Mülls an sich oder auch des Hafengeburtstags.
- Wie viele Glühwürmchen gibt es in Hamburg, in Deutschland und generell auf der Welt noch? Wo schwirren sie herum? Warum sieht man sie immer seltener?
- Wie geht es dem Stint in Hamburg? Dem kleinen Fisch macht die Elbvertiefung zu schaffen – sein Bestand ist nur noch gering. Welche Perspektive lässt sich hier einnehmen?
- Was macht der Schierlings-Wasserfenchel, der insbesondere in der Tide-Elbregion vorkommt? Welche Perspektiven passen dazu?
- Wespen, Bienen, Schmetterlinge und alles, was herumschwirrt, bieten auch jede Menge Blickwinkel.
- Wie steht’s um die Köhlbrandbrücke? Was bedeutet der Abriss und Neubau für die Brücke, für die Umgebung, fürs Wasser, für den Hafen? Was wären die Alternativen? Gibt es sie?
Das sind nur ein paar Ideen – welche hast du? Wir freuen uns, wenn du zu unserem Klimaparlament inklusive spannender Workshops kommst!
Weitere Informationen und die Anmeldung findest du bei den Bücherhallen.

Titelbild: Jason Goodman/Unsplash
28.03.2024 | Meena Stavesand
KI und Ethik: „Wir müssen bei Innovationen interdisziplinäre Teams bilden“
„Code is law“ ist ein bekanntes Zitat von Lawrence Lessig, einem Tech-Vordenker aus den USA. Entwickler:innen haben durch ihren Code die Macht über Gesetzmäßigkeiten und lassen so auch ihre Wertvorstellungen in die Software einfließen. Das ist ein Grund, warum es eine ethische Betrachtung von Technologie geben muss. Axel Dürkop, Experte der TU Hamburg, erklärt im Interview, warum wir interdisziplinäre Teams brauchen und was aus ethischer Sicht bei dem bekannten KI-Tool ChatGPT schiefgelaufen ist.
Axel, wie bist du privat und beruflich in der letzten Zeit mit technologischen Innovationen in Berührung gekommen?
Axel Dürkop: Privat habe ich mir im letzten Jahr ein Balkonkraftwerk an die Wand geschraubt. Es ist faszinierend, am Stromzähler direkt zu sehen, wie viel Energie die Sonne an meiner Hauswand spendet. Das Thema Erneuerbare Energien habe ich dann auch bei unseren WATTwanderungen mit verschiedenen Veranstaltungen wie einem Workshop, bei dem die Teilnehmenden die Technik hinter einem Balkonkraftwerk verstehen, oder einem Kinoabend am KulturEnergieBunker – realisiert durch Energie, die wir vorher in einer Biogasanlage an den Wilhelmsburger Zinnwerken selbst herstellten und nach Altona gebracht haben.
Ansonsten diskutiere ich in einer Informatik-Veranstaltung mit angehenden Berufsschullehrkräften die Gestaltbarkeit von Künstlicher Intelligenz. Wir setzen uns dabei praktisch mit KI auseinander – aber jenseits von ChatGPT oder Prompting. Mir geht es in der Veranstaltung um die Frage: Wie können wir für KI ethische und gesellschaftlich relevante Implikationen schaffen? Als Beispiel: Wir beschäftigen uns mit einer automatisierten Moderation von Hasskommentaren auf Social Media und diskutieren dabei Klassifikationen von Hatespeech.
Künstliche Intelligenz und Ethik sind zwei wichtige Stichwörter. Aktuell wird diskutiert, wie wir ethisch mit KI umgehen. Wie kann beides miteinander kombiniert werden?
Axel Dürkop: Im Idealfall klären wir ethische Fragestellungen zu einer neuer Technologie wie ChatGPT und Co. vor der Entwicklung. Sie lassen sich aber auch begleitend diskutieren. Wir sollten die Ethik aber nicht nachschalten. Denn: Code is law – also Code ist Gesetz. Das sagte US-Tech-Vordenker Lawrence Lessig Anfang dieses Jahrtausends. Das heißt: Die Wertevorstellungen der Entwickler:innen fließen in die Software. Wer den Code kontrolliert, hat sozusagen die Macht über Gesetzmäßigkeiten. Da braucht es eine ethische Begleitung.
Wie lässt sich das realisieren?
Axel Dürkop: Wir wissen jetzt: Bei ChatGPT hat das Zusammenspiel von Softwareentwicklung und Ethik nicht gut geklappt. OpenAI, das Unternehmen hinter dem Chatbot, hat für die Entwicklung Menschen im Globalen Süden ausgebeutet – das wäre mit einer vorgeschalteten oder begleitenden Ethik-Debatte vielleicht besser gelaufen. Es ist also wichtig, dass wir bei technologischen Innovationen interdisziplinäre Teams bilden, in denen Entwickler:innen und Ethiker:innen zusammenarbeiten.
Wie könnte eine Zusammenarbeit aussehen?
Axel Dürkop: Wenn eine Innovation wie beispielsweise ChatGPT entwickelt wird, sind dann auch Ethiker:innen an diesem Prozess beteiligt. Bei den Diskussionen, wie die Technologie oder die Software aufgebaut wird, wie sie funktionieren und wie das Qualitätsmanagement und auch das Testing aussehen soll – das sind Fragen, die auch einer ethischen Reflexion bedürfen. Dafür gibt es bestimmte Frameworks, die man heranziehen kann. Ich halte das von Sebastian Hallersleben (und weiteren) für besonders sinnvoll und belastbar. Darin gibt es sechs Kriterien, anhand derer wir eine Technologie beurteilen können.
- Transparenz
- Verantwortlichkeit
- Privatsphäre
- Recht
- Sicherheit
- Nachhaltigkeit
Mit diesem Framework zum Beispiel lassen sich die Wertvorstellung einer Technologie diskutieren. Das Interessante daran ist, dass wir je nach Technologie Abstufungen bei den einzelnen Punkten machen können. Bei Technik in der Landwirtschaft ist Privatsphäre nicht so entscheidet wie etwa beim Einsatz in der Medizin, wo es um vertrauensvolle Daten geht. Außerdem ist auch das Thema Nachhaltigkeit aufgegriffen, was wir nicht mehr vernachlässigen dürfen. Heutige Technologie wie etwa ChatGPT benötigt Unmengen an Kühlwasser – das können wir in unserer Bewertung nicht ignorieren. Das Framework bietet daher einen idealen Leitfaden.
Wird deiner Meinung nach aktuell genug über ethische Fragen bei Technologie gesprochen?
Axel Dürkop: Bei ChatGPT haben wir das, wie bereits gesagt, versäumt, vorher darüber zu diskutieren. Aber klar ist auch, dass eine (ethische) Regulierung mit dem technologischen Fortschritt nicht mithalten kann. Da ist Eile mit Weile geboten. Meiner Meinung nach hat der Deutsche Ethikrat eine gute Ausgangsbasis geschaffen. Generell müssen wir dahinkommen, dass wir auch in unseren Studiengängen zu Technik und Ingenieurwissenschaften das Thema Ethik von Anfang an mitdenken. Ethik gehört ins digitale Zeitalter. Darum haben wir an der TU Hamburg mit Prof. Dr. Maximilian Kiener einen Juniorprofessor für Ethik in Technologie. Das Thema gehört in unsere Ausbildungen.
Aber das sollte keine rein akademische Diskussion bleiben. Alle Menschen haben Sorgen und Befindlichkeiten, die wir ernstnehmen müssen. Wir müssen daher den Diskurs auch außerhalb der Hochschulen führen. Die Menschen sollen mitgestalten, ihre Fragen einbringen. Das war ein Grund, warum wir an der TU Hamburg das HOOU-Lernangebot „tekethics“ gestartet haben. Noch vor der Corona-Pandemie haben wir regelmäßige Treffen in den Hamburger Bücherhallen veranstaltet, um mit Bürger:innen über ethische Herausforderungen bei Künstlicher Intelligenz zu diskutieren. Wir möchten dieses Thema auch im nächsten Jahr aufgreifen: Maximilian Kiener wird sich 2024 in einem neuen HOOU-Lernangebot mit ethischem Design von KI beschäftigen. Das wird sehr spannend!
Wer sich für das Thema Ethik und KI interessiert, kann sich die aktuellen Vortragsmaterialien von Axel Dürkop anschauen. Hier gibt es auch weiteres Material von ihm – unter anderem zu dem Thema „Souverän mit KI umgehen“.