21.10.2024 | Katrin Schröder

Warum Musikpädagogik unbedingt wissenschaftlich abgesichert sein muss

„Was heisst Wissenschaft im Kontext der Musikpädagogik?“ Diese ständig neu gestellte Frage behandelt Prof. Dr. Bernd Clausen (Siegen) im Gespräch mit Prof. Dr. Hans Bäßler (Hamburg) und kommt zu dem ernüchternden Ergebnis, dass zwar erste Überlegungen seit den 1960er Jahren nicht zuletzt auch an der Hochschule für Musik und Theater angestellt und reflektiert wurden. Doch ist dieser Prozess bis heute nicht abgeschlossen, obwohl in unmittelbar nachfolgenden Jahren daraus hätten Schlüsse gezogen werden können.

14.10.2024 | Katrin Schröder

Der Hamburger Weg: Innovative musikpädagogische Reformen im Kontext von Strukturen

Kann die Musikpädagogik Ausbildungspolitik beeinflussen oder gar verändern? Im Gespräch mit Prof. Dr. Bernd Clausen (Siegen) diskutiert Prof. Dr. Hans Bäßler (Hamburg) die Frage, die sich die konkreten grundsätzlichen Überlegungen einer innovativen Musikpädagogik dann als realisierbar erweisen, wenn sie einzelne Positionen für ihre konkrete Umsetzung mitdenken. Lassen sich Erfahrungen von vor über 50 Jahren noch heute anwenden? Das Gespräch bezieht sich insbesondere auf die Arbeiten des damaligen Leiters der Hamburger Musikhochschule, Prof. Dr. Hermann Rauhe.

Auf dem Bild ist ein roter Teddybär mit Mundschutz zu sehen.

Bild: Volodymyr Hryshchenko/Unsplash

30.09.2024 | Meena Stavesand

Klänge im Kinderkrankenhaus: So nimmt man kleinen Patienten die Angst

Das neue Kinderkrankenhaus in Helsinki hat eine spezielle, beruhigende Klanglandschaft. Die Geräuschkulisse ist in den Wartebereichen, in ausgewählten Korridoren, im Parkhaus und in den Aufzügen zu hören. Sie ist fester Bestandteil der Innenausstattung der Institution und soll den kleinen Patientinnen und Patienten die Anspannung und Angst nehmen oder sie zumindest reduzieren.

Im Rahmen der Open Lectures zu dem HOOU-Angebot „Healing Soundscapes“ wird Antti Ikonen am 16. Oktober zu „Friendly Sounds in Children’s Hospital“ sprechen und auch auf das oben genannte finnische Kinderkrankenhaus eingehen. Im Vorfeld seines Vortrags hat uns Antti Ikonen drei Fragen zu seiner Arbeit und seinen Forschungen beantwortet. Das Interview wurde auf Englisch geführt. Unten findet sich eine deutsche Übersetzung.

Die kostenlose Veranstaltung für alle Interessierten findet am 16. Oktober von 18 bis 19.30 Uhr im ligeti zentrum in Hamburg-Harburg statt. Um eine Anmeldung wird gebeten. Was die Besucherinnen und Besucher genau erwartet, erklärt Antti Ikonen im Gespräch:

Explain the topic of your presentation to a ten-year-old child in a few words.

Antti Ikonen: Some years ago a completely new hospital for children was built in Helsinki, Finland. We have placed loudspeakers all over the hospital to play happy sounds for the visitors of the hospital. The sounds are soft and quiet but if you listen carefully, you can hear them. We have asked hospital visitors their opinions, and children and their parents have told that they like the sounds a lot.

Why is this topic important to you and what value does it have for people?

Antti Ikonen: I have worked for decades with music and sounds as a performer, composer, designer, producer and university teacher, and recently also as a researcher. Both the positive and the negative effects of sounds as well as their huge potential in all kinds of media and design are self-evident to me. Our research shows that the visitors of the hospital enjoy and appreciate the designed soundscape a lot. I hope I will be able to share my experience and knowledge and collaborate with new people and institutions so that this project would continue in the future as well.  

What is your motivation for taking part in the Open Lectures Healing Soundscapes as a speaker?

Antti Ikonen: It was an honour to be invited to participate the lecture series. I’m looking forward to answering questions and also meeting composers, designers, researchers and other experts in related fields who are interested in similar topics and potential collaboration.  

Anführungszeichen in den Farben des HOOU-Themes
Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Besucherinnen und Besucher des Krankenhauses die gestaltete Klanglandschaft sehr genießen und schätzen.
Antti Ikonen

Deutsche Übersetzung des Interviews

Wie erklärst du einem 10-jährigen Kind in wenigen Worten das Thema deines Vortrags?

Antti Ikonen: Vor einigen Jahren wurde in Helsinki, Finnland, ein ganz neues Kinderkrankenhaus gebaut. Überall im Krankenhaus wurden Lautsprecher installiert, um die Besucherinnen und Besucher mit fröhlichen Klängen zu unterhalten. Die Klänge waren sanft und leise, aber wenn man genau hinhörte, konnte man sie hören. Wir haben die Besucherinnen und Besucher des Krankenhauses nach ihrer Meinung gefragt und die Kinder und ihre Eltern haben uns gesagt, dass sie die Klänge sehr mögen.

Warum ist dieses Thema für dich wichtig und welchen Wert hat es für die Menschen?

Antti Ikonen: Ich arbeite seit Jahrzehnten mit Musik und Klängen, als Interpret, Komponist, Designer, Produzent, Hochschullehrer und seit kurzem auch als Forscher. Ich kenne sowohl die positiven als auch die negativen Auswirkungen von Klängen und ihr großes Potenzial in allen Arten von Medien und Design. Unsere Untersuchungen zeigen, dass die Besucherinnen und Besucher des Krankenhauses die gestaltete Klanglandschaft sehr genießen und schätzen. Ich hoffe, dass ich meine Erfahrungen und mein Wissen weitergeben und mit neuen Menschen und Institutionen zusammenarbeiten kann, damit dieses Projekt auch in Zukunft weitergeführt werden kann.

Was ist deine Motivation, dein Wissen als Referent bei den Open Lectures Healing Soundscapes weiterzugeben?

Antti Ikonen: Ich fühle mich geehrt, zu dieser Vortragsreihe eingeladen worden zu sein. Ich freue mich darauf, Fragen zu beantworten und Komponist:innen, Designer:innen, Forschende und andere Expert:innen aus verwandten Bereichen zu treffen, die an ähnlichen Themen und einer möglichen Zusammenarbeit interessiert sind.

Über Antti Ikonen

Antti Ikonen (b. 1963) is a composer, sound designer and Senior University Lecturer at Aalto University. His work covers music and sound design for a wide range of media, performances and works of art, including contemporary dance, theatre, short films, radio plays, art installations and new media. The soundscape designed for Helsinki New Children’s Hospital was awarded with Grand Prix in International Sound Awards 2019. Since 1990s Ikonen has been teaching in academic institutions in Finland. In 2008 Ikonen founded Sound in New Media MA degree programme which is currently part of Aalto University.

05.09.2024 | Katrin Schröder

ArtistsTalk #9 - Tradition and improvisation

Recording on: 31.03.2023

Host: Tam Thi Pham

Guests: Vlatko Kuchan, Michael Haase, Ngô Trà My

Language: EN

Short description:

In this episode, we explore the theme of “Tradition and Improvisation which engage in a thought-provoking discussion with three special guests: Ngô Trà My, lecturer of the đàn bầu, improviser; Michael Haase, a multi-instrumentalist; and Vlatko Kuchan, a composer, improviser, researcher on improvisation and the host Tam Thi Pham, composer, improviser and leader of “Learning Dan Bau” project.

Together, we delve into the intricate relationship between cultural heritage and musical expression. We explore the challenges and rewards of free improvisation, cultural appropriation, and the evolving nature of tradition in a globalized world. Our conversation highlights how tradition is not static but rather a dynamic, transformative process shaped by ongoing dialogue and experimentation. Whether you’re a musician, a music enthusiast, or simply interested in cultural exchanges, this episode offers valuable insights into the ever-changing landscape of music. Thank you for tuning in!

Audio production: Diego Muhr and Tam Thi Pham

License: CC BY SA 4.0 

Music Intro and outro: Tam Thi Pham and Ngô Trà My

Addition information:

“Learning Dan Bau” propject

https://learn.hoou.de/course/view.php?id=514

Tam Thi Pham 

Vlatko Kuchan

https://www.vlatkokucan.de

Ngô Trà My

https://www.facebook.com/TRAMYBAU

Michael Haase

Bild zeigt eine Patientin im Krankenhausbett.

Bild: Stephen Andrews/Unsplash

30.08.2024 | Meena Stavesand

Andrew Rossetti über "Environmental Music Therapy": Weniger Angst in Krankenhäusern

Wie schaffen wir eine Wohlfühlatmosphäre in unseren Krankenhäusern? Musik kann eine Antwort darauf sein. Denn sie macht Studien zufolge Patientinnen und Patienten sowie das Personal glücklicher und sorgt dafür, dass Erkrankte weniger Angst in der Klinikumgebung haben.

Andrew Rossetti ist ein Experte auf dem Gebiet der “Environmental Music Therapy” und möchte seine Forschungen bei der ersten Open Lecture zu dem HOOU-Angebot „Healing Soundscapes“ vorstellen. Dabei geht es darum, wie wir die Krankenhäuser mit all ihrer Sterilität für Patientinnen und Patienten und für die Menschen, die dort arbeiten, angenehmer gestalten.

Denn für Musiktherapeutin Dr. Pia Preißler, die das Lernangebot vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Hochschule für Musik und Theater (HfMT) verantwortet, ist klar: Klänge und Geräusche beeinflussen unsere Gesundheit.

Auftakt der Open Lectures zu „Healing Soundscapes“

Aus dem Angebot „Healing Soundscapes“ ist die gleichnamige Veranstaltungsreihe Open Lectures entstanden, die an sechs Abenden verschiedene Themen zu heilenden Klängen aufgreift. Den Anfang macht Andrew Rossetti aus New York. Er kommt am 4. September ins ligeti zentrum nach Hamburg-Harburg und hat uns im Vorfeld drei Fragen beantwortet. Darin geht es um die Möglichkeiten der “Environmental Music Therapy”. Das Interview ist auf Englisch. Eine deutsche Übersetzung findet sich unten.

Wer sich für den Vortrag von Andrew Rossetti am 4. September um 18 Uhr interessiert, kann sich dafür kostenlos anmelden.

Andrew Rossetti, how would you explain the topic of your presentation to a ten-year-old child in a few words?

Andrew Rossetti: The presentation will explore a type of music therapy called “Environmental Music Therapy” that is used in hospitals to change how patients and hospital staff feel about the hospital environment itself. This happens by improvising music that connects to those people and changes the way they feel, much like a movie soundtrack does.

Why is this topic important to you and what value does it have for people?

Andrew Rossetti: I am the director of music therapy for cancer patients in the Mount Sinai Healthcare System, which includes numerous hospitals. I serve those patients, and part of my job is to help them feel comfortable and safe – something that does not always occur in hospitals. Environmental music therapy uses patients response to live music therapy interventions and how it changes their mood and perception of the hospital experience to help them feel safer, more comfortable and less anxious.

What is your motivation for taking part in the Open Lectures Healing Soundscapes as a speaker?

Andrew Rossetti: I am enthusiastic about EMT. I am interested in sharing what I know about this modality to make it available to more people. I have conducted numerous clinical studies on its use in hospital units with fragile patients, and have written a number of works that have been published and read by quite a few people. The research validates it use in clinical settings, and I have seen first hand how it has helped my patients have less anxiety and distress, and avoid feeling traumatized by the medical treatment they receive.

Anführungszeichen in den Farben des HOOU-Themes
Ich habe direkt gesehen, dass die “Environmental Music Therapy” meinen Patientinnen und Patienten geholfen hat, weniger Angst und Sorgen zu haben. Außerdem können wir so vermeiden, dass sie sich durch die Behandlung traumatisiert fühlen.
Andrew Rossetti

Deutsche Übersetzung des Interviews

Wie erklärst du einem 10-jährigen Kind in wenigen Worten das Thema deines Vortrags?

Andrew Rossetti: Mein Vortrag befasst sich mit einer Art Musiktherapie, die wir “Environmental Music Therapy”, also Umgebungsmusiktherapie, nennen und in Krankenhäusern einsetzen. Wir nutzen sie, um die Gefühle der Patientinnen und Patienten sowie des Krankenhauspersonals auch im Bezug auf die Klinikumgebung zu verändern. Dies schaffen wir durch improvisierte Musik, die eine Verbindung zu diesen Menschen aufbaut und die Art ihrer Empfindungen verändert – ähnlich wie ein Filmsoundtrack.

Warum ist dieses Thema für dich wichtig und welchen Wert hat es für die Menschen?

Andrew Rossetti: Ich bin Leiter der Musiktherapie für Krebspatientinnen und -patienten im Mount Sinai Healthcare System, zu dem viele Krankenhäuser gehören. Ich kümmere mich um diese Patienten, und ein Teil meiner Arbeit besteht darin, ihnen zu helfen, sich wohl und sicher zu fühlen, was in Krankenhäusern nicht immer der Fall ist. Die “Environmental Music Therapy” nutzt die Reaktion der Patienten auf musiktherapeutische Interventionen und wie diese ihre Stimmung und Wahrnehmung des Krankenhauses verändern. Sie sollen sich sicherer, wohler und weniger ängstlich fühlen.

Was ist deine Motivation, dein Wissen als Referent bei den Open Lectures Healing Soundscapes weiterzugeben?

Andrew Rossetti: Ich bin begeistert von der “Environmental Music Therapy”. Ich möchte mein Wissen weitergeben, um sie mehr Menschen zugänglich zu machen. Ich habe zahlreiche klinische Studien über die Anwendung dieser Methode in Krankenhäusern mit sensiblen Patientinnen und Patienten durchgeführt und eine Reihe von Büchern geschrieben. Und die Forschung bestätigt den Einsatz in klinischen Umgebungen. Ich habe direkt gesehen, dass die “Environmental Music Therapy” meinen Patientinnen und Patienten geholfen hat, weniger Angst und Sorgen zu haben. Außerdem können wir so vermeiden, dass sie sich durch die Behandlung traumatisiert fühlen.

Über Andrew Rossetti

Andrew Rossetti PhD, MT-BC, LCAT, is a clinician, educator, researcher, solicited international speaker, and director of the Louis Armstrong Center for Music & Medicine’s multi-site Music Therapy Program in Oncology at Mount Sinai Beth Israel Medical Center. His clinical practice in medical music psychotherapy is grounded in oncology, and includes procedural support for surgery, symptom management in infusion suites and radiation oncology, and the treatment of trauma and post-traumatic stress. His practice extends to intensive care in fragile areas, such as neonatal ICUs and oncology waiting rooms where he specializes in Environmental Music Therapy. His current research includes grant funded projects from the National Endowment for the Arts, and the National Institute of Health. His work as a consultant has led him to help design and implement music therapy programs in a number of hospitals in Europe. Dr. Rossetti is an international lecturer and has been a frequent invited and keynote speaker at conferences and universities in the US, Asia, South America, Europe, Africa, and Canada. He is the Executive Committee Secretary for the International Association for Music & Medicine, and chair of its ethics committee. Dr. Rossetti is on the faculty of Montclair State University, and the University of Barcelona. His work has been featured in the NY Times, NPR’s Science Friday, and the NBC and CBS national television networks.

27.08.2024 | Katrin Schröder

Kriterien für musikpädagogische Reformbestrebungen (nicht nur) in Hamburg

Aufgenommen an: 04.11.2022
Sprache: DE

In einem weiteren Podcast vertieft Prof. Dr. Bernd Clausen (Siegen) im Gespräch mit Prof. Dr. Hans Bäßler (Hamburg) Fragen, die den vermeintlichen Fortschrittsgedanken in der musikpädagogischen Debatte befruchtet haben könnten. Sind solche Überlegungen u. U. auch heute noch wirkmächtig für aktuelle Reformbestrebungen?


Host: Prof. Dr. Hans Bäßler
Gast: Prof. Dr. Bernd Clausen
Audioaufnahme: Goran Lazarevic

Audio Postproduktion: Diego Muhr

License: CC BY SA 4.0

Zu sehen ist ein Ohr einer Frau, die liegt.

Bild: Hayes Potter/Unsplash

09.08.2024 | Meena Stavesand

Musiktherapeutin erklärt, wie Geräusche unsere Gesundheit beeinflussen

Kann eine angenehme Geräuschkulisse unsere gesundheitlichen Beschwerden lindern und bei der Genesung helfen? Ja, Klänge beeinflussen uns. Doch wie können wir gerade in Krankenhäusern oder Arztpraxen diese „Hilfe“ nutzen? Mit dieser Frage beschäftigt sich das Bildungsangebot „Healing Soundscapes“ des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und der Hochschule für Musik und Theater (HfMT). Die Musiktherapeutin Dr. Pia Preißler ist für das Projekt verantwortlich und erklärt im Interview, warum Klänge für uns Menschen wichtig sind, warum uns manche negativ und andere positiv beeinflussen.

Außerdem spricht Pia Preißler darüber, wo sie noch Handlungsbedarf in den Einrichtungen sieht, und macht auf ein besonderes Angebot aufmerksam. Das Thema „Healing Soundscapes“ – heilende Klanglandschaften – wird in einer gleichnamigen Veranstaltungsreihe aufgegriffen. Bei den Open Lectures bringen Expertinnen und Experten ihre Ideen den Menschen näher. Da geht es um Klänge auf der Frühgeborenenstation oder um Klangerlebnisse, die Menschen aus der Isolation wieder in Kontakt mit ihrer Umwelt bringen sollen.

Die Open Lectures sind kostenlos und finden als Reihe im ligeti-zentrum in Harburg statt. Die Reihe beginnt am 4. September mit Andrew Rossetti und dem Thema „Environmental Music Therapy (EMT): Modulating Soundscapes in the Hospital Environment“. Dieser Vortrag wird auf Englisch gehalten. In der Reihe folgen Vorträge in deutscher Sprache.

Wann hast du das letzte Mal die Geräusche deiner Umgebung intensiv wahrgenommen und welches Geräusch ist dir dabei in Erinnerung geblieben?

Dr. Pia Preißler: Musiktherapeutinnen und Musiktherapeuten brauchen eine „Feinhörigkeit“ für ihre Arbeit. In meinem Studium damals hat uns mein Professor mit Hörspaziergängen und anderen Hörübungen diese Sensitivität vermittelt und sozusagen die Ohren geöffnet. So habe ich eigentlich fast immer das Hören präsent, manchmal zum Leidwesen, wenn es um mich herum lärmt, aber oft auch mit kleinen netten Momenten. Gestern war ich im UKE und kurz nach dem Rettungshubschrauber riefen ein paar Möwen hinunter. Für einen Moment habe ich mir vorgestellt, an einem schönen Platz am Meer zu sitzen.

Warum können Geräusche für Menschen heilsam sein?

Dr. Pia Preißler: Geräusche verstehen wir als Klänge. Viele davon sind bei Menschen mit guten Erinnerungen verbunden. Sie in der Gegenwart wieder zu hören, kann uns an die daran geknüpften positiven Emotionen erinnern. Das ist ein Ansatz, der auf konkrete, individuell bedeutsame Klänge fokussiert.

Für die „Healing Soundscapes“ suchen wir nach übergreifenden Klangeigenschaften, nach Prinzipien, die die eingespielten Klänge für möglichst viele Hörende angenehm machen und ihnen ein Gefühl von Zugehörigkeit zum Raum, Verbundenheit, „Helle und Wärme“, entspannter Wachheit geben. Eine solche Atmosphäre, die wir im Krankenhaus damit schaffen möchten, unterstützt indirekt die Heilung, die Menschen dort zu finden hoffen.

Ein Mann misst die Geräusche in einem Krankenzimmer.

Wie kann eine solche heilsame Geräuschkulisse etwa in Krankenhäusern gelingen? Was müssen Institutionen dafür unternehmen?

Dr. Pia Preißler: Oft ist es wichtig, als ersten Schritt den Lärm mit bestimmten Maßnahmen zu reduzieren. Denn es macht keinen Sinn, einen noch lauteren musikalischen Reiz (auch wenn er noch so schön ist) in eine solche Umgebung zu geben. Das wäre nur ein weiterer Stressfaktor für die Menschen dort. Wir haben zu Beginn unseres Projektes zum Beispiel darum gebeten, den wummernden Snackautomaten aus dem Wartebereich in den Vorraum zu verschieben. In Neubauten kann die Akustik im Sinne eines Healing Environments mitgeplant werden. In Bestandsbauten sind akustische Nachbesserungen möglich.

Abgesehen vom Budget jedoch ist die Aufgeschlossenheit der Klinikleitung und der Mitarbeitenden natürlich entscheidend. Es braucht ein Bewusstsein in der jeweiligen Klinik, dass das akustische Wohlbefinden – sowie die anderen Sinneswahrnehmungen – im Selbstverständnis einer Gesundheitseinrichtung eine hohe Bedeutung hat.

Was wird aktuell in den Institutionen getan und wo gibt es Handlungsbedarf?

Dr. Pia Preißler: Es gibt einzelne Maßnahmen, um den Lärm zu mindern, aber, so wie ich es beobachte, noch nicht systematisch. Bei einzelnen medizinischen Prozeduren wird den Patientinnen und Patienten eine „individuelle Musik“ über Kopfhörer angeboten. Oft erklingt in Warte- und Arbeitsbereichen unhinterfragt Radiomusik.

Ich denke, es fehlt eine Reflektion, ob das für alle so gut ist, und es fehlen noch Alternativen – wie wir sie mit den raumbezogenen Klängen gerade entwickeln. Entscheidend ist, dass wir in der Entwicklung der Idee die Perspektive der Patientinnen und Patienten sowie der Mitarbeitenden mit einbeziehen. Ich glaube, dass durch Gespräche mit den Anwesenden und Vorträge über das Thema schon vieles ins Bewusstsein gerät. Vielleicht wäre auch ein Hörspaziergang im UKE eine schöne Unternehmung.

UKE und HfMT haben gemeinsam das Lernangebot „Healing Soundscapes“, das nun als Veranstaltungsreihe in Open Lectures thematisiert wird. Wie erklärst du den Inhalt einem Kind?

Dr. Pia Preißler: Im Krankenhaus muss man manchmal lange warten. Das ist oft sehr langweilig und außerdem hat man vielleicht Schmerzen oder Angst vor dem, was einen erwartet. Und wenn man dann noch in einem lauten und ungemütlichen Raum sitzt, wo man sich gar nicht wohlfühlt, macht es die Sache noch schlimmer. Wir versuchen gerade, solche Situationen zu verbessern.

Unsere Idee ist, dass wir schöne Klänge in die Räume einspielen. Keine Musik, wie du sie vielleicht kennst, sondern einzelne Klänge, die kommen und gehen, man kann hin- und weghören. Wir hoffen, dass das den Menschen gut tut. Da wir diese Idee gerade noch entwickeln, hilft es uns, uns mit anderen Kolleginnen und Kollegen, die ähnliches machen, auszutauschen. Diese haben wir im Rahmen einer offenen Vorlesung eingeladen, damit sie uns etwas von ihrer Arbeit erzählen.

Andrew erzählt uns davon, wie er als Musiker in die Frühgeborenenstation geht und dort mit seiner Gitarre ein paar Klänge in den Raum spielt, um die Atmosphäre zu verbessern. Antti berichtet von einem Kinderkrankenhaus in Helsinki, für das er mit seinen Studierenden ganze Klanglandschaften entworfen hat. Marie wird uns ihre Ideen vorstellen, wie es gelingt, Patientinnen und Patienten durch Klänge aus der Isolation wieder in Kontakt mit ihrer Umgebung zu bringen.

Zu sehen ist ein Wartebereich im Krankenhaus.

Warum sind diese Themen wichtig für dich und welchen Wert haben sie für die Menschen?

Dr. Pia Preißler: Ich erlebe selbst, wie wichtig die akustische Umgebungsqualität für mein Wohlbefinden ist. Und durch meine Arbeit im Krankenhaus weiß ich um die Belastung durch Lärm oder unschöne Geräusche – oder eben auch um die Belastung durch die Abwesenheit angenehmer Geräusche. Es gibt einzelne Beispiele aus anderen Krankenhäusern, in denen ein Healing Environment umgesetzt wurde, die mich auf gute Weise beeindrucken.

Ein Teil einer solchen Vision umsetzen zu können und damit etwas für Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitende zu verbessern, ist eine schöne Aufgabe. Und ich bin sehr gespannt, zu welchen Erkenntnissen wir in unserem Projekt noch kommen werden, welche Klänge sich eignen und wie sie in Bezug zum Raum ihre Wirkung entfalten werden.

Über Dr. Pia Preißler

Dr. phil. Pia Preißler ist Diplom-Musiktherapeutin und leitet seit 2023 das Teilprojekt Healing Soundscapes am UKE. Dieses Projekt ist Teil des Clusters Musik & Gesundheit im ligeti zentrum, eines im Rahmen der Innovativen Hochschule vom BMBF geförderten Hochschulverbundprojektes. Sie schloss ihr Musiktherapiestudium an der HfMT in 2008 ab und arbeitet und forscht seitdem am UKE mit dem Schwerpunkt Musiktherapie in der Psychoonkologie. An der HfMT lehrt sie zu den Themen Healing Soundscapes, Rezeptive Musiktherapie und Berufsfelderkundung. 

Auf dem Foto sind Triathleten in Neoprenanzügen und Badekappen zu sehen, die kurz vor dem Start stehen.

Bild: Ashley de Lotz/Unsplash

12.07.2024 | Meena Stavesand

Sport im Alltag: Mit diesem Tutorial linderst du Schmerzen und Verspannungen

Lass uns anlässlich des Triathlons in Hamburg gemeinsam in ein gesundes Leben starten. Mit unserem Lernangebot, das eigentlich für Musiker:innen konzipiert ist, kannst du auch ganz ohne musikalische Fähigkeiten Rückenschmerzen und Co. lindern. Aber es geht bei uns auch um die richtige Ernährung.

Manche von ihnen trainieren jahrelang für dieses Event: der Triathlon in Hamburg. Am 13. und 14. Juli 2024 kommen zahlreiche Athletinnen und Athleten aus aller Welt in die Hansestadt, um körperliche Höchstleistungen zu vollbringen. Für uns ist das Anlass genug, dir zu zeigen, wie du noch heute in ein gesundes Leben startest.

Die Teilnehmenden des Triathlon in Hamburg stellen sich der Herausforderung, ihre körperlichen Grenzen zu überwinden und persönliche Bestleistungen zu erzielen. Dabei stehen drei anspruchsvolle Disziplinen auf dem Programm: Schwimmen, Radfahren und Laufen.

Was ist der Hamburg Triathlon?

Der Triathlon in Hamburg ist nicht nur ein sportlicher Wettkampf, sondern auch ein Fest der Ausdauer und Willenskraft. Die Streckenführung durch die beeindruckende Kulisse der Hansestadt sorgt für ein einzigartiges Erlebnis. Ob Profi oder Amateur, jeder Teilnehmer erlebt die magische Atmosphäre und den Enthusiasmus, der von den begeisterten Zuschauern ausgeht.

Die drei Disziplinen: Schwimmen, Radfahren und Laufen

Es gibt drei Disziplinen bei Triathlon, die allerdings je nach Kategorie/Wertung unterschiedlich lang sind.

  • Schwimmen: Der Wettkampf beginnt mit dem Schwimmabschnitt in der Alster. Die Athleten legen eine festgelegte Distanz zurück, bevor sie aus dem Wasser steigen und zur Wechselzone laufen. Bei der Sprintdistanz sind das 500 Meter, bei der Kursdistanz 1500 Meter.
  • Radfahren: Nach dem Schwimmen geht es direkt auf die Radstrecke. Hier fahren die Teilnehmenden durch die Straßen Hamburgs und überwinden eine herausfordernde Strecke, die sowohl Geschwindigkeit als auch Ausdauer erfordert. Bei der Sprintdistanz sind das 20 Kilometer, bei der Kurzdistanz 40 Kilometer.
  • Laufen: Der letzte Abschnitt des Triathlons ist der Lauf. Entlang der malerischen Elbe führt die Strecke die Athletinnen und Athleten ins Ziel, wo sie von jubelnden Menschen empfangen werden. Bei der Sprintdistanz sind das 5 Kilometer, bei der Kurzdistanz 10 Kilometer.

Mit unseren Lernangeboten bleibst du gesund und fit

Anlässlich des Triathlons wollen wir dir helfen, fit zu bleiben oder zu werden. Unsere Lernangebote unterstützen dich in einem gesunden Lebensstil. Wir bieten dir Videotutorials, die Verspannungen lösen, erklären dir aber auch im Lernangebot „Nudging für mehr Gesundheit und Nachhaltigkeit“ der HAW Hamburg, was kleine Impulse, das so genannte Nudging, bewirken können, und berichten, wie unser Essverhalten unser Leben verändern kann.

Das Kursbild zum Lernangebot: Nudging für mehr Gesundheit und Nachhaltigkeit

Nudging für mehr Gesundheit und Nachhaltigkeit

Dieser Online-Kurs führt Multiplikatoren und interessierte Personen in den Einsatz von Nudging zur Förderung von Gesundheit und Nachhaltigkeit ein. Das Schulungskonzept ermöglicht eine schnelle Einarbeitung und praktische Anwendung des Gelernten. Der Kurs richtet sich an Fachkräfte und Einzelpersonen mit Interesse an Gesundheit und Nachhaltigkeit, ist kostenlos und flexibel online zugänglich. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis von Nudging zu entwickeln und Teilnehmende zur Anwendung im Beruf oder Alltag zu befähigen. Durch Quizzes und Übungen können Teilnehmende ihr Wissen vertiefen, mit dem Ziel, Nudging effektiv für Gesundheit und Nachhaltigkeit einzusetzen.

Zum Lernangebot

Video-Tutorial: So löst du Verspannungen in Nacken, Schulter und Kiefer

Verspannungen – wer kennt sie nicht? Sie schleichen sich oft heimlich ein und machen sich irgendwann sehr deutlich in Schulter, Nacken, Kiefer, Armen oder auch Fingern bemerkbar. Gerade in Zeiten hoher Belastung und Stress können sie zur täglichen Begleitung werden.

In unserem Lernangebot „Spielend gesund bleiben“ findest du eine Reihe von Video-Übungen, die von der Hochschule für Musik und Theater (HfMT) und vom Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) speziell entwickelt wurden, um Verspannungen zu lösen und ihnen sogar vorzubeugen. Ursprünglich für Musiker konzipiert, um ihre spezifischen Belastungen zu meistern, sind diese Übungen ein wahrer Segen für alle, die sich eine Portion Entspannung und Schmerzlinderung wünschen.

Das Kursbild zum Lernangebot: Spielend gesund bleiben

Spielend gesund bleiben

Gesundes Musizieren braucht einen gesunden Körper und wir zeigen Dir die Übungen dafür!

Zum Lernangebot

Dabei helfen dir unsere Videos

Ob du stundenlang an deinem Schreibtisch sitzt, viel auf den Beinen bist oder intensiv Sport treibst, diese Übungen können dir helfen,

  1. deinen Körper ins Gleichgewicht zu bringen
  2. möglichen Schmerzen den Kampf anzusagen
  3. Beschwerden kontinuierlich zu lindern.

Und das Beste daran: Du kannst sie bequem von zu Hause aus durchführen – wann immer du Zeit findest. Aber vergiss nicht: Einen Arztbesuch ersetzt unser Tutorial nicht!

Slammerinnen auf der Bühne

Foto: Meena Stavesand

12.06.2024 | Meena Stavesand

Weltpremieren beim Slam: Von nackten Reitern über zerbrochene Nudeln bis hin zu Mathe in der Musik

Was haben nackte Reiter, zerbrochene Spaghetti und ein Instrument mit nur einer Saite gemeinsam? Sie alle waren Teil des ersten Science-and-Art-Slams der HOOU. Vor mehr als 130 Menschen in der Zentralbibliothek der Bücherhallen Hamburg performten die Wissenschaftler:innen und Kulturschaffenden mit einzigartigen Auftritten.

WELTPREMIERE! Moderator Dr. Ronny Röwert geizte am Abend des 31. Mai nicht mit solchen Superlativen – und das zurecht! Denn nicht nur der Science-art-Art-Slam der Hamburg Open Online University an sich war eine Weltpremiere, auch die Slams waren in ihrer jeweiligen Form und der Zusammensetzung ein exklusives Schauspiel (und werden dies wohl bleiben).

Wissenschaftliche Vielfalt

Den mehr als 130 Besucherinnen und Besuchern bot sich also ein außergewöhnliches Event, das sich insbesondere durch seine wissenschaftliche Vielfalt auszeichnete. Denn wenn die HOOU einen Slam organisiert, dann sollen das Publikum auch etwas lernen – dafür steht die HOOU jedenfalls: Bildung für alle. So lautete also auch das geheime Motto des Abends.

Sophie Heins und Franz Vergöhl von der HCU.

Und so kombinierte das Organisationsteam um Dr. Paula de Oliveira Guglielmi einen Auftritt zu Künstlicher Intelligenz (mit kurzeitigem Internetproblem, das Ronny Röwert und Slammer Franz Vergöhl charmant überbrückten, während seine Slammerkollegin Sophie Heins es schnell löste) mit dem Vocalcoaching von Linda Smailus, bei dem die Hamburgerinnen und Hamburger ihre Stimme trainieren konnten.

Anja Steidinger, Julia Stolba und Nora Sternfeld von der HFBK als Inglam.

Harte Töne, sanfte Töne

Außerdem beeindruckten mit ihren Performances Prof. Dr. Anja Steidinger und Julia Stolba in Trenchcoat und Sonnenbrille – mit Prof. Dr. Nora Sternfeld als Stimme aus dem Off, die über nackte Reiter philosophierten, und Tam Thi Pham mit einem besonderen Instrument – der Dan Bau, die aus nur einer Saite besteht, aber trotzdem einzigartige Töne fabriziert.

Tam Thi Pham von der HfMT.

Zu vergessen sind aber auch nicht Jan Küchenhof, der mit dem Publikum eine Reise in die Welt der Ideenfindung und Produktentwicklung unternahm, und Vincent Dombrowski, der Musik und Mathematik miteinander verband. Klingt komisch? War aber spannend – auch für Menschen, die weniger mit Zahlen umgehen wollen!

Jan Küchenhof von der TU Hamburg.

Komplexe Themen simpel heruntergebrochen

Was fehlt? Die zerbrochenen Spaghetti! Und für die sorgte Philip Rose, der am Ende auf den Nudelresten auch den Siegerpokal in die Luft heben konnte. Der Wissenschaftler der HAW brachte dem Publikum die Vielseitigkeit von kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff näher – und das war (anders als vielleicht der Begriff an sich) unglaublich interessant. Das lag maßgeblich an Philips humorvoller Art, die Dinge auf ihre Einfachheit herunterzubrechen. Das ist nicht immer die Stärke von Forschenden, die zu einem Thema auch noch promovieren, aber Philip hat das mit Bravour gemeistert – und dafür am Ende den lautesten Applaus eingeheimst.

Philip Rose von der HAW Hamburg.

Natürlich wäre die HOOU nicht die HOOU, wenn auch beim „Applausometer“ Wissenschaft niederschwellig zu sehen gewesen wäre. Goran Lazarevic von der HfMT hatte eigens für den Slam eine Software programmiert, die mithilfe eines Mikrofons sehr genau anzeigte, wie laut der Applaus wirklich war. Und so war auch ohne Zweifel klar, dass sich Philip am Ende durchsetzte – wissenschaftlich belegt!

Leidenschaft für Wissenschaft, Kunst und Kultur

Knappt war es trotzdem. Denn alle Slammer:innen haben eins gezeigt: Sie sind Expert:innen auf ihren Gebieten – und begeistern mit ihrer Leidenschaft für die Wissenschaft, Kunst und Kultur viele Menschen. So auch die über 130 Zuschauerinnen und Zuschauer beim ersten Science-and-Art-Slam der Hamburg Open Online University.

Vincent Dombrowski von der HfMT.

Danke an alle Beteiligten

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten, insbesondere bei den Bücherhallen Hamburg als Kooperationspartner, bei Frau Dr. Eva Gümbel, Hamburger Staatsrätin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung, die ein Grußwort sprach, bei Moderator Ronny Röwert und natürlich bei den Slammerinnen und Slammern für die vielen Weltpremieren!

Auf dem Bild ist ein Konzert zu sehen aus Sicht des Publikums. Die Bühne ist verschwommen.

Bild: Jorge Gordo/Unsplash

31.05.2024 | hoouadmin

HOOU beim Blurred Edges Festival: Ein Paradies für experimentelle Musik in Hamburg

Heute, am 31. Mai, startet das Blurred Edges Festival in Hamburg und verspricht mehr als zwei Wochen voller musikalischer Highlights. Mit Konzerten, Performances, Musiktheater, Lectures, Multimedia-Performances und Klanginstallationen bietet das Festival in seiner 19. Auflage so viele Veranstaltungen wie noch nie zuvor. Diese Vielfältigkeit macht das Festival zu einem einzigartigen Kaleidoskop der experimentellen Musikszene.

Die HOOU ist natürlich ebenfalls mit spannenden Akteur:innen vertreten. Wir zeigen dir, wer seine Kompositionen, Improvisationen und Klanginstallationen beim Blurred Edges Festival in diesem Jahr präsentiert und wie du in inspirierenden Lernangeboten dieser Expert:innen weitere Informationen zu der Musik erhältst.

Radikale Selbstbestimmung

Wie jedes Jahr steht das Festival unter dem Zeichen der radikalen Selbstbestimmung. Alle Hamburger Kulturschaffenden, die mit experimenteller Musik in Berührung kommen, konnten eine Veranstaltung vorschlagen.

Das Ergebnis ist eine bunte Mischung aus Kompositionen, freier und Konzept-Improvisationen, Klanginstallationen und Performances. Diese finden sowohl solo als auch in größeren Ensembles statt, wobei manche Gruppen eigens für das Festival zusammengestellt wurden, während andere bereits seit Jahren zusammenarbeiten.

Entdecke die Vielfalt der Hamburger Musikszene – in Galerien oder Bibliotheken

Das Publikum hat die Möglichkeit, die Vielfalt der Hamburger Musikszene zu entdecken und gleichzeitig die verschiedenen Kulturorte der Stadt zu erkunden. Von Galerien und Kunsträumen über Theater und Clubs bis hin zu Kirchen, Kinos und Bibliotheken – bekannte und weniger bekannte Orte bieten eine Bühne für die experimentelle Musik jenseits des Mainstreams und der Genregrenzen.

Das Blurred Edges Festival 2024 umfasst insgesamt 72 Veranstaltungen an 37 Orten in Hamburg und läuft über 17 Tage. Diese Vielfalt und die besondere Atmosphäre machen es zu einem Muss für alle Liebhaber:innen der experimentellen Musik.

Multimedia-Auftritte der HfMT beim Blurred Edges Festival

Einige talentierte Musikerinnen und Musiker der Hochschule für Musik und Theater werden in diesem Jahr beim Blurred Edges Festival auftreten. Hier eine Übersicht über ihre Performances:

Multimedia Composition

Sa., 1. Juni, 20 Uhr, Hochschule für Musik und Theater (Harvestehuder Weg 12 / Eingang: Milchstraße)

Die Studierenden des „Multimedia Composition“ Masters präsentieren an diesem Abend eine faszinierende Auswahl interdisziplinärer und audiovisueller Werke. Der Konzertabend bietet einen umfassenden Einblick in das vielfältige Schaffen an der Schnittstelle von digitaler Kunst, musikalischer Performance und Installation.

Wiederkehrende Themen der beteiligten Künstler:innen sind virtuelle Räume, digitale Körper, artifizielle Identitäten und künstliche Welten. Diese Konzepte werden in den präsentierten Arbeiten auf innovative Weise erforscht und dargestellt, wodurch ein einzigartiges Erlebnis für das Publikum entsteht. Nach dem Konzert haben die Besucher die Möglichkeit, mit den Künstler:innen ins Gespräch zu kommen und mehr über deren Inspirationen und Arbeitsprozesse zu erfahren.

Es werden Arbeiten gezeigt von: Carmen Kleykens Vidal, Ji Hyun Yoon, Marta Haladzhun, Bayaru Takshina, Ian Whillock, Gabriel Abi Saber dos Santos, Candid Rütter und Denis Połeć.

Büro für problematische Komposition

Do., 6. Juni, 20 Uhr, TONALi SAAL (Kleiner Kielort 3-5)

Das 2019 in Hamburg gegründete „Büro für problematische Komposition“ ist ein Kollektiv von Multimedia-Komponist:innen, Musiker:innen und Videokünstler:innen. Der zentrale Ansatz ihrer künstlerischen Arbeit ist es, Risiken einzugehen, Neues auszuprobieren und das Experiment in den Mittelpunkt zu stellen.

Neben den Mitgliedern des Kollektivs werden beim Blurred Edges Festival mehrere Gäste begrüßt: der Komponist Fergal Dowling (IE), die Geigerin Feilimidh Nunan (IE) sowie der Cellist Michael Heupel (GR). Die Multimedia-Komponist Aigerim Seilova (KAZ), Greg Beller (FR), Stefan Troschka (DE) und Xiao Fu (CN) des Kollektivs haben gemeinsam auf der Grundlage von Fergal Dowlings „Super Human“ eine 60-minütige Reihe von Klangkunstinstallationen und Live-Performances geschaffen. Diese Werke erforschen die Möglichkeit der individuellen und kollektiven Überwindung konventioneller Beschränkungen. Es entsteht eine klangliche Kunstinstallation, die von Fantasie, Überrealismus und der Erkundung des Unbekannten geprägt ist und das Publikum in eine neue, aufregende Welt der experimentellen Musik entführt.

Frederik Mathias Josefson

Fr., 7. Juni, 18 Uhr, ligeti zentrum (Veritaskai 1)

Im Rahmen des Artists in Residence-Programms des ligeti zentrums ist der schwedische Komponist Frederik Mathias Josefson eingeladen. In dem Konzert wird das Ergebnis seiner zweimonatigen künstlerischen Arbeit präsentiert.

Spannende HOOU-Lernangebote zu Multimedia-Kompositionen

  • Das englischsprachige Lernangebot MUTOR beschäftigt sich mit Musiktechnologie. Es geht um Fragen wie: Wie nehmen wir Musik wahr?, Wie machen wir neue Klänge?, Wie kombinieren wir Klänge mit Bildern?, Wie bewegen wir Klänge im Raum?, Wie verfolgen wir die Bewegungen und Gesten von Interpreten? und vieles mehr.
  • Das Projekt „Extended Realities“ bietet eine Einführung in technische und künstlerische Werkzeuge zur Erstellung von interaktiven VR-basierten Werken. Im Fokus steht dabei einerseits die Entwicklung von Software Setups, welche eine Steuerung eines Avatar-Körpers ermöglichen, eine gezielte Interaktion mit Objekten sowie eine Verknüpfung mit anderen Programmen zum Beispiel zur Klangsynthese.
  • Das englischsprachige Lernangebot „MusikApps-SunVox Tutorials“ richtet sich an alle Lehrkräfte, die die Grundprinzipien der elektronischen Musikproduktion in ihren Musikunterricht integrieren möchten, aber keine spezielle Ausbildung haben.
  • Das englischsprache Lernangebot „Interactivity in classroom: visual programming“ ist für Musiklehrer:innen der Sekundarstufe mit Schülern zwischen 10 und 14 Jahren. Im ersten Teil des Kurses geht es um die Grundlagen der visuellen Programmierung in Pure Data. Im zweiten Teil des Kurses geht es darum, Daten von einem Gerät an einen Computer zu schicken, der Pure Data hostet. So kann man die Patches, die man im ersten Teil erstellt hat, steuern und in Instrumente verwandeln, mit denen man Musik machen kann.

Dan Bau beim Blurred Edges Festival

Eine Dan Bau Spielerin steht an ihrem Instrument
So sieht eine Dan Bau aus.

Das Bunte Luft Trio ist eine Improvisationsgruppe aus Hamburg, die sich auf die klanglichen Wechselwirkungen von Dan Bau, Baritonsaxophon und Modularsynthesizer spezialisiert hat.

Mi., 5. Juni, 20 Uhr, Migrantpolitan, Kampnagel, Jarrestraße 20

Jedes dieser Instrumente des Bunten Trios ist in völlig unterschiedlichen Genres verwurzelt, was die Musiker:innen als Sprungbrett nutzen, um ihren einzigartigen Sound zu kreieren. Tam Thi Pham (VN), Jana De Troyer (BE) und Jan Wegmann (DE) bringen ihre eigenen künstlerischen Hintergründe in die Gruppe ein und bewegen sich durch verschiedene Atmosphären. Diese musikalischen Reisen führen das Publikum von interplanetarischen Wüsten zu mikroskopischen Wäldern und bieten ein unvergleichliches Hörerlebnis.

So., 9. Juni, 18 Uhr, Hafenbahnhof, Große Elbstraße 276

Tam Thi Pham spielt die Dan Bau noch bei DIE DICKE TROMPETE. Das Festival schreibt dazu: „Weiter geht’s auf dem Weg zu einem Ladies Orchestra der freien Improvisation in Hamburg: anknüpfend an die lange Tradition der Damenkapellen laden Krischa Weber und Georgia Hoppe Kolleg:innen in den Hafenbahnhof ein. Die fünfte Soirée ist der grandiosen Bläser-Section aus „Manche mögen’s heiß“ gewidmet. Bei uns werden Saiten und Stimmbänder, Säge, Theremin und Reeds in freier Improvisation wild und mild schwingen. Wir mögen’s heiß und kalt, nur nicht lauwarm. Wir grooven uns ein für die Grande Soiree, der Reunion aller „Dicken Trompeten“, im September in der Christianskirche Ottensen.“

Lernangebot zu Dan Bau – ein Instrument mit nur einer Saite

Tam Thi Pham hat sich auch bei der HOOU mit dem spannenden vietnamesischen Instrument Dan Bau in einem Lernangebot auseinandergesetzt. Die Dan Bau hat nur eine Saite, erzeugt aber dennoch vielfältige Töne.

Experimentelle Musik beim Blurred Edges Festival

Das Trio IMAGO tritt beim Festival auf.

Fr., 7. Juni, 20 Uhr, HEART (Friedensallee 26)

Das experimentelle E-Gitarren-Trio mit Michael E. Haase, Manfred Stahnke und Georgia Ch. Hoppe unternimmt eine Wanderung über 18 Saiten in 60 Minuten. Das Festival kündigt das Event wie folgt an: „Unterwegs rechnen sie mit allerlei Unwägbarkeiten, denn jede Saite bietet zwar Halt, kann aber auch zum Stolperdraht werden. Die Unbe- rechenbarkeit, der stete Wechsel der Situation ist für die Wandernden jedoch gerade der Reiz. Denn hinter der nächsten Wegbiegung wartet schon Ungeahntes. Eine Rückkopplung, der Sägezahntiger oder Stille?“

Passende Lernangebote für dich zu dieser experimentellen Musik

Multimedia-Performance zu „Julia, Romeo and another social dilemma“

Das „ensemble.M“ präsentiert mit HOOU-Akteurin Xiao Fu in dieser neuen interdisziplinären Aufführung auf einzigartige Weise die emotionalen Erfahrungen des Einzelnen unter gesellschaftlichem Druck.

Mi., 12. Juni, 20 Uhr, Künstlerhaus FAKTOR (Max-Brauer-Allee 229)

Die Beziehung zwischen Liebenden und der Gesellschaft wird auf der Bühne in einen Kontext gesetzt, wobei die Grenzen der Liebe verschwimmen und von den Schatten der Gesellschaft umhüllt erscheinen. Diese Aufführung ermöglicht dem Publikum ein tieferes Verständnis dafür, wie gesellschaftliche Normen die emotionalen Entscheidungen des Individuums beeinflussen. Sie ist nicht nur eine nachdenkliche Darbietung, sondern auch eine tiefgehende Erforschung der komplexen Beziehung zwischen Liebe und Freiheit.

Xiao Fu hat auch ein HOOU-Lernangebot „fresh::sounds – Instrumente der Seidenstraße“ konzipiert. Dort findest du spannende Informationen über ganz besondere Instrumente.

Plattform für besondere Musik und Kunst

Wie du siehst, bietet sowohl das Blurred Edges Festival als auch die HOOU eine außergewöhnliche Plattform für besondere Musik und Kunst. Beide laden ein, neue Klänge zu entdecken, innovative Performances zu erleben und in eine kreative Vielfalt einzutauchen.