Eine diverse Gruppe von Menschen sitzt an einem Tisch und schaut auf einen PC Monitor

Titelbild: Jason Goodman/Unsplash

28.03.2024 | Meena Stavesand

KI und Ethik: „Wir müssen bei Innovationen interdisziplinäre Teams bilden“

„Code is law“ ist ein bekanntes Zitat von Lawrence Lessig, einem Tech-Vordenker aus den USA. Entwickler:innen haben durch ihren Code die Macht über Gesetzmäßigkeiten und lassen so auch ihre Wertvorstellungen in die Software einfließen. Das ist ein Grund, warum es eine ethische Betrachtung von Technologie geben muss. Axel Dürkop, Experte der TU Hamburg, erklärt im Interview, warum wir interdisziplinäre Teams brauchen und was aus ethischer Sicht bei dem bekannten KI-Tool ChatGPT schiefgelaufen ist.

Axel, wie bist du privat und beruflich in der letzten Zeit mit technologischen Innovationen in Berührung gekommen?

Axel Dürkop: Privat habe ich mir im letzten Jahr ein Balkonkraftwerk an die Wand geschraubt. Es ist faszinierend, am Stromzähler direkt zu sehen, wie viel Energie die Sonne an meiner Hauswand spendet. Das Thema Erneuerbare Energien habe ich dann auch bei unseren WATTwanderungen mit verschiedenen Veranstaltungen wie einem Workshop, bei dem die Teilnehmenden die Technik hinter einem Balkonkraftwerk verstehen, oder einem Kinoabend am KulturEnergieBunker – realisiert durch Energie, die wir vorher in einer Biogasanlage an den Wilhelmsburger Zinnwerken selbst herstellten und nach Altona gebracht haben. 

Ansonsten diskutiere ich in einer Informatik-Veranstaltung mit angehenden Berufsschullehrkräften die Gestaltbarkeit von Künstlicher Intelligenz. Wir setzen uns dabei praktisch mit KI auseinander – aber jenseits von ChatGPT oder Prompting. Mir geht es in der Veranstaltung um die Frage: Wie können wir für KI ethische und gesellschaftlich relevante Implikationen schaffen? Als Beispiel: Wir beschäftigen uns mit einer automatisierten Moderation von Hasskommentaren auf Social Media und diskutieren dabei Klassifikationen von Hatespeech.

Künstliche Intelligenz und Ethik sind zwei wichtige Stichwörter. Aktuell wird diskutiert, wie wir ethisch mit KI umgehen. Wie kann beides miteinander kombiniert werden?

Axel Dürkop: Im Idealfall klären wir ethische Fragestellungen zu einer neuer Technologie wie ChatGPT und Co. vor der Entwicklung. Sie lassen sich aber auch begleitend diskutieren. Wir sollten die Ethik aber nicht nachschalten. Denn: Code is law – also Code ist Gesetz. Das sagte US-Tech-Vordenker Lawrence Lessig Anfang dieses Jahrtausends. Das heißt: Die Wertevorstellungen der Entwickler:innen fließen in die Software. Wer den Code kontrolliert, hat sozusagen die Macht über Gesetzmäßigkeiten. Da braucht es eine ethische Begleitung.

Wie lässt sich das realisieren?

Axel Dürkop: Wir wissen jetzt: Bei ChatGPT hat das Zusammenspiel von Softwareentwicklung und Ethik nicht gut geklappt. OpenAI, das Unternehmen hinter dem Chatbot, hat für die Entwicklung Menschen im Globalen Süden ausgebeutet – das wäre mit einer vorgeschalteten oder begleitenden Ethik-Debatte vielleicht besser gelaufen. Es ist also wichtig, dass wir bei technologischen Innovationen interdisziplinäre Teams bilden, in denen Entwickler:innen und Ethiker:innen zusammenarbeiten.

Wie könnte eine Zusammenarbeit aussehen?

Axel Dürkop: Wenn eine Innovation wie beispielsweise ChatGPT entwickelt wird, sind dann auch Ethiker:innen an diesem Prozess beteiligt. Bei den Diskussionen, wie die Technologie oder die Software aufgebaut wird, wie sie funktionieren und wie das Qualitätsmanagement und auch das Testing aussehen soll – das sind Fragen, die auch einer ethischen Reflexion bedürfen. Dafür gibt es bestimmte Frameworks, die man heranziehen kann. Ich halte das von Sebastian Hallersleben (und weiteren) für besonders sinnvoll und belastbar. Darin gibt es sechs Kriterien, anhand derer wir eine Technologie beurteilen können.

  • Transparenz
  • Verantwortlichkeit
  • Privatsphäre
  • Recht
  • Sicherheit
  • Nachhaltigkeit

Mit diesem Framework zum Beispiel lassen sich die Wertvorstellung einer Technologie diskutieren. Das Interessante daran ist, dass wir je nach Technologie Abstufungen bei den einzelnen Punkten machen können. Bei Technik in der Landwirtschaft ist Privatsphäre nicht so entscheidet wie etwa beim Einsatz in der Medizin, wo es um vertrauensvolle Daten geht. Außerdem ist auch das Thema Nachhaltigkeit aufgegriffen, was wir nicht mehr vernachlässigen dürfen. Heutige Technologie wie etwa ChatGPT benötigt Unmengen an Kühlwasser – das können wir in unserer Bewertung nicht ignorieren. Das Framework bietet daher einen idealen Leitfaden.

Wird deiner Meinung nach aktuell genug über ethische Fragen bei Technologie gesprochen?

Axel Dürkop: Bei ChatGPT haben wir das, wie bereits gesagt, versäumt, vorher darüber zu diskutieren. Aber klar ist auch, dass eine (ethische) Regulierung mit dem technologischen Fortschritt nicht mithalten kann. Da ist Eile mit Weile geboten. Meiner Meinung nach hat der Deutsche Ethikrat eine gute Ausgangsbasis geschaffen. Generell müssen wir dahinkommen, dass wir auch in unseren Studiengängen zu Technik und Ingenieurwissenschaften das Thema Ethik von Anfang an mitdenken. Ethik gehört ins digitale Zeitalter. Darum haben wir an der TU Hamburg mit Prof. Dr. Maximilian Kiener einen Juniorprofessor für Ethik in Technologie. Das Thema gehört in unsere Ausbildungen.

Aber das sollte keine rein akademische Diskussion bleiben. Alle Menschen haben Sorgen und Befindlichkeiten, die wir ernstnehmen müssen. Wir müssen daher den Diskurs auch außerhalb der Hochschulen führen. Die Menschen sollen mitgestalten, ihre Fragen einbringen. Das war ein Grund, warum wir an der TU Hamburg das HOOU-Lernangebot „tekethics“ gestartet haben. Noch vor der Corona-Pandemie haben wir regelmäßige Treffen in den Hamburger Bücherhallen veranstaltet, um mit Bürger:innen über ethische Herausforderungen bei Künstlicher Intelligenz zu diskutieren. Wir möchten dieses Thema auch im nächsten Jahr aufgreifen: Maximilian Kiener wird sich 2024 in einem neuen HOOU-Lernangebot mit ethischem Design von KI beschäftigen. Das wird sehr spannend!

Wer sich für das Thema Ethik und KI interessiert, kann sich die aktuellen Vortragsmaterialien von Axel Dürkop anschauen. Hier gibt es auch weiteres Material von ihm – unter anderem zu dem Thema „Souverän mit KI umgehen“.

Das Bild ist KI-generiert. Es zeigt eine Frau, die umgeben von verschiedenen Objekten am Laptop sitzt.

Bild: Midjourney, KI-generiert

05.03.2024 | Meena Stavesand

KI-Werkstatt für Hochschulen: Darum ist es wichtig, sich mit KI in der Lehre zu beschäftigen

Bei seiner kostenfreien KI-Werkstatt stellt das MMKH die Frage: Überlegst du noch, oder promptest du schon? Im Forum Finkenau dreht sich am 14. März alles um KI-Generatoren und wie sich diese in der Hochschullehre einsetzen lassen.

Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz und speziell der KI-Generatoren wie ChatGPT revolutioniert nicht nur Geschäftsmodelle und gesellschaftliche Prozesse, sondern steht auch an der Schwelle, die Hochschulbildung grundlegend zu transformieren. Diese Technologien bieten ein hohes Potenzial zur Verbesserung der Lehr- und Lernmethoden, zur Personalisierung des Bildungserlebnisses und zur Bereitstellung von Tools, die sowohl Lehrende als auch Lernende in nie dagewesener Weise unterstützen können.

In einer Zeit, in der ChatGPT und ähnliche Technologien unsere Art zu arbeiten, zu lernen und zu lehren revolutionieren, stehen wir vor der Herausforderung, diese Neuerungen konstruktiv unter anderem in die Lehre zu integrieren. Wie können wir Künstliche Intelligenz nutzen, um Unterricht und Lehre zu bereichern, ohne dabei ethische und rechtliche Grenzen zu überschreiten? Genau diese Fragen stehen im Zentrum der KI-Werkstatt des Multimedia Kontor Hamburg und der HOOU@HAW am Donnerstag, 14. März, von 10 bis 14 Uhr.

Neue Möglichkeiten für Lehre und Lernen

Die digitale Transformation durch KI eröffnet neue Horizonte für das Lehren und Lernen an Hochschulen. Sie bietet innovative Ansätze, um die Qualität der Bildung zu steigern, Lernprozesse zu personalisieren und Forschung auf ein neues Niveau zu heben. Um jedoch diese Potenziale voll auszuschöpfen und gleichzeitig Risiken zu minimieren, ist es essentiell, sich eingehend mit den Möglichkeiten, Grenzen und Anforderungen an den Einsatz von KI in der Hochschullehre auseinanderzusetzen.

Expertinnen und Experten erleichtern Zugang zu KI-Technologie

Die KI-Werkstatt zielt darauf ab, einen umfassenden Überblick über die Anwendungsmöglichkeiten von KI-Generatoren in der Lehre zu geben und gleichzeitig einen offenen Dialog über ethische, rechtliche und praktische Aspekte zu fördern. Durch interaktive Thementische und eine inspirierende Keynote bietet das Event eine spannende Gelegenheit, KI-Technologien zu entmystifizieren, praktisches Wissen zu erlangen und mit Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Disziplinen in den Austausch zu treten.

Das KI-generierte Bild zeigt einen Frauenkopf. Die Haare bestehen aus  verschiedenen Elementen, die die vielen Möglichkeiten von KI symbolisieren sollen.
Bei der KI-Werkstatt stehen die praktischen Möglichkeiten im Mittelpunkt. (Bild: MMKH/KI-generiert)

Programm: Das erwartet dich bei der KI-Werkstatt

Nach einer Begrüßung um 10 Uhr (Einlass: ab 9.30 Uhr) folgt die Keynote von PD Dr. Malte Persike. Er ist der wissenschaftliche Leiter des Centers für Lehr- und Lernservice der RWTH Aachen University. Der Experte spricht zu dem Thema: „Lehren oder lehren lassen – Der Einsatz generativer KI in der Hochschullehre“. Ab 10.45 Uhr startet die erste Runde an den verschiedenen Thementischen. Fachleute führen dort in unterschiedliche Anwendungsfelder und Aspekte von KI-Generatoren ein. Die Teilnehmenden können beispielsweise KI-Generatoren selbst ausprobieren und alle Fragen loswerden. Nach einer Mittagspause gibt es noch zwei weitere Runden an den Thementischen.

Das sind die Thementische

  • KI in der Lehre und Prüfungen (PD Dr. Malte Persike, RWTH Aachen)
  • Rechtlichen Fragen von KI mit Schwerpunkten zu Urheberrecht, Datenschutz sowie Prüfungsrecht (Andrea Schlotfeldt, HAW Hamburg)
  • KI-Text- und Bildgeneratoren in der Lehre (Katrin Schröder, MMKH, und Meena Stavesand, HOOU)  
  • Videoproduktionen mit KI-Generatoren (Jan von Roth, Philippe Schaumburg und Christoph Dobbitsch, alle MMKH)
  • KI in der 3D-Entwicklung und Game-Coding (Leonhard Onken-Menke und Sebastian Olariu, beide MMKH)

An wen richtet sich die KI-Werkstatt und wie meldet man sich an?

Die KI-Werkstatt wird vom Multimedia Kontor Hamburg in Zusammenarbeit mit der HAW Hamburg und der HOOU organisiert und durchgeführt. Sie findet in Kooperation mit dem Netzwerk Landeseinrichtungen für digitale Hochschule (NeL) und unter Förderung der Stiftung Innovation in der Hochschullehre statt.

Das Event ist kostenfrei und für Hochschullehrende, Mitarbeitende aus Service- und Supporteinrichtungen sowie für alle Interessierten aus dem Hochschulbereich konzipiert, die die Zukunft der Bildung aktiv mitgestalten möchten. Die Plätze sind begrenzt. Eine Anmeldung ist hier bis zum 11. März möglich.

Aus Lebensmittelabfällen werden Biogas und Flüssigdünger. Steffen Walk (links) und René Hansen (rechts) sortieren den Abfall, bevor er geschreddert wird und in die Anlage kommt.

Foto: Stephan Dublasky

09.02.2024 | Meena Stavesand

Alternative Energiekonzepte: Diese Biogasanlage fütterst du mit deinen Abfällen

René Hansen hat seine Masterarbeit zu der nachhaltigen Biogasanlage in Wilhelmsburg geschrieben. Nun berichtet er über seine Forschung.

Häufig erzeugen Biogasanlagen Energie mit eigens dafür produziertem Mais. Die Biogasanlage der TU Hamburg an den Wilhelmsburger Zinnwerken geht einen anderen Weg. Sie nutzt Lebensmittelabfälle wie Bananenschalen oder Apfelreste, die sowieso bereits im Kreislauf sind. In verschiedenen Veranstaltungen der Hamburger WATTwanderungen haben wir gezeigt, wie dieses alternative Prinzip funktioniert, und mit der erzeugten Energie bereits einen Kinoabend und mehrere gemeinsame Dinner veranstaltet.

Am Freitag, 16. Februar, um 17 Uhr spricht nun René Hansen an den Zinnwerken, Am Veringhof 7 in Wilhelmsburg, über die Ergebnisse seiner Masterarbeit im Studienfach Regenerative Energien. Er hat die Biogasanlage in den vergangenen Monaten analysiert. In dem Vortrag geht er nochmals auf die Nutzung und Technik ein – aufbereitet für alle Menschen, die sich für das Thema nachhaltige Energie interessieren. Vorkenntnisse sind also nicht nötig. Der Vortrag findet zwar drinnen statt, winterliche Kleidung für die Erkundung der Anlage und für weitere Diskussionen wird aber empfohlen.

Wir haben mit René über die Ergebnisse seiner Masterarbeit und die Veranstaltung am 16. Februar gesprochen.

René Hansen, du hast deine Masterarbeit über die Biogasanlage an den Wilhelmsburger Zinnwerken geschrieben. Zu welchen Ergebnissen bist du gekommen?

René Hansen: Ich habe die Biogasanlage von April bis November 2023 untersucht und mich mit der Massen- und Energiebilanz beschäftigt. Insbesondere bei der Energiebilanz ist in meiner Analyse ein wichtiger Punkt aufgefallen: Während des Betriebs im vergangenen Jahr haben wir weniger Energie aus der Anlage gewonnen, als wir an Strom hineingesteckt haben. Das liegt an dem Aufbau der Biogasanlage, der – wie sich nun gezeigt hat – nicht ideal gelöst ist. Darum arbeiten wir an einer Verbesserung, die im März oder April umgesetzt sein sollte. Denn aktuell ist es zu kalt, die Anlage ist derzeit nicht in Betrieb.

Am 16. Februar sprichst du über die Ergebnisse deiner Arbeit. Was können die Besucherinnen und Besucher erwarten?

René Hansen: Ich gehe bei meinem 30-minütigen Vortrag auf die wichtigsten Ergebnisse meiner Masterarbeit ein, erläutere, was wir bei dem Betrieb der Biogasanlage an den Wilhelmsburger Zinnwerken im vergangenen Jahr gelernt haben, spreche über die Technik und das Nutzungskonzept der Anlage und über die bereits erwähnte Energiebilanz. Was für uns wichtig ist: Der Vortrag ist auch für Interessierte ohne technische Vorkenntnisse. Fragen sind immer willkommen. Wir möchten mit unserer Veranstaltung in den Dialog kommen, unser Wissen weitergeben und miteinander diskutieren. Außerdem werden wir mit unserem eigenen Biogas aus 2023, das wir in Säcken gespeichert haben, kochen. Es gibt also für alle Teilnehmenden auch eine leckere Stärkung.

Warum sind Biogasanlagen für eine nachhaltige Zukunft interessant?

René Hansen: Die Biogasanlage, die wir in Wilhelmsburg gebaut haben, ist ja etwas Besonderes. Wir haben hier ein anderes, innovatives und besonders nachhaltiges Konzept ausprobiert, indem wir häusliche beziehungsweise kommunale Lebensmittelabfälle verwerten. Wir nutzen also Abfälle, die sowieso da sind, energetisch weiter. Übliche landwirtschaftliche Biogasanlagen nutzen beispielsweise eigens angebauten Mais für die Energieproduktion. Von diesem Prinzip wollten wir weg.

Es geht uns bei den Veranstaltungen der Hamburger WATTwanderungen, mit denen wir die Biogasanlage und deren Nutzung begleitet haben, um alternative Konzepte für eine nachhaltige Zukunft. Wir wollen Ideen mit den Menschen diskutieren und mit ihnen gemeinsam an Lösungen arbeiten. Die Wissenschaft öffnet sich so in besonders spannender Weise. Und die Interessierten verstehen die Zusammenhänge. Wir nennen das „Erlebnislernen“. Darum freuen uns, wenn viele Hamburgerinnen und Hamburger am Freitag, 16. Februar, zu uns an die Wilhelmsburger Zinnwerke kommen und mit uns in den Dialog treten.

Wer bei der Veranstaltung bei sein möchte, kann sich bis zum Dienstag, 13. Februar, bei René Hansen anmelden – per E-Mail an: rene.hansen@tuhh.de. Wer mehr über das Thema wissen möchte, kann auch in unser Lernangebot „BioCycle“ reinschauen. Dort gibt es viele spannende Informationen.

Headerfoto: Aus Lebensmittelabfällen werden Biogas und Flüssigdünger. Steffen Walk (links) und René Hansen (rechts) sortieren den Abfall, bevor er geschreddert wird und in die Anlage kommt.

Das Bild zeigt unsere Erde aus dem Weltall.

Bild: The Digital Artist/Pixabay

29.01.2024 | hoouadmin

Podcast schafft Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit in der Informatik

Wie kann die Informatik stärker Verantwortung in Sachen Nachhaltigkeit übernehmen? Das will der Podcast von Computer Science 4 Future mit interdisziplinären Expert:innen diskutieren.

Im Rahmen der Agenda 2030 wurden von den Vereinten Nationen im Jahr 2015 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals/SDGs) verabschiedet. In den SDGs wird nur eine nachhaltige Entwicklung als eine dauerhaft tragfähige Entwicklung betrachtet, die auf alle relevanten Dimensionen (Ökonomie, Ökologie und Soziales) und Ebenen (national, regional und lokal) ausgerichtet ist. Für den Bereich der Informatik und im Besonderen das Department Informatik an der HAW Hamburg geht es nicht nur darum, sich der eigenen Auswirkungen bewusst zu werden, sondern tatsächlich interdisziplinär zu Lösungen für globale Probleme beizutragen und damit Verantwortung zu übernehmen (vgl. HAW Hamburg). Hier finden sich weitere Informationen der Initiative Computer Science for Future.

Wie nimmt sich das Projekt Computer Science 4 Future dieser Thematik an?

In einer Reihe von Podcasts sollen die Themen Nachhaltigkeit und Netzpolitik von Studierenden des Department Informatik mit renommierten Gästen aus dem akademischen und industriellen Sektor besprochen werden. Die Informationen werden sorgfältig eingeordnet, kontextualisiert und einer kritischen Überprüfung unterzogen. Dieses akribisch kuratierte Material wird darüber hinaus als Ressource für andere pädagogische Veranstaltungen verfügbar gemacht, um die Qualität der Lehre im Allgemeinen zu verbessern.

Wie sind die Podcasts aufgebaut?

Jeder Podcast startet mit einer Einführung in das Thema, geht dann in die Vertiefung und letztlich in die praktische Veranschaulichung. Um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und deren Bedeutung in das Zielpublikum zu tragen, ist es notwendig, den Zugang zu hochwertigen Lernangeboten zu Themen wie beispielsweise Green Computing, digitale Transformation oder ethische und soziale Aspekte der Informatik zu erleichtern und in den Podcast einzuweben.

Was ist das Ziel des Projekts?

Um zukünftige Generationen von sowohl technischen Expert:innen, als auch in der Informatikpraxis Tätige auf Nachhaltigkeit vorzubereiten ist eine breite Ausbildung erforderlich, die technische, soziale und ökologische Aspekte berücksichtigt. Die Vision ist es, einen alternativen Ansatz zur Vermittlung von Bildungsinhalten zu schaffen, der nicht nur das Lernen zugänglicher gestaltet, sondern auch den Zugang zu qualitativ hochwertigen Bildungsinhalten für eine breite Zielgruppe erleichtert. Der Podcast soll durch die Vermittlung von praktischen Informationen dazu anregen, das Thema zu vertiefen und sich mit den Grundlagen dafür beschäftigen.

Wer ist die Zielgruppe der Podcasts?

Der Podcast ist primär für Studierende der Informatik und angrenzender Disziplinen, aber auch Personen mit Interesse an Nachhaltigkeit und Technologie, im besten Fall auch technisch versierte Schüler:innen. Vorkenntnisse im Bereich Informatik sind von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich. Die einführenden Podcasts sollen so gestaltet werden, dass sie auch für Personen ohne technisches Vorwissen zugänglich sind.

Text: Dorothee Wagner/HAW Hamburg

Das Bild zeigt verschiedene Muster in Lila und Grün.

Bild: SPOTSOFLIGHT/Pixabay

23.01.2024 | hoouadmin

Virtueller Studienführer? HAW Hamburg arbeitet an spannendem Chatbot

Können Chatbots im Studium helfen? Das erarbeiten aktuell die Projektverantwortlichen des Lernangebots ChAdmin der HAW Hamburg.

Chatbots begegnen uns schon seit vielen Jahren in unserem digitalen Alltag. Agierten sie anfangs noch als interaktive FAQ, lernen sie durch künstliche Intelligenz auch mehr und mehr auf komplexere Fragen Antworten zu finden. Ihnen allen ist gemein, dass nicht Mensch mit Mensch, sondern Mensch mit Computer interagiert. Aber wie werden Chatbots konzipiert und was ist die Technologie dahinter?

Wie funktioniert das Projekt ChAdmin?

Über projektorientiertes Lernen soll in dem Lernangebot ChAdmin der HAW Hamburg an die Funktionsweise von Chatbots herangeführt werden. Dabei geht es auf technischer Seite um die KI-basierte Technologie. Durch den niedrigschwelligen Zugang werden keine Vorkenntnisse benötigt.

Mit der konkreten Aufgabe, einen virtuellen Studienbegleiter zu erstellen, müssen die Themenfelder, zu denen der Chatbot auskunftsfähig sein soll, identifiziert und abgegrenzt werden. Darüber hinaus werden die rechtlichen, psychologischen, wirtschaftlichen, ethischen und weiteren wissenschaftliche Perspektiven auf den Einsatz von Chatbots vermittelt.

Einsatzmöglichkeiten für Chatbots identifizieren

Das Ziel des Projektes ist, dass die Nutzer:innen in der Praxis Einsatzmöglichkeiten für Chatbots identifizieren und etwaige Nebenwirkungen rechtzeitig bedenken können. Das Projekt hat die Vision, mit den konstruierten Chatbots und der großen Anzahl an Fragen und Antworten im Crowd-Ergebnis einen tatsächlich nutzbaren Studienbegleiter für die HAW Hamburg zu erstellen. Dadurch soll unter anderem auch ein Entlastungspotential für die Hochschulverwaltung ermöglicht werden.

Für Studierende im Erstsemester, aber auch im höheren Semester

Durch den niedrigschwelligen Einstieg in dieses komplexe Thema umfasst die Zielgruppe alle Studierenden der HAW Hamburg und Interessierte darüber hinaus. Das Lehrangebot wäre sowohl für Erstsemester als auch für höhere Semester einsetzbar. Es ist möglich, dieses im Studium einzusetzen, als auch im Selbststudium durchzuarbeiten. Die Projektverantwortlichen arbeiten aktuell an der Umsetzung des Lernangebots.

Text: Dorothee Wagner/HAW Hamburg

Das Bild zeigt eine Pinnwand, auf der ein Post-it klebt, auf dem eine Glühbirne gemalt ist.

Headerbild: AbsolutVision/Unsplash

19.12.2023 | Meena Stavesand

Ideen als Problemlöser: Gemeinsam kreative Lösungen schaffen

Das Lernangebot "Collaborative Ideation" gibt Methoden an die Hand, mit denen Teams auch für komplexe Probleme Lösungen finden können.

Ideen hat jeder Mensch – und Kreativität kann man lernen. Davon ist Jan Küchenhof, wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand an der TU Hamburg, überzeugt – und hat mit seinem kostenlosen Lernangebot „Collaborative Ideation“ gezeigt, wie wir gemeinsam für komplexe und gesellschaftlich relevante Probleme Ideen finden und entwickeln können. Das geht am besten in einem diversen Team. Im Interview erklärt Jan Küchenhof, was eine Idee eigentlich ist, wie Ideen entstehen und welche Rolle die eigene Kreativität bei dem Ideenfindungsprozess spielt.

Was ist eigentlich eine Idee?

Jan Küchenhof: Für mich ist eine Idee dieser Aha-Moment, den vermutlich jeder von uns kennt. Es macht klick bei uns im Kopf, der Schalter wird umgelegt und es offenbart sich eine potentielle Lösung. Eine Idee kann auch die Antwort auf eine Frage sein, über die wir uns schon länger den Kopf zerbrechen. Häufig muss man ein Problem etwas inkubieren, also etwas länger mit sich herumtragen bis man auf eine Lösung kommt. Eine Idee ist dann ein Problemlöser. Das heißt aber nicht, dass eine Idee immer etwas Neues sein muss – anders als bei  einer Invention, also einer Erfindung.

Wie entstehen Ideen?

Jan Küchenhof: Ideen können auf unterschiedliche Arten und Weisen entstehen – bei denkenden Lebewesen sind sie das Resultat kognitiver Prozesse und können sich im Unterbewusstsein entwickeln, allerdings auch gezielt herbeigeführt werden. Klar ist: Jeder Mensch hat Ideen. Meist braucht es ein Problem, das wir zunächst verstehen und dann lösen wollen, damit wir Ideen erkennen. Dieser Prozess kann unterstützt werden – zum einen mit intuitiven Methoden wie etwa Brainstorming, die unsere Kreativität anregen, oder zum anderen mit diskursiven Methoden, die unser systematisches Denken anstoßen. Das Problem, das es zu lösen gilt, wird dann Schritt für Schritt analysiert und durchdrungen, um am Ende passende Ideen für die Problemlösung zu erhalten.

Diese Karte zeigt die „Welt der Ideen“ aus dem Lernangebot „Collaborative Ideation“. Bild: Jan Küchenhof/Hanna Bickmeier/CC BY-SA 4.0

Welche Rolle spielt die eigene Kreativität bei Ideen und kann ich Kreativität lernen?

Jan Küchenhof: Früher wurde oft angenommen, dass Kreativität eine besondere Fähigkeit ist, die einige Menschen besitzen und andere nicht. Daher haben sich manche selbst schnell als unkreativ abgestempelt und das Entwickeln von Ideen den „Kreativen“ überlassen. Es ist vermutlich auch so, dass einige Menschen einfach kreativer sind als andere – jedoch gibt es mehrere Formen von Kreativität und  Expert:innen erkennen zunehmend, dass kreatives Denken zu den grundlegenden kognitiven Fähigkeiten gehört, die jeder besitzt. Wir alle werden bei der Geburt mit einer individuellen natürlichen Kreativität ausgestattet. In Kombination mit dem uns verfügbare Wissen steigt unsere verfügbare Kreativität und damit auch die kreative Leistung. Die kreative Leistung kann außerdem durch gezielten Wissenserwerb oder durch Kreativitätstechniken erhöht werden. Der Unterschied zwischen Menschen, die als kreativ und als nicht-kreativ gelten, liegt meist nur darin, wie aktiv sie diese Fertigkeiten nutzen. Daraus folgt: jeder kann seine kreatives Denken stärken und verbessern.

Wie entwickelt man seine Idee weiter?

Jan Küchenhof: Wenn man eine gute Idee gefunden hat, kann man versuchen, sie in die Tat umzusetzen. Natürlich kann nicht jede Idee realisiert werden – schon gar nicht sofort. Manchmal lohnt es sich auch, eine Idee erst einmal weiter zu durchdenken, zu entwickeln, bevor man in die Umsetzung geht. Mit Methoden wie Design Thinking haben wir heute die Möglichkeit, durchdachte Ideen zügig in Prototypen zu verwandeln und sie dann zu testen. Meist gibt es mehr als eine Lösung – daher ist eine gute Abwägung bei Ideen und deren Umsetzung wichtig. Hierbei spielen verschiedene Aspekte eine Rolle wie Aufwand, Umsetzbarkeit, Nutzen und auch die Frage: Welche Alternativen es gibt? Besonders hilfreich ist bei diesem Ideenfindungsprozess ein vielfältiges Team und ein geleiteter Prozess, damit sich komplexe Probleme leichter lösen lassen.

Wie kommen wir an Ideen für sehr komplexe und gesellschaftsübergreifende Probleme?

Jan Küchenhof: Genau diese Frage haben wir uns an der TU Hamburg ebenfalls gestellt – und eine Lösung dafür gefunden. In dem HOOU-Lernangebot „Collaborative Ideation“ haben wir uns auf Probleme konzentriert, die eine hohe gesellschaftliche Relevanz haben, da sie alle Menschen betreffen, aber nicht von Einzelnen gelöst werden können. Im Team ist das verfügbare Wissen höher und der Austausch kann die Motivation stärker anregen als alleine im stillen Kämmerchen an neuen Ideen zu arbeiten. Außerdem kann man die Ideen dann mit den unterschiedlichen Sichtweisen und Erfahrungen der Gruppe diskutieren.

So haben wir uns ein sehr relevantes Thema gesetzt: „Plastikmüll in Stadt und Umwelt“. Zunächst haben wir die Probleme dieses Themas identifiziert und kategorisiert. Wir konnten festlegen, dass es Probleme gibt, die jeder Menschen angehen kann – etwa beim Einkauf den Jutebeutel zu nehmen statt die Plastiktüte. Andere Probleme wie Industrieabfälle, die etwa von Unternehmen in Gewässer geleitet werden, sind nicht von einer Einzelperson zu lösen und erfordern mehr als individuelle Maßnahmen. Hier kann zum Beispiel die Politik mit entsprechenden Regulierungen eingreifen.

Im weiteren Prozess stießen wir auf das Thema Mikroplastik – ein Problem, das weit über die Reichweite von Einzelpersonen, Unternehmen und auch Politik hinausgeht. Mikroplastik ist mittlerweile überall in unseren Ökosystemen verbreitet: in Böden, Gewässern, der Nahrungskette und sogar in uns selbst, was unter anderem zu erhöhtem Artensterben beiträgt. Um hier eine Wirkung zu erzielen, müssen umfassende Maßnahmen und Mechanismen aktiviert werden.

Nachdem wir die Probleme sortiert hatten, wählten wir diejenigen aus, die wir als lösbar ansahen. In einem weiteren Workshop widmeten wir uns dann der Lösungsfindung. Wir sammelten Ideen, wie die Probleme angegangen werden könnten, wählten die besten aus und ließen sie im 5-Minuten-Takt von Team zu Team wandern. Auf diese Weise konnten die Vorschläge verfeinert werden. Jetzt sind die Ideen ausgereift und bereit zur Umsetzung – und genau das macht sie wahrhaft kreativ.

Lernangebot Collaborative Ideation als kostenloser Moodle-Kurs

Das HOOU-Projekt „Collaborative Ideation: Design Methods going Digital!“ wurde bereits 2021 gefördert und realisiert und geht nun in die zweite Runde. Mit dem Umzug auf die neue Moodle-Plattform wird das Lernangebot interaktiver und bietet digitale Möglichkeiten zum Mitmachen und Nachmachen. Wer mehr darüber wissen möchte, wie man gemeinsam an komplexe Probleme herangeht und kreative Lösungen entwickelt, für den ist unser Lernangebot „Collaborative Ideation“ genau das Richtige. Realisiert wird es von Jan Küchenhof vom Institut für Produktentwicklung und Produktentwicklung (PKT)  der TU Hamburg und fleißiger studentischer Unterstützung. Das neue Lehr- und Lernprojekt soll ab Januar 2024 online verfügbar sein.

Das Bild zeigt Dr. Nicole Hagen und ein Kind. Nicole Hagen zeigt dem Kind ihr Lernangebot

Headerbild: Katrin Schröder/MMKH

07.12.2023 | hoouadmin

So lässt sich ChatGPT spielerisch in den Unterricht integrieren

"Geschichte schreiben mit ChatGPT" - der Name des Lernangebots der HAW Hamburg ist Programm. Denn mit dieser kostenlosen Schritt-für-Schritt-Anleitung können Schüler:innen ihre eigenen Storys mithilfe von generativer KI entwickeln.

Veranstaltet von der Joachim Herz Stiftung fand am 27. und 28. November in Hamburg die Konferenz „Adaptives Lernen und KI in der schulischen und beruflichen Bildung: Potenziale und Herausforderungen technologiegestützten Lehrens und Lernens“ statt. Im Mittelpunkt standen die tiefgreifenden Veränderungen, die Künstliche Intelligenz in Lehr- und Lernprozessen auslösen kann und mit Sicherheit auch auslösen wird. Bei der Veranstaltung in der Langenhorner Chaussee drehten sich viele Fragen um intelligente tutorielle Systeme, die einerseits eine Arbeitserleichterung für didaktisch Tätige darstellen, andererseits die Diversität von Lerngruppen und deren individuelle Unterstützung fördern können.

HOOU-Projekt „Geschichte schreiben mit Chat GPT“ vorgestellt

Vor allem generative Chatbots und Co. bieten derzeit neue Ansätze im Bereich des adaptiven Lernens. So stellte Dr. Nicole Hagen von der HAW Hamburg im Rahmen der HOOU das Projekt „Geschichte schreiben mit ChatGPT“ eine Open-Source-Anleitung für Schulen vor, das sich vornehmlich an Schüler:innen und Lehrende richtet, die das Thema KI auf spielerische Weise in ihren Unterricht integrieren möchten.

Dr. Nicole Hagen von der HAW Hamburg stellt ihr Lernangebot „Geschichten schreiben mit ChatGPT“ bei der Joachim Herz Stiftung vor. Bild: Joachim Herz Stiftung

Eine Schritt-für-Schritt-Anleitung erklärt hierbei, wie Schüler:innen mit Hilfe eines generativen Sprachmodells eine eigene Geschichte entwickeln können – mit oder ohne initiale Idee für eine Story. Dazu bieten die bereitgestellten Materialien zusätzliche Hilfestellungen zur Anregung der eigenen Fantasie und viele Inspirationsquellen. Der Leitfaden versteht sich als Orientierungshilfe. Darüber hinaus sind freies und kreatives Ausprobieren sowie der Einstieg in den Diskurs über Risiken und Potenziale von KI erwünscht.

Hohes Interesse an offenem Angebot: Projekt wird weiterentwickelt

Die Entwickler:innen des Angebots befinden sich aktuell in einer intensiven Testphase, um zu prüfen, was funktioniert und wo es mit den Large-Language-Modellen zurzeit eventuell noch hakt. Sie sammeln das Feedback der Teilnehmenden, um es in das Endprodukt einfließen zu lassen. Bisher erprobte Formate waren zum Beispiel die rein digitale Nutzung ohne Begleitung durch eine Lehrkraft über die Plattform Lehre:Digital zum deutschlandweiten Digitaltag. Im analogen Austausch mit einem vielfältigen Publikum zu den Festivitäten rund um den Tag der deutschen Einheit hat sich gezeigt, dass vor allem sehr junge und ältere Interessierte von einem solchen offenen Angebot profitieren. Auch die Durchführung als ChatGPT-Workshop für ganze Klassen auf dem Digital@School Campus 2023 der Telekomstiftung in Bonn erwies sich als zielführend.

Der Austausch mit dem interessierten Fachpublikum auf der Veranstaltung der Joachim Herz Stiftung brachte weitere Impulse und potenzielle Kooperationspartner. Nach diesem vielfältigen Input stehen die nächsten Planungsschritte in den Startlöchern.

Probiere das Angebot selbst aus: Der Chatbot ChatGPT kann ohne Registrierung direkt auf der Seite getestet werden!

Text: Dr. Nicole Hagen/HAW Hamburg

Nahaufnahme von dem Biomüll sowie Flüssigdünger an der Biogasanlage

Titelbild: Stephan Dublasky

06.11.2023 | Meena Stavesand

So wichtig ist die richtige Abfalltrennung: Steffen Walk erklärt BioCycle

Welchen Beitrag können wir leisten, um aus Lebensmittelabfällen neue Ressourcen entstehen zu lassen? Steffen Walk erklärt BioCycle.

Aus Lebensmittelabfällen können neue Produkte werden – und es ist für jeden einzelnen gar nicht so schwierig, diesen Prozess zu unterstützen. Denn es gibt BioCycle. Was dieser Kreislauf von Lebensmittelabfällen genau ist, erfahrt ihr nicht nur in diesen Interview mit dem Experten Steffen Walk, sondern auch detailliert in unserem neuen und kostenlosen Lernangebot – klickt gerne rein!

Hautnah erleben könnt ihr BioCycle übrigens bei unseren WATTwanderungen – an den Wilhelmsburger Zinnwerken haben wir eine Biogasanlage aufgebaut, die ihr mit euren Lebensmittelabfällen „füttern“ könnt. Auch das erklärt Steffen Walk in unserem Gespräch. Mehr dazu findet ihr hier.

Steffen Walk, was können wir uns unter dem Prinzip von BioCycle vorstellen?

Steffen Walk: BioCycle beschreibt die Zusammenhänge eines Kreislaufs, bei dem Lebensmittel zu Abfällen werden und dann zu neuen Produkten wie Energie oder Bodenverbesserungsmitteln wie Kompost umgewandelt werden können. Diese bilden dann wiederum die Grundlage für neue Lebensmittel. Insgesamt besteht dieser Kreislauf aus sechs Schritten, die wir im Lernangebot in vielfältiger medialer  Aufbereitung dargestellt haben.

Wie trägt BioCycle dazu bei, unser Verständnis und Bewusstsein für den Bio-Kreislauf von Lebensmittelabfällen zu verbessern?

Das Lernangebot enthält neben klassischen Lehrformaten auch Einheiten  zur Selbstreflektion. Ein ganz wichtiger Punkt ist hier eine dauerhaft etablierte Challenge, in der jeder seine eigene Generierung von Lebensmittelabfällen messen kann und somit ein Gespür für die unterschiedlichen Arten von Lebensmittelabfällen erhält. Denn nicht alle Abfälle ist potentiell vermeidbar. Eine Bananenschale wird immer anfallen, sorgt aber nur bei richtiger Entsorgung für einen geschlossenen Kreislauf.

Wie wichtig ist dieses Bewusstsein für unsere Zukunft?

Hier gibt es zwei wichtige Faktoren: Die Verknappung traditioneller Energieressouren und die so genannte Desertifikation von Böden durch zu intensive Nutzung, die zum Verlust des Bodenlebens führt.

  • Zu der Verknappung traditioneller Energieressourcen: Biogas aus Bioabfällen kann ein wichtiger Baustein in der Transformation  zu einem klimaneutralen Energiemix führen, fossiles Erdgas ersetzen und gleichzeitig, wenn der Bioabfall nicht mehr im Restmüll entsorgt wird, Abfallverbrennung vermindern.
  • Zu der Desertifikation: Kompost ist ein wunderbarer Bodenverbesserer. Er ersetzt mineralische Dünger, dient aber vor allem als Wasser- und Nährstoffspeicher, was bei den sich akut verändernden klimatischen Bedingungen ein wichtiger Faktor ist und noch wichtiger werden wird.

Sie haben zu BioCycle ein spannendes und kostenloses Lernangebot konzipiert. Was können Teilnehmende daraus mitnehmen?

Das Lernangebot ist in die sechs Etappen des Kreislaufs von Lebensmitteln aufgebaut. Diese können prinzipiell auch einzeln bearbeitet werden. Ein großes Ziel ist jedoch, dass die Teilnehmenden ihr Bewusstsein über die eigene Verantwortung in diesem Kreislauf schärfen. Denn: Nur wenn ich am Anfang meine Abfälle ordentlich trenne, können später die wertvollen Produkte entstehen, die wiederum zu neuen Lebensmitteln führen können.

Was sollten Menschen in ihrem Alltag im Umgang mit Lebensmittelabfällen beachten? Was würden Sie sich dabei für die Zukunft wünschen?

  1. Vermeiden, was zu vermeiden ist, durch bewusstes Einkaufen und Lagern. 
  2. Korrekt trennen, was zu trennen ist, das heißt, alle Lebensmittelabfälle in die Biotonne, ohne Verpackungen, insbesondere Plastik.

Aber natürlich ist  das oftmals schwierig umzusetzen, aber wir wollen dabei gerne helfen mit unserem kostenfreien Lernangebot.

Axel Dürkop, Initiator der WATTwanderungen, und Steffen Walk von der TUHH freuen sich auf viele Besucherinnen und Besucher. Bild: Stephan Dublasky

Um den Nutzen von korrekter Trennung hautnah zu erfahren, haben wir in den Wilhelmsburger Zinnwerken eine kleine Biogasanlage aufgebaut, die mit Lebensmittelabfällen „gefüttert“ wird. Das Biogas nutzen wir dann bei unserem BioGAStmahl am 30. Juni 2023 zum Kochen von leckerem Essen. Um also den Kreislauf optimal zu schließen, haben wir im Rahmen der HOOU-WATTwanderung eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen – das Motto: „Bring uns deine Lebensmittelabfälle, wir machen daraus Biogas und laden dich dann zum gemeinschaftlichen Kochen und Essen ein.“ Die Anmeldephase zum BioGAStmahl läuft bereits. Um mitzumachen, müsst ihr einfach eure Lebensmittelabfälle nach Wilhelmsburg an die Zinnwerke bringen und euch anmelden. Ein paar Plätze sind noch frei.

So funktioniert die WATTwanderung und das anschließende BioGAStmahl.

An folgenden Terminen könnt ihr eure Lebensmittelabfälle zu uns an die Biogasanlage an den Wilhelmsburger Zinnwerken, Am Veringhof 7, bringen und euch für das BioGAStmahl anmelden:

  •  Fr., 9. Juni, 16 bis 19 Uhr
  • Do., 15. Juni, 17 bis 19 Uhr
  • Do., 22. Juni, 17 bis 19 Uhr
  • Do., 29. Juni, 17 bis 19 Uhr

Weitere Informationen zur WATTwanderung gibt es hier. Kommt vorbei!

Windräder bei Sonnenuntergang auf einem Feld

Wind und Sonne sind als Erneuerbare Energien unabdingbar für die Zukunft. Bild: Karsten Würth

24.08.2023 | Meena Stavesand

„Wir möchten Erneuerbare Energien für alle erlebbar machen“

Für die zweite WATTwanderung in Hamburg hat sich Axel Dürkop wieder etwas Besonderes einfallen lassen: Mit dem Rad bringen wir gespeichertes Biogas von Wilhelmsburg nach Altona, um damit am KulturEnergieBunker gemeinsam und nachhaltig zu kochen. Im Interview erklärt er den Hintergrund.

Axel Dürkop, bei der zweiten WATTwanderung verbindet ihr die beiden Stadtteile Wilhelmsburg und Altona als Lernorte miteinander. Was hat es damit auf sich?

Axel Dürkop: Bei der ersten WATTwanderung haben wir bei verschiedenen Veranstaltungen an den Wilhelmsburger Zinnwerken erklärt, wie man aus seinen eigenen Biofällen Energie gewinnen kann – durch eine Biogasanlage. Nun möchten wir Menschen den Energiekreislauf dahinter stadtteilübergreifend näherbringen. Das Biogas, das aus Lebensmittelabfällen gewonnen wird, ist in Säcken gespeichert. Diese wollen wir am 8. September um 12 Uhr mit dem Fahrrad nach Altona zum KulturEnergieBunker bringen, um damit gemeinsam zu kochen. Die Bioabfälle, die dabei entstehen, bringen wir wiederum mit einem Lastenrad nach Wilhelmsburg zurück, um dadurch in der Biogasanlage an den Zinnwerken erneut Energie zu produzieren. So machen wir den Energiekreislauf für alle erlebbar. Die Route, die wir am 8. September fahren, stellen wir zeitnah online, damit jeder, der Lust hat, sich anschließen kann.

Das planen wir beim BioGAStspiel.

Kann jeder bei der Aktion dabei sein?

Dürkop: Jeder, der Lust, Zeit und ein Fahrrad hat, kann gerne dazustoßen. Ob es uns wirklich gelingt, mit den Säcken voller Biogas nach Altona zu fahren, ist noch nicht klar. Gerade sprechen wir mit den verantwortlichen Behörden und erfahren, welche Regeln es dafür gibt. Wenn es dieses Mal noch nicht klappt, bleiben wir weiter im Dialog. Wir fahren aber auf jeden Fall und essen am Ziel gemeinsam. Wir hoffen, dass es irgendwann selbstverständlich möglich ist, mit Lastenrädern selbstproduziertes Biogas in der Stadt zu transportieren. In anderen Ländern ist das auch möglich. Unser Ziel bei dieser Aktion ist es daher, zu zeigen, wie ein stadtteilübergreifender Kreislauf in Zukunft aussehen kann.

Das ist die Solarbox, deren Gehäuse mit CNC-Fräse und Lasercutter hergestellt wurde. Im Workshop am 16. September gibt es alle Details dazu. Bild: Michel Langhammer

Am 16. September gibt es noch eine weitere Aktion: Was plant ihr da?

Dürkop: Michel Langhammer wird in dem Workshop die Libre Solar Box vorstellen. Es geht darum, im Team die Bestandteile einer mobilen Solaranlage kennenzulernen, mit der man seinen Laptop oder sein Smartphone laden kann. Wir legen damit den Schwerpunkt auf Sonnenenergie und beantworten die Frage, wie wir diese für uns im Alltag nutzen können. Das Thema ist durch die Diskussion um Balkonkraftwerke und die neuen politischen Regelungen zur privaten Installation hochaktuell. Mit unserem Workshop am 16. September von 13 bis 16 Uhr im KulturEnergieBunker in Altona erfährt man, welche Technik dahintersteckt.

Warum veranstaltet ihr die WATTwanderungen?

Dürkop: Mit der Veranstaltungsreihe der WATTwanderungen möchten wir Menschen spannende Perspektiven auf die Energiewende bieten. Wir verbinden dieses wichtige Thema mit einer künstlerisch-ästhetischen Einladung. Das heißt: Wir laden Menschen zu Events ein, die sie schön finden, die sie genießen können – also etwa zu Kunst, zu Theater oder auch zu einem leckeren Essen. Dabei bewegen wir uns immer im öffentlichen Raum und schaffen durch die Verknüpfung des Ästhetischen mit Wissen spannende Energie- oder auch Lernorte, an denen Menschen mit dem Thema der Erneuerbaren Energien auf Tuchfühlung gehen können.

Wie sieht die Verbindung zur HOOU aus?

Dürkop: Unser Angebot fußt auf drei Säulen: Wir haben erstens einen Erlebnismoment, der die Menschen für das Thema sensibilisiert, neugierig macht. Wir bieten spannende Veranstaltungen, die Spaß machen – wie die Radtour oder das gemeinsame Essen. Zweitens haben wir die Lernangebote der Hochschulen auf hoou.de, die die kognitive Ebene anregen. Wer mehr über die Wissenschaft und Forschung zu den Themen erfahren möchte, kann sich von den Lernangeboten inspirieren lassen. Drittens bieten wir ein Praxisangebot; das Wissen kann in Workshops direkt angewendet werden – bei der zweiten WATTwanderung ist das der Workshop „Libre Solar Box“. Jede:r kann individuell entscheiden, welches Angebot er oder sie nutzen möchte – oder ob vielleicht sogar alle interessant sind. Wir freuen uns auf viele Hamburgerinnen und Hamburger, die mehr über Erneuerbare Energien wissen möchten.

Mehr zu den WATTwanderungen und zu den einzelnen Terminen gibt es auf https://wattwanderungen.hoou.tuhh.de/.

Die erste WATTwanderung fand an den Wilhelmsburger Zinnwerken statt. Was dort alles passiert ist, lest ihr hier.

Ein Mann sitzt vor seinem Notebook und schaut lächelnd in die Ferne

10.07.2023 | Meena Stavesand

Hamburg Open Online University: Bildung für alle auf akademischem Niveau

Was ist die HOOU eigentlich? Ein innovativer Bildungsort für alle Menschen. Bei uns kannst du dich zu den unterschiedlichsten Themen informieren – von Technik über Musik bis hin zu Medizin und Gesundheit. Lass uns dir mehr erzählen!

Hamburg erweist sich einmal mehr als ein führender Ort der digitalen Bildung und Innovation mit unserer Hamburg Open Online University (HOOU). Es ist ein weltweit einzigartiges online basiertes Lernangebot für alle Menschen. Im Interview mit Hamburg 1 erklärt unser neuer Geschäftsführer Prof. Dr. Sönke Knutzen das Projekt. Er geht dabei auch auf die Zukunft der Bildung ein.

So ist die HOOU entstanden

Die Idee der HOOU ist etwa im Jahr 2012 entstanden, als amerikanische Universitäten erstmals ihre sogenannten „Massive Open Online Courses“ (MOOC) anboten. Institutionen wie Stanford und Harvard öffneten ihre Vorlesungen für die ganze Welt. Wir erlebten damit eine Art „Demokratisierung der akademischen Bildung“ – alle konnten teilhaben. Inspiriert von diesem Modell, wollte die Stadt Hamburg ein ähnliches Projekt umsetzen, allerdings mit einem eigenen, unverwechselbaren Stil.

Dank intensiver Gespräche und Unterstützung auch von Olaf Scholz, dem damaligen Ersten Bürgermeister von Hamburg, haben wir das Projekt 2015 realisiert. Seitdem bieten wir als HOOU eine Vielzahl von Kursen an, die uns die verschiedenen Hamburger Hochschulen zur Verfügung stellen. Ob Gesundheitswesen, Kunst, Theater, Ingenieur- oder Sozialwissenschaften – wir bieten allen Interessierten Zugang zu einer breiten Palette von Wissen. Neugierig? Dann klick dich durch und finde hier dein Lieblingsangebot!

Hamburg als Standort: Kurze Wege zu inspirierenden Hotspots

Die HOOU unterscheidet sich aber grundlegend von einer traditionellen Universität. Wir haben keinen eigenen Campus. Unser USP besteht darin, interessante Kurse verschiedener Hamburger Hochschulen zu bündeln und jederzeit von überall aus im Internet anzubieten. Das ist aber nicht alles! Ursprünglich war die HOOU als reine Online-Universität konzipiert, doch durch die Erfahrungen während der Pandemie, in denen reines Online-Lernen als ermüdend empfunden wurde, begannen wir, hybride Angebote zu entwickeln, die sowohl Online-Kurse als auch physische Präsenz beinhalten. Wir binden Hamburg als Standort also nicht nur durch die Universitäten und Hochschulen ein, sondern profitieren auch von den kurzen Wegen zu inspirierenden Hotspots. Wir nutzen Hamburg als Stadt mit seinen vielen Facetten und binden so alle Menschen ein, die sich weiterbilden möchten.

Wissenschaft wird durch Events erlebbar

Ein besonderer Aspekt der HOOU ist außerdem ihre Orientierung an realen, gesellschaftlichen Herausforderungen. Zum Beispiel organisierten wir das „BioGAStmahl“ im Rahmen der WATTwanderungen. Dabei spendeten Hamburgerinnen und Hamburger ihren Biomüll. Dieser wurde dann in Biogas und Humus umgewandelt. Mit dieser selbst erzeugten Energie wurden die Teilnehmenden bekocht. Dieses innovative Projekt diente dazu, das Bewusstsein für die Kreisläufe der Energieerzeugung zu schärfen und die Notwendigkeit einer nachhaltigen Energieversorgung zu betonen. Lies dazu auch unter Interview mit dem Wissenschaftler Steffen Walk, der das Verfahren erklärt. An der HOOU möchten wir Wissenschaft hautnah erlebbar machen – dafür organisieren wir Events wie die WATTwanderungen und das BioGAStmahl.

KI an der HOOU: Sorgen der Menschen ernst nehmen und Chancen besser kommunizieren

Im Interview betonte Prof. Dr. Knutzen auch die Rolle der künstlichen Intelligenz (KI) in der Bildung und Forschung. KI ist in vielen Bereichen wie Medizin oder Verkehrsplanung bereits ein fester Bestandteil. Dennoch sehen wir auch die vielschichtigen Sorgen und Ängste der Menschen in Bezug auf KI – diese wollen wir ernst nehmen. Wir möchten mit unserem Angebot helfen, die Chancen, die KI bietet, besser zu kommunizieren, damit Menschen die Technologie und ihren Einsatz besser verstehen. Zukünftig plant die HOOU daher, stärker auf KI zu setzen und die Möglichkeiten zu erforschen, wie sie bei der Bewältigung aktueller Herausforderungen wie etwa dem Klimawandel helfen kann.

Dieses Thema zeigt, dass die HOOU ein lebendiges Beispiel für die Demokratisierung von Bildung ist, die den Einsatz von Technologie beispielsweise zur Bewältigung globaler Herausforderungen aufgreift und das Wissen dazu für alle zugänglich macht. Durch unseren freien und offenen Zugangs zu einer breiten Palette von akademischen Kursen überbrücken wir die Kluft zwischen Hochschulen und Gesellschaft und heben die die Bedeutung der Bildung für die Bewältigung der dringendsten Probleme unserer Zeit hervor. Stöbere gerne durch unsere vielfältigen Kurse!

Du willst mehr über die HOOU erfahren? Dann schau mal in das Interview mit unserem Geschäftsführer hinein!