Lebensmittelabfälle

21.01.2021 | Katrin Schröder

Zirkularität der Bioabfallsammlung und -verwertung – BioReCy

Das BioReCy-Projekt „BioResource Cycling“ wurde mit dem Ziel initiiert, das Thema Kreislaufwirtschaft am Beispiel von Bioabfällen und insbesondere Lebensmittelabfällen anschaulich durch Onlinemedien zu vermitteln. Hierfür erstellt die Gruppe Bioressourcenmanagement der Technischen Universität Hamburg (TUHH) online-Lernangebote. Das Projekt ist aus dem Online Event der University Innovation Fellows der TUHH entstanden und wird von der Hamburg Open Online University  gefördert.

Das Anliegen des Projektes ist es, die Grundlagen zum Thema Bioabfall und Kreislaufwirtschaft zu erklären und Zusammenhänge leicht verständlich für ein breites Publikum aufzubereiten. Zudem werden aktuelle Forschungsprojekte vorgestellt, welche sich mit der Verbesserung des Bioabfallmanagements befassen.

Wie beim Plastik (Plastikatlas, Heinrich Böll Stiftung 2019) sind wir, das sind alle Kommunen Deutschlands, auch beim Bioabfall (noch) keine Recyclingweltmeister und die Bioabfallsammlung steckt eher noch in den Kinderschuhen. Dies trifft aber auch auf viele Nachbarländer zu, wo teilweise andere, aber ebenfalls verbesserungsfähige Pfade beschritten werden.

Bioabfall von Steffen Walk ist lizensiert unter einer CC BY-SA 4.0 Lizenz.
Bioabfälle aus Biotonnen sind häufig stark durch Plastik verunreinigt. Zudem werden insbesondere Küchenabfälle nur unzureichend über die Biotonne entsorgt.

Ein großes Problem ist, dass die Bioabfälle häufig stark verunreinigt sind, zum Beispiel mit Plastik. Fragt man Bürger*innen nach Gründen warum sie ihre Bioabfälle in Plastiktüten packen, stellt man fest, dass häufige Gründe Unwissenheit und Desinteresse sind. Viele Menschen sind zudem verunsichert. Es gibt ihn noch, den „Aberglauben“, dass am Ende doch nur alles zusammengeworfen und verbrannt wird, was mitnichten der Fall ist. Denn gerade aus getrennt gesammelten Bioabfällen kann hervorragend Biogas und Kompost hergestellt werden. Ersteres ist wichtig für die Energiewende. Letzterer ist wichtig für die Landwirtschaft, dient er doch als natürlicher Langzeitdünger und Bodenverbesserer. Nur nehmen ihn Landwirt*innen jedoch nicht an, wenn sie zu viele Plastikteile sehen.

Auch landet noch sehr viel Bioabfall in der Restmülltonne. Bioabfälle bilden mit etwa 39% die größte Fraktion des gesamten Restmülls (Umweltbundesamt 2020). Laut Umweltbundesamt entfallen fast 90% des Bioabfalls im Restmüll auf Küchenabfälle und verpackte Lebensmittel. Der gleichen Studie zufolge werden nur etwa 37% der Lebensmittelabfälle aus Haushalten über die Biotonne entsorgt. Diese Tendenz wurde auch durch Untersuchungen der TUHH, z.B. in Lübeck, bestätigt. Teilweise lagen die Ergebnisse sogar deutlich darunter.

Lebensmittelabfall von Steffen Walk ist lizensiert unter einer CC BY-SA 4.0 Lizenz.
Sauber getrennte Lebensmittelabfälle. Es muss zwischen unvermeidbaren (z.B. Bananenschalen, Kaffeesatz) und vermeidbaren (z.B. ganzes Obst und Gemüse) Lebensmittelabfällen unterschieden werden.

Diese Problematik greift „BioRecy“ auf. In Verbindung mit weiteren Projekten soll ein Informations- und Lernangebot geschaffen werden, welches die Wege des Bioabfalls von den aktuell unzureichenden bis zu zukunftsfähigen Schritt für Schritt erläutert. Ein Schwerpunkt sind hierbei die Lebensmittelabfälle aus Haushalten. Bürger*innen können damit für folgende Aspekte sensibilisiert werden, wo es heute noch ein starkes Informationsdefizit gibt:

Warum ist es so wichtig, den Bioabfall sauber zu trennen?

Was passiert mit meinem Bioabfall, wenn er von der Müllabfuhr abgeholt wird?

Wieviel Abfall produziere ich überhaupt?

Was passiert, wenn ich Plastik in meinen Bioabfall gebe?

Wieviel Energie steckt im Bioabfall?

XYZ-Cargo von Till Wolfer ist lizensiert unter einer CC BY-NC-SA 4.0 Lizenz.
Ein Modell eines Lastenfahrrades zur verkehrs- und umweltfreundlichen Bioabfallsammlung in Stadtquartieren wird gemeinsam mit dem Hamburger Unternehmen xyz-cargo entwickelt. Das Bild zeigt ein potentielles Muster.

Diesen Fragen ging und geht das Projekt nach. Die Antworten werden zum Selbsterfahren auf der HOOU Plattform präsentiert. Dazu gehören Quizze, Interviews, kurze Podcasts und ein ausführliches Quellenverzeichnis für vertiefende Informationen. Die HOOU-Plattform hilft, dieses wichtige Themenfeld einem breiten Publikum anschaulich und barrierefrei zu vermitteln. Das Projekt soll dazu beitragen, dass Bürger*innen Bioabfälle als Bioressource zu verstehen lernen und die eigene Verantwortung zu dessen Nutzung in Stoffkreisläufen erkennen.

Die bereits entwickelten und weitere noch in Entwicklung befindlichen Lerninhalte basieren auf Zusammenfassungen des Status-quo und auch auf Forschungsergebnissen der TUHH zu verschiedenen Teilbereichen rund um die Wege des Bioabfalls. So wird derzeit mit einem Partner aus Hamburg ein Lastenfahrrad zur Sammlung von Lebensmittelabfällen auf Stadtquartiersebene entwickelt. Die Erfahrungen und Testergebnisse sollen über die HOOU-Plattform publiziert werden. Darüber hinaus werden die Informationen zur Bioabfallsammlung und -verwertung in das Lernanbebot Lectures for Future integriert.


Lokale Bioabfallkreislaufwirtschaft von Steffen Walk ist lizensiert unter einer CC BY-SA 4.0 Lizenz.
Beispiel für eine nachhaltige lokale Kreislaufwirtschaft vom Lebensmittel über die Bioressource Bioabfall zurück zum Lebensmittel. Das Lernangebot soll Inhalte zu allen Themenblöcken bieten.

Link zum Lernangebot:

Links zum Lectures for Future Projet:

https://www.hoou.de/projects/lff/

https://www.hoou.de/projects/lff/pages/residue-and-by-product-based-bioresources

Link zum Online Event der UIFs und der HOOU@TUHH:

Kontakt:

Steffen Walk, Ina Körner

Institut für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz, Gruppe Bioressourcen-Management

Technische Universität Hamburg

steffen.walk@tuhh.de, i.koerner@tuhh.de