Bild: Keenan Constance/Unsplash

26.11.2024 | Meena Stavesand

"Eine Depression ist behandelbar – umso dramatischer ist es, wenn ein Mensch daran stirbt"

Eine depressive Phase kann jeden treffen – und sie ist mehr als nur eine schlechte Stimmung. Gerade in der dunklen Jahreszeit kämpfen einige Menschen mit depressiven Phasen. Und: Depression ist eine der häufigsten psychischen Erkrankungen, die unbehandelt lebensbedrohlich werden kann. Viele Betroffene und Angehörige erkennen die Anzeichen zu spät oder scheuen sich teilweise auch, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Noch immer ist die Krankheit mit Scham behaftet, obwohl sie medizinisch gut behandelbar ist. Mit Dr. Gregor Leicht vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) haben wir über Depressionen gesprochen.

Der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie erklärt, wie erkennt man eine Depression erkennt, welche Rolle Gene und Lebensereignisse bei der Entstehung und was Angehörige tun können, wenn sie Warnsignale bemerken. Dr. Gregor Leicht macht Betroffenen Mut: „Depression ist behandelbar.“ Weitere Informationen gibt es auch in dem Angebot „Medizin. Online. Verstehen“ des UKE.

Was ist eine Depression?

Dr. Gregor Leicht: Depressionen äußern sich über drei Kernsymptome. Das erste ist eine über mindestens zwei Wochen anhaltende depressive Niedergestimmtheit, die nicht mehr auf äußere Faktoren reagiert. Die Stimmung bleibt in diesem depressiven Zustand stecken. Das zweite Kernsymptom ist, dass Menschen die Freude an Dingen verlieren, die bisher Freude gemacht haben – sie können dieses Gefühl nicht mehr spüren und verlieren dadurch auch das Interesse an Aktivitäten, die üblicherweise Freude bereiten. Das dritte Kernsymptom ist ein Antriebsverlust, eine ausgedehnte Energielosigkeit und erhöhte Ermüdbarkeit, sodass selbst kleinere Alltagsdinge zu einer großen Herausforderung werden. Ein weiteres wichtiges Merkmal ist, dass der Blick in die Zukunft stark verdunkelt ist und oft eine ausgeprägte Hoffnungslosigkeit besteht.

Sind diese Kernsymptome alle immer vorhanden oder kann es auch nur eins sein?

Dr. Gregor Leicht: Man unterscheidet verschiedene Schweregrade. Bei einer schweren Depression sind alle diese Symptome vorhanden. Bei einer mittelgradigen Depression müssen zwei dieser Symptome in einem deutlichen Schweregrad vorhanden sein, bei der leichten Depression ebenfalls zwei dieser Symptomkomplexe, allerdings in einer milderen Ausprägung.

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Eine Depression kann jeden treffen: etwa 16-20 von 100 Menschen leiden im Laufe ihres Lebens an dieser psychischen Erkrankung. Sie kann in jedem Lebens­alter auf­treten. Frauen sind etwa dop­pelt so häufig betroffen wie Män­ner. Auch Menschen mit einer körperlichen Er­krankung haben ein höheres Risiko an einer Depres­sion zu er­kranken. In vielen Fällen tritt die Er­krankung nicht nur einmalig, son­dern wieder­kehrend auf. Man spricht dann von einer so­ge­nann­ten rezi­divierenden Depression.

Was sind die Ursachen einer Depression?

Dr. Gregor Leicht: Die Entstehung einer Depression lässt sich durch das sogenannte Stress-Vulnerabilitäts-Modell erklären. Dieses Modell geht von zwei Hauptfaktoren aus: Zum einen spielt die genetische Veranlagung (Vulnerabilität) eine wichtige Rolle, zum anderen können bestimmte Stressfaktoren im Leben als Auslöser wirken.

Bei Menschen mit entsprechender genetischer Veranlagung können biologische Prozesse im Gehirn die Balance der Neurotransmitter stören. Man nimmt an, dass dabei der Botenstoff Serotonin, auch als „Glücksbotenstoff“ bekannt, eine entscheidende Rolle spielt.

Die eigentliche Erkrankung bricht häufig erst durch zusätzliche belastende Lebensereignisse aus. Solche Auslöser können beispielsweise sein:

  • Tod von nahen Angehörigen
  • Trennungen
  • Verlust des Arbeitsplatzes
  • Eintritt ins Rentenalter
  • Körperliche Erkrankungen

Die genauen Zusammenhänge werden noch erforscht, aber das Zusammenspiel von genetischer Veranlagung und Stressfaktoren gilt als wesentlicher Mechanismus bei der Entstehung von Depressionen.

Gibt es weitere Ursachen?

Dr. Gregor Leicht: Depressionen können als Nebenwirkung beispielsweise bei der Einnahme bestimmter Medikamente wie Blutdruckpräparaten oder Cortison auftreten. Bei der Diagnose müssen wir außerdem ausschließen, dass Infektionen oder Tumore im Gehirn die Depression auslösen. Auch hormonelle Störungen können eine wichtige Rolle spielen – dazu gehören etwa eine Schilddrüsenunterfunktion oder die hormonellen Veränderungen während der Wechseljahre bei Frauen.

Neben diesen medizinischen Ursachen gibt es besondere Erscheinungsformen der Depression mit charakteristischen Symptommustern. Ein Beispiel ist die saisonale Depression, auch „Winterdepression“ genannt. Menschen mit dieser Form leiden unter dem Lichtmangel in der dunklen Jahreszeit und entwickeln sehr regelmäßig über den Winter depressive Phasen.

Gibt es Menschen, die nicht an einer Depression erkranken können, weil sie die biologische Veranlagung nicht haben?

Dr. Gregor Leicht: Man nimmt zwei wesentliche Gründe an, warum manche Menschen keine Depression entwickeln, obwohl sie Belastungsfaktoren ausgesetzt sind. Der erste Grund ist, dass sie die biologische Veranlagung dafür nicht in sich tragen. Der zweite Grund liegt in den sogenannten Resilienzfaktoren, die zunehmend erforscht werden. Diese Faktoren sind eng damit verbunden, wie ein Mensch in der Entwicklung seiner Persönlichkeit gelernt hat, mit Stressphasen umzugehen und wie er diese ausgleichen kann. Diese können das Ausbrechen von depressiven Erkrankungen verhindern – auch dann, wenn eine genetische Belastung vorliegt.

Wie stellen Sie eine Diagnose?

Dr. Gregor Leicht: Die Diagnose stellen wir im Gespräch mit den Patientinnen und Patienten. Wir gehen standardisiert nach dem sogenannten psychopathologischen Befund mögliche Symptome durch. Das sind die drei Kernsymptome, die ich genannt habe, und weitere typische Symptome, die man erfragen muss.

Typisch für Depressionen sind zum Beispiel kognitive Störungen – also Störungen der Aufmerksamkeit oder der Konzentration. Das kann in der schweren Ausprägung fast wie eine beginnende Demenz aussehen. Der Unterschied ist, dass man es behandeln kann und die Symptome wieder verschwinden.

In diesem Lernangebot stellen wir verschiedene Erkrankungen und deren Behandlung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) in Form von kurzen Filmen und informativen Texten auf einer projekteigenen Webseite vor.  

Zum Lernangebot

Außerdem fragen wir immer nach dem Selbstvertrauen, weil häufig das Selbstwertgefühl stark vermindert ist. Viele haben Schuldgefühle, das Gefühl, eine Last zu sein oder wertlos zu sein. Wir prüfen auch immer den Blick in die Zukunft: Gibt es eine ausgeprägte negative Zukunftsperspektive bis hin zu einer schweren Hoffnungslosigkeit?

Dann gibt es somatische Symptome wie verminderten Appetit, der bei schwerer Ausprägung oft mit deutlichem Gewichtsverlust einhergeht. Fast immer treten ausgeprägte Schlafstörungen auf – eine deutlich verringerte Schlafzeit, Einschlaf- und Durchschlafstörungen – und ein vermindertes Interesse an Sexualität. Bei der atypischen Depression sind diese Symptome umgekehrt.

Wie prüfen Sie die biologische Veranlagung?

Dr. Gregor Leicht: Es gibt leider noch keine Methode, bei der man Blut abnehmen oder ein Bild vom Gehirn machen kann und dadurch eine Depression erkennt. Wir schließen aus, dass es einen körperlichen Grund gibt. Die Diagnose einer Depression erfolgt immer erst, nachdem wir organische Ursachen ausgeschlossen haben.

Wie gefährlich kann eine Depression sein?

Dr. Gregor Leicht: Eine Depression kann lebensgefährlich sein. Es können Suizidgedanken auftreten. Diese beginnen oft mit dem Gefühl, es wäre besser, nicht mehr da zu sein – ein Lebensüberdruss. Das kann sich in gefährliche Bereiche entwickeln, wie die Idee, dem Leben ein Ende zu setzen, bis hin zur konkreten Planung einer Methode oder einem Versuch. In der Diagnostik müssen wir sehr genau nachfragen, um die Gefährlichkeit einzuschätzen und schwere Komplikationen zu verhindern.

Wie sieht eine Therapie aus?

Dr. Gregor Leicht: Depressionen sind im Vergleich zu vielen körperlichen Erkrankungen gut behandelbar. Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad: Bei leichten und mittelschweren Depressionen wird vor allem Psychotherapie eingesetzt, die ähnlich wirksam ist wie Medikamente. Bei schweren Depressionen verbessern zusätzliche Antidepressiva die Heilungschancen und beugen Rückfällen vor.

Neben diesen Hauptbehandlungen gibt es weitere wirksame Maßnahmen: Bei saisonalen Depressionen helfen Tageslichtlampen. Regelmäßige sportliche Betätigung und Bewegung an der frischen Luft sind generell sehr förderlich. Menschen mit Anfälligkeit für Depressionen wird empfohlen, zwei- bis dreimal wöchentlich draußen spazieren zu gehen. Wichtig ist auch, Aktivitäten beizubehalten, die Freude bereiten, und soziale Kontakte zu pflegen. Auch die Selbstfürsorge spielt eine wichtige Rolle, besonders was Arbeitspausen und Entspannungsphasen betrifft.

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Eine Depression ist wie eine depressive Niedergestimmtheit, die auch nicht mehr auf äußere Faktoren reagiert. Die Stimmung kann sich nicht mehr ändern, sondern bleibt in diesem depressiven Zustand stecken.
Dr. Gregor Leicht, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Damit Betroffene die Scheu davor verlieren: Wie läuft eine Therapie ab?

Dr. Gregor Leicht: In einer stationären Behandlung hat man ein bis zwei therapeutische Termine pro Woche. Zunächst wird viel daran gearbeitet, dass Menschen mit dieser Erkrankung zu Experten für ihre Erkrankung werden. Das nennt man Psychoedukation und ist ein wichtiger Teil der Psychotherapie.

Dann geht es darum, sogenannte Störungsmodelle zu entwickeln. Dabei identifizieren wir Stressfaktoren, die im Leben vorkommen und die Depression auslösen können. Das können äußerliche Dinge sein wie Schwierigkeiten am Arbeitsplatz, finanzielle Probleme oder Einsamkeit. Hier arbeiten wir auch viel sozialtherapeutisch, um solche Dinge anzugehen – wir helfen bei der Herstellung von Kontaktmöglichkeiten, vermitteln Schuldnerberatung oder Gespräche mit Vorgesetzten.

Es gibt aber auch psychologische Stressfaktoren, die in Menschen selbst stattfinden. Das sind dann Dinge wie Glaubenssätze, die Menschen in der Entwicklung ihrer Persönlichkeit entwickelt haben: „Ich bin nichts wert“, „Ich mache immer alles falsch“, „Ich bin nur etwas wert, wenn ich Leistungen erbringe“. Das sind Glaubenssätze, die man psychotherapeutisch angehen kann, indem man neue Sicht- und Denkweisen entwickelt.

Wie können sich Betroffene Hilfe holen?

Dr. Gregor Leicht: Die niedrigste Schwelle sind die Hausärztinnen und Hausärzte. Der nächste Schritt wären ambulante Fachärztinnen und Fachärzte für Psychiatrie und Psychotherapie. Dann gibt es ambulante Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten, die Notfallsprechstunden anbieten. Über die Krankenkasse kann man häufig herausfinden, wo man sich da vorstellen kann.

Wo gibt es Anlaufstellen in Hamburg?

Dr. Gregor Leicht: In Hamburg gibt es zum Beispiel im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf die Polikliniken, also Ambulanzen, zu denen man auch ohne Termin kommen kann. Von dort wird man auch in Spezialambulanzen überwiesen, wenn man auf dem ambulanten Weg nicht weiterkommt.

Man kann sich inzwischen auch gut im Internet informieren, zum Beispiel auf der Seite der Deutschen Depressionshilfe. Dort finden sowohl Angehörige als auch Patienten viele Hilfsangebote und Kontaktmöglichkeiten. Es gibt auch – das ist eine neue Entwicklung aus den letzten Jahren – digitale Gesundheitsanwendungen, die der Hausarzt oder Facharzt verschreiben kann. Das kann hilfreich sein, wenn man sehr lange auf einen Psychotherapieplatz warten muss, was leider oft der Fall ist.

Besonders wichtig: Sobald Angehörige bemerken, dass jemand den Lebensmut verliert, muss es sehr schnell gehen. Dann sollte man zum Beispiel zum Hausarzt gehen und die Betroffenen zu einer Vorstellung im professionellen Setting bewegen.

Warum ist schnelles Handeln so wichtig?

Dr. Gregor Leicht: Weil es sich um vorübergehende Zustände handelt, die man behandeln kann. Deswegen ist es auch so dramatisch, wenn Menschen an dieser Erkrankung ihr Leben verlieren. Eine Depression ist behandelbar – umso dramatischer ist es, wenn ein Mensch daran stirbt.

Über Dr. Gregor Leicht

Priv.-Doz. Dr. med. Gregor Leicht ist der Oberarzt auf der Station für Depressionen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Er ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie. Zudem ist er Leiter des Forschungsbereichs Bildgebung.

Leidest du unter Suizidgedanken?

Hier findest du Hilfe: Telefonnummer 116 117

Das Bild zeigt ein Containerschiff im Hamburger Hafen.

Bild: Dominik Luckmann/Unsplash

12.11.2024 | Meena Stavesand

Mechanik im Alltag: Wie uns Physik täglich bewegt und begeistert

Mechanik begegnet uns überall im Alltag, ob beim Greifen als Baby, beim Fahrrad fahren oder bei Containerschiffen im Hamburger Hafen. Dr. Johanna Peters von der TU Hamburg hat das Lernangebot „Mechanik hautnah“ für die HOOU aufgesetzt. Im Interview erklärt die Ingenieurin, wie die Gesetze der Mechanik unser Leben bestimmen und warum dieses faszinierende Teilgebiet der Physik nicht nur etwas für Mathe-Asse ist. Sie gewährt spannende Einblicke in die Welt der Kräfte und Bewegungen – von Newtons Apfelbaum-Geschichte bis hin zu modernen Anwendungen im Ingenieurwesen.

Was ist Mechanik und was kann ich mir darunter vorstellen?

Dr. Johanna Peters: Mechanik kann man aus unterschiedlichen Richtungen betrachten. Als Menschen kommen wir ganz früh mit Mechanik in Kontakt. Wenn ein Baby anfängt zu strampeln, sich abzudrücken oder zu greifen, dann ist da Mechanik im Spiel.

Mechanik ist ein Teilgebiet der Physik und beschäftigt sich mit Kräften und Bewegungen. Ich denke, wir können uns darauf einigen, dass es Kraft braucht, um sich abzudrücken – etwa mit dem Fuß gegen den Boden- oder um zu greifen – etwa um einen Finger. Das gleiche Prinzip gilt, sobald wir krabbeln oder gehen. Die Reibkraft zwischen unseren Füßen und dem Boden ermöglicht es uns, vorwärts zu kommen.

Mechanik findet also überall statt: in jedem Auto, das fährt, oder Flugzeug, das fliegt. Überall wirken Kräfte, und Bewegung spielt eine Rolle. Und auch, wenn sich etwas nicht bewegt, also in Ruhe ist, wenn also z.B. der Becher auf meinem Schreibtisch steht oder die Elbbrücken den Flussüberspannen, wirken Kräfte. Mechanik ist also überall um uns herum.

Wo begegnen wir Mechanik noch im Alltag?

Dr. Johanna Peters: Da gibt es wirklich viele Beispiele. Reibung ist ein besonders faszinierendes Thema. Ohne Reibung könnte ich nicht auf dem Stuhl sitzen, ich würde sofort wegrutschen. Ohne Reibung könnte ich nicht fahrradfahren. Reibung ist so ein alltägliches Phänomen, dass es uns meist gar nicht mehr bewusst ist.

Ein schönes Beispiel für die Wirkung der Reibungskraft ist auch ein großes Containerschiff im Hamburger Hafen: Es wird nur mit ein paar Seilen an der Hafenkante befestigt, die das Schiff in Position halten. Das funktioniert, weil das Seil um einen Poller geschlungen und die sogenannte Seilreibung exponentiell mit dem Umschlingungswinkel zunimmt.

Ist Reibung ein Grundprinzip der Mechanik?

Dr. Johanna Peters: Nein, das kann man so nicht sagen. Grundprinzipien in der Mechanik gehen tiefer, etwa in die Grundlagen der Bewegungsgesetze (3 Newtonschen Axiome) oder die Tatsache, dass es die Gewichtskraft gibt. Ein bekanntes Beispiel ist Newtons Apfelbaum-Geschichte. Ob sie stimmt, sei dahingestellt, aber es zeigt, wie Menschen angefangen haben, Naturgesetze zu beobachten und zu hinterfragen: „Was passiert da eigentlich, wenn der Apfel fällt?“

Auch bei der Reibung hat man zunächst im Alltag beobachtet, was passiert. Wenn ich meine Hand auf den Tisch drücke und dann seitlich eine Kraft aufbringe, haftet sie zunächst. Wenn ich die Kraft weiter erhöhe, beginnt die Hand  irgendwann zu rutschen  Solche alltäglichen Beobachtungen haben Menschen fasziniert und sie haben versucht, mathematische Beziehungen aufzuschreiben, die diese Phänomene beschreiben können. Die Neugier, zu verstehen, warum etwas so ist, hat die Mechanik hervorgebracht und dazu geführt, dass man Vorhersagen treffen kann.

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Isaac Newton (1643-1727) war ein englischer Universalgelehrter, der mit seinen grundlegenden Arbeiten die Wissenschaft in Physik und Mathematik revolutionierte. Die berühmte Anekdote des fallenden Apfels, die Newton zur Formulierung des Gravitationsgesetzes inspiriert haben soll, ist zwar nicht gesichert, spiegelt aber treffend seine Fähigkeit wider, aus alltäglichen Beobachtungen bahnbrechende Erkenntnisse abzuleiten. Als einer der einflussreichsten Wissenschaftler der Geschichte prägte er maßgeblich unser Verständnis der physikalischen Welt.

Welche grundlegenden Prinzipien gibt es in der Mechanik?

Dr. Johanna Peters: Ein zentrales Prinzip ist zum Beispiel „Kraft = Masse x Beschleunigung“. Wenn ich einen Gegenstand festhalte, wie mein Handy auf der Hand, dann bewegt er sich nicht. Da wirkt die Gewichtskraft, und solange ich das Handy halte, bringe ich mit meiner Hand die entgegengesetzte Kraft auf, sodass das Handy in Ruhe bleibt.  Das bedeutet, dass die Summe der Kräfte, die auf ihn wirkt, null ist. Aber sobald ich das Handy loslasse, ist das Kräftegleichgewicht nicht mehr erfüllt: es wird beschleunigt und fällt Richtung Boden.

Dieses Prinzip findet sich überall – in jedem Auto, das beschleunigt oder abbremst, und bei jeder Maschine, die bewegt wird, bei jedem Objekt oder Gegenstand, der einfach nur so daliegt oder dasteht.

Die Formel zeigt, dass man für Mechanik mathematische Neugier braucht. Stimmt das?

Dr. Johanna Peters: Auf jeden Fall hilft es, sich mit Mathematik auszukennen. Aber man kann auch vieles experimentell herausfinden. Wenn ich einen Gegenstand über eine Fläche schiebe, kann ich ausprobieren, was es braucht, damit er rutscht oder eben haftet. Wenn ich dann erstmal eine Gesetzmäßigkeit festgestellt habe und Gleichungen aufgestellt habe, hilft die Mathematik natürlich sehr, weil ich nicht jede Situation einzeln ausprobieren muss. Mit mathematischen Gleichungen kann ich Dinge berechnen, ohne sie tatsächlich durchzuführen.

In Richtung Ingenieurwesen gedacht bedeutet das, dass ich z.B. verschiedene Varianten für Windrad „einfach“ berechnen kann. Natürlich ist die Berechnung eines Windrades sehr komplex. Aber es geht ja ums Prinzip: Mit mathematischen Modellen kann ich Teile der Wirklichkeit beschreiben und z.B. ausrechnen, wie das Windrad dimensioniert sein muss, damit es den Belastungen durch die auftretenden Kräfte sicher standhält. Für viele Studierende wird Mathematik genau deshalb interessant, weil sie sehen, wie man sie auf solche realen Phänomene anwenden kann.

Wann wusstest du, dass du dich mit Mechanik beschäftigen möchtest?

Dr. Johanna Peters: Ich habe Maschinenbau studiert und wusste am Anfang gar nicht genau, was das ist. Für meine Entscheidung ausschlaggebend war eher ein Bauchgefühl, weil ich Mathe und Experimentieren und spannend fand. Mechanik war dann gleich im ersten Semester ein Grundlagenfach im Maschinenbaustudium und hat mir von Anfang an Spaß gemacht. Die Kombination aus Experimenten und mathematischer Beschreibung hat mich fasziniert.

Ich wurde später Tutorin und habe anderen geholfen, sich in Mechanik zurechtzufinden. Das hat dazu geführt, dass ich in diesem Bereich geblieben bin. Nach dem Studium habe ich an der Uni promoviert und konnte auch in der Lehre tätig sein, was mir viel Freude macht, weil ich gerne komplexe Themen verständlich vermittle.

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Ich denke, dass jeder, der neugierig ist und sich über Zusammenhänge in der Welt wundert, an Mechanik Gefallen finden könnte. Man muss nicht super technikaffin sein, um von Mechanik fasziniert zu sein – es reicht schon, wenn man sich fragt: „Wie funktioniert das eigentlich?“
Dr. Johanna Peters

Was gefällt deinen Studierenden an Mechanik, und was vielleicht weniger?

Dr. Johanna Peters: Mechanik ist im ersten Semester ein Grundlagenfach, und viele haben Schwierigkeiten damit. Die Durchfallquote in Mechanik liegt bei etwa 50 Prozent. Das hat nicht nur mit Mechanik zu tun.

Einige unterschätzen im ersten Semester auch einfach den  Einsatz, den es braucht, um im Studium erfolgreich zu sein. Im ersten Semester hadern aber  einige mit Mechanik, besonders wegen der Mathematik und den abstrakten Konzepten. Aber die Studierenden, die es noch mal im zweiten Semester angehen, haben oft den Aha-Moment, wenn sie merken, dass Mechanik wirklich nur auf wenigen Grundprinzipien beruht, die in immer wieder neuen Kontexten angewendet werden.

Sie haben Freude daran, wenn sie verstehen wie viele Dinge man mit Mechanik erklären kann. Das gibt ihnen oft neues Selbstvertrauen, und manche, die erst total frustriert waren, entdecken dann ihre Begeisterung für das Fach. „Ich hätte nie gedacht, dass Mechanik so viel Spaß machen kann!“, hat eine Studentin mal zu mir gesagt.

Wem würdest du ein Studium mit Mechanik empfehlen?

Dr. Johanna Peters: Ich denke, dass jeder, der neugierig ist und sich über Zusammenhänge in der Welt wundert, an Mechanik Gefallen finden könnte. Man muss nicht super technikaffin sein, um von Mechanik fasziniert zu sein – es reicht schon, wenn man sich fragt: „Wie funktioniert das eigentlich?“ Wenn man Interesse daran hat, zu verstehen, wie Dinge funktionieren, dann lohnt es sich, Mechanik zu entdecken und weiter zu erforschen.

Und was, wenn man keine Affinität zur Mathematik hat? Ist das ein Hindernis?

Dr. Johanna Peters: Mathematik kann natürlich eine Hürde sein, aber die lässt sich mit Übung überwinden, wenn das Interesse groß genug ist. Mathe ist für Mechanik einfach  ein wichtiges Werkzeug. Im Sport muss man ja auch einzelne Techniken Trainieren – Dribbeln und Flanken z.B. beim Fußball Und so muss man eben auch den Umgang mit Gleichungen oder Winkelfunktionen trainieren. Wenn man ein Ziel vor Augen hat, wird die Mathematik zu einem Mittel, um dahin zu gelangen, und kann dann sogar Spaß machen.

Du willst die Welt um dich herum besser verstehen? Hier kannst du mit Beispielen und Experimenten lernen, wie Ingenieur:innen denken und arbeiten.

Zum Lernangebot

Du hast den Kursus „Mechanik hautnah“ erstellt, der auch Alltagsbeispiele thematisiert. Was erwartet einen da?

Dr. Johanna Peters: Das Lernangebot ist sehr alltagsnah. Ein Beispiel daraus: Ich habe ein Frühstücksbrett hochkant aufgestellt, lege nun eine Scheibe Toast darauf und balanciere es aus. Dann kann ich etwas über den Schwerpunkt lernen.

Wenn ich nun auf eine Seite ein Stück Käse lege, muss ich das Brot verschieben, um es im Gleichgewicht zu halten. Wie weit muss ich das Toast auf dem Brett verschieben, damit es nicht runterfällt? Das zeigt anschaulich die Veränderung der Lage  des Schwerpunktes. So können Teilnehmende selbst experimentieren und verstehen, was Mechanik bedeutet, bevor die Mathematik ins Spiel kommt.

Du arbeitest kontinuierlich an deinem Kurs. Wie geht es damit weiter?

Dr. Johanna Peters: Ich plane, ab 2025 besonders anschauliche Erklärvideos hinzuzufügen. Dabei nutze ich ein transparentes Glasboard, sodass die Lernenden genau sehen, wie ich vorgehe, und auch meine Überlegungen nachvollziehen können. Ich hoffe, dass das die Mechanik noch greifbarer macht und den Spaß am Lernen fördert.

Über Dr. Johanna Peters:

Dr. Johanna Peters ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Mechanik und Meerestechnik der Technischen Universität Hamburg. Sie ist Maschinenbauingenieurin, arbeitet liebend gerne mit unterschiedlichen Menschen und hat großen Spaß daran, immer wieder neue Wege zu entdecken, vermeintlich schwierige Themen strukturiert, detailliert und „begreifbar“ darzustellen.

Das Bild zeigt eine hochschwangere Frau, die sich auf ein Krankenhausbett lehnt.

Bild: Jimmy Conover/Unsplash

05.11.2024 | Meena Stavesand

Beruhigende Klänge statt Krankenhauslärm: Wie Klangkunst und Sounddesign die Atmosphäre verbessern

Wie können beruhigende Klänge das Heilungserlebnis im Krankenhaus verbessern? Marie Koldkjær Højlund von der Universität Aarhus zeigt in ihrem Vortrag bei den Open Lectures zu Healing Soundscapes, wie gezielter Einsatz von Klangkunst in Krankenhäusern eine unterstützende Atmosphäre schafft – gerade auch in Kreißsälen. Sie erklärt, warum sanfte Klänge in Krankenhäusern das Gefühl von Sicherheit und Wohlbefinden stärken können.

Die dänische Klangforscherin Marie Koldkjær Højlund setzt sich dafür ein, die laute und oft beängstigende Geräuschkulisse in Krankenhäusern zu verändern und durch beruhigende Klänge zu ergänzen. Dabei geht es darum, den Patientinnen und Patienten eine Umgebung zu bieten, in der sie sich sicherer und wohler fühlen – und sogar Klänge auswählen können, die ihnen guttun.

Die Motivation für ihre Forschung stammt aus einer persönlichen Erfahrung: Nach einem Krankenhausaufenthalt erkannte sie, wie sehr die oft hektischen und lauten Geräusche ihren eigenen Stress verstärkten. „Lärm ist einer der größten Stressfaktoren in Krankenhäusern, und ich weiß, dass ich mit diesem Gefühl nicht allein bin,“ erzählt die Expertin. Daher ist es ihr ein großes Anliegen, eine Umgebung zu schaffen, die den Heilungsprozess unterstützt, indem sie auf sanfte und wohltuende Klänge setzt.

Kreißsäle mit Klangkunst und Lichteffekten für mehr Ruhe

Im Rahmen ihrer Forschung arbeitet sie mit multisensorischen Ansätzen, die den gesamten Raum beeinflussen. So wurden in dänischen Krankenhäusern spezielle Kreißsäle gestaltet, die durch Klangkunst und gezielte Lichteffekte eine beruhigende Atmosphäre schaffen. Dies hilft nicht nur den Patienten, sondern auch dem Pflegepersonal und den Angehörigen, eine stressige Situation als weniger belastend zu erleben.

Darüber spricht sie am 18. November unter dem Titel „Multisensory artwork and soundscapes in the hospital – an attuning approach in healthcare design“ im ligeti zentrum in Hamburg-Harburg. Der Vortrag gehört zu der Reihe Open Lectures zu Healing Soundscapes. Eine Anmeldung für die Veranstaltung ist erforderlich.

Mit den Open Lecture Series öffnet das ligeti zentrum ein Forum, um mit internationalen Fachkolleg:innen in spannenden Vorträgen die Themen der verschiedenen Laboratorien aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten und mit dem Publikum zu diskutieren. Am 12. November kommt die Klangforscherin Marie Koldkjær Højlund. Sie hat uns vorab ein Interview gegeben – deutsche Übersetzung unten:

Marie, explain the topic of your presentation to a ten-year-old child in a few words. 

Marie Koldkjær Højlund: In hospitals, we work hard to help sick people feel better quickly. While we usually focus on using medicine to treat their bodies, we often forget that the sounds around us can also affect how they feel and heal. My research looks at how the loud and scary sounds in hospitals can be mixed with softer, calming sounds. This helps create a more pleasant environment and gives patients a chance to choose the sounds they like, making them feel safer and more comfortable.

Why is this topic important to you and what value does it have for people?

Marie Koldkjær Højlund: My research interest began with a personal experience of being in the hospital, where I felt firsthand how the alarming sounds affected my sense of safety. Since we know that noise is one of the biggest stressors in hospitals, I realize I am not alone in this feeling. This is why I believe this area of research is incredibly important.

What is your motivation for taking part in the Open Lectures Healing Soundscapes as a speaker?

Marie Koldkjær Højlund: The field of healing soundscape design is expanding, but I believe we are still a relatively small group working in this area. I am excited to see that you have initiated an open lecture series, and I hope we can come together to share our knowledge and experiences to help grow and enhance this field in the future!

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Da wir wissen, dass Lärm einer der größten Stressfaktoren in Krankenhäusern ist, weiß ich, dass ich mit diesem Gefühl nicht allein bin. Deshalb halte ich dieses Forschungsgebiet für unglaublich wichtig.
Marie Koldkjær Højlund

Deutsche Übersetzung des Interviews

Erkläre einem zehnjährigen Kind in wenigen Worten das Thema deines Vortrags.

Marie Koldkjær Højlund: In Krankenhäusern arbeiten wir hart daran, dass es kranken Menschen schnell besser geht. Während wir uns in der Regel darauf konzentrieren, ihren Körper mit Medikamenten zu behandeln, vergessen wir oft, dass auch die Geräusche um uns herum einen Einfluss darauf haben können, wie sie sich fühlen und wie sie heilen. In meiner Forschung geht es darum, wie die lauten und beängstigenden Geräusche in Krankenhäusern mit leiseren, beruhigenden Klängen gemischt werden können. Das trägt zu einer angenehmeren Umgebung bei und gibt den Patienten die Möglichkeit, die Klänge auszuwählen, die sie mögen, so dass sie sich sicherer und wohler fühlen.

Warum ist dieses Thema für dich so wichtig und welchen Wert hat es für die Menschen?

Marie Koldkjær Højlund: Mein Forschungsinteresse begann mit einer persönlichen Erfahrung in einem Krankenhaus, wo ich am eigenen Leib spürte, wie alarmierende Geräusche mein Sicherheitsgefühl beeinträchtigten. Da wir wissen, dass Lärm einer der größten Stressfaktoren in Krankenhäusern ist, weiß ich, dass ich mit diesem Gefühl nicht allein bin. Deshalb halte ich dieses Forschungsgebiet für unglaublich wichtig.

Was ist deine Motivation, als Referentin an den Open Lectures Healing Soundscapes teilzunehmen?

Marie Koldkjær Højlund: Das Feld des Healing Soundscapes Design wird immer größer, aber ich glaube, wir sind immer noch eine relativ kleine Gruppe, die in diesem Bereich arbeitet. Ich freue mich, dass Sie eine offene Vortragsreihe ins Leben gerufen haben und hoffe, dass wir zusammenkommen können, um unser Wissen und unsere Erfahrungen auszutauschen, damit dieser Bereich in Zukunft weiter wachsen und sich verbessern kann!

Über Marie Koldkjær Højlund

Marie Koldkjær Højlund is an associate professor of sounds studies, audio design and musicology at Aarhus University as well as a composer, musician and preforming sound artist. For years she has been researching what everyday sound environments mean for our way of life. She is interested in listening and sonic citizenship in a variety of contexts from a practice-based and artistic approach.

Committed to crafting sound technologies for alternative listening experiences, she co-founded The Overheard with Morten Riis, presenting large-scale sound sculptures across Denmark. As a composer, her sonic expressions have reverberated in diverse realms—from bands and albums to compositions for TV, theatre, and computer games. Recently she was honored with the Carl Nielsen and Anne Marie Carl-Nielsens award as a composer. During 2023 and 2024 she is a guest researcher at the Pufendorf Institute of Advanced Studies at Lunds University in the theme „Sound of Democracy“.

https://www.au.dk/en/musmkh@cc.au.dk

30.10.2024 | Meena Stavesand

Entdecke deine digitale Superkraft: Der Insider-Guide zu KI-Tools

Stell dir vor, du könntest morgen aufwachen und plötzlich all die KI-Tools beherrschen, von denen alle um dich herum sprechen. Keine komplizierten Handbücher, keine kryptischen Anleitungen – stattdessen ein Weg, der so entspannt ist wie ein Gespräch mit einer guten Freundin. Genau das haben wir für dich entwickelt. Mit unserer KI-Moderatorin Luca, unsere niederschwelligen Texten und unseren kurzweiligen Erklärvideos tauchst du in eine Welt ein, in der Bildbearbeitung, Textgestaltung und Videokreation kein Mysterium mehr sind. Sie werden deine neuen Alltagstools. Wir zeigen dir nicht nur das Was und Wie, sondern vor allem das Warum und Wofür.

Künstliche Intelligenz revolutioniert die Art, wie wir arbeiten, kommunizieren und unsere Kreativität entfalten. Zwischen spektakulären Schlagzeilen und komplizierten Fachbegriffen fehlt dabei oft das Wichtigste: Ein verständlicher Zugang, der zeigt, wie diese Tools der generativen KI dein Leben tatsächlich bereichern können.

Gerade jetzt, wo KI-Technologien immer ausgereifter werden, ist es wichtiger denn je, sich mit den Möglichkeiten vertraut zu machen – nicht als passive:r Beobachter:in, sondern als aktive:r Gestalter:in dieser digitalen Revolution.

Technologie (be)greifbar machen

In unserem digitalen Lernangebot „KI-Tools kurz erklärt: So verwendest du ChatGPT, Leonardo.AI & Co.“ des Multimedia Kontor Hamburg und der TU Hamburg haben wir die spannendsten und nützlichsten KI-Tools für dich unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Ein kostenloser Online-Kurs, der Technologie (be)greifbar macht.

Deine Begleiterin durch dieses Abenteuer ist unsere KI-generierte Moderatorin Luca. Sie ist selbst ein faszinierendes Beispiel dafür, was mit generativer KI heute möglich ist, und wird dir in unseren Video-Tutorials mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Das kannst du von unserem Kurs erwarten

  • Deine Routineaufgaben geschickt automatisieren und wertvolle Zeit gewinnen
  • Kreative Prozesse beschleunigen und neue Inspirationsquellen erschließen
  • Professionelle Ergebnisse erzielen, die sich von der Masse abheben
  • Innovative Lösungsansätze entwickeln und selbstbewusst umsetzen
  • Technische Barrieren überwinden und deine digitale Kompetenz steigern

Text-KI als Inspirationsquelle

Im Bereich der Text-KI öffnen wir dir die Tür zu einem ganzen Universum an Möglichkeiten. Mit ChatGPT lernst du einen vielseitigen Allrounder kennen, der dir bei unzähligen Aufgaben zur Hand geht – von der ersten Recherche bis zur Textgestaltung. Microsoft Copilot wird zu deinem persönlichen Office-Assistenten und kann deinen Arbeitsalltag erleichtern, während du mit Google Gemini eine der nächsten Generation der Sprach- und Textverarbeitung kennenlernst. Speziell für Marketing-Inhalte zeigen wir dir Neuroflash, ein Tool, das die Feinheiten der Sprache besonders gut beherrscht. Das Besondere: Es ist ein deutsches Start-up!

Mit dem Lernangebot "KI-Tools kurz erklärt! So verwendest du ChatGPT, Leonardo.AI & Co." möchten wir einen niederschwelligen Zugang zu den gängigsten KI-Tools bereitstellen. Wir möchten Lust machen, die KI-Tools Schritt für Schritt kennenzulernen und sie direkt auszuprobieren und damit zu experimentieren.  In verständlicher Sprache behandeln wir KI-Textgeneratoren sowie KI-Bild- und Videogeneratoren, gehen auf rechtliche Fragen ein, liefern Informationen zu Prompting, haben eine Sammlung für tiefergehendes Wissen und bieten ein Dialogforum, damit du dich mit anderen austauschen kannst.  Wir erläutern dir die Tools auf zweifache Weise: in leicht verständlichen Texten, die auch Hintergrundinformationen zu der Entwicklung geben, und mit Videos, die die KI-Generatoren in der Anwendung zeigen. So lernst du die Entwicklung, die Funktionen und die Bedienung der Tools in deinem eigenen Tempo kennen und kannst sie Schritt für Schritt erkunden.    Begib dich mit uns auf die Reise in dein KI-Abenteuer! 👩‍🚀

Zum Lernangebot

Visuelle Magie: Deine Ideen werden Realität

Die Welt der Bildgenerierung eröffnet dir völlig neue kreative Horizonte. In unseren praxisnahen Tutorials zeigen wir dir:

  • wie du mit DALL-E fotorealistische Bilder zauberst, die deinen Vorstellungen entsprechen
  • wie Midjourney dir hilft, deinen eigenen künstlerischen Stil zu entwickeln
  • wie du Stable Diffusion für deine individuellen Projekte nutzt und anpasst
  • wie Leonardo.AI deine Visualisierungen auf ein neues Level hebt.

Besonders spannend: Du lernst die Kunst der Prompts. Wir zeigen dir, wie du durch geschickte Formulierungen und Parameter genau die Bilder erzeugst, die du im Kopf hast. Dabei gehen wir auch auf spannende Techniken ein und modifizieren bestehende Bilder oder arbeiten mit verschiedenen Stilen.

Dein Weg in die KI-Zukunft

Die digitale Transformation ist in vollem Gange. KI-Tools sind dabei der Schlüssel zum Erfolg. In einer Zeit, in der sich Technologien rasant entwickeln, bieten wir dir einen verlässlichen Kompass durch die Welt der künstlichen Intelligenz. Unser Kurs vermittelt dir das nötige Wissen, um diese Entwicklung aktiv mitzugestalten – praxisnah, verständlich und ohne technische Hürden.

Stell deine Fragen in der Lunch Bag Session

Wir möchten dich hautnah informieren und regelmäßig updaten. So veranstalten wir Lunch Bag Sessions zu unserem Lernangebot. Darin informieren wir dich über die neuesten Entwicklungen und Trends in der Welt der KI-Tools.

Du bleibst damit am Puls der Zeit und kannst neue Features und Möglichkeiten direkt für dich nutzen. Unser Ziel ist es, dass du nach dem Kurs und unseren Schulungen nicht nur die Tools beherrschst, sondern auch verstehst, wie du sie kreativ und effizient in deinen Alltag integrierst.

Die nächste Lunch Bag Session zu ChatGPT und DALL-E

Unsere nächste Online-Schulung dreht sich um ChatGPT und DALL-E. Am Mittwoch, 20. November, erläutert Katrin Schröder vom Multimedia Kontor Hamburg von 12 bis 13 Uhr diese KI-Tools und deren vielfältige Anwendungsmöglichkeiten.

Die Schulung via ZOOM richtet sich an alle Interessierten – nicht nur aus dem Hochschulbereich, sondern auch explizit an interessierte Bürger:innen – unabhängig von Vorkenntnissen, und vermittelt ein grundlegendes Verständnis für die Anwendungen und Potenziale dieser KI-Modelle. Katrin Schröder ist Expertin auf diesem Gebiet und hat den Kurs „KI-Tools kurz erklärt: So verwendest du ChatGPT, Leonardo.AI & Co.“ gemeinsam mit Meena Stavesand konzipiert und umgesetzt.

Jetzt anmelden und einen Platz in der Schulung sichern

Melde dich jetzt kostenlos für die Lunch Bag Session an und starte deine persönliche KI-Lernreise mit uns. Unser Expertinnenteam freut sich darauf, dir die faszinierenden Möglichkeiten dieser Technologie näherzubringen und dich auf deinem Weg zu mehr digitaler Kompetenz zu begleiten. Gemeinsam erschließen wir das volle Potenzial der künstlichen Intelligenz – für deine persönliche und berufliche Entwicklung.

Weitere Veranstaltungen der HOOU zu Künstlicher Intelligenz

Die HOOU bietet dir ein vielfältiges Angebot zum Thema Künstliche Intelligenz – hier eine Auswahl der kostenlosen Events im November:

Elise Blumann (1937). Foto: Cruthers Collection of Women's Art, The University of Western Australia

25.10.2024 | Meena Stavesand

Die Neue Frau: Hommage an (un)sichtbare Pionierinnen der modernen Kunst

Es gibt Stimmen, die bisher im Verborgenen sprachen, Bilder, die kaum Beachtung fanden, Lebenswege, die bislang unerzählt blieben. Es sind Geschichten von Frauen, deren künstlerisches Schaffen über Jahrzehnte hinweg nicht die Aufmerksamkeit bekam, die sie verdient hätten. Die Ausstellung „Die Neue Frau – Wie Künstlerinnen und Gestalterinnen das Bild der Moderne prägten“ an der Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) gibt diesen Frauen und weiteren Künstlerinnen, die bereits international bekannt sind, eine Bühne. Noch bis zum 27. Oktober ist die Ausstellung zu sehen. Eine dazugehörige Online-Publikation erzählt die Geschichten innovativ-spannend.

„Die Neue Frau“ holt 14 Künstlerinnen und Gestalterinnen ins Bewusstsein, deren Werke zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden sind und die ab 1907 an der Staatlichen Kunstgewerbeschule zu Hamburg, der Vorgängerinstitution der HFBK, studierten. Zu einer Zeit, in der Frauen der Zugang an vielen anderen Kunsthochschulen noch verwehrt war.

Die Ausstellung, kuratiert von Ina Jessen, ist zum einen ein Aufdecken vergessener Biografien – ein Akt des Respekts gegenüber den Frauen, die trotz gesellschaftlicher Hürden eine eigenständige künstlerische Stimme entwickelten. Ihre Lebenswege sind geprägt von Durchhaltevermögen, Kreativität und einem tiefen Bedürfnis nach künstlerischem Ausdruck, der teilweise zumindest erschwert wurde. Zum anderen widmet sich die HFBK mit dieser Ausstellung und Dokumentation einem Kapitel ihrer eigenen institutionellen Geschichte.

HFBK beleuchtet eigene Historie

Als die HFBK im Jahr 1907 zum ersten Mal Frauen den Zugang zu ihren Lehrveranstaltungen gewährte, war das ein Novum in der damaligen deutschen Kunstwelt. Frauen durften studieren, aber nur als „Hospitantinnen“ und oft nur in ausgewählten, als „weiblich“ geltenden Disziplinen wie Textilkunst.

Viele von ihnen arbeiteten dennoch hart daran, über diese Rollen hinauszuwachsen. Doch während männliche Künstler ihren Platz in der Kunstgeschichte fanden, gerieten die Frauen häufig in Vergessenheit – nicht, weil ihre Arbeiten weniger wertvoll gewesen wären, sondern weil die Strukturen der Zeit ihnen diese Sichtbarkeit verwehrten.

Diese Ausstellung und die begleitende digitale Publikation, realisiert von Beate Anspach und Julia Mummenhoff, bringen nun Licht in dieses Dunkel. Die Geschichten dieser Frauen zu erzählen, sei ein notwendiger Schritt, um diese historische Leerstelle zu schließen, schreibt Kuratorin Jessen.

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Über diese Künstlerinnen erfahren Interessierte in der Ausstellung und in der Online-Publikation mehr: Anni Albers, Alma de l’Aigle, Marianne Amthor, Ruth Bessoudo, Elise Blumann, Jutta Bossard-Krull, Maya Chrusecz, Grete Gross, Elsbeth Köster, Alen Müller-Hellwig, Trude Petri, Marlene Poelzig, Hildi Schmidt Heins und Sophie Taeuber-Arp.

Studentinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts

Die Künstlerinnen, die in der Ausstellung porträtiert werden, teilen eine Geschichte des Widerstands gegen Barrieren ihrer Zeit. Einige von ihnen schafften es, diese Schranken zu durchbrechen, andere leider nicht. All diese Frauen mussten nicht nur mit den Herausforderungen einer männerdominierten Kunstwelt kämpfen, sondern auch mit den politischen und gesellschaftlichen Umbrüchen des 20. Jahrhunderts.

Im Fokus stehen die an der Vorgängerinstitution der HFBK Hamburg aktiven Studentinnen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, deren Werke und Biografien erst in den letzten Jahren entdeckt und aufgearbeitet wurden, und deren Präsenz in der Gesellschaft durch strukturelle Mechanismen beeinträchtigt oder gar verleugnet oder verdrängt wurde. 

„Die Neue Frau“ zeigt, wie vielfältig die künstlerischen Ausdrucksformen waren – von Malerei über Architektur und Textilkunst bis hin zu Keramik.

Bewegte Lebensläufe

Die Kunst dieser Frauen ist untrennbar mit den Gegebenheiten ihrer Epoche verbunden. Die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg war eine Zeit der Erneuerung, aber auch des Leids. Für viele der Künstlerinnen bedeuteten die politischen Veränderungen neue Chancen, aber auch Risiken und Hindernisse.

Damit spiegelt die Ausstellung die bewegten Lebensläufe der Künstlerinnen anschaulich wieder: Die 1920er Jahre waren etwa geprägt von avantgardistischen Ansätzen in einer kurzen Phase der Emanzipation und Freiheit.

Dafür steht sinnbildlich auch der Ausstellungstitel „Die Neue Frau“. Diese Bezeichnung beschreibt eine moderne, unabhängige Frau, die traditionelle Geschlechterrollen und gesellschaftliche Erwartungen hinterfragte und veränderte. Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde sie ab 1933 ebenso zum Feindbild erklärt, wie der Typus der unabhängigen Künstlerin selbst.

Ein notwendiger Blick in die Vergangenheit

Die ausstellungsbegleitende digitale Publikation entstand in Zusammenarbeit mit Studierenden der Klasse Digitale Grafik der HFBK Hamburg und der HOOU und schafft Raum für weitere Forschung und Diskussion. Sie dokumentiert nicht nur die Werke und Biografien der ausgewählten Künstlerinnen, sondern legt auch den Grundstein für zukünftige Projekte, die die Geschichte dieser und anderer Frauen in der Kunst weiter aufarbeiten.

Die Ausstellung ist noch bis zum 27. Oktober täglich von 14 bis 19 Uhr, donnerstags bis 21 Uhr, zu sehen – außer montags.  

Eine Frau steht vor einem Supermarktregal und greift zu.

Bild: Joshua Rawson-Harris

16.10.2024 | Meena Stavesand

Nudging: Wie kleine Schubser im Supermarkt zu gesunder Ernährung führen können

Gesunde Ernährung beginnt oft mit kleinen Entscheidungen – doch was wäre, wenn uns diese Entscheidungen leichter gemacht würden? Dank Nudging, einem cleveren Konzept der Verhaltensökonomie, werden wir beispielsweise im Supermarkt subtil zu besseren Lebensmitteln „geschubst“. Erfahre, wie diese unsichtbaren Anstupser funktionieren und wie sie dir helfen können, gesündere Entscheidungen zu treffen – ganz ohne Zwang!

Stell dir vor, du gehst hungrig in den Supermarkt. Du schlenderst durch die Gänge, die Farben und Formen der verpackten Lebensmittel blitzen dir entgegen. Der Arbeitstag war lang und jetzt ist es ja auch schon fast Abend, heißt also: Du hast eigentlich keine Lust, aufwendig den Kochlöffel zu schwingen. Was tun?

Deine Hand wandert in Richtung Tiefkühlpizza – doch halt! Direkt hinter der Tiefkühltruhe steht in Augenhöhe ein schön arrangiertes Regal mit frischen Salaten. Der bunte Mix aus grünen Blättern, roten Tomaten und gelber Paprika sieht plötzlich doch recht verlockend aus. Du nimmst den Salat in die Hand und legst die Pizza wieder weg. Ein kleiner Anstupser – ein Nudge, wenn man so will – hat deine Entscheidung beeinflusst, ohne dass dir jemand gesagt hat, was du zu tun hast.

Trotz Schubser hast du immer die freie Wahl

Genau darum geht es beim Nudging. Es ist eine Art, das Verhalten von uns Konsumentinnen und Konsumenten sanft zu lenken, ohne die Wahlfreiheit zu nehmen. Du hast dich für die gesündere Option entschieden, weil sie passend präsentiert wurde: Sie war nicht nur leicht zugänglich, sondern sah auch noch ansprechend aus. Dabei hast du gar nicht gemerkt, dass du „gestupst“ wurdest – und genau das macht Nudging so spannend.

Im Kontext der Ernährung kann Nudging eine entscheidende Rolle spielen, um uns zu helfen, gesündere und nachhaltigere Entscheidungen zu treffen. Denn seien wir mal ehrlich: Wenn die gesunde Wahl die einfache Wahl ist, warum sollten wir sie nicht treffen? Genau darum geht es auch in unserem kostenlosen Lernangebot „Nudging in der Ernährung“ der HAW Hamburg, das das Prinzip detailliert erläutert. Es gibt auch bereits eine Fortsetzung des Kurses: Das Lernangebot „Nudging für mehr Gesundheit und Nachhaltigkeit“ ist die Weiterentwicklung und ein innovatives Schulungskonzept der HAW Hamburg, das Multiplikatoren:innen dabei unterstützt, Nudging als Maßnahme zur Stärkung der Gesundheit und Nachhaltigkeit einzusetzen.

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„Nudging“ bedeutet im Englischen „anstupsen“. In der Wissenschaft stehen diese „Anstupser“ für kleine Impulse, die das Verhalten beeinflussen – leicht und unkompliziert. Nudging wirkt! Das haben Studien in den vergangenen zehn Jahren belegt. Eines ist dabei aber ganz wichtig: Solche Anstupser dürfen nur eingesetzt werden, um das Wohl des Einzelnen oder der Gesellschaft zu fördern.

Die Begründer des Nudging-Konzepts

Die Idee des Nudging wurde von zwei Experten auf ihrem Gebiet entwickelt: Richard Thaler, einem Wirtschaftsprofessor, und Cass Sunstein, einem Rechtswissenschaftler. Gemeinsam veröffentlichten sie 2008 das Buch Nudge – wie man kluge Entscheidungen anstößt, das weltweite Aufmerksamkeit erregte.

Ihre Arbeit brachte das Konzept auf die politische und wirtschaftliche Bühne, indem sie zeigten, wie Menschen oft irrational entscheiden, aber durch kleine „Schubser“ in die richtige Richtung gelenkt werden können – ohne Zwang, sondern durch subtile Änderungen in der Art, wie Entscheidungen präsentiert werden.

Was genau macht Nudging aus?

Nudging ist eine sanfte Verhaltenslenkung, die auf einigen zentralen Prinzipien basiert:

  1. Veränderung der Entscheidungsarchitektur:
    Wie Optionen präsentiert werden, beeinflusst maßgeblich die Entscheidungen, die Menschen treffen. Ein Nudge sorgt dafür, dass die vorteilhaftere Option sichtbarer oder zugänglicher ist, ohne andere Optionen zu verbieten.
  2. Keine Verbote:
    Nudging muss ohne Verbote oder ökonomische Anreize auskommen. Eine Manipulation aus betriebswirtschaftlichen Gründen zugunsten von Unternehmen wird damit ausgeschlossen.
  3. Erhalt der Wahlfreiheit:
    Menschen werden beim Nudging zu nichts gezwungen, sie behalten alle Optionen. Der Nudge ist kein Zwang, sondern lediglich ein Schubs in eine bestimmte Richtung.
  4. Einfachheit und Attraktivität:
    Die gesündere oder nachhaltigere Option wird oft einfacher und attraktiver dargestellt. Das kann eine prominente Platzierung und eine ansprechende Verpackung sein, ohne das andere Optionen degradiert werden.
  5. Ethisch und moralisch vertretbar:
    Die Maßnahmen des Nudge dienen dem Wohl des Einzelnen oder der Gesellschaft. Sie sind ethisch und moralisch vertretbar.
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Richard Thaler, Mitbegründer des Nudging-Konzepts, wurde 2017 mit dem Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften ausgezeichnet. Er erhielt die renommierte Auszeichnung für seine bahnbrechende Arbeit in der Verhaltensökonomie, insbesondere dafür, wie menschliche Verhaltensmuster – oft geprägt von emotionalen und irrationalen Entscheidungen – das ökonomische Denken und Handeln beeinflussen.

Was Nudging nicht ist

Nudging darf nicht mit Manipulation oder Bevormundung verwechselt werden. Im Supermarkt bedeutet ein Nudge nicht, dass Kundinnen und Kunden durch irreführende Werbung oder aggressive Verkaufsstrategien zu einem Kauf gedrängt werden. Es handelt sich nicht um versteckte Tricks oder psychologische Manipulation, die die Konsumentinnen und Konsumenten überrumpeln.

Vielmehr bleibt die Wahlfreiheit vollkommen erhalten – die Pizza ist immer noch da, sie steht nur nicht mehr so prominent im Vordergrund. Ein Nudge sorgt dafür, dass die gesündere oder nachhaltigere Option sichtbarer und einfacher zu wählen ist, ohne Druck oder Zwang. Nudging zielt darauf ab, Entscheidungen zu erleichtern, nicht zu diktieren.

Nudging im Alltag

Die kleinen Anstupser finden wir in unserem Alltag mittlerweile ganz oft, ohne sie als solche wahrzunehmen. Fünf Beispiele machen dies deutlich:

  • In der Kantine wird als Standardbeilage Salat statt Pommes Frites angeboten.
  • Fragen auf einem Formular werden so formuliert, dass sie nicht verwirrend sind.
  • Am Waschbecken in öffentlichen Toiletten wird darauf hingewiesen, dass sich 90 Prozent der Menschen für 20 Sekunden die Hände waschen.
  • Gesunde Speisen werden auf Augenhöhe angeboten – einfach zu sehen und zu erreichen.
  • Plakate oder Briefe erinnern an Wahlen.

Diese Situationen hatten wir wohl alle bereits, haben aber nicht bemerkt, dass es sich dabei oft um Nudging handelt. Warum diese Beispiele genau Nudging sind, erklärt das Lernangebot „Nudging in der Ernährung“ der HAW Hamburg noch genauer.

Grundlagen für die Anwendung von Nudging im Bereich der Ernährung und Gesundheit.

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Das Problem ungesunder Ernährung ist global

In einer Welt, in der sich ungesunde Essgewohnheiten zunehmend auf die Gesundheit auswirken, könnte Nudging ein mächtiges Instrument sein, um Menschen noch effektiver zu gesünderen Entscheidungen zu bewegen.

Das Problem ungesunder Ernährung ist global: Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist ungesunde Ernährung ein Risikofaktor für viele Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs oder Diabetes.

Insgesamt sollen laut WHO zwei Milliarden Menschen an Übergewicht und Adipositas (starkes Übergewicht hin zu Fettleibigkeit) leiden. Und tatsächlich sterben laut einer Studie von 2019 weltweit schätzungsweise 11 Millionen Menschen jährlich an den Folgen ihrer ungesunden Ernährung. Das sind alarmierende Zahlen eines globalen Problems.

Knapp ein Fünftel der Erwachsenen in Deutschland leiden an Adipositas

In Deutschland sind die Zahlen ebenfalls besorgniserregend: 60 Prozent der Männer und 47 Prozent der Frauen sind laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) von Übergewicht betroffen. Fast ein Fünftel der Erwachsenen (19 Prozent) wiesen eine Adipositas auf, so das RKI weiter.

Besonders bei Kindern ist die Entwicklung bedenklich: Fast 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland leiden dem RKI zufolge an Übergewicht, etwa 6 Prozent an Adipositas. Diese Trends verdeutlichen, wie notwendig es ist, gesündere Entscheidungen zu fördern.

Dieser Online-Kurs führt Multiplikatoren und interessierte Personen in den Einsatz von Nudging zur Förderung von Gesundheit und Nachhaltigkeit ein. Das Schulungskonzept ermöglicht eine schnelle Einarbeitung und praktische Anwendung des Gelernten. Der Kurs richtet sich an Fachkräfte und Einzelpersonen mit Interesse an Gesundheit und Nachhaltigkeit, ist kostenlos und flexibel online zugänglich. Ziel ist es, ein umfassendes Verständnis von Nudging zu entwickeln und Teilnehmende zur Anwendung im Beruf oder Alltag zu befähigen. Durch Quizzes und Übungen können Teilnehmende ihr Wissen vertiefen, mit dem Ziel, Nudging effektiv für Gesundheit und Nachhaltigkeit einzusetzen.

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Mit Nudging zu gesünderen Alternativen greifen

Hier kann neben vielen weiteren Maßnahmen zur Gesundheitsförderung auch Nudging ein Baustein sein: Mit gezielten Maßnahmen in Supermärkten, Kantinen und der Lebensmittelindustrie könnten Menschen leichter zu gesünderen Alternativen greifen. Vielleicht war dir das Konzept des Nudging bisher fremd, vielleicht hast du es aber auch schon unbewusst in deinem Alltag erlebt. Aber letztlich liegt es an uns, die Verantwortung für unsere Entscheidungen zu übernehmen.

Lass uns diese „sanften Stupser“ öfter mal nutzen, um unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit aktiv zu fördern. Eine gesunde Ernährung ist der Schlüssel zu einem langen, glücklichen Leben – und Nudging kann uns dabei helfen, den richtigen Weg einzuschlagen, ohne dass wir es schwer haben.

15.10.2024 | Meena Stavesand

Künstliche Intelligenz verstehen: Neuronale Netze, KI-Tools und spannende Anwendungsfälle

Wie funktionieren die bekanntesten KI-Tools? Wie kann man KI im Studium nutzen und wie setzt man KI bei Musik und Multimedia ein? Das sind Fragen, die wir in unseren Lernangeboten beantworten. Außerdem beschäftigen wir uns mit Neuronalen Netzen. Klicke dich durch die kostenlosen Onlinekurse und profitiere von dem Wissen unserer Expert:innen an den Hamburger Hochschulen.

KI-Tools kurz erklärt: Lerne mehr über die nützlichen Werkzeuge

Bei diesem Lernangebot des Multimedia Kontor Hamburg und der TU Hamburg lernst du KI-Tools wie ChatGPT, Leonardo.AI oder Midjourney Schritt für Schritt kennen. Außerdem bekommst du direkt Lust, sie auszuprobieren und damit zu experimentieren. In verständlicher Sprache behandeln wir KI-Textgeneratoren sowie KI-Bild- und Videogeneratoren, gehen auf rechtliche Fragen ein, liefern Infos zu Prompting, haben eine Sammlung für tiefergehendes Wissen und bieten ein Dialogforum, damit du dich mit anderen austauschen kannst. Begib dich mit uns auf die Reise in dein KI-Abenteuer! 

Mit dem Lernangebot "KI-Tools kurz erklärt! So verwendest du ChatGPT, Leonardo.AI & Co." möchten wir einen niederschwelligen Zugang zu den gängigsten KI-Tools bereitstellen. Wir möchten Lust machen, die KI-Tools Schritt für Schritt kennenzulernen und sie direkt auszuprobieren und damit zu experimentieren.  In verständlicher Sprache behandeln wir KI-Textgeneratoren sowie KI-Bild- und Videogeneratoren, gehen auf rechtliche Fragen ein, liefern Informationen zu Prompting, haben eine Sammlung für tiefergehendes Wissen und bieten ein Dialogforum, damit du dich mit anderen austauschen kannst.  Wir erläutern dir die Tools auf zweifache Weise: in leicht verständlichen Texten, die auch Hintergrundinformationen zu der Entwicklung geben, und mit Videos, die die KI-Generatoren in der Anwendung zeigen. So lernst du die Entwicklung, die Funktionen und die Bedienung der Tools in deinem eigenen Tempo kennen und kannst sie Schritt für Schritt erkunden.    Begib dich mit uns auf die Reise in dein KI-Abenteuer! 👩‍🚀

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Geschichten schreiben mit ChatGPT: Werde kreative mit dem Chatbot

Dieses Angebot der HAW Hamburg bietet einen spielerischen Zugang zur Sprach-KI. Gleichzeitig fördert es den Diskurs rund um generative KI-Tools und die Achtsamkeit im Umgang mit sensiblen Daten. Neben gutem Prompting lernst du auch, wie man eine Geschichte abwechslungsreich und spannend gestaltet. Insbesondere Schulen können das Thema KI mit diesem Lernangebot in den Unterricht integrieren. Die Schritt-für-Schritt-Anleitung bietet einen Leitfaden für abwechslungsreiche Unterrichtsideen, eignet sich aber auch für den privaten Bereich, um ChatGPT besser kennenzulernen.

Das offene Lernangebot „Geschichte(n) schreiben mit ChatGPT“ bietet niedrigschwellig und auf spielerische Art und Weise Zugang zu Sprach-KIs. Zugleich fördert es den Diskurs rund um generative KI-Tools sowie die Achtsamkeit im Umgang mit sensiblen Daten. Auch das Einüben von Prompts und wie eine gute Story abwechslungsreich und spannend gestaltet wird, ist Thema des Lernangebots. Austesten, Input geben und Mitgestalten ist die Aufforderung der Entwickler und Entwicklerinnen an Nutzende dieses Formats, da es für alle auf diesem Gebiet noch viel zu lernen gibt. Speziell Schulen sollen sich hierbei angesprochen fühlen, mit diesem Lernangebot das Thema KI in ihren Unterricht einzubinden und Feedback zu geben.Diese Anleitung bietet einen Leitfaden als abwechslungsreiche Unterrichtsidee für Groß und Klein und ist genauso für den privaten Bereich geeignet, um ChatGPT besser kennenzulernen.

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KI im Studium nutzen: Was ist alles möglich?

Wir beginnen bei diesem Angebot der HafenCity Universität mit den Grundlagen der KI. Danach lernst du, wie du die KI-Tools effektiv einsetzen kannst, um deine akademischen Herausforderungen zu meistern und deine Studienfähigkeiten zu verbessern. Der Kurs ist tief in den Zielen der Vereinten Nationen für nachhaltige Entwicklung (SDG 4) verankert, die darauf abzielen, eine inklusive, chancengerechte und hochwertige Bildung für alle zu gewährleisten. Du wirst untersuchen, wie KI dazu beitragen kann, diese globalen Bildungsziele zu erreichen.

Beginnend mit den Grundlagen der Künstlichen Intelligenz (KI) und fortschreitend zu weiteren Anwendungen wirst Du lernen, wie Du KI-Tools effektiv nutzen kannst, um Deine akademischen Herausforderungen zu bewältigen und Deine Studienfähigkeiten zu verbessern.Dieser Kurs verfolgt jedoch nicht nur das Ziel, technisches Wissen zu vermitteln. Er ist tief in den Zielen des Sustainable Development Goal 4 (SDG 4) der Vereinten Nationen verankert, welches darauf abzielt, eine inklusive, gerechte und qualitativ hochwertige Bildung für alle sicherzustellen. Du wirst erforschen, wie KI einen Beitrag dazu leisten kann, diese globalen Bildungsziele zu erreichen.

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Artificial Intelligence for Music and Multimedia: Kreativität ausleben

Offene Kurse und Lehrmaterialien für den Fernunterricht und für Blended Learning im Bereich der Musiktechnologie bietet dieses englischsprachige Lernangebot der Hochschule für Musik und Theater. Mit diesem Onlinekurs über Künstliche Intelligenz in Musik und Multimedia ist es gelungen, aktuelle Beiträge von führenden Forscher:innen auf dem Gebiet der KI zu bündeln. Themen sind etwa die Geschichte der KI, interaktives maschinelles Lernen für Musik und generative KI.

  The Music Technology Online Repository (MUTOR) offers OERs for distant and blended learning in music technology and multimedia. MUTOR-Artificial Intelligence for Music and Multimedia is the third course on the MUTOR platform.  

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Mein Weg zu KI: Spannende Einblicke und interessante Persönlichkeiten

In jeder Video- und Podcast-Episode gehen wir der Begeisterung, die unsere Gesprächspartner:innen für KI haben, auf den Grund. Wir wollen wissen: Was ist KI? Wie kann sie eingesetzt werden? Welche Chancen und Risiken birgt sie? Vor allem aber interessiert uns, welchen Lernprozess unsere Interviewpartner:innen durchlaufen haben: Welche Menschen haben sie inspiriert, welche Bücher waren der Schlüssel zum Verständnis, welche Quellen im Netz waren hilfreich? Nähere dich mit diesem Angebot der TU Hamburg der Künstlichen Intelligenz.

Eine Video- und Podcastreihe mit Akteur:innen aus der Hamburger Wirtschaft und Wissenschaft, die sich für Künstliche Intelligenz (KI) begeistern.

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Neuronale Netze kurz erklärt: Lerne die Grundlagen

Dieses Lernangebot der TU Hamburg erklärt dir die Grundlagen der künstlichen neuronalen Netze (KNN). Die mathematischen Kniffe zur Anwendung von KNN reduzieren wir dabei auf ein Minimum, es geht vor allem um das Verständnis des grundlegenden Aufbaus dieser Netze. Das Lernangebot kann im Selbststudium genutzt werden, um sich mit den Grundlagen der künstlichen neuronalen Netze vertraut zu machen.

In diesem Lernangebot wollen wir die Grundlagen von künstlichen neuronalen Netzen (KNN) erklären und vielfältigen Zielgruppen zugänglich machen.

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Aktuelle Events zu dem Thema Künstliche Intelligenz

Alle Veranstaltungen sind offen und kostenfrei, aus organisatorischen Gründen ist eine Anmeldung über den jeweiligen Link erforderlich.

12. November 2024, ab 18:30, ligeti zentrum
KI & Musik: Künstlerische Intelligenz im digitalen, kreativen Raum

20. November 2024, 12 bis 13 Uhr, ZOOM
Lunch Bag Session: Einführung in die KI-Tools ChatGPT und DALL-E

28. November 2024, ab 15 Uhr, Forum Finkenau HAW Hamburg
KI Werkstatt: Alles KI – oder was?

Auf die Ohren: Unsere Podcasts zu dem Thema Künstliche Intelligenz

Wir freuen uns, mit dieser "Nullnummer" den Auftakt für die Reihe "Mein Weg zu KI" zu geben! In wahrscheinlich unregelmäßiger Reihenfolge werden wir Menschen aus der Hamburger Wirtschaft, Wissenschaft und Kunstszene porträtieren, die mit und an Künstlicher Intelligenz arbeiten.

Zur Episode

Christian Friedrich live beim afterwOERk der HAW Hamburg im Gespräch mit Werner Bogula, der das Projekt “KISS*: Künstliche Intelligenz für Schüler*innen und Studierende” entwickelt.

Zur Episode

Was genau ist und was kann künstliche Intelligenz und wo spielt Machine Learning heutzutage für Musik überhaupt eine Rolle? Wird uns künstliche Intelligenz ersetzen oder ist sie nur ein weiteres Werkzeug beim Musik machen? Mit dem Machine Learning Forscher Peter Knees ergründen René und Janis, was wir hoffen dürfen und warum nicht alle Musiker durch KI arbeitslos werden.

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Gesundheit
Künstliche Intelligenz
Kunst, Musik und Theater

Das Bild zeigt ein Modell eines Gehirns.

Bild: Robina Weermeijer / Unsplash

05.10.2024 | Meena Stavesand

Epilepsie verstehen: Neurochirurg spricht über Ursachen, Diagnose und Therapiemöglichkeiten

Epilepsie ist eine komplexe neurologische Erkrankung, die bei etwa 0,5 bis 1 Prozent der Menschen im Laufe ihres Lebens auftritt. Bei Kindern ist es die häufigste neurologische Erkrankung. Doch nicht jeder Anfall, der umgangssprachlich oft als „Krampfanfall“ bezeichnet wird, weist auf eine Epilepsie hin. Manchmal spiegeln Anfälle nur eine vorübergehende Störung des Gehirns wider und können durch Faktoren wie Schlafentzug, niedrigen Blutzucker oder andere medizinische Ursachen ausgelöst werden.

Tatsächlich erlebt etwa jeder zehnte Mensch in seinem Leben einen einmaligen Anfall, ohne dass eine erhöhte Anfallsbereitschaft vorliegt. Dennoch ist es wichtig, wiederkehrende Anfälle ernst zu nehmen und eine genaue Diagnose zu stellen, um die richtige Therapie zu finden.

Dieser Einblick zeigt, wie vielfältig die Ursachen und Symptome sein können und warum eine frühzeitige Diagnose entscheidend für den Umgang mit der Krankheit ist. Wir haben mit Dr. med. Thomas Sauvigny, Geschäftsführender Oberarzt und Leiter der Epilepsiechirurgie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), über die Erkrankung gesprochen. Weiterführende Informationen zu Epilepsie gibt es auch im UKE-Lernangebot „Medizin. Online. Verstehen“.

Was ist Epilepsie und wie äußert sie sich?

Obwohl wir eine Vorstellung davon haben, was Epilepsie ist, ist eine genaue Definition schwierig, da sie entweder relativ vage ist oder möglicherweise Dinge ausschließt, die doch vorhanden sind. Eine pragmatische Definition: Epilepsie ist eine Erkrankung des Gehirns, die durch eine elektrische Fehlfunktion gekennzeichnet ist. Es liegt also eine elektrische Überaktivität von Nervenzellen vor, die zu epileptischen Anfällen führt. Wenn man mehrere epileptische Anfälle hat, kann man in der Regel sagen, dass man wahrscheinlich eine Epilepsie hat.

Wie erkennt man epileptische Anfälle?

Epileptische Anfälle können sich sehr unterschiedlich äußern. Es kann sich um eine Bewusstlosigkeit mit motorischen Entäußerungen handeln, d.h. Arme oder Beine fangen an zu schlagen, obwohl man nicht bei Bewusstsein ist. Es kann aber auch sein, dass man ein komisches Gefühl im Bauch hat oder Stimmen hört. All das kann ein epileptischer Anfall sein. Deshalb gibt es viele Definitionen oder Beschreibungen von epileptischen Anfällen.

Gemeinsam ist all diesen epileptischen Anfällen, dass es sich um eine Überaktivität oder Fehlfunktion von Nervenzellen handelt. Dies kann neurobiologische, kognitive und soziale Folgen haben. Diese Komplexität macht eine allgemeine Definition schwierig. Das ist auch der Grund, warum wir in der Diagnostik auf Klassifikationen zurückgreifen: Wenn wir die Ursache im Gehirn finden oder wenn wir gemessen haben, dass der Patient oder die Patientin Anfälle hat, dann können wir sagen: Das ist eine Epilepsie. 

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Anfälle können sich auch durch ungewöhnliche Verhaltensweisen zeigen, wie plötzliche Lachanfälle, was besonders bei einer bestimmten Epilepsieform bei Kindern vorkommt.

Dr. Thomas Sauvigny, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Reicht ein einziger epileptischer Anfall aus, um eine Epilepsie zu diagnostizieren?

Wenn wir zum Beispiel feststellen, dass im Kopf eine strukturelle Läsion (eine Schädigung, Verletzung oder Störung der Struktur), z.B. ein Tumor oder etwas ähnliches vorliegt, dann ist das Risiko, dass weitere Anfälle auftreten, relativ hoch. Ein in der Literatur vorgeschlagener Wert dafür ist 60 Prozent. Wir sagen also: Wenn das Risiko, weitere epileptische Anfälle zu bekommen, größer als 60 Prozent ist, dann diagnostizieren wir eine Epilepsie.

Das heißt im Umkehrschluss: Wenn jemand einen einzigen Anfall hat, der zum Beispiel durch Schlafentzug ausgelöst wurde, dann erfüllt das nicht die Kriterien zur Diagnose einer Epilepsie. Wenn wir keine andere Ursache im Kopf finden, zum Beispiel keine Läsion, dann sagen wir: Das ist keine Epilepsie, sondern ein einmaliges Ereignis – provoziert durch zu wenig Schlaf. Die Wahrscheinlichkeit, dass es wieder vorkommt, ist gering, wenn man nicht wieder zu wenig schläft.

Wenn man aber z.B. einen Hirntumor hat und ein oder zwei hierdurch ausgelöste Anfälle, dann reicht dies aus, um zu sagen, dass man eine Epilepsie aufgrund des Hirntumors hat. Wir gehen dann davon aus, dass die Wahrscheinlichkeit für weitere Anfälle relativ hoch ist, wenn die Ursache nicht behandelt wird. Das heißt: Ein Anfall ist nicht unbedingt gleich Epilepsie, aber man muss der Ursache nachgehen.

Was sind mögliche erste Anzeichen oder Symptome?

Die Diagnose von Anfällen wird besonders herausfordernd, wenn sie sich nicht als klassischer bilateraler tonisch-klonischer Anfall zeigen – jene Form, die früher als großer Krampfanfall (Grand-Mal) bekannt war, einhergehend  mit Bewusstseinsstörung und ausgeprägten motorischen Entäußerungen. Solche Anfälle werden in der Regel rasch als epileptisch erkannt oder zumindest vermutet. Doch es gibt auch Formen, die nur bestimmte Gehirnregionen betreffen, sogenannte fokale Anfälle, die sich sehr vielfältig und manchmal nur sehr diskret äußernd. Daher können die geschilderten Symptome oft fehlgedeutet werden. Prinzipiell sind immer Differentialdiagnosen (z.B. auch Synkopen) bei der Erstdiagnose zu berücksichtigen

Insbesondere bei Kleinkindern und Säuglingen ist die Erkennung von Anfällen oft schwierig, da sie sich auf vielfältige Weise äußern können – etwa durch nur sehr kurze Bewusstseinsverluste, Sprachstörungen oder das Auftreten einer sogenannten Aura, das zum Beispiel als ein ungewöhnliches Gefühl in der Bauchregion beschrieben wird. Manche Anfälle treten ausschließlich im Schlaf auf und bleiben unbemerkt, bis am nächsten Tag Symptome wie Muskelkater, Erschöpfung oder kognitive Einschränkungen auffallen. Anfälle können sich auch durch ungewöhnliche Verhaltensweisen zeigen, wie plötzliche Lachanfälle, was besonders bei einer bestimmten Epilepsieform bei Kindern vorkommt. Visuelle Phänomene, wie Flimmern oder Blitze, sind ebenfalls mögliche Anzeichen mancher Epilepsieformen.

Diese Vielseitigkeit macht die Erkennung von Anfällen besonders komplex. Da theoretisch jede normale Gehirnfunktion durch einen Anfall beeinträchtigt werden kann, gibt es unzählige Erscheinungsformen. Deshalb gibt es keine allgemeingültige oder pauschale Beschreibung eines Anfalls und auch unter Expert:innen herrscht häufig Uneinigkeit über die korrekte Benennung und Interpretation.

Gehen Betroffene dann relativ spät zum Arzt, weil sie die Symptome nicht als schwerwiegend wahrnehmen oder die Anfälle nicht bemerken, weil sie eben im Schlaf auftreten?

Ja, das kann vorkommen. Natürlich gibt es Epilepsieformen, die sofort auffallen, entweder durch Begleiterkrankungen oder weil die Anfälle so eindeutig sind. Nicht selten bleiben Epilepsien aber auch jahrelang unbemerkt, weil die Symptome mit anderen Erkrankungen wie Angststörungen oder Depressionen verwechselt werden. Manchmal dauert es Jahre, bis die richtige Diagnose gestellt und die genaue Ursache der Epilepsie gefunden wird.

Wird die Ursache einer Epilepsie immer gefunden?

Es gibt Fälle, in denen die Ursache unklar ist. Früher sprach man von kryptogenen Epilepsien, wenn keine eindeutige Ursache gefunden werden konnte. Wir haben eine internationale Klassifikation der Epilepsien, die die Anfälle nach ihrer Entstehung einteilt:

  • Fokale Anfälle, die nur in einem bestimmten Teil des Gehirns auftreten,
  • generalisierte Anfälle, die das ganze Gehirn betreffen, und
  • Anfälle unbekannter Ursache.

Die Ursachen der Epilepsie sind einerseits genetische Faktoren und/oder strukturelle Veränderungen im Gehirn. Andererseits gibt es auch infektiöse oder autoimmune Ursachen um die häufigsten zu nennen.

Wie läuft eine Diagnose ab? Muss immer ein MRT gemacht werden?

Ein MRT ist ein wichtiger Bestandteil der Diagnostik, aber erst der zweite oder dritte Schritt. Der erste Schritt ist immer die Anamnese, also die genaue Befragung der Betroffenen und deren Angehörigen. Dann macht man in der Regel ein Elektroenzephalogramm (EEG), um die Hirnströme zu messen. Ein kurzes EEG zeigt jedoch nicht immer Anfälle. Deshalb kann es notwendig sein, das EEG über mehrere Tage durchzuführen und die Patientinnen und Patienten mit Videokameras zu überwachen. Oft bringen auch Angehörige Handyvideos mit, die helfen, die Anfälle zu dokumentieren. Es folgen weitere Untersuchungen wie eine Kernspintomographie oder eine Nervenwasseranalyse, um die Ursache der Anfälle herauszufinden. Darüber hinaus gibt es in Epilepsiezentren noch viele weitere, spezielle Untersuchungen, die durchgeführt werden können.

Wie sieht die Therapie aus?

Das hängt von der Art der Epilepsie ab. Die Haupttherapie besteht zunächst aus Medikamenten, die die Anfälle unterdrücken. Liegt eine strukturelle Ursache wie ein Tumor oder eine Fehlbildung vor, kommt oft auch eine Operation in Frage. Es gibt auch neurochirurgische Eingriffe, bei denen Hirnregionen stimuliert werden, um die Anfallsbereitschaft zu verringern, z. B. der Vagusnervstimulator. Bei bestimmten Epilepsien helfen auch Diäten oder experimentelle Therapien.

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Epilepsie wirkt sich mitunter stark auf das soziale Leben der Betroffenen aus. Ein LKW-Fahrer, der an Epilepsie erkrankt, kann beispielsweise seinen Beruf nicht mehr ausüben.

Dr. Thomas Sauvigny, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Es geht also in erster Linie darum, die Anfälle etwa durch Medikamente zu reduzieren?

Genau, wir wollen die Anfälle durch Medikamente so weit wie möglich abschwächen, reduzieren oder wenn möglich ganz verhindern. Leider gelingt uns das bei etwa einem Drittel der Patientinnen und Patienten nicht, das heißt, es kommt trotz der Medikamente zu Anfällen. Aber umgekehrt: Bei vielen Betroffenen gelingt es, die Anfälle zu unterdrücken. Das hängt von der Art der Epilepsie ab. Wichtig ist auch, dass bei bestimmten Anfallsformen, die generalisiert auftreten, ein relevantes Risiko besteht, an einem Anfall zu sterben (sog. SUDEP). Dies ist vergleichbar mit dem plötzlichen Kindstod. Das ist natürlich ein extremes Beispiel, aber es zeigt, dass Epilepsie keine ungefährliche Krankheit ist. Auch Anfälle, die nicht tödlich verlaufen, können das Gehirn weiter schädigen und die Krankheit verschlimmern. Deshalb sind Medikamente wichtig.

Darüber hinaus gibt es psychosoziale und neuropsychologische Behandlungsmöglichkeiten, denn die Krankheit wirkt sich mitunter stark auf das soziale Leben aus. Ein LKW-Fahrer, der an Epilepsie erkrankt, kann beispielsweise seinen Beruf nicht mehr ausüben. Das ist ein ganz anderes Problem als bei einem Vierjährigen, bei dem es dafür viel mehr um die kognitive Entwicklung geht. Es gibt also viele verschiedene Ansätze, die individuell angepasst werden.

Ist Epilepsie heilbar oder eine Krankheit, mit der man leben muss?

Grundsätzlich ist Epilepsie heilbar, aber das ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Bei manchen Patientinnen und Patienten kann zum Beispiel ein Blutschwämmchen im Gehirn entfernt werden, und danach treten keine Anfälle mehr auf. Nach einigen Jahren können dann die Medikamente reduziert oder ganz abgesetzt werden. In solchen Fällen spricht man von Heilung. Betrachtet man aber alle Epilepsiepatienten, so handelt es sich in den meisten Fällen um eine chronische Erkrankung, die einen ein Leben lang begleitet. Das heißt nicht, dass man immer Anfälle hat, aber viele Menschen müssen ihr Leben lang Medikamente einnehmen, um anfallsfrei zu bleiben.

Spielen Stress, Ernährung und andere Faktoren eine Rolle bei Epilepsie?

Stress an sich verursacht kausal keine Epilepsie, aber er kann die Wahrscheinlichkeit eines Anfalls erhöhen, insbesondere wenn andere Faktoren wie Schlafmangel oder Alkoholkonsum hinzukommen. Diese Faktoren beeinflussen die Erregbarkeit der Nervenzellen und können bei einer bestehenden Epilepsie einen Anfall auslösen. Daher ist es wichtig, auf diese Dinge zu achten, um das Risiko zu verringern. Zum Thema Ernährung: Eine spezielle Diät kann bei bestimmten Epilepsieformen helfen, ist aber nicht bei allen Epilepsieformen sinnvoll.

Wie gehen Menschen mit Epilepsie mit psychischen oder sozialen Faktoren um? Das ist sicher eine große Belastung.

Ja, das ist ein großes Thema. Epilepsie ist eine chronische Erkrankung, die das soziale Leben stark beeinträchtigen kann. Vor einigen hundert Jahren galten Menschen mit Epilepsie noch als vom Teufel besessen oder schwachsinnig. Diese Stigmatisierung hat sich geändert, aber Epilepsie ist immer noch eine Krankheit, die mit Vorurteilen behaftet ist. Für Menschen, die beruflich eingeschränkt sind, wie zum Beispiel Lastwagenfahrer, bedeutet die Diagnose oft das Ende ihrer bisherigen Tätigkeit. Bei Kindern geht es vor allem um die schulische und kognitive Entwicklung. Viele Patientinnen und Patienten leiden auch an psychischen Begleiterkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen, die entweder durch die Epilepsie selbst oder durch die Belastungen der Erkrankung verursacht werden. Es gibt eine hohe Rate an sogenannten Komorbiditäten, also dem gleichzeitigen Auftreten mehrerer Erkrankungen.

In diesem Lernangebot stellen wir verschiedene Erkrankungen und deren Behandlung am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) in Form von kurzen Filmen und informativen Texten auf einer projekteigenen Webseite vor.  

Zum Lernangebot

Welche Unterstützungsmöglichkeiten gibt es?

Es gibt zahlreiche Selbsthilfegruppen, die sehr hilfreich sind. Wichtige Anlaufstellen sind auch die spezialisierten Epilepsiezentren. Das Epilepsiezentrum Hamburg zum Beispiel vereint drei Krankenhäuser: Das Evangelische Krankenhaus Alsterdorf, das UKE und das Kinderkrankenhaus Wilhelmstift. Dort gibt es auch Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter, die sich um die Vereinbarkeit von Epilepsie und Beruf kümmern, und spezielle Arbeitsplätze für Menschen mit Epilepsie. Diese Zentren bieten ebenfalls neuropsychologische Betreuung und Beratung für den Alltag an.

Ein Ausblick: Gibt es derzeit innovative Behandlungsmethoden oder Ansätze, die noch nicht weit verbreitet sind?

Es gibt viele neue Ansätze, die sich in der Entwicklung befinden – sowohl neue Medikamente wie auch innovative Therapieverfahren wie z.B. gentherapeutische Ansätze. Auch in der Neurochirurgie hat sich in den vergangenen Jahrzehnten viel getan. Komplexere Fälle können heute besser operiert werden. Die Diagnostik hat sich durch invasive Methoden wie das Einsetzen von Elektroden ins Gehirn verbessert. Ein weiteres spannendes Gebiet ist die Genetik. In den vergangenen Jahren wurden immer mehr genetische Ursachen für Epilepsien entdeckt, auch für solche, bei denen man bisher nicht von genetischen Ursachen ausging. In Zukunft wird es wahrscheinlich neue medikamentöse Ansätze geben, die gezielt auf bestimmte Mutationen wirken.

Forschung wirkt. Je mehr wir über die Krankheit wissen, desto besser können wir sie behandeln.

Ja, generell hat die genetische Forschung in den vergangenen zehn Jahren große Fortschritte gemacht. Es gibt aber auch viele andere Bereiche, in denen sich einiges getan hat, zum Beispiel in der invasiven und bildgebenden Diagnostik. Es ist ein Zusammenspiel verschiedener Disziplinen, die dazu beitragen, dass wir die Krankheit besser verstehen und behandeln können.

Über Dr. Thomas Sauvigny

Dr. Thomas Sauvigny ist Facharzt für Neurochirurgie sowie geschäftsführender Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Neurochirurgie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Sein Medizinstudium hat der gebürtige Koblenzer an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen absolviert. Seit 2012 ist Dr. Thomas Sauvigny am UKE tätig.

Charles Deluvio / unsplash

02.10.2024 | Meena Stavesand

Nachrichtenmüdigkeit und digitale Überflutung: Wie der Journalismus Vertrauen zurückgewinnt

Der digitale Wandel hat den Nachrichtenkonsum grundlegend verändert: Soziale Medien bestimmen immer mehr, wie sich Menschen informieren – und welche Informationen sie erreichen. Eine wachsende Zahl an Nutzerinnen und Nutzer fühlt sich heute durch die Flut an Nachrichten erschöpft. Im Interview erklärt Prof. Dr. Christopher Buschow, Professor für digitalen Journalismus an der Hamburg Media School und an der TU Hamburg, warum viele Menschen Nachrichten meiden und welche Folgen diese Entwicklung haben kann.

Wie kann der Journalismus darauf reagieren? Indem er sich ändert. Er müsse innovativer werden und sich mehr am Publikum orientieren, sagt Prof. Buschow. Die Veranstaltung „NewsFair“ von NDR Info und Hamburg Media School am 16. Oktober stellt neue Lösungswege in den Mittelpunkt: Journalistinnen und Journalisten sowie Forschende wollen hier gemeinsam diskutieren, wie Nachrichten wieder relevanter und zugänglicher werden.

Wie viele Nachrichten konsumierst du als Medienprofessor täglich und wie beeinflusst dich das?

Prof. Dr. Christopher Buschow: Schon berufsbedingt nutze ich viele Nachrichten. Neben Fachmedien aus dem wissenschaftlichen Bereich sind das z.B. Hamburger Abendblatt und Morgenpost als Lokalmedien, Spiegel und Die Zeit auf nationaler und beispielsweise The Economist auf internationaler Ebene. Das heißt: Viele Informationen, Nachrichten und Inhalte prasseln täglich auf mich ein. Da fällt es auch mir nicht allzu leicht, ein gesundes „Medienmenü“ zusammenzustellen und Routinen aufzubauen.

Damit bin ich allerdings nicht allein: Vor ähnlichen Herausforderungen stehen viele, gerade jüngere Menschen tagtäglich, da die heutige Medienwelt eine ganz andere ist als noch vor einigen Jahren. Im vergangenen Jahrhundert waren die Nutzungsgewohnheiten in den Alltag eingebaut, die Menschen konsumierten die immer gleichen Medienmarken, sie waren loyal. Man hatte seine Tageszeitung. Das ist heute anders. Die Nutzerinnen und Nutzer müssen sich viel stärker selbst organisieren – das ist mühsamer, komplizierter und anspruchsvoller. Dass selbst der Medienprofessor damit so seine Probleme hat, spricht vielleicht für sich.

Und die Welt ist voller Krisen. Nach Corona folgte der Angriffskrieg auf die Ukraine, nun die Eskalation des Nahostkonflikts. Schwer verdauliche Themen dominieren die Nachrichten. Was macht das mit den Menschen?

Prof. Buschow: Die Corona-Pandemie hat ja zunächst zu einem Boom der Nachrichtennutzung geführt, da die Menschen in einer sehr unsicheren und unmittelbar bedrohlichen Situation verständlicherweise ein großes Informationsbedürfnis hatten. Traditionelle Medien wie die Tagesschau wurden stark genutzt, sogar von jungen Menschen. Das war bemerkenswert. Es scheint aber, als seien wir Stück für Stück in eine Art „Nachrichten-Burnout“ geraten.

Phänomene wie Nachrichtenmüdigkeit (News Fatigue) oder aktive Nachrichtenvermeidung (News Avoidance) sind auch durch die Corona-Pandemie mitentstanden. Die Krisen, die hinzugekommen sind, haben die Situation nochmals verschärft. Heute geben 14 Prozent der deutschen Befragten des diesjährigen Reuters Digitale News Report an, dass sie Nachrichten häufig aktiv vermeiden, 69 Prozent tun das zumindest gelegentlich. Wir erkennen bei vielen Menschen eine Überforderung durch Nachrichten und Journalismus.

Wie hat sich der Nachrichtenkonsum verändert?

Prof. Buschow: Die Nachrichten­nutzung hat sich mit den sozialen Medien – spätestens seit Mitte der 2010er-Jahre – erheblich verändert, insbesondere bei jungen Nutzergruppen. Viele der tradierten Nutzungsmuster wurden aufgebrochen. Die alte Medienwelt löst sich auf. Es gibt zwar noch Menschen, die morgens die Lokalzeitung aus dem Briefkasten holen. Aber das ist weder die Zukunft noch ist es ein Verhalten, das wir noch allzu lange sehen werden. Im Gegenteil. Was wir sehen, ist eine Welt, in der Nachrichten­, gerade bei jungen Nutzenden, maßgeblich durch Social Media vermittelt werden. In den unendlichen „News Feeds“ der sozialen Netzwerke spielt Nachrichtenjournalismus allerdings nur eine untergeordnete Rolle. Mit dem Journalismus konkurrieren da vor allem unterhaltende Inhalte, persönliche Kommunikation mit Freundinnen und Freunden und Propaganda um die Aufmerksamkeit der Menschen.

Dies führt u.a. zu einem Phänomen, was man in der Forschung „News-Finds-Me-Perception“ nennt, also die Haltung, dass die wichtige Nachrichten einen schon finden werden, ohne dass man aktiv danach sucht. Das zufällige Stolpern über Nachrichten gewinnt an Relevanz. Das Bedürfnis, sich aktiv informiert zu halten und sich mit gesellschaftlichen Themen auseinanderzusetzen, hingegen erodiert.

Was bedeuten Nachrichtenmüdigkeit und Nachrichtenvermeidung für den Journalismus und für die Gesellschaft?

Prof. Buschow: Für den Journalismus bedeutet es, dass er Teile der Gesellschaft nicht mehr erreicht, die er früher noch erreichen konnte. Das liegt auch an der veränderten Funktionsweise der digitalen Medien. Nehmen wir den so genannte „Audience Flow“ im klassischen Fernsehen, bei dem die Menschen durch das Programmschemata in der Halbzeitpause eines Fußballspiels mit Nachrichten – wie etwa der Tagesschau – konfrontiert wurden. So konnten Menschen erreicht werden, die sonst keine Nachrichten schauten. In der digitalen Welt wird das viel schwieriger, weil Algorithmen die Inhalte steuern.

Es gibt auch die Herausforderung, dass sich Menschen, die den etablierten Medien durchaus zugewandt waren, von Nachrichten abwenden, weil sie sagen: „Ich ertrage das nicht“ oder „Ich kann das nicht mit meinem Alltag verbinden“. Nachrichten werden oft als belastend empfunden. Dies führt zu einer Schwächung des Journalismus. Der Reuters Digital News Report fragte 2022, ob Journalismus für eine funktionierende Demokratie unverzichtbar sei. Ältere Menschen stimmten dieser Aussage deutlich stärker zu als jüngere. Das zeigt, dass die Rolle und Funktion des Journalismus von Teilen der jüngeren Generationen in Zweifel gezogen wird. Das ist eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen.

Anführungszeichen in den Farben des HOOU-Themes

Gefährlich wird es, wenn es keinen Konsens mehr gibt, über <em>welche</em> Themen gestritten werden sollte. Wenn eine Gesellschaft keinen gemeinsamen „Themenhaushalt“ mehr hat, wird es schwierig, konstruktiv zu streiten und sich als mündige Bürgerin oder mündiger Bürger eine Meinung zu bilden.

Prof. Dr. Christopher Buschow, Hamburg Media School und TU Hamburg

Warum kann das für eine Gesellschaft gefährlich werden?

Prof. Buschow: Es ist heute leichter, sich in abgeschotteten Räumen zu bewegen, in denen man mit bestimmten Inhalten gar nicht mehr konfrontiert wird. In polarisierten Ländern wie den USA sehen wir das heute schon besonders deutlich: Republikaner und Demokraten – und deren Anhängerschaft – reden über teils völlig unterschiedliche Themen. In einer Demokratie ist es jedoch wichtig, darüber zu streiten, wie ein Thema bewertet wird. Gefährlich wird es, wenn es keinen Konsens mehr gibt, über welche Themen gestritten werden sollte. Wenn eine Gesellschaft keinen gemeinsamen „Themenhaushalt“ mehr hat, wird es schwierig, konstruktiv zu streiten und sich als mündige Bürgerin oder mündiger Bürger eine Meinung zu bilden.

Mit welchen Strategien können Medienhäuser junge Menschen besser erreichen, um Nachrichtenmüdigkeit oder -vermeidung entgegenzuwirken?

Prof. Buschow: Das ist keine Frage, die nur die Medienhäuser betrifft, sondern die die gesamte Branche diskutieren muss. Es braucht die einzelnen Journalistinnen und Journalisten, die sich fragen sollten, welche Art von Journalismus notwendig ist, um Menschen (zurück) zu gewinnen. Es braucht die Verlage, die sich fragen müssen, welche Produktstrategien sie verfolgen wollen. Es braucht die Medienpolitik, die im Bereich der Medienkompetenz mehr Akzente setzen könnte. Auch  Medienregulierung könnte eine Rolle spielen. Zum Beispiel: Kann so etwas wie der „Audience Flow“, den wir im Fernsehen gut organisieren konnten, auch in digitalen Umgebungen durch regulative Vorgaben geschaffen werden?

Nicht zuletzt sollte die Wissenschaft eine aktiven Rolle spielen. An meiner Professur verstehen wir Journalismusforschung als transformative Forschung. Wir können nicht nur beobachten, was passiert. Wir müssen mit wissenschaftlichem Wissen unterstützen, den Journalismus in eine gute Zukunft zu führen.

Gemeinsam mit NDR Info organisierst du an der Hamburg Media School eine Fachveranstaltung zum Thema Nachrichtenmüdigkeit. Worum geht es dabei?

Prof. Buschow: Wir laden Medienschaffende, Journalistinnen und Journalisten, Redakteurinnen und Redakteure, aber auch fachlich Interessierte aus allen Bereichen der Branche und darüber hinaus ein, mit uns zu diskutieren, Wege zu finden, wie man Nachrichtenmüdigkeit entgegenwirken kann. Die Veranstaltung ist dreigeteilt. Wir haben zwei Vorträge:

  • einen von Prof. Dr. Roman Rusch von der Hochschule Ansbach zum Thema „Auf der Suche nach Lösungen: Konstruktiver Journalismus als Chance. Anwendungsmöglichkeiten und Grenzen des Ansatzes“ und
  • einen von mir unter dem Titel „Das Phänomen der Nachrichtenmüdigkeit und warum der Journalismus neue Ansätze braucht“.

Höhepunkt ist eine Podiumsdiskussion mit Gästen aus Praxis und Forschung. Unser Ziel: Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen mit klaren Implikationen und Handlungsideen nach Hause gehen, die sie aktiv nutzen können, um in ihrer eigenen Arbeit neue Wege zu beschreiten, die Menschen mit Journalismus und Nachrichten besser abzuholen.

Wir wollen nichts vorwegnehmen. Aber was können Medienschaffende tun, damit die Menschen wieder Lust haben, journalistische Inhalte zu konsumieren?

Prof. Buschow: 1. Überlegt, wie die Menschen in der digitalen Medienwelt mit euch interagieren, welche direkteren Beziehungen sie zu euch aufbauen wollen. Publikumsorientierung, Publikumsdialog, „User Engagement“, „User Needs“ – das sind wichtige Bausteine.

2. Denkt über Formate und Darstellungsformen nach. Personenmarken, neue journalistische Influencer, neue Genres. Konstruktiver Journalismus, Good News, Kartenjournalismus – das sind nur einige beispielhafte Innovationen, die den Journalismus attraktiver machen können.

3. Denkt darüber nach, wie man Aufmerksamkeit für Nachrichten organisieren kann, ohne dass diese Aufmerksamkeit zunächst auf Nachrichten gerichtet ist. Wie können wir initiale Begegnungen mit Nachrichten schaffen, die dann aber auch zu längerfristigen Beziehungen führen?

Über Prof. Dr. Christopher Buschow

Univ.-Prof. Dr. Christopher Buschow ist Universitätsprofessor für Digitalen Journalismus an der Technischen Universität Hamburg und Leiter des Fachgebiets Digitaler Journalismus an der Hamburg Media School.

Christopher Buschow war wissenschaftlicher Mitarbeiter, Doktorand und später Habilitand am Institut für Journalistik und Kommunikationsforschung (IJK) der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover. An der Bauhaus-Universität Weimar wirkte er von 2018 bis 2023 als Juniorprofessor an der Fakultät Medien.

In seiner Forschung befasst sich Buschow schwerpunktmäßig mit Innovationen im digitalen Journalismus sowie mit Unternehmensgründungen in der Medienbranche. Er hat zahlreiche Drittmittelprojekte eingeworben und erfolgreich durchgeführt, unter anderem gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, das Bundesministerium für Bildung und Forschung und die Klaus Tschira Stiftung.

01.10.2024 | Meena Stavesand

Nachhaltigkeit: Mache dich und die Welt fit für die Zukunft

Das Wissen über Nachhaltigkeit und den Klimawandel ermöglicht es uns, Wege zu finden, um besser auf unsere Umwelt aufzupassen und eine Zukunft zu gestalten, die nachhaltig und stark ist. Unsere Lernangebote drehen sich um Abfallwirtschaft, Mobilität, Verkehr, Klimawandel und weitere spannende Themen!

Erneuerbare Kraftstoffe: So fährt die Zukunft

Welche Alternativen gibt es zu fossilen Brennstoffen? Mit dieser und weiteren spannenden Fragen beschäftigt sich das Lernangebot der TU Hamburg. Wir haben jene Kraftstoffen zusammengetragen, die das Potential haben, traditionelle, erdölbasierte Kraftstoffe abzulösen und so zu einer nachhaltigeren Welt beitragen zu können.

Erneuerbare Kraftstoffe können bereits heute Kraftstoffe auf Erdölbasis ersetzen. In diesem Lernangebot werden ihre Ausgangsstoffe und Herstellungsverfahren vorgestellt.

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BioCycle: Aus Abfall wird Energie

Gemüseschalen würden wir normalerweise wegschmeißen. Doch wir können sie umweltfreundlich nutzen. Das Lernangebot der TU Hamburg erklärt den Ansatz von BioCycle. Dabei wird das, was wir als Abfall betrachten, in etwas Wichtiges verwandelt: in Energie und Nährstoffe. Unser Kurs erläutert dir, wie du gezielt zu Hause deinen Müll für eine weitere Nutzung sortierst, wie gescheite Sammelsysteme aussehen und wie aus Essensresten Biogas und Kompost wird.

Food waste is an important component of the "BioCycle," the cycle from food to food waste and back to food. Through proper sorting at home, efficient collection, and conversion into biogas and compost, we can step towards sustainable and renewable energy self-sufficiency and improved soil quality for agriculture, thus completing the cycle. This course unpacks these processes. Not only will you learn about the BioCycle, but you will also be able to experience what you can personally do to close it efficiently.

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„CliMap-HEALTH“: So beeinflusst das Klima unsere Gesundheit

Durch eine interaktive Weltkarte erfährst du, wie Klima und Umwelt unsere Gesundheit beeinflussen. Ohne das Wissen zu gesundheitlichen und gesellschaftlichen Konsequenzen des Klimawandels ist die langfristigen Wahrung unserer Gesundheit nicht zu bewältigen. Das Lernangebot der HAW Hamburg zieht Fallstudien aus dem Jemen oder von den Fidschi-Insel heran, um mehr über wasserbedingte Krankheiten wie Cholera oder durch Mücken übertragbare Erkrankungen wie dem Zika-Virus zu erfahren.

Wie wirkt sich der Klimawandel auf die Gesundheit aus?

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MobilCast: Wandel im Mobilitätssektor

Im Mobilitätssektor wird es in technischer und gesellschaftlicher Hinsicht einen großen Wandel geben. Getrieben wird diese Entwicklung durch Bestrebungen zur Begrenzung von Treibhausgasemissionen, weswegen erneuerbare Energien eine besondere Rolle spielen werden. Der Podcast der TU Hamburg beschäftigt sich mit diesen Entwicklungen im Mobilitätssektor.

Der Wissenschaftspodcast zum Thema "Alternative Kraftstoffe" - zur technischen Bereitstellung und gesellschaftlichen Bedeutung.

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Green Hydrogen: So wichtig ist grüner Wasserstoff

Grüner Wasserstoff ist ein Begriff, der oft auftaucht, wenn es um nachhaltige Energieträger geht. Wie wichtig dieses Green Hydrogen ist, stellt das Lernangebot der TU Hamburg heraus. Darin erfährst du, wie Wasserstoff hergestellt, gespeichert, transportiert und genutzt werden kann und warum grüner Wasserstoff so wichtig für die Umstellung der Energieversorgung auf erneuerbare, treibhausgasneutrale Energieträger ist.

Green hydrogen is a key element for a sustainable energy supply. Learn about the production, transportation, storage and use of green hydrogen.

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Schule der Folgenlosigkeit: Über den Zustand der Welt nachdenken

Die Hochschule für bildende Künste Hamburg (HFBK) lädt mit einer App zum spielerischen Selbstversuch ein. Sie richtet sich an alle, die über den Zustand unserer Welt nachdenken und verstehen wollen, wie die eigene Lebenswirklichkeit mit dem Klimawandel, den gesellschaftlichen und politischen Strukturen verbunden ist. Es geht um Aufgaben wie Warten, Entscheidungen abgeben oder Solidarität.

Die Lern-App schafft auf spielerische Weise Situationen, in denen kollaborativ und selbstbestimmt zum Thema Folgenlosigkeit gelernt werden kann.

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How to change a running system: Kreatives Storytelling zum Klimawandel

Ein Team aus Wissenschaftler:innen und Selbstständigen aus der Kreativbranche hat sich zusammen getan, um die Story der Energiewende so zu erzählen, dass es Lust macht, sich mit ihr auseinander zu setzen und vielleicht sogar Impulse für das eigene Handeln, in welchem Maße auch immer, zu setzen. Das Lernangebot bündelt den aktuellen Wissensstand mit einem visuellen Konzept, das Spaß machen und Neugier wecken soll.

Wir sind die letzte Generation, die den Klimawandel aufhalten kann. Ein Projekt zum Thema Energiewende und Klimagerechtigkeitskrise!

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RUVIVAL: Ein gesunder Boden ist überlebenswichtig

Boden, Wasser- und Ernährungssicherheit sind stark miteinander verknüpft. Gute Bodenqualität, also ein gesunder Boden, ist eine der wichtigsten Grundlagen für die Nahrungsmittelproduktion und damit für unser Überleben. Auf immer weniger Fläche lässt sich Nahrung anbauen, während die Zahl der Menschen auf der Erde weiter steigt. Dies bringt eine besondere Herausforderung mit sich, der wir uns stellen müssen. In unserem Lernangebot „RUVIVAL“ zeigen wir Wissenswertes zu Boden, Wasser und auch Ernährung. Es geht dabei um an Anbau von Lebensmitteln, aber auch um den nachhaltigen, ökologischen Hausbau.

RUVIVAL produziert frei zugängliche E-Learning-Materialien, die sich mit der Wiederherstellung geschädigter Gebiete und der Schaffung neuer, nicht nur bewohnbarer, sondern auch lebenswerter Räume befassen.

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Let’s Talk Climate!: Klimawandel als Belastung für die Menschen

Hitze, Extremwetterlagen, vermehrte Allergien, neuartige Infektionskrankheiten – die Bedrohung unserer Gesundheit durch den Klimawandel ist vielschichtig. Die Zunahme heißer Tage über 30 Grad – insbesondere über einen längeren Zeitraum – stellt eine Herausforderung und Belastung für den Menschen dar. Darum spricht das kostenlose Lernangebot Let’s Talk Climate! der HAW Hamburg vorrangig Studierende der Gesundheitswissenschaften und Public Health sowie Studierende beziehungsweise Auszubildende der Gesundheitsversorgungsberufe wie Pflege- bzw. Pflegewissenschaften, Medizin, Physiotherapie in der tertiären Bildung an. Wer den Kurs durchläuft, erwirbt ein grundlegendes Verständnis zu den direkten und indirekten Einflüssen klimatischer Veränderungen auf die menschliche Gesundheit. 

Unser erster Gesprächspartner ist der Projektkoordinator von KlimaGESUND, Prof. Dr. Walter Leal von der Hochschule für angewandte Wissenschaften Hamburg. Mit ihm habe ich mich zu verschiedenen Klimawandelfolgen auf die Gesundheit der Bevölkerung ausgetauscht und seine verschiedenen Aktivitäten an der Hochschule kennengelernt.

Zur Episode

WATTwanderungen: Erlebnislernen an spannenden Orten

Bei den WATTwanderungen in Hamburg der TU Hamburg erwandern wir Orte in und um Hamburg, an denen erneuerbare Energien erzeugt werden. Dort wollen wir uns aus kulturell-künstlerischen und technologischen Perspektiven mit den Chancen und Herausforderungen der Energiewende auseinandersetzen. Watt in seiner Bedeutung als Maßeinheit steht sowohl für die Leistung als auch für das Ziel unserer Wanderungen. Wanderung verstehen wir als gemeinsame Bewegung hin zu neuen Orten der Energieerzeugung, an denen wir spielerisch unsere Gewohnheiten reflektieren und über Alternativen nachdenken wollen.

ZU DEN VERANSTALTUNGEN

Auf die Ohren: Unsere Podcasts zu dem Thema Nachhaltigkeit

In der ersten Folge der biogenen Kraftstoffe behandeln wir die Technologien, die zur Bereitstellung der Kraftstoffe in den Verkehrssektor verwendet werden. Hierbei wird zwischen konventionellen und fortschrittlichen biogenen Kraftstoffen unterschieden.

Zur Episode

Christian Friedrich im Gespräch mit Franziska Wolf und Derya Taser, die an dem HOOU Projekt “Digital Learning and E-Mobility” arbeiten.

Zur Episode

Der Klimawandel und die derzeitige Ressourcennutzung führen zu einer Verknappung von Trinkwasser und Ernteerträgen. Die Zusammenhänge zwischen Erosion, Rückgang der Vegetation, Trockenheit, Wasserknappheit, extremen Wetterereignissen und Armut sind komplex und nicht monokausal.

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