Auf dem Bild sind zwei Holzfiguren abgebildet, die sich die Hand reichen.

Bild: Gerd Altmann auf Pixabay

08.03.2024 | hoouadmin

HAW-Projekt "Cooperate!": So arbeiten wir konstruktiv und kooperativ im Team

In dem Lernangebot "Cooperate!" können die Teilnehmenden lernen, wie sie im Team reflektiert miteinander umgehen. Das Projekt wird Ende 2024 frei zugänglich sein.

Die Arbeitswelt verändert sich stetig und immer schneller. Wie können wir dieser zunehmenden Komplexität und diesen neuen Herausforderungen begegnen? Das Projekt „Cooperate!“ der HAW Hamburg erstellt dazu ein betriebswirtschaftliches Planspiel als Open Educational Resources unter offener Lizenz.

Dabei sollen projektbezogene Kooperationen der Teilnehmenden trainiert und reflektiert werden. Die Teilnehmenden lernen, kooperativ und konstruktiv zu arbeiten sowie reflektiert miteinander umzugehen. Sie verbessern damit ihre Handlungskompetenz in unvertrauten, dynamischen Umgebungen. 

Interdisziplinäre und interkulturelle Vielfalt als Bereicherung

In dieser Umgebung können Menschen erlernen, wie mit interdisziplinärer und interkultureller Vielfalt im Team erfolgreich und zielorientiert kooperiert werden kann. Auf der HOOU-Plattform sollen am Ende im Sinne von Train-the-Trainer Materialien in Form von Manuals für die Lernbegleitung erstellt werden. Dabei hat das Projekt die Entwicklung, Dokumentation und Durchführung eines kollaborativen interdisziplinären Lehr- und Lernkonzepts zum Ziel. Ergänzt wird dieses durch ein projektbezogenes Planspiel, das den praktischen Rahmen bildet.

Bild: Alexa auf Pixabay

Nach der Bearbeitung des Planspiels sollen die Nutzenden verschiedene Teilkompetenzen verbessern und festigen können:

  • Personale Kompetenz: Fremdsprachenpraxis, Flexibilität, Umgang mit Unsicherheit, Verbesserung der Initiativfähigkeit, Rollendistanz
  • Soziale Kompetenz: unter anderem Kooperationsfähigkeit, Verbesserung des Empathievermögens in interdisziplinären und interkulturellen Kontexten, Metakommunikation, Synergiebildung in heterogenen Gruppen.
  • Methodische Kompetenz: unter anderem Konfliktlösekompetenzen, Zeitmanagement in internationalen Kontexten, Reflexion/Thematisierung der Kulturbedingtheit von Handlungsstrategien usw.

Das Projekt wird im Dezember 2024 von den Verantwortlichen abgeschlossen und auf der HOOU-Plattform frei zugänglich für alle sein.

Text: Dorothee Wagner/HAW Hamburg

Das Bild ist KI-generiert. Es zeigt eine Frau, die umgeben von verschiedenen Objekten am Laptop sitzt.

Bild: Midjourney, KI-generiert

05.03.2024 | Meena Stavesand

KI-Werkstatt für Hochschulen: Darum ist es wichtig, sich mit KI in der Lehre zu beschäftigen

Bei seiner kostenfreien KI-Werkstatt stellt das MMKH die Frage: Überlegst du noch, oder promptest du schon? Im Forum Finkenau dreht sich am 14. März alles um KI-Generatoren und wie sich diese in der Hochschullehre einsetzen lassen.

Die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz und speziell der KI-Generatoren wie ChatGPT revolutioniert nicht nur Geschäftsmodelle und gesellschaftliche Prozesse, sondern steht auch an der Schwelle, die Hochschulbildung grundlegend zu transformieren. Diese Technologien bieten ein hohes Potenzial zur Verbesserung der Lehr- und Lernmethoden, zur Personalisierung des Bildungserlebnisses und zur Bereitstellung von Tools, die sowohl Lehrende als auch Lernende in nie dagewesener Weise unterstützen können.

In einer Zeit, in der ChatGPT und ähnliche Technologien unsere Art zu arbeiten, zu lernen und zu lehren revolutionieren, stehen wir vor der Herausforderung, diese Neuerungen konstruktiv unter anderem in die Lehre zu integrieren. Wie können wir Künstliche Intelligenz nutzen, um Unterricht und Lehre zu bereichern, ohne dabei ethische und rechtliche Grenzen zu überschreiten? Genau diese Fragen stehen im Zentrum der KI-Werkstatt des Multimedia Kontor Hamburg und der HOOU@HAW am Donnerstag, 14. März, von 10 bis 14 Uhr.

Neue Möglichkeiten für Lehre und Lernen

Die digitale Transformation durch KI eröffnet neue Horizonte für das Lehren und Lernen an Hochschulen. Sie bietet innovative Ansätze, um die Qualität der Bildung zu steigern, Lernprozesse zu personalisieren und Forschung auf ein neues Niveau zu heben. Um jedoch diese Potenziale voll auszuschöpfen und gleichzeitig Risiken zu minimieren, ist es essentiell, sich eingehend mit den Möglichkeiten, Grenzen und Anforderungen an den Einsatz von KI in der Hochschullehre auseinanderzusetzen.

Expertinnen und Experten erleichtern Zugang zu KI-Technologie

Die KI-Werkstatt zielt darauf ab, einen umfassenden Überblick über die Anwendungsmöglichkeiten von KI-Generatoren in der Lehre zu geben und gleichzeitig einen offenen Dialog über ethische, rechtliche und praktische Aspekte zu fördern. Durch interaktive Thementische und eine inspirierende Keynote bietet das Event eine spannende Gelegenheit, KI-Technologien zu entmystifizieren, praktisches Wissen zu erlangen und mit Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Disziplinen in den Austausch zu treten.

Das KI-generierte Bild zeigt einen Frauenkopf. Die Haare bestehen aus  verschiedenen Elementen, die die vielen Möglichkeiten von KI symbolisieren sollen.
Bei der KI-Werkstatt stehen die praktischen Möglichkeiten im Mittelpunkt. (Bild: MMKH/KI-generiert)

Programm: Das erwartet dich bei der KI-Werkstatt

Nach einer Begrüßung um 10 Uhr (Einlass: ab 9.30 Uhr) folgt die Keynote von PD Dr. Malte Persike. Er ist der wissenschaftliche Leiter des Centers für Lehr- und Lernservice der RWTH Aachen University. Der Experte spricht zu dem Thema: „Lehren oder lehren lassen – Der Einsatz generativer KI in der Hochschullehre“. Ab 10.45 Uhr startet die erste Runde an den verschiedenen Thementischen. Fachleute führen dort in unterschiedliche Anwendungsfelder und Aspekte von KI-Generatoren ein. Die Teilnehmenden können beispielsweise KI-Generatoren selbst ausprobieren und alle Fragen loswerden. Nach einer Mittagspause gibt es noch zwei weitere Runden an den Thementischen.

Das sind die Thementische

  • KI in der Lehre und Prüfungen (PD Dr. Malte Persike, RWTH Aachen)
  • Rechtlichen Fragen von KI mit Schwerpunkten zu Urheberrecht, Datenschutz sowie Prüfungsrecht (Andrea Schlotfeldt, HAW Hamburg)
  • KI-Text- und Bildgeneratoren in der Lehre (Katrin Schröder, MMKH, und Meena Stavesand, HOOU)  
  • Videoproduktionen mit KI-Generatoren (Jan von Roth, Philippe Schaumburg und Christoph Dobbitsch, alle MMKH)
  • KI in der 3D-Entwicklung und Game-Coding (Leonhard Onken-Menke und Sebastian Olariu, beide MMKH)

An wen richtet sich die KI-Werkstatt und wie meldet man sich an?

Die KI-Werkstatt wird vom Multimedia Kontor Hamburg in Zusammenarbeit mit der HAW Hamburg und der HOOU organisiert und durchgeführt. Sie findet in Kooperation mit dem Netzwerk Landeseinrichtungen für digitale Hochschule (NeL) und unter Förderung der Stiftung Innovation in der Hochschullehre statt.

Das Event ist kostenfrei und für Hochschullehrende, Mitarbeitende aus Service- und Supporteinrichtungen sowie für alle Interessierten aus dem Hochschulbereich konzipiert, die die Zukunft der Bildung aktiv mitgestalten möchten. Die Plätze sind begrenzt. Eine Anmeldung ist hier bis zum 11. März möglich.

Bild: Sasun Bughdaryan/Unsplash

29.02.2024 | Meena Stavesand

Im Labyrinth der Symptome: Facharzt spricht über langen Weg zur Diagnose bei seltenen Erkrankungen

Anlässlich des internationalen Tages seltener Erkrankungen am 29. Februar sprechen wir mit dem Oberarzt Dr. Fabian Braun vom UKE über die Thematik und wie viele Menschen betroffen sind. Es sind mehr als gedacht.

Dr. Fabian Braun ist Internist und unter anderem Oberarzt im Martin Zeitz Centrum für Seltene Erkrankungen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE). Im Interview erläutert er, wie oft so genannte seltene Erkrankungen wirklich vorkommen, wie die Suche nach der richtigen Diagnose und der passenden Therapie aussieht und an welche Patientin er sich wohl sein Leben lang erinnern wird. In diesem Lernangebot des UKE werden seltene Erkrankungen im Detail erläutert.

Dr. Braun, was definiert eine Krankheit als „selten“ und wie viele Menschen sind weltweit und in Deutschland davon betroffen?

Dr. Fabian Braun: Die Definition ist rein statistischer Natur im Moment. Das heißt: Wenn eine Erkrankung seltener oder gleich 1 auf 2000 Personen auftritt, sprechen wir von einer seltenen Erkrankung. Damit haben wir in Deutschland etwa zwischen vier und fünf Millionen Betroffene. Daran merkt man auch, dass seltene Erkrankungen gar nicht so selten vorkommen, wenn wir alle Fälle zusammennehmen, sondern wir viele Patientinnen und Patienten deutschlandweit haben, die an individuellen seltenen Erkrankungen leiden.

In der EU sind es circa 30 Millionen Betroffene, weltweit gehen wir von über 300 Millionen Menschen aus. Es gibt auch regionale Unterschiede bezüglich der Häufigkeit bestimmter Erkrankungen, die in unseren Breitengraden beispielsweise als selten anzusehen sind, während sie in anderen Teilen der Welt häufiger vorkommen. Aber man merkt an diesen Zahlen, dass das Gebiet der seltenen Erkrankungen ein großes sozialmedizinisches Problem darstellt

Können Sie das in Relation setzen zu einer „Volkskrankheit“ wie Diabetes mellitus?

Dr. Braun: Insbesondere Diabetes mellitus des Typs 2 ist in Deutschland weit verbreitet. Wir bewegen uns hier in einem Bereich von fast 10 Prozent, also 1 auf 10 Betroffene.

Für Krankheiten wie Diabetes mellitus gibt es durch die Häufigkeit eine große Studienlage. Das ist bei seltenen Erkrankungen nicht der Fall. Welche Herausforderungen ergeben sich daraus?

Dr. Fabian Braun: Die Diagnose ist das erste Problem. Denn wir arbeiten im medizinischen System nach dem Motto: Häufig ist es häufig, selten ist es selten. Das klingt furchtbar trivial, aber dementsprechend hat man die meisten Berührungspunkte und auch die größte Erfahrung mit häufigeren Krankheitsbildern. Das ist dann noch einmal abhängig davon, wo man als Medizinerin oder Mediziner tätig ist. Die Allgemeinmedizinerin in der Stadt beispielsweise wird natürlich viel öfter Husten, Schnupfen, Heiserkeit, Bluthochdruck oder Diabetes sehen als beispielsweise die Nephrologin bei uns in der Uniklinik, die sich dann in manchen Fällen mit seltenen Nierenerkrankungen auseinandersetzen muss.

Generell kommt bei der Diagnostik die Problematik hinzu, dass man als Arzt oder Ärztin erst einmal daran denken muss, dass es eine seltene Erkrankung sein könnte, da ein Großteil dieser mit sehr gängigen Symptomen auftritt. Es sind selten Blickdiagnosen – diese gibt es vor allem bei Betroffenen im Kindesalter. Manche Symptome demaskieren sich allerdings auch erst nach der Adoleszenz (also im Erwachsenenalter) und treten dann mit Symptomen auf, die wir bei vielen häufigen Erkrankungen sehen. Das macht eine Diagnose schwieriger.

Wenn man auf dem richtigen Weg ist, sind wir in der Diagnostik zum Glück ein großes Stück weitergekommen. Das fängt bei metabolischen Untersuchungen an, die wir aus dem Blut direkt testen können, sprich, ob bestimmte Abbauprodukte zum Beispiel nicht vernünftig ausgeschieden werden können, und geht weiter bis wirklich tiefste genetische Diagnostik, die wir mittlerweile mit vertretbaren Kosten durchführen können. Das führt dazu, dass die Gruppe der seltenen Erkrankungen anwächst. Therapie und die Erfahrungen mit Therapie sind dann der Anschlusspunkt. Wenn es nur sechs Fälle weltweit gibt, kann man nicht von statistischen Verläufen sprechen, sondern ist wirklich in einem Extrembereich, in dem man auf seine Expertise, aber auch auf das eigene medizinische Gefühl angewiesen ist.

Eine weitere Herausforderung war früher, dass die Entwicklung von Medikamenten für seltene Erkrankungen lange für die Pharmafirmen nicht rentabel gewesen ist. Das hat sich mittlerweile geändert. Allerdings stellt dies auch das Gesundheitssystem vor Herausforderungen, weil wir hier von Therapiekosten sprechen, die schnell eine halbe Million Euro pro Jahr betragen können.

Wie läuft das meistens ab? Mir geht es nicht gut und ich überlege, zum Arzt zu gehen. Der erste Weg führt mich dann zu meinem Hausarzt. Was passiert danach?

Dr. Fabian Braun: Es gibt unterschiedliche Wege, wie Sie schlussendlich zu uns finden. Wenn Ihre hausärztliche Praxis schon Hinweise findet, dass ein bestimmtes Organsystem betroffen ist – und nur das –, dann haben Sie die Möglichkeit, zu einem Facharzt oder einer Fachärztin für dieses Organ zu gehen. Diese Facharztpraxis entscheidet dann nach weiteren Untersuchungen, ob es noch intensivere Expertenmeinungen braucht und involviert uns als Centrum für seltene Erkrankungen oder direkt eine Spezialambulanz oder -abteilung im UKE. Sobald es mehrere Organsysteme trifft, kann dieser Weg schwieriger werden, weil es dann häufig unterschiedliche Befunde gibt, die teilweise nicht alle dramatisch beziehungsweise noch in der Anfangsphase sind, sich aber häufen. Und wenn tatsächlich der Verdacht auf eine seltene Erkrankung besteht, die aber nicht genau zu fassen ist, dann gibt es die Möglichkeit, dass Sie bei uns im Zentrum für seltene Erkrankungen des UKE vorgestellt werden. Davon gibt es in Deutschland über 30.

Meistens erhalten wir ein zweiseitiges Dokument, indem die hausärztliche oder fachärztliche Praxis die Hauptsymptome erläutert. Wir erfassen das und versuchen, weiterzuhelfen. Im Zweifelsfall lassen wir uns die Akte schicken, die auch hunderte Seiten stark sein kann. In einem Extremfall hatte eine Patientin zwei Aktenschränke mit Befunden zu Hause stehen, das können wir nicht durcharbeiten, da sind wir auf die Mithilfe der behandelnden Praxen angewiesen.

Das Bild zeigt eine Person im Labor, die Reagenzgläser sortiert, in denen eine dunkle Flüssigkeit enthalten ist.
Bei Blutuntersuchungen können sich Diagnosen festigen. Bild: Akram Huseyn

Wie geht es weiter, wenn Sie die wichtigsten Informationen vorliegen haben?

Dr. Fabian Braun: Liegen die wichtigsten Informationen vor, diskutieren wir das interdisziplinär im Gremium. Darin sitzen Spezialistinnen und Spezialisten aus der Humangenetik, aus der Gastroenterologie, Neurologie, Psychosomatik und Nephrologie. Wenn Kinder betroffen sind, holen wir uns die Pädiatrie hinzu. Wir konsultieren bei Bedarf auch andere UKE interne Kliniken, z.B. die Kardiologie. Manchmal ergibt es das Krankheitsbild, dass wir Betroffene direkt in die spezialisierten Zentren schicken können. Doch manchmal ist der Befund unklar und wir führen zum Beispiel selbst eine genetische Diagnostik durch. Sobald wir Anhaltspunkte haben, können wir die Betroffenen an die Spezialambulanzen vermitteln. Das ist unser Job: den Patientinnen und Patienten schnell helfen, indem wir sie an die Expertinnen und Experten verweisen.

Ihr Beispiel mit der Schrankwand ist eindrücklich. Der Leidensweg für die Betroffenen ist oftmals sehr lang ist, richtig?

Dr. Fabian Braun: Ja. Durchschnittlich kann man sagen, dass es fünf Jahre dauert, bis eine seltene Erkrankung diagnostiziert ist. Und bei diesem Durchschnittswert muss man bedenken, dass er viele Kinder inkludiert, die sehr früh diagnostiziert werden. Das heißt im Umkehrschluss, die Zeitspanne reicht von ein paar Wochen bis hin zu Jahrzehnten.

Können Sie ein Beispiel für eine seltene Krankheit geben?

Dr. Fabian Braun: Da möchte ich ein Beispiel aus meinem Forschungsgebiet der Nephrologie, also der Nierenheilkunde, anführen. Das ist der Morbus Fabry, eine seltene Stoffwechselerkrankung, die genetisch vererbt wird. Das Problem ist ein sehr diffuses Krankheitsbild. Es fängt meistens im Kindesalter mit Schmerzen in den Händen und Füßen und mit Bauchschmerzen und Verdauungsauffälligkeiten an. Und da werden die meisten schon denken: Ja, Kinder haben mal Bauchschmerzen, Verstopfung oder Durchfall. Das macht es ganz schwierig, schon in diesem Stadium die Krankheit zu diagnostizieren.

Im weiteren Verlauf kommt es zu Hautveränderungen, die auftreten können, aber auch nicht übermäßig sein müssen. Die Schmerzen  an den Händen und Füßen, die sich vor allem bei Hitze und Kälte verstärken können, nehmen irgendwann ab, weil die Nervenzellen kaputt gehen. Danach kommt es zu stärkeren Organbeteiligungen. Es kommt zu einer Beeinträchtigung der Nierenfunktion, es kommt zu einer Beeinträchtigung des Herzens, es kommt zu frühen Schlaganfällen. Vor 23 Jahren hatten wir dafür wenig Therapien, was zu einer deutlich verkürzten Lebenserwartung geführt hat. Das hat sich glücklicherweise geändert. Aber Morbus Fabry ist ein typisches Beispiel, das vor allem früher, als es noch sehr wenige Fälle gab und die Studienlage dünn war, eine Diagnostik aufgrund des diffusen Krankheitsbildes und damit auch die Therapie schwierig waren.

Können Sie über einen besonders bemerkenswerten Fall in Ihrer Karriere berichten, bei dem die Behandlung erfolgreich war?

Dr. Fabian Braun: Ja, das ist tatsächlich die erste Patientin gewesen, die ich jemals ärztlich betreut habe. Die allererste Patientin, die ich aufgenommen habe, als ich in Köln meine Ausbildung in innerer Medizin und Nephrologie begonnen habe. Sie hatte ein seltenes Krankheitsbild, eine sogenannte TTP (thrombotisch thrombozytopene Purpura): Bei ihr kam es zu einem Verbrauch der Blutplättchen und gleichzeitig zu einer Zerstörung der roten Blutkörperchen, was unter anderem die Nieren beeinträchtigte. Wir haben die Patientin dann entsprechend behandelt, worauf ich jetzt nicht im Detail eingehe.

Dieses Krankheitsbild besserte sich zwar, aber die Frau entwickelte eine schwere Darmerkrankung mit einer granulomatösen Entzündung in den Dünndarmbereichen, die wir nicht verstanden haben. Sie konnte Nahrung nicht mehr vernünftig aufnehmen und musste lange über die Vene ernährt werden. Ich war ein halbes Jahr auf der Station tätig. Die Patientin war die ganze Zeit da und wurde von mir betreut. Durch weitere Proben und Test hatten wir dann den Verdacht, dass es eine Erkrankung sein könnte, die bisher erst fünfmal weltweit beschrieben worden ist. Wir bewegen uns hier in dem extrem seltenen Bereich. Die Diagnose lautete dann: ideopathische nicht-granulomatöse ulzerative Jejunoileitis.

Konnten Sie der Patientin helfen?

Dr. Fabian Braun: Ja, ich habe ihr an meinem letzten Tag, bevor ich in meiner Ausbildung weiter rotiert bin, ein Medikament verabreicht, das zu den Immunsuppressiva oder den Immunmodulatoren zählt. Das war meine letzte gute Tat, die ich an der Patientin vollbringen konnte, denn danach hat sich das Krankheitsbild tatsächlich gebessert. Ich habe im Vorfeld des Interviews noch einmal bei den Kolleginnen und Kollegen in Köln nachgefragt, ob sie damit auch weiterhin beschwerdefrei ist. Ist sie. Sie bekommt das Medikament regelmäßig. Also, das ist ein Fall, der mich wahrscheinlich mein Leben lang begleiten wird. Sie ist, soweit ich das überblicken kann, bisher die einzige Patientin, die weltweit jemals die Kombination dieser beiden Krankheitsbilder hatte.

Bei solch seltenen Fällen hilft Aufklärung – unter Medizinerinnen und Medizinern, aber auch in der Bevölkerung. Was können wir in der Gesellschaft tun, um das Bewusstsein für seltene Krankheiten zu erhöhen?

Dr. Fabian Braun: Ja, Aufklärung ist sehr wichtig. Also auch das, was wir mit diesem Interview tun, ist genau das Richtige. Ich fasse das mit dem Wort Awareness zusammen – meine damit aber weniger die Patientinnen und Patienten, sondern mehr das medizinische Fachpersonal, die Ärztinnen und Ärzte, aber auch die Pflegerinnen und Pfleger. Wir arbeiten immer im Team und besprechen uns. Da ist es hilfreich, wenn beispielsweise jemand gerade eine Fortbildung zu Morbus Fabry durchlaufen hat, von neusten Erkenntnissen weiß und diese in die Diagnostik einbringt. Dann können wir testen und den Betroffenen schneller helfen. Betroffene selbst sollten bei Beschwerden nicht zu lange warten, sondern die Hausarztpraxis aufsuchen – oder im schlimmsten Fall natürlich die Notfallambulanzen.

Über Dr. Fabian Braun

Dr. Fabian Braun ist Facharzt für Innere Medizin und geschäftsführender Oberarzt der III. Medizinischen Klinik sowie klinischer Leiter für Innere Medizin des Martin Zeitz Centrums für Seltene Erkrankungen des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Als Mitarbeiter der Ambulanz für genetische Nierenerkrankungen beschäftigt er sich seit Jahren klinisch mit seltenen renalen Erkrankungen und ist der Hauptansprechpartner für Fabry Patient:innen mit Nierenbeteiligung am UKE. Wissenschaftlich adressiert seine Arbeitsgruppe die intrazelluläre Signaltransduktion mittels Extrazellularvesikeln in seltenen Nierenerkanungen wie der fokal segmentalen Glomerulosklerose, membranösen Nephropathie und rapid progredienten Glomerulonephritis. Seit seiner Promotion an der Universität zu Köln beschäftigt er sich mit der molekularen Pathologie der Podozytopathie im Rahmen des Morbus Fabry mit dem stetigen Bestreben neuartige und informative in vitro und in vivo Systeme zu entwickeln. Mit seinem Wechsel nach Hamburg konnte er vor allem die Techniken des in vitro Disease Modelling von Morbus Fabry mittels induzierten pluripotenten Stammzellen und Organoidsystemen weiter vorantreiben und einen speziellen Fokus auf Substrat-unabhängige Krankheitsmechanismen legen. Während der COVID-19-Pandemie trug Dr. Braun darüber hinaus wesentliche Anteile zu den Studien zum Multiorgantropismus von SARS-CoV-2 und dessen Auswirkungen auf die Niere und Leber bei.

Dr. Fabian Braun ist Internist und am UKE in Hamburg tätig. Bild: UKE

Mehr zu Seltenen Erkrankungen

Das UKE hat auf seiner Webseite noch weitere Informationen zu Erkrankungen, die nur sehr selten auftreten. Unter hoou-uke.de gibt es auch Wissenswertes über gesellschaftlich sehr relevante Erkrankungen wie Diabetes mellitus oder Herzinsuffizienz.

Das Bild zeigt eine Person, die auf ein Post-it schreibt.

Bild: Brands&People/Unsplash

21.02.2024 | Meena Stavesand

Workshop beim OERCamp: Was OER für Forschung und Transfer an Hochschulen tun können

In unserem Workshop beim OERCamp in Hamburg möchten wir mit den Teilnehmenden analysieren, welche Potenziale und welche Grenzen es bei der Nutzung von OER im Kontext von Forschung und Transfer gibt. Wir haben mit Ellen Pflaum und Paula Guglielmi darüber gesprochen.

Es reicht nicht, wenn die Wissenschaft neue Erkenntnisse und Ergebnisse produziert. Diese müssen auch die Öffentlichkeit erreichen. Darum stellen Ellen Pflaum von der HAW Hamburg, Dr. Paula Guglielmi von der TU Hamburg und weitere Expertinnen und Experten des HOOU-Kosmos die Frage: „Was können OER für den Bereich Forschung und Transfer an Hochschulen tun?“ Es ist ein Workshop beim OERCamp am 6. März in Hamburg. Eine Anmeldung ist noch möglich.

Wie läuft der Workshop ab? 

Ellen Pflaum: In unserem Workshop führen wir in das Thema der Transferfelder des Stifterverbandes ein und erklären, welche vier wir ausgewählt haben. Dazu geben wir einen kurzen allgemeinen Input. Danach arbeiten wir zweimal in zwei parallelen Sessions zu je einem Transferfeld. Es wird jeweils ein konkretes Beispiel vorgestellt und diskutiert. Dann sammeln wir Ideen, wie man mit Hilfe von OER die Arbeit in diesem Transferfeld leichter oder besser gestalten kann. Am Ende tragen wir im Plenum die Ergebnisse aus den vier Sessions zusammen. Die von uns ausgewählten Transferfelder sind:

  • Wissenschaftsdialog
  • Forschen und Entwickeln mit der Gesellschaft
  • Entrepreneurship
  • Transferorientierte Lehre und Weiterbildung

Dr. Paula Guglielmi: Ich gebe mit Axel Dürkop eine der angesprochenen Sessions – die zum Wissenschaftsdialog. Wir werden Kurzimpulse zu den Definitionen von Wissenschaftsdialog und OER geben, denn wir gehen davon aus, dass nicht alle Teilnehmenden OER-Expert:innen sind. Nachfolgend wollen wir in unserer Session etwa folgende Fragen diskutieren:

  • Wie können OER den Wissenschaftsdialog fördern?
  • Welche offenen Bildungsformate gibt es schon, die den Wissenschaftsdialog fördern?
  • Wo gibt es besonderes Entwicklungspotenzial? Wo werden Schwierigkeiten erwartet?

Im Anschluss diskutieren wir die gesammelten Ergebnisse.

Dr. Paula Guglielmi ist für die Wissenschaftskommunikation der HOOU tätig. Bild: Stephan Dublasky

An wen richtet sich der Workshop?

Ellen Pflaum: Der Workshop richtet sich vorrangig an Menschen an Hochschulen, Lehrende, Beratende und Menschen aus der Verwaltung, die sich eher im Bereich Forschung und Transfer sehen. Denn in Forschungsprojekten wird es immer wichtiger, dass die Ergebnisse und ihre Relevanz an die Öffentlichkeit kommuniziert werden. Das geht nicht, indem Forschung einfach Open Access gestellt wird, sondern setzt häufig voraus, dass Sachverhalte noch einmal anders aufbereitet, niedrigschwellig erklärt und visualisiert werden. Letztlich ist es ja auch ein Ziel von Forschung, dass die Ergebnisse in eine (möglichst breite) Nutzung gehen.

Dr. Paula Guglielmi: Wir möchten mit unserer Session zum Wissenschaftsdialog all jene ansprechen, die Interesse an Wissenschaftskommunikation haben und offen für neue Formate sind, die den Dialog zwischen Wissenschaftler:innen und der Gesellschaft fördern. Wir begrüßen auch gerne Menschen, die lernen wollen, wie sie offene Materialien für partizipative Veranstaltungsformate nutzen können. Hier sind Learning Circles ein Beispiel, die die HAW Hamburg und die TU Hamburg in Kooperation mit den Bücherhallen schon veranstaltet haben. Bei Learning Circles müssen die Veranstaltenden nicht selbst die Urheber:innen der Materialien sein. Es sind selbstverständlich auch Menschen willkommen, die ihre individuelle Neugier oder das Erkenntnisinteresse ihres Vereins oder ihrer Organisation im Allgemeinen mit Hochschulen verknüpfen wollen, um gemeinsam zum Thema zu arbeiten.

Wie können sich Interessierte auf den Workshop vorbereiten? 

Dr. Paula Guglielmi: Wir fänden es spannend zu hören, was die Teilnehmenden unter Wissenschaftsdialog verstehen, welche Formen sie bereits kennen und wie man OER nutzen könnte, um den Dialog zwischen Wissenschaftler:innen und Gesellschaft zu fördern.

Ellen Pflaum: Generell wäre es toll, wenn sich die Teilnehmenden im Vorfeld überlegen, was sie bereits in den Transferfeldern tun (selbst oder an ihrer Hochschule generell).

Welche Potenziale gibt es bei der Nutzung von OER im Kontext von Forschung und Transfer?

Ellen Pflaum: Die Potenziale sind vielfältig. Denn OER können auf Kontexte angepasst und verändert werden. Das heißt, dass z.B. als OER lizenzierte Artefakte, die Forschung kommunizieren, besser von anderen Forschenden oder Medien aufgegriffen werden können, an Kontexte angepasst, ergänzt oder verwendet werden können. Über OER-Lernangebote wie etwa das Angebot Science2Startup der HAW Hamburg, das pünktlich zum OERCamp veröffentlicht wird, können Personen, die aus der Hochschule oder ihrer Forschung ein Start-up gründen, mit Lernmodulen begleitet werden. So wird ihnen der Start in die Selbständigkeit erleichtert. Weitere Potenziale diskutieren wir gerne in dem Workshop.

Ellen Pflaum ist Teamleiterin der HOOU an der HAW Hamburg.

Welchen Herausforderungen muss man sich bei OER stellen?

Dr. Paula Guglielmi: Wissenschaftler:innen fühlen sich oft unwohl, wenn sie die komplexen Themen ihrer Forschung in einfachen Worten erklären müssen. Sie befürchten, dass dies ihre Reputation innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft beeinträchtigen könnte, was wiederum einen reibungslosen Dialog mit Bürger:innen verhindern könnte. Außerdem wird Wissenschaftskommunikation meistens nur in eine Richtung betrieben: von der Wissenschaft an die Gesellschaft. Es ist schwer abzuschätzen, wie offen Wissenschaftler:innen für einen echten Dialog wären und inwieweit sie Anmerkungen und Anregungen der Gesellschaft in ihre Forschung integrieren würden.

Ellen Pflaum: Ich sehe weitere Zielkonflikte. Im Bereich der Forschung gibt es etwa Auftragsforschung, es gibt Patente, die (Teil-)Ergebnisse schützen, es gibt Weiterbildung, die kostendeckend arbeiten muss. Das kann zum Beispiel die Nutzung als OER (insbesondere bei Lizenzen mit NC) ausschließen.

Wer sich für das Thema OER und die vier Transferfelder Wissenschaftsdialog, Forschen und Entwickeln mit der Gesellschaft, Entrepreneurship und Transferorientierte Lehre und Weiterbildung interessiert, ist herzlich zu unserem HOOU-Workshop eingeladen. Die Anmeldung erfolgt über die Homepage des OERCamps.

Eine Dan Bau Spielerin steht an ihrem Instrument

14.02.2024 | Katrin Schröder

Dan Bau: Ein Instrument aus Vietnam mit nur einer Saite, aber faszinierendem Klang

Dass die Lernangebote der HOOU vielfältig sind, wird spätestens bei einem Blick auf das folgende, englischsprachige Lernangebot klar: „Learning Dan Bau“. Und nein, hier wird nichts gebaut, sondern eine Einführung in das Spielen des wohl bedeutendsten Musikinstruments Vietnams gegeben.

Tam Thi Pham ist Multimedia-Komponistin und hat sich mit einem spannenden vietnamesischen Instrument auseinandergesetzt. Die Dan Bau hat nur eine Saite, erzeugt aber dennoch vielfältige Töne. In unserem Artikel erklären wir, wie die Dan Bau aufgebaut ist und wie man sie spielt. Außerdem führen wir dich zu einer Playlist, die den einzigartigen Klang verdeutlicht. Reinhören lohnt sich!

Erinnert an einen Kürbis

Die Dan Bau (auf Vietnamesisch: Đàn bầu) misst insgesamt rund einen Meter und wird meist aus Holz gefertigt. In selteneren Fällen besteht das Instrument aus Bambus. Die Form erinnert ein wenig an einen langen Kürbis. Manche Instrumente sind zudem mit Blumen und traditionellen Mustern verziert. Charakteristisch für das Aussehen der Dan Bau ist auch der Stab, der sich seitlich am Instrument befindet. Er hat einen maßgeblichen Einfluss auf die erzeugte Melodie. Dazu aber später mehr.

Charakteristisch für die Dan Bau ist die längliche Bauform und der Stab am Ende des Instruments.

Mit Dozentin Ngo Tra My die Dan Bau kennen lernen

Tam Thi Pham, Studentin für Multimedia Composition an der Hochschule für Musik und Theater (HfMT), leitet das von ihr initiierte Lernangebot über die Dan Bau. Gemeinsam mit HOOU@HfMT-Projektkoordinator Goran Lazarevic übersetzte sie bisher unbekannte Fachbegriffe aus dem vietnamesischen ins Englische. Mit ihrer Arbeit leisten sie einen wichtigen Teil für eine sichtbarere vietnamesische Kultur und ermöglichen damit allen Interessierten einen leichteren Zugang zu einem faszinierendem Instrument.

Momentan enthält das Lernangebot sechs verschiedene Videoeinheiten. In diesen Einheiten führt uns Ngo Tra My, Dozentin an der Vietnam Academy of Music, an die grundlegenden Techniken und Besonderheiten des Instruments heran. Als erstes erfahren wir, dass man Dan Bau in drei unterschiedlichen Positionen spielen kann: Im Stehen, Sitzen oder auf dem Boden hockend. Vor dem Spielen müssen wir die Saite zunächst auf ein „C“ stimmen. DIE Saite? Richtig – die Dan Bau hat nur eine Saite. Doch eintönig klingt das Instrument nicht. Die Saitenspannung verändert man durch das Bewegen eines elastischen Stabes, den man mit der linken Hand bedient. Im Zusammenspiel mit der Zupfposition können wir so die Tonhöhe verändern und sehr unterschiedliche, gleitende Töne erzeugen. Zum Zupfen der Saite nutzt man, ähnlich wie bei einer Gitarre, eine Art Plektron – ein zurechtgeschnittenes Stück Hartholz.

Ngo Tra My erklärt, dass man die Dan Bau in drei unterschiedlichen Positionen spielen kann.

Der Ton macht die Musik

Anders als einige andere Saiteninstrumente hat die Dan Bau kein Griffbrett, an dem sich die Spielenden orientieren können, um die richtigen Töne zu treffen. Zudem verändert die Handgröße die Abstände auf der Saite. Ngo Tra My empfiehlt deshalb, dass sich jede*r Spieler*in vor dem Spielen die sechs wichtigsten Handpositionen auf dem Instrument markieren sollte. Daraus ergibt sich auch schon eine erste gute Übung: Die Grundtöne treffen und damit eine kleine Melodie erzeugen. Vier verschiedene Aufgaben stehen in dem Lernangebot dafür bereit.

Vielfältige Klänge durch veränderte Spannung

Wenn die Grundtöne einmal sitzen, gilt es, den Stab richtig einzusetzen. Aber Vorsicht! Hier braucht es Gefühl, denn biegt man den Stab etwas zu sehr, dann kann die Saite reißen. In einem angenehmen Erklärtempo zeigt uns Ngo Tra My in den folgenden Videoeinheiten, wie vielfältig die Dan Bau klingen kann und welche Techniken wichtig sind. Hilfreich sind dabei auch die eingeblendeten Noten, die das Gespielte visualisieren. Wenn man alle sechs Videolektionen durcharbeitet und die dazugehörigen Übungen beachtet, dann hat man am Ende des Kurses einen schönen Einblick in das Spielen eines faszinierenden Instruments gewonnen.

Es braucht keine Vorkenntnisse, um das Instrument zu verstehen

„Learning Dan Bau“ ist ein interessantes Lernangebot für alle Musikbegeisterten, die Lust haben, sich an ungewohnten Klängen zu versuchen. Die Erklärvideos sind in einem guten Tempo gehalten und holen auch Interessierte ohne Vorkenntnisse ab. Hilfreich ist es, Noten lesen zu können, und wichtig ist es auch, den Erklärungen mit englischen Untertiteln folgen zu können. Zudem sollte man natürlich eine Dan Bau zur Verfügung haben, um das Spielen auch praktisch üben zu können. Wer also Lust darauf hat in eine andere Kultur einzutauchen – denn Musik ist ein wunderbarer Ausgangspunkt, um die vietnamesische Kultur kennen zu lernen – dem sei das Lernangebot „Learning Dan Bau“ ans Herz gelegt.

Playlist: Lausche der Musik

Mit dem Lernangebot zu diesem spannenden Instrument möchten wir auch verschiedene vietnamesische Volkslieder und traditionelle Lieder vorstellen, damit du dich mit der vietnamesischen Musik vertraut machen kannst. Das Anhören der Musik wird dir helfen, das Dan Bau besser zu verstehen und eventuell auch selbst zu spielen.

Das Lied „Con duyen“ (übersetzt: Der Faden des Schicksals ist noch hier) ist ein Quan Ho-Volkslied aus Bac Ninh, einer Region in Nordvietnam. In dem Song geht es um Verliebte, die sich auffordern, die Chance zu ergreifen und um ihre Hand anzuhalten und die Jugend nicht unbemerkt an sich vorüberziehen zu lassen. Die Musik ist charmant, jugendlich und fröhlich. Es wird gespielt von Ngo Tra My.

Das Lied Bèo dạt mây trôi (übersetzt: Schwebende Blumen, vorbeiziehende Wolken) handelt von einer Frau, die auf ihren Mann wartet – vergeblich. Den Song spielt Tam Thi Pham.

Hier geht es zu weiteren Liedern in der Playlist.

Aus Lebensmittelabfällen werden Biogas und Flüssigdünger. Steffen Walk (links) und René Hansen (rechts) sortieren den Abfall, bevor er geschreddert wird und in die Anlage kommt.

Foto: Stephan Dublasky

09.02.2024 | Meena Stavesand

Alternative Energiekonzepte: Diese Biogasanlage fütterst du mit deinen Abfällen

René Hansen hat seine Masterarbeit zu der nachhaltigen Biogasanlage in Wilhelmsburg geschrieben. Nun berichtet er über seine Forschung.

Häufig erzeugen Biogasanlagen Energie mit eigens dafür produziertem Mais. Die Biogasanlage der TU Hamburg an den Wilhelmsburger Zinnwerken geht einen anderen Weg. Sie nutzt Lebensmittelabfälle wie Bananenschalen oder Apfelreste, die sowieso bereits im Kreislauf sind. In verschiedenen Veranstaltungen der Hamburger WATTwanderungen haben wir gezeigt, wie dieses alternative Prinzip funktioniert, und mit der erzeugten Energie bereits einen Kinoabend und mehrere gemeinsame Dinner veranstaltet.

Am Freitag, 16. Februar, um 17 Uhr spricht nun René Hansen an den Zinnwerken, Am Veringhof 7 in Wilhelmsburg, über die Ergebnisse seiner Masterarbeit im Studienfach Regenerative Energien. Er hat die Biogasanlage in den vergangenen Monaten analysiert. In dem Vortrag geht er nochmals auf die Nutzung und Technik ein – aufbereitet für alle Menschen, die sich für das Thema nachhaltige Energie interessieren. Vorkenntnisse sind also nicht nötig. Der Vortrag findet zwar drinnen statt, winterliche Kleidung für die Erkundung der Anlage und für weitere Diskussionen wird aber empfohlen.

Wir haben mit René über die Ergebnisse seiner Masterarbeit und die Veranstaltung am 16. Februar gesprochen.

René Hansen, du hast deine Masterarbeit über die Biogasanlage an den Wilhelmsburger Zinnwerken geschrieben. Zu welchen Ergebnissen bist du gekommen?

René Hansen: Ich habe die Biogasanlage von April bis November 2023 untersucht und mich mit der Massen- und Energiebilanz beschäftigt. Insbesondere bei der Energiebilanz ist in meiner Analyse ein wichtiger Punkt aufgefallen: Während des Betriebs im vergangenen Jahr haben wir weniger Energie aus der Anlage gewonnen, als wir an Strom hineingesteckt haben. Das liegt an dem Aufbau der Biogasanlage, der – wie sich nun gezeigt hat – nicht ideal gelöst ist. Darum arbeiten wir an einer Verbesserung, die im März oder April umgesetzt sein sollte. Denn aktuell ist es zu kalt, die Anlage ist derzeit nicht in Betrieb.

Am 16. Februar sprichst du über die Ergebnisse deiner Arbeit. Was können die Besucherinnen und Besucher erwarten?

René Hansen: Ich gehe bei meinem 30-minütigen Vortrag auf die wichtigsten Ergebnisse meiner Masterarbeit ein, erläutere, was wir bei dem Betrieb der Biogasanlage an den Wilhelmsburger Zinnwerken im vergangenen Jahr gelernt haben, spreche über die Technik und das Nutzungskonzept der Anlage und über die bereits erwähnte Energiebilanz. Was für uns wichtig ist: Der Vortrag ist auch für Interessierte ohne technische Vorkenntnisse. Fragen sind immer willkommen. Wir möchten mit unserer Veranstaltung in den Dialog kommen, unser Wissen weitergeben und miteinander diskutieren. Außerdem werden wir mit unserem eigenen Biogas aus 2023, das wir in Säcken gespeichert haben, kochen. Es gibt also für alle Teilnehmenden auch eine leckere Stärkung.

Warum sind Biogasanlagen für eine nachhaltige Zukunft interessant?

René Hansen: Die Biogasanlage, die wir in Wilhelmsburg gebaut haben, ist ja etwas Besonderes. Wir haben hier ein anderes, innovatives und besonders nachhaltiges Konzept ausprobiert, indem wir häusliche beziehungsweise kommunale Lebensmittelabfälle verwerten. Wir nutzen also Abfälle, die sowieso da sind, energetisch weiter. Übliche landwirtschaftliche Biogasanlagen nutzen beispielsweise eigens angebauten Mais für die Energieproduktion. Von diesem Prinzip wollten wir weg.

Es geht uns bei den Veranstaltungen der Hamburger WATTwanderungen, mit denen wir die Biogasanlage und deren Nutzung begleitet haben, um alternative Konzepte für eine nachhaltige Zukunft. Wir wollen Ideen mit den Menschen diskutieren und mit ihnen gemeinsam an Lösungen arbeiten. Die Wissenschaft öffnet sich so in besonders spannender Weise. Und die Interessierten verstehen die Zusammenhänge. Wir nennen das „Erlebnislernen“. Darum freuen uns, wenn viele Hamburgerinnen und Hamburger am Freitag, 16. Februar, zu uns an die Wilhelmsburger Zinnwerke kommen und mit uns in den Dialog treten.

Wer bei der Veranstaltung bei sein möchte, kann sich bis zum Dienstag, 13. Februar, bei René Hansen anmelden – per E-Mail an: rene.hansen@tuhh.de. Wer mehr über das Thema wissen möchte, kann auch in unser Lernangebot „BioCycle“ reinschauen. Dort gibt es viele spannende Informationen.

Headerfoto: Aus Lebensmittelabfällen werden Biogas und Flüssigdünger. Steffen Walk (links) und René Hansen (rechts) sortieren den Abfall, bevor er geschreddert wird und in die Anlage kommt.

Das Bild zeigt einen Mann, der seinen Blutzucker misst.

Headerbild: isens-usa-unsplash

06.02.2024 | Meena Stavesand

Das musst du über Diabetes wissen: Typen, Symptome, Ernährung und Lebensstil

Diabetes mellitus ist eine Volkskrankheit. Wir fassen zusammen, was du tun kannst, um nicht daran zu erkranken, oder was dir hilft, wenn du die Diagnose erhalten hast. Das UKE hat alle wichtigen Informationen zusammengetragen.

Diabetes mellitus – im Volksmund auch „Zuckerkrankheit“ genannt – ist vor allem als Typ-2 weit verbreitet. In Deutschland zeigt die Datenlage, dass es mehr als 7,5 Millionen Betroffene zwischen dem 20. und 79. Lebensjahr gibt, die an Diabetes mellitus Typ-2 erkrankt sind. Das UKE hat für diese und auch weitere „Volkskrankheiten“ ein Angebot geschaffen, bei dem Patientinnen und Patienten wichtige Informationen erhalten. Auf hoou-uke.de können sich Menschen auch präventiv nach verschiedensten Krankheiten erkundigen. Von Herzinsuffizienz über Depressionen bis hin zu Prostatakrebs. Wir beschäftigen uns in diesem Beitrag näher mit der „Zuckerkrankheit“.

Man kann sagen, dass Diabetes mellitus eine Krankheit ist, die in verschiedenen Formen daherkommt und das Leben von Millionen Menschen weltweit manchmal auch still und unauffällig beeinflusst. Darum ist es umso wichtiger, sich intensiv mit seiner Gesundheit auseinanderzusetzen.

Die Autoimmunerkrankung: Typ-1-Diabetes

Beim Typ-1-Diabetes sprechen wir von einer Autoimmunerkrankung und einer allmählichen Zerstörung der Insulin produzierenden Zellen in der Bauchspeicheldrüse. Diese Form setzt häufig bereits im Kindes- und Jugendalter ein, kann aber auch im Verlauf des Lebens vorkommen. Menschen, die an diesem Typ-1 erkranken, müssen sich täglich – manchmal auch mehrmals am Tag – Insulin spritzen oder es sich per Pumpe zuführen lassen. Das heißt: Die Patientinnen und Patienten finden sich in einem ständigen Balanceakt wieder, um ihren Blutzuckerspiegel mit extern zugeführtem Insulin zu regulieren.

Mehr über Diabetes mellitus Typ-1 und Typ-2 erfährst du auch im Video des UKE.

Der sich einschleichende Gegner: Typ-2-Diabetes

Auf der anderen Seite steht der Typ-2-Diabetes. Es ist quasi ein sich einschleichender Gegner, der langsam seine Präsenz erhöht, oft und lange unbemerkt, bis er fest im Leben der Betroffenen verankert ist. Dieser Typ-2 beruht auf zwei Mechanismen:

  • Zunehmender Insulinmangel: Die Ausschüttung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse ist gestört und vermindert.
  • Insulinresistenz: Körperzellen reagieren nicht mehr ausreichend auf Insulin.

Viele Expertinnen und Experten sprechen bei dieser Erkrankung von einer „Volkskrankheit“. Für 2030 gibt es die Hochrechnung, dass mehr als 10 Prozent an Typ-2-Diabetes erkrankt sein werden.

Die Grafik zeigt die Häufigkeit des Typ-2-Diabetes in Deutschland nach Alter. Zwischen 40 und 49 Jahren liegt der Wert bei unter 2,5 Prozent. Dieser Wert steigert sich immer weiter. Zwischen 70 und 79 Jahren liegt er bei Männern bei fast 22,5 Prozent (Frauen: ca. 17,5 Prozent). Über 80 Jahren liegt der Wert bei 25 Prozent.

Verursacht durch eine Kombination aus genetischer Veranlagung, Bluthochdruck, hohe Blutfette, Bewegungsmangel oder auch vorangegangenem Schwangerschaftsdiabetes, ist dieser Typ ein Zeugnis dafür, dass unsere Lebensweise selbst unsere größte Schwäche sein kann. Doch in dieser Herausforderung liegt auch eine Chance, denn durch bewusste Entscheidungen in Ernährung und Bewegung wirkt man dieser Problematik entgegen.

Das können Symptome bei Diabetes Typ-2 sein:

  • Müdigkeit und Kraftlosigkeit
  • Durst und vermehrter Harndrang
  • Schlecht heilende Wunden
  • Juckreiz
  • Häufige Infektionen
  • Verschlechterung der Sehfähigkeit

Wichtig: Die Beschwerden beginnen meist schleichend, und ein Typ-2-Diabetes kann lange unbemerkt bleiben, bis ein Arzt oder eine Ärztin ihn zufällig bei einer Blutzuckermessung entdeckt. Solltest du eine dieser Symptome bei dir feststellen, kann es ratsam sein, dies medizinisch abzuklären.

Wie eine Bewegungstherapie hilft

Joggen, Radfahren oder auch einfach Walking – Bewegung hilft, den Körper fit zu halten oder ihn wieder fit zu bekommen. Da bieten sich übrigens auch Tätigkeiten wie Gartenarbeit oder Schwimmen an. Es muss nicht direkt das intensive Kardiotraining sein.

Das passiert bei regelmäßiger Bewegung:

  • Blutzucker sinkt langfristig.
  • Wirkung des körpereigenen Insulins verstärkt sich.
  • Gewichtszunahme lässt sich stoppen.
  • Herzkreislaufsystem wird gestärkt.
  • Körperliches und seelisches Wohlbefinden verbessert sich.

Weitere Informationen – insbesondere auch zu einer medikamentösen Einstellung – findest du ausführlich auf der Seite des UKE zu den gesellschaftlich relevanten Erkrankungen. Solltest du mögliche Symptome bei dir entdecken, suche in jedem Fall einen Arzt oder eine Ärztin auf. Sie helfen dir, wieder gesund zu werden!

Das Bild ist KI-generiert und zeigt eine Stadt, die vor allem grün und nachhaltig ist. Solarpanels und viele Bäume sind zu sehen. (Bild: Stable Diffusion SDXL Turbo)

Bild: Stable Diffusion SDXL Turbo

02.02.2024 | Meena Stavesand

Hamburgs Vision einer grünen Zukunft: Ideen für eine nachhaltige Metropole

Mit viel Fantasie und mithilfe von KI-Tools entwickeln Menschen bei unserem Workshop der WATTwanderungen in Hamburg spannende Ideen, wie Städte nachhaltig werden können.

Manchmal muss man auch träumen dürfen, um Ideen für die Realität zu entwickeln. Und so veranstaltete das Team der Hamburger WATTwanderungen der TU Hamburg einen spannenden Workshop zum Thema Klimawandel und Nachhaltigkeit, bei dem es um die nachhaltige Zukunft der Hansestadt ging. Dabei herausgekommen sind kreative und grüne Visionen für die Stadt. Sie wurden entwickelt von Bürgerinnen und Bürgern.

Nachhaltigkeit: Symbiose von Mensch, Natur und Technologie

In einer Mischung aus Diskussion, Kunst und Technologie tauchten die Teilnehmenden auf dem Jupiter-Campus in die Welt des „Solarpunks“ ein, einer Bewegung, die eine positive und nachhaltige Zukunft durch die Symbiose von Mensch, Natur und fortschrittlicher Technologie vorwegnimmt. Die Veranstaltung war eine Feier der Möglichkeiten: Gemeinsam mit den Besucherinnen und Besuchern gelang es dem Team, durch die kollektive Vorstellungskraft und mithilfe von KI-Tools Ideen für eine ökologisch nachhaltige Lebensweise zu kreieren.

Die kreative Arbeit begann mit einer Frage: „Stell dir vor, du hast Hamburg gesehen, nachdem sich Erneuerbare Energien umfassend durchgesetzt haben. Was genau hast du gesehen?“ In den nächsten 30 Minuten passierte Folgendes:

  1. Das Team der WATTWanderungen führte mit den Interessierten im Einzelgespräch ein Interview zur nachhaltigen Zukunft Hamburgs.
  2. Die Notizen wurden zu einem englischsprachigen Prompt aufbereitet. Eine Bild-KI sollte daraus ein Bild genieren.
  3. Im nächsten Schritt wies das Team die Sprach-KI ChatGPT an, eine Geschichte daraus zu erschaffen.
  4. Mit einem QR-Code machten wir den Interessierten die Geschichten zugänglich. Sie musste nur den QR-Code mit ihrem Smartphone scannen.
  5. Wir druckten die Geschichte, hängten sie an Wäscheleinen und machten sie so für die breite Öffentlichkeit auf dem Jupiter-Campus zugänglich.
Das Bild zeigt die ausgedruckten Ideen für Geschichten - aufgehängt an einer Wäscheleine. So können alle Besucherinnen und Besucher die Geschichten lesen.
Die Geschichten der Teilnehmenden wurden ausgedruckt und aufgehängt. Bild: TU Hamburg

Das sind Geschichte und Ideen der Teilnehmenden:

Energieautarkes Hamburg

Hamburg ist nicht nur energieautark, sondern auch ein Vorreiter in Sachen Umweltschutz und Gemeinschaftsgeist. Die Bewohner haben gelernt, ihre Ressourcen zu schätzen und miteinander zu teilen. Der Überschuss an Energie wurde in das nationale Netz eingespeist, wodurch auch andere Regionen von den nachhaltigen Praktiken der Stadt profitierten.

Dächer als lebendige Energiequellen

Eine Firma namens „Solardach Bremen“ begann damit, die Dächer von Mehrfamilienhäusern in lebendige Energiequellen umzuwandeln. Die Bremer Architektur erhielt durch die grünen Dächer eine neue Dimension: Die Bewohnerinnen und Bewohner der Häuser freuten sich zum einen über die vermietbare nachhaltige Solarnutzung und zum anderen über das grüne, lebendige Umfeld über ihren Köpfen.

Die perfekte Stadt

Keine Autos, keine Massentierhaltung. Dafür gibt es Windräder, die zu Skulpturen geworden waren. Energiebetriebene Campingmobile, die sich durch die grüne Stadt bewegen. Ein Netzwerk von Beamern, betrieben durch erneuerbare Energien, die es den Menschen erlebten, sich in Sekundenschnelle an jeden Ort der Welt zu teleportieren. So könnte die perfekte, nachhaltige Stadt aussehen.

Auf dem Bild ist der TU-Mitarbeiter Stephan Dublasky mit einem der Teilnehmenden im Gespräch zu sehen.
Hier spricht Stephan Dublasky von der TU Hamburg mit einem der Teilnehmenden. Bild: TU Hamburg

Weiterer Workshop geplant

Es sind spannende Ideen in dem Workshop entstanden, den es nun zu reflektieren gilt. Klar ist aber bereits: Es wird eine Fortsetzung der Arbeit geben. Das Team möchte sich dann mehr Zeit für die Einführung in die Arbeit, vorrangig mit den KI-Tools, und Interpretationen nehmen.

Das Bild zeigt unsere Erde aus dem Weltall.

Bild: The Digital Artist/Pixabay

29.01.2024 | hoouadmin

Podcast schafft Bewusstsein für mehr Nachhaltigkeit in der Informatik

Wie kann die Informatik stärker Verantwortung in Sachen Nachhaltigkeit übernehmen? Das will der Podcast von Computer Science 4 Future mit interdisziplinären Expert:innen diskutieren.

Im Rahmen der Agenda 2030 wurden von den Vereinten Nationen im Jahr 2015 Ziele für eine nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals/SDGs) verabschiedet. In den SDGs wird nur eine nachhaltige Entwicklung als eine dauerhaft tragfähige Entwicklung betrachtet, die auf alle relevanten Dimensionen (Ökonomie, Ökologie und Soziales) und Ebenen (national, regional und lokal) ausgerichtet ist. Für den Bereich der Informatik und im Besonderen das Department Informatik an der HAW Hamburg geht es nicht nur darum, sich der eigenen Auswirkungen bewusst zu werden, sondern tatsächlich interdisziplinär zu Lösungen für globale Probleme beizutragen und damit Verantwortung zu übernehmen (vgl. HAW Hamburg). Hier finden sich weitere Informationen der Initiative Computer Science for Future.

Wie nimmt sich das Projekt Computer Science 4 Future dieser Thematik an?

In einer Reihe von Podcasts sollen die Themen Nachhaltigkeit und Netzpolitik von Studierenden des Department Informatik mit renommierten Gästen aus dem akademischen und industriellen Sektor besprochen werden. Die Informationen werden sorgfältig eingeordnet, kontextualisiert und einer kritischen Überprüfung unterzogen. Dieses akribisch kuratierte Material wird darüber hinaus als Ressource für andere pädagogische Veranstaltungen verfügbar gemacht, um die Qualität der Lehre im Allgemeinen zu verbessern.

Wie sind die Podcasts aufgebaut?

Jeder Podcast startet mit einer Einführung in das Thema, geht dann in die Vertiefung und letztlich in die praktische Veranschaulichung. Um das Bewusstsein für Nachhaltigkeit und deren Bedeutung in das Zielpublikum zu tragen, ist es notwendig, den Zugang zu hochwertigen Lernangeboten zu Themen wie beispielsweise Green Computing, digitale Transformation oder ethische und soziale Aspekte der Informatik zu erleichtern und in den Podcast einzuweben.

Was ist das Ziel des Projekts?

Um zukünftige Generationen von sowohl technischen Expert:innen, als auch in der Informatikpraxis Tätige auf Nachhaltigkeit vorzubereiten ist eine breite Ausbildung erforderlich, die technische, soziale und ökologische Aspekte berücksichtigt. Die Vision ist es, einen alternativen Ansatz zur Vermittlung von Bildungsinhalten zu schaffen, der nicht nur das Lernen zugänglicher gestaltet, sondern auch den Zugang zu qualitativ hochwertigen Bildungsinhalten für eine breite Zielgruppe erleichtert. Der Podcast soll durch die Vermittlung von praktischen Informationen dazu anregen, das Thema zu vertiefen und sich mit den Grundlagen dafür beschäftigen.

Wer ist die Zielgruppe der Podcasts?

Der Podcast ist primär für Studierende der Informatik und angrenzender Disziplinen, aber auch Personen mit Interesse an Nachhaltigkeit und Technologie, im besten Fall auch technisch versierte Schüler:innen. Vorkenntnisse im Bereich Informatik sind von Vorteil, aber nicht zwingend erforderlich. Die einführenden Podcasts sollen so gestaltet werden, dass sie auch für Personen ohne technisches Vorwissen zugänglich sind.

Text: Dorothee Wagner/HAW Hamburg

Das Bild zeigt verschiedene Muster in Lila und Grün.

Bild: SPOTSOFLIGHT/Pixabay

23.01.2024 | hoouadmin

Virtueller Studienführer? HAW Hamburg arbeitet an spannendem Chatbot

Können Chatbots im Studium helfen? Das erarbeiten aktuell die Projektverantwortlichen des Lernangebots ChAdmin der HAW Hamburg.

Chatbots begegnen uns schon seit vielen Jahren in unserem digitalen Alltag. Agierten sie anfangs noch als interaktive FAQ, lernen sie durch künstliche Intelligenz auch mehr und mehr auf komplexere Fragen Antworten zu finden. Ihnen allen ist gemein, dass nicht Mensch mit Mensch, sondern Mensch mit Computer interagiert. Aber wie werden Chatbots konzipiert und was ist die Technologie dahinter?

Wie funktioniert das Projekt ChAdmin?

Über projektorientiertes Lernen soll in dem Lernangebot ChAdmin der HAW Hamburg an die Funktionsweise von Chatbots herangeführt werden. Dabei geht es auf technischer Seite um die KI-basierte Technologie. Durch den niedrigschwelligen Zugang werden keine Vorkenntnisse benötigt.

Mit der konkreten Aufgabe, einen virtuellen Studienbegleiter zu erstellen, müssen die Themenfelder, zu denen der Chatbot auskunftsfähig sein soll, identifiziert und abgegrenzt werden. Darüber hinaus werden die rechtlichen, psychologischen, wirtschaftlichen, ethischen und weiteren wissenschaftliche Perspektiven auf den Einsatz von Chatbots vermittelt.

Einsatzmöglichkeiten für Chatbots identifizieren

Das Ziel des Projektes ist, dass die Nutzer:innen in der Praxis Einsatzmöglichkeiten für Chatbots identifizieren und etwaige Nebenwirkungen rechtzeitig bedenken können. Das Projekt hat die Vision, mit den konstruierten Chatbots und der großen Anzahl an Fragen und Antworten im Crowd-Ergebnis einen tatsächlich nutzbaren Studienbegleiter für die HAW Hamburg zu erstellen. Dadurch soll unter anderem auch ein Entlastungspotential für die Hochschulverwaltung ermöglicht werden.

Für Studierende im Erstsemester, aber auch im höheren Semester

Durch den niedrigschwelligen Einstieg in dieses komplexe Thema umfasst die Zielgruppe alle Studierenden der HAW Hamburg und Interessierte darüber hinaus. Das Lehrangebot wäre sowohl für Erstsemester als auch für höhere Semester einsetzbar. Es ist möglich, dieses im Studium einzusetzen, als auch im Selbststudium durchzuarbeiten. Die Projektverantwortlichen arbeiten aktuell an der Umsetzung des Lernangebots.

Text: Dorothee Wagner/HAW Hamburg