Philip Rose als Gewinner des Science and Art Slam 2024 auf der Bühne nach der Preisverleihung.

Bild: Stavesand

17.10.2025 | Meena Stavesand

Science meets art: Wer holt sich den Slam-Pokal 2025?

Vergiss PowerPoint-Marathons und endlose Fachvorträge! Am Donnerstag, 6. November, wird in der Zentralbibliothek der Bücherhallen Hamburg Wissenschaft zur Show! Beim 2. Science and Art Slam der Hamburg Open Online University haben Forschende und Kunstschaffende genau eine Mission: dich in wenigen Minuten von ihrem Thema zu begeistern. Und das Beste: Der Eintritt ist frei!

Stell dir vor, du sitzt in der Zentralbibliothek und vor dir auf der Bühne passiert gerade etwas Verrücktes: Ein Wissenschaftler zerbricht Spaghetti, um dir die Eigenschaften von kohlenstofffaserverstärktem Kunststoff zu erklären. Künstlerinnen mit Trenchcoat und Sonnenbrille philosophieren über nackte Reiter. Eine Musikerin verzaubert dich mit einem Instrument, das nur eine einzige Saite hat. Ein Forscher verbindet Mathematik mit Musik und plötzlich ergeben Formeln einen Beat.

Klingt unmöglich? Willkommen beim Science and Art Slam der HOOU! Hier treffen die unterschiedlichsten Disziplinen der Hamburger Hochschullandschaft aufeinander und buhlen um dein Interesse.

Slam-Gewinner 2024: Philip Rose

Du bist die Jury!

Das Besondere: Du entscheidest, wer gewinnt! Als Publikum bist du die Jury. Dein Applaus bestimmt, wer am Ende des Abends den begehrten Slam-Pokal in den Händen hält. Zwischen den Slam-Runden gibt’s eine Pause zum Durchatmen und zum Diskutieren der vielen Aha-Momente.

Der Abend startet um 17.30 Uhr. Nach zwei Slam-Slots voller Überraschungen folgt gegen 19.45 Uhr das Voting. Um 20.30 Uhr küren wir die Gewinner:innen – und du gehst mit einem Kopf voller faszinierender Ideen nach Hause. Bei einem kurzen Ausklang kannst du deine brennendste Frage aber noch an die Wissenschaftler:innen und Kulturschaffenden loswerden, wenn du möchtest.

Wissenschaft und Kunst gehören in unser Leben

Die Veranstaltung ist eine Kooperation der Hamburg Open Online University mit den Bücherhallen Hamburg. Gemeinsam wollen wir zeigen: Wissenschaft und Kunst sind keine abgehobenen Elfenbeintürme, sondern gehören mitten ins Leben, mitten in die Stadt, mitten zu dir.

Der Eintritt ist komplett kostenfrei, aber die Plätze sind begrenzt! Sichere dir jetzt dein Ticket über die Website des Multimedia Kontor Hamburg: www.mmkh.de/digitale-lehre/hoou/hoou-science-and-art-slam-2025

Science and Art Slam 2025
📅 Donnerstag, 6. November 2025, 17.30 bis 21 Uhr
📍 Zentralbibliothek der Bücherhallen Hamburg
Hühnerposten 1 (Eingang: Arno-Schmidt-Platz), 20097 Hamburg
💰 Eintritt frei | Anmeldung erforderlich

Sei dabei, wenn Wissenschaft auf Kunst trifft und beide um deine Begeisterung wetteifern. Ein Abend, der beweist: Forschung und Kreativität können unterhalten, überraschen und inspirieren – alles gleichzeitig.

Zu sehen ist eine Illustration in einem Rucksack, wo alle Menschen zusammenwirken.

Illustration: Charlotte Hintzmann

17.10.2025 | Meena Stavesand

Learning Circle: Wie kann Wirtschaft dem Gemeinwohl dienen?

Du liest täglich von Massenentlassungen, Klimakrise und wachsender Ungleichheit und fragst dich: Muss Wirtschaft so sein? Die Gemeinwohl-Ökonomie zeigt: Nein, es geht auch anders. Ab Montag, 3. November, erkunden wir in einem kostenlosen Learning Circle gemeinsam dieses alternative Wirtschaftsmodell – mit konkreten Beispielen, Unternehmensbesuchen und deinen eigenen Ideen für eine lebenswerte Zukunft.

Aber fangen wir von vorne an. Denn um zu verstehen, warum diese Alternative super spannend ist, müssen wir erst einmal schauen, wo wir gerade stehen.

Lernen statt resignieren

Es ist Frühsommer 2025. Diverse Firmen kündigen an, Tausende Stellen in Deutschland abzubauen. Aufsichtsräte zahlen sich trotzdem Top-Gehälter aus. Der Mai war weltweit der heißeste Mai seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die Politik stellt Forderungen nach mehr Leistung und längeren Arbeitszeiten.

Du liest jeden Tag neue Katastrophenmeldungen in den Medien und fragst dich, wo das Ganze noch hingehen soll. Du stehst am Anfang deiner beruflichen Karriere oder studierst noch. Du bist motiviert, interessiert, voller Fragen. Du willst lernen, etwas bewirken und vielleicht eine gute Zukunft aufbauen. Und nun stell dir eine Stadt im Jahr 2050 vor:

Eine Stadt in 25 Jahren

Die Straßen einer kleinen Stadt wirken lebendig. Auf den Wochenmärkten gibt es frische, regionale Produkte, produziert unter fairen Bedingungen. Die Menschen kennen die Gesichter und Geschichten hinter den Lebensmitteln. Unternehmen vor Ort achten auf ökologische Kreisläufe, auf Transparenz, auf Menschlichkeit. Sie treffen Entscheidungen nicht nur nach finanziellen Kennzahlen, sondern orientieren sich an Werten wie Nachhaltigkeit, sozialer Gerechtigkeit und Mitbestimmung.

In dieser Stadt sind Bürger:innen und Unternehmen keine Gegenspieler, sondern gestalten gemeinsam ein Wirtschaftssystem, das langfristige Lebensqualität über kurzfristige Profite stellt. Erfolg wird nicht nur in Zahlen gemessen, sondern in Vertrauen, in Lebensqualität, in gesunden Beziehungen zwischen Menschen, Natur und Wirtschaft.

Aufbruch ins Unbekannte

Noch klingt diese Stadt wie ein Märchen. Und hier kommst du ins Spiel. Du öffnest die Tür zu einer neuen Perspektive: die Gemeinwohl-Ökonomie. Sie stellt die Grundfrage: Wofür ist Wirtschaft eigentlich da? Nicht mehr nur Effizienz, Konkurrenz und Gewinn stehen im Zentrum, sondern Menschenwürde, Nachhaltigkeit, Mitbestimmung und Solidarität.

Die Gemeinwohl-Ökonomie ist ein Wirtschaftsmodell, das Unternehmen und Organisationen danach bewertet und fördert, wie stark sie zum Wohl von Mensch, Gesellschaft und Umwelt beitragen.

Das Kursbild zum Lernangebot: Einführung in die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ)

Einführung in die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ)

Lern mehr über die Gemeinwohl-Ökonomie als innovative Wirtschafts- und Gesellschaftsform. Hinterfrage mit uns traditionelle Erfolgsmaßstäbe wie Gewinnmaximierung und lass uns unsere Gesellschaft gleichermaßen auf der Basis von Werten wie Solidarität, Gerechtigkeit, ökologischer Nachhaltigkeit und Mitbestimmung gemeinwohlorientiert gestalten.

Zum Lernangebot

Dein Learning Circle

In 9 Terminen erkunden wir das Lernangebot „Einführung in die Gemeinwohl-Ökonomie“ der HAW Hamburg, diskutieren Ideen und packen so deinen Rucksack für eine lebenswerte Zukunft.

Gemeinsam mit Gleichgesinnten machst du dich auf den Weg, mehr darüber zu lernen. Zu schauen, was Gemeinwohl-Ökonomie bedeutet. Wer schon mitmacht. Was ihr tun könnt, um Wirtschaft und Gesellschaft zu verändern. Den Auftakt machen wir im Wildwuchs Brauwerk. Danach finden die meisten Termine in der Zentralbibliothek der Bücherhallen Hamburg (Hühnerposten 1, 20097 Hamburg) statt.

Wo: Wildwuchs Brauwerk, Jaffestraße 8, 21109 Hamburg
Start: 3. November 2025, 16:30 Uhr

Weitere Termine (jeweils ab 16:30 Uhr):

  • 10.11.2025
  • 17.11.2025
  • 24.11.2025
  • 01.12.2025
  • 08.12.2025
  • 15.12.2025
  • 12.01.2026
  • 19.01.2026: Abschluss in St. Pauli

Im Learning Circle besuchen wir gemeinsam 2 spannende GWÖ-Partnerunternehmen  in Hamburg wie das Wildwuchs Brauwerk, die die Werte der Gemeinwohl-Ökonomie leben und umsetzen. So erhaltet ihr direkte Einblicke in nachhaltige Praxisbeispiele und könnt das Gelernte in realen Unternehmenskontexten hautnah erleben.

Sinnvolle Ideen und echte Lösungen mit dem richtigen Mindset

Doch diese neue Perspektive fordert dich auch heraus. Sie zwingt dich, Dinge zu hinterfragen, neu zu denken, komplexer zu sehen. Aber sie öffnet auch Türen – zu sinnvollen Ideen, echten Lösungen und einem Lebens- und Berufsweg, der nicht nur „funktioniert“, sondern auch verantwortlich ist.

Im Learning Circle arbeitest du an eigenen, kleinen Projekten.

Am Ende dieser Reise kehrst du zurück – nicht mit einfachen Antworten, aber mit wichtigen Fragen und der Vision einer besseren, gemeinsamen Zukunft.

Melde dich jetzt an

Bitte schreib einfach eine E-Mail an hoou@haw-hamburg.de mit dem Betreff „Anmeldung Learning Circle“. Wir nehmen dann direkt mit dir Kontakt auf.

Der Learning Circle ist eine Kooperation der HAW Hamburg, Econgood und HFH Hamburger Fern-Hochschule. Er ist kostenlos und für alle Menschen offen. Komm vorbei!

Zu sehen ist ein Gehirn in Orange. Etwas grafisch verändert.

Bild: KOMMERS / Unsplash

07.10.2025 | Meena Stavesand

Zukunft der Bildung: Warum wir trotz KI weiter lernen müssen

ChatGPT liefert eine aufwendige Recherche in Sekunden, erklärt mathematische Formeln auf simple Weise, löst schwierige Aufgaben verständlich. Wozu brauchen wir dann noch Schulen, Universitäten und andere Bildungseinrichtungen? Wozu müssen wir überhaupt noch lernen? Zukunftsforscher Max Irmer zeigt, wie KI unser Lernen verändern könnte und warum wir die Zukunft der Bildung neu denken sollten.

Max Irmer ist Zukunftsforscher. Er berät Organisationen dabei, wie die Welt in 10 oder 15 Jahren aussehen könnte. Im Oktober und November leitet er an der HAW Hamburg das HOOU Spekulations-Labor – einen dreiteiligen Workshop, in dem die Teilnehmenden die Zukunft der Bildung nicht nur durchdenken, sondern greifbar machen: mit spekulativem Design, Design Fiction und KI-Tools.

Wir haben mit ihm darüber gesprochen, wie künstliche Intelligenz unser Lernen verändert, warum wir trotzdem noch Wissenschaftler:innen und Lehrkräfte brauchen, und warum es sich lohnt, über eine „Zukunft ohne Lernen“ zu spekulieren.

Wir leben in Zeiten von KI und bekommen Unmengen an Wissen in Sekundenschnelle. Wie beeinflusst das unser Verständnis von Lernen?

Diese Diskussion führen wir gerade intensiv – zu Recht. Denn nicht alles, was wir sehen, ist positiv. Die Metapher „Wissen in Sekundenschnelle“ stimmt, aber wir müssen auch fragen: Was meinen wir mit Wissen? Ich kann heute schnell herausfinden, wann welcher Krieg stattfand. Aber das Wissen, das für unsere Zeit relevant ist, ist vor allem Transferwissen, das verschiedene Themenbereiche verbindet.

Die KI-Tools werden besser, können uns aber nicht immer das perfekte Wissen liefern. Ich denke, die Zukunft des Lernens entwickelt sich dahin, dass wir schneller recherchieren, und im besten Fall schafft das Freiraum: Wir verstehen Zusammenhänge besser und bilden uns eine eigene Perspektive. KI-gestützt, aber nicht KI-vorgegeben.

Als problematisch empfinde ich, dass KI-Programme uns vorgaukeln, sie würden uns alles Wissen geben, und wir müssten nicht mehr selbst denken. Die Zukunft kann sehr schön werden, sie kann dadurch aber auch schwierig werden, wenn wir so tun, als würden wir in wenigen Sekunden ein tolles Ergebnis liefern, aber eigentlich steht nichts da.

Warum sollten wir noch selbst aktiv lernen oder als Wissenschaftler:in oder Lehrkraft weiterarbeiten?

Wir brauchen unabhängige Instanzen, die Tools nutzen, aber selbst denken und hinterfragen, was aus einer Maschine kommt. Beim Lernen geht es stark um Identitätsbildung: Wer bin ich? Was kann ich? Ein Beispiel: Fremdsprachen lerne ich nicht gerne, darum freue mich auf eine Zukunft mit Echtzeit-Übersetzungen via Kopfhörer. Das bringt Vorteile, aber der kultureller Bezug einer Sprache wird weniger, und das ist schade, weil Gesprochenes mehr transportiert als reine Information.

Lernen bleibt wichtig, um zu differenzieren. Wir können KI legitim nutzen. Die Fragen sind allerdings: Wie, in welchem Umfang und wofür? Vokabeltraining kann KI-gestützt mehr Spaß machen als im alten Lehrbuch. Aber für andere Sachen ist analoges Lernen wichtiger – wenn es zum Beispiel darum geht, selber Dinge zu erfahren.

Wenn du einen Wunsch hättest: Wie sieht die Zukunft der Bildung aus?

Ich hoffe, dass wir die Dinge beibehalten, die gut funktionieren, und uns gleichzeitig neuere Entwicklungen zu eigen machen. Nicht nur Technologie, sondern auch die Frage: Braucht es noch Vorlesungen oder Frontalbeschallung? Braucht es klassische Hörsäle?

Ich wünsche mir, dass KI als Unterstützerin fungiert – eine, die sich ans individuelle Lernniveau anpasst, schneller oder spezifischer erklärt, in einer Sprache spricht, die ich verstehe.

Mein Wunsch: Wir hinterfragen kritisch und übernehmen, was Sinn ergibt. Wir dürfen uns aber nicht dem kapitalistischen Gedanken hingeben, sonst unterwerfen wir Wissen und Lernen dem System. Das ist nicht gut.

An der HAW Hamburg leitest du als Zukunftsforscher einen dreiteiligen Workshop, das HOOU-Spekulations-Labor. Was machen Zukunftsforscher:innen genau? Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Ich mache eine Mischung aus Zukunftsforschung und Foresight – also strategischer Vorausschau. Die Disziplin erforscht Zukünfte. Niemand hat eine Glaskugel, aber es gibt methodische Ansätze, wie man Zukünfte greifbar macht. Denn – und das sollte uns Zuversicht geben: Die Zukunft ist gestaltbar. Darum berate ich Institutionen zu der Frage, wie die Welt in 10, 15 Jahren aussehen könnte. Dafür nutze ich Methoden wie Trends, Szenarien, Speculative Design und Design Fiction. Damit machen wir Zukünfte greifbar, verständlich, erfahrbar und eben gestaltbar.

Die UNESCO spricht in dem Zusammenhang von Futures Literacy – der Kompetenz, Zukünfte lesen und bearbeiten zu können. Das befähigt uns, Zukunft aktiv zu gestalten und dem Dystopischen etwas entgegenzusetzen.

Du hast Methoden angesprochen, die im Spekulations-Labor vorkommen. Was passiert da genau?

Es geht um die Zukunft der Bildung beziehungsweise die Zukunft des Lernens. Dafür nutzen wir verschiedene Methoden. Wir inszenieren ein Labor und spekulieren. Das heißt, wir überlegen uns, wie die Zukunft des Lernens und der Bildung aussehen könnte. Das klingt einfach, aber wir machen das als Menschen ganz selten aktiv. Mit den richtigen Methoden gelingt das deutlich fundierter.

Wir greifen also auf Spekulationsmethoden zurück – dem Speculative Design und Design Fiction. Die Idee: Wir geben uns bewusst einen Raum, wo die Teilnehmenden die ganze Zeit in Zukünften denken, sich alternative Entwicklungen anschauen und das in eine Form gießen. Aus diesem abstrakten Denken entstehen spekulative Artefakte.

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HOOU Spekulations-Labor: Zukunft ohne Lernen? Lernen ohne Zukunft?<br>Worum geht’s? Wir entwerfen spekulative Bildungszukünfte – mit Design Fiction, KI-Tools und kreativen Methoden. Wie könnte Lernen in zehn Jahren aussehen? Wir denken nicht nur nach, sondern basteln Zukunftsartefakte.<br><br>Drei Workshop-Termine:<br>- Teil 1: Einführung Speculative Design (Online)<br>Dienstag, 14. Oktober 2025 | 09:30–11:30 Uhr<br>- Teil 2: Design-Fiction-Workshop (Präsenz)<br>Dienstag, 4. November 2025 | 09:30–16:00 Uhr<br>- Teil 3: KI-Labor – Zukunftsartefakte gestalten (Präsenz)<br>Dienstag, 18. November 2025 | 09:30–16:00 Uhr<br><br>Der Workshop umfasst drei Veranstaltungsteile. Die Teilnahme an allen Terminen ist empfehlenswert, aber kein Muss. Eine Teilnahme nur am 1. und 3. Termin ist leider nicht möglich, sonstige Kombinationen aber schon. <br><br>Für wen? Alle, die sich für Bildung, Wissenschaft und Zukunft interessieren – keine Vorkenntnisse nötig. Hochschulangehörige, Lehrende, Promovierende und die breite Öffentlichkeit sind willkommen.

Was könnte das beispielsweise sein?

Ich sage bewusst nichts, weil ich den Teilnehmenden sonst etwas vorgeben würde. Sie sollen mit ihren eigenen Gedanken reinkommen. Wir schauen uns beispielsweise Hollywoodfilme an, weil die mit spekulativem Design arbeiten. Etwa „Minority Report“ von Steven Spielberg – der Film zeigt eine Zukunftswelt mit vielen Prototypen, die diese komplexe Zukunft greifbar machen.

Wir stellen uns Fragen wie: Wie lerne ich? Gehe ich noch in die Universität? Und wie komme ich dahin? Nehme ich den Bus, ein Flugtaxi? Wir versuchen, unseren Gedanken in Artefakten eine Form zu geben. Wir prototypisieren. Oder anders gesagt: Wir basteln konkret an Ideen.

Danach greifen wir auf KI-Tools zurück, um diese kennenzulernen und zu schauen: Was können die? Was können die nicht? Was ist kritisch daran?

Ihr titelt „Zukunft ohne Lernen? Lernen ohne Zukunft?“ Wie seid ihr darauf gekommen? Warum ist es sinnvoll, so an das Thema ranzugehen?

Der Titel ist provokativ. Bestenfalls reagieren Menschen darauf und sagen: Nee, das sehe ich nicht. Dann will ich wissen: Warum nicht? Und damit kommen wir in die Diskussion.

Was ich vorwegnehmen kann: Eine Zukunft ohne Lernen sehe ich persönlich nicht. Ich bin sehr gespannt, was die Teilnehmenden sagen. Ich hoffe, wir gehen mit einem anderen Titel als wir reingegangen sind. Aber das hängt ganz von den Teilnehmenden ab, von ihren Gedanken und dem, was sie sich vorstellen können und für plausibel halten.

Für wen ist der Workshop gedacht? Nur für Didaktiker:innen und für Wissenschaftler:innen oder auch für Menschen, die sich einfach für das Thema interessieren?

Alle sind herzlich willkommen. Die Mischung macht’s. Ich wünsche mir, dass nicht nur Menschen mit Wissenschaftshintergrund kommen, nicht nur Lehrerinnen und Lehrer, nicht nur Studierende, sondern Menschen aus verschiedenen Ecken. Das macht den Diskurs und den Perspektivenwechsel spannender. Es gibt keine Einstiegshürden.

Oft gibt es leider eine Hürde, wenn es um Angebote von Hochschulen geht. Viele denken, sie gehörten als Nicht-Akademiker:innen da nicht hin.

Absolut. Aber man muss irgendwo anfangen. Ich bin gespannt, wie die Zukunft der Bildung diese Einstiegshürden abbaut. KI-gestützte Angebote können individualisierte Lerninhalte bringen. Wenn ein Bot mir morgens sagt „Hey, dieses Angebot ist umsonst, da könntest du hingehen“, dann ist es vielleicht spannend genug.

Ich hoffe, dass uns Technologie hilft, solchen positiven Bildern näherzukommen. Wir brauchen positive Zukunftsbilder. Dafür lohnt es sich, zum Workshop zu kommen und diese zu erarbeiten, zu entwickeln, zu basteln.

Hier geht es zur Anmeldung für das HOOU Spekulations-Labor.

Über Max Irmer

Max Irmer ist Zukunftsforscher und baut Brücken zwischen der Gegenwart und der Zukunft, der alten und der neuen Welt und zwischen Analogem und Digitalem. Dafür bedient er sich Ansätzen, Methoden und Tools aus den Bereichen Foresight, Experience Design und Transformationsmanagement. Max glaubt daran, dass wir die Zukunft nur gestalten können, wenn wir sie greifbar und erlebbar machen. Folglich versucht er den Zukunftsdiskurs überall wo möglich zu stimulieren. 

Das Bild zeigt ein Feld mit frisch gewachsenen Pflanzen.

Bild: Steven Weeks / Unsplash

26.09.2025 | hoouadmin

Was passiert, wenn Umweltwissen ein Eigenleben entwickelt?

„RUVIVAL“, eines der umfangreichsten HOOU-Lernangebote, erreicht Zielgruppen, an die ursprünglich kaum jemand gedacht hatte: von Hamburger Kleingärtner:innen bis zu Geografieklassen. Dr. Ruth Schaldach, die das Projekt vor zehn Jahren mit einem internationalen Team startete, blickt auf eine Erfolgsgeschichte zurück, die sie selbst überrascht hat. Das Interview führte Dorothee Schielein (TU Hamburg).

Als wir mit der HOOU begannen, wusste noch niemand, wie die Lernangebote der HOOU aussehen würden. Was war deine Vorstellung, als du angesprochen wurdest, mitzumachen?

Dr. Ruth Schaldach: Im Vorfeld war ich an der TU Hamburg bereits mit der Modernisierung der Lehrveranstaltungen beschäftigt. Diese Projekte waren im Bereich des Umweltingenieurwesens und beschäftigten sich mit innovativen, interaktiven Lehr-Lernkonzepten. Dies war ein guter Ausgangspunkt für die Zusammenarbeit mit der HOOU bei der Entwicklung dieser Lehr-Lernkonzepte für die digitale Lehre. Es ging nicht nur darum, die eigene Lehre innerhalb der Universität neu zu konzipieren, sondern auch darum, das tolle Wissen, das an der Universität stattfindet, die Diskussionen und die wichtigen Inhalte, gerade in der Umwelttechnik, einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen, damit sie von allen genutzt werden können.

Wolltet ihr von Anfang an mit „RUVIVAL“ ein bestimmtes Ziel erreichen? Oder habt ihr einfach mal angefangen und dann geschaut, wie es läuft?

In Teilen hatten wir schon ein sehr klares Ziel, das aber sehr ambitioniert war. Wir wollten dazu beitragen, dass nachhaltige Praktiken (des Umweltingenieurwesens) aus der Universität in die Welt getragen werden, damit das Wissen online zugänglich ist, angewendet wird und zu globalen Veränderungen führt. Zunächst waren wir ein kleines Projekt und haben in einem überschaubaren Rahmen an Inhalten gearbeitet und diese dann immer weiter ausgeweitet. Es ging darum, in Gegenden, in denen bestimmte Praktiken die Böden unfruchtbar gemacht haben, diese wiederzubeleben. Das steckt auch ein bisschen in unserem Projektnamen (siehe Infokasten zu „RUVIVAL“).

Während des Projekts haben wir gemerkt, dass das Ziel, das auf internationale Zusammenarbeit ausgerichtet war, auch ganz andere Zielgruppen angesprochen hat, als wir ursprünglich dachten. Das waren Entwicklungen, die dann manchmal innerhalb eines Projektes stattfanden, die sehr positiv und freudig waren. Zum Beispiel kam eine Schule auf uns zu, die meinte: „Hey, das sind ja die Geografieinhalte von unserer 12. Klasse.“ Wir haben vorher nicht den Geografielehrplan der 12. Klasse angesehen, aber einige Inhalte daraus treffen wohl zu. Oder Menschen einer Kleingartensiedlung in Deutschland, die sehr gerne auf unsere Inhalte zugegriffen haben, um sich Anleitungen zu holen, wie sie z. B. ein Kompostklo oder eine Regentonne bauen können.

Um Regenwasser für häusliche und landwirtschaftliche Zwecke zu nutzen, kommen je nach Umfang, Art der Wassernutzung und Speicherort verschiedene Systeme zum Einsatz.

Ich erinnere mich an eine Erzählung, dass du in dem Ferienhaus deiner Familie eines der Projekte umgesetzt hast, die bei „RUVIVAL“ veröffentlicht wurden. Wie war das genau?

Ja, es hat auch seine Vorteile, an diesem Projekt so maßgeblich beteiligt gewesen zu sein. Denn: ich bin keine Umweltingenieurin. Ich komme aus den Geisteswissenschaften, bin Politikwissenschaftlerin, obwohl ich auch mal eine Tischlerlehre gemacht habe. Das war im Kontext dieses Ferienhauses praktisch für mich, dass ich dieses Wissen selbst anwenden und dann ausprobieren konnte. Ich habe dort eine Komposttoilette und ein Regenwassersammelsystem gebaut, bei denen ich eben auch verschiedenes Wissen von der „RUVIVAL“-Webseite genutzt habe. Und ganz aktuell baue ich eine Pflanzenkläranlage, bei der ich mich auf manche Inhalte der „RUVIVAL“-Seite stütze.

Information image

Der Name „RUVIVAL“ setzt sich zusammen aus den englischen Wörtern RU = rural (ländlich) und VIVAL = vival (lebendig) und thematisiert die ökologische Wiederbelebung des ländlichen Raums. Ausgehend von Trockenheit, Wasserknappheit, Bodenerosion, Rückgang der Vegetation und der Ernteerträge stellt sich die Frage, welche Ursachen dafür verantwortlich sind und welche Maßnahmen ergriffen werden können, um unfruchtbares, degradiertes Land wieder zu regenerieren. Die Inhalte können in Deutsch, Englisch, Spanisch, Französisch und Urdu genutzt werden.

Wenn das eigene Lernangebot dafür genutzt wird, um seine eigenen lebensweltlichen Herausforderungen zu meistern, ist das auf jeden Fall eine Evaluation höchsten Grades. Wenn du dir „RUVIVAL“ als abgeschlossenes Projekt anschaust, woran denkst du besonders gern zurück? Gibt es Menschen, Themen oder Situationen, an die du dich gerne erinnerst?

Besonders hat mir an dem Projekt gefallen, dass wir in einem sehr internationalen Team zusammengearbeitet haben. Dabei konnten wir Brücken zwischen der wissenschaftlichen Arbeit von wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen und Studierenden schlagen, indem sie als ein gemeinsames Projekt interaktiv zusammengearbeitet haben. Wir haben zum Beispiel für zwei oder drei Inhalte Schulklassen eingeladen, um diese gemeinsam zu erstellen. Das war ein Charakter der Produktion, den ich sehr genossen habe, viele Menschen in die Produktion des gesamten Projektes zu integrieren. Zu sehen ist das auf der „Team-Seite“ (siehe: https://www.ruvival.de/de/ruvival-team/) unserer Website. Dort ist eine sehr, sehr lange Liste von sehr vielen Menschen, die sich mit großem Engagement und Enthusiasmus eingebracht haben.

Anführungszeichen in den Farben des HOOU-Themes
Es hat vielen sehr viel Spaß gemacht, über den fachlichen Tellerrand zu schauen und andere Methoden der Wissensvermittlung kennenzulernen.
Dr. Ruth Schaldach

Ich finde, das spürt man. Die einzelnen Artefakte sind wirklich mit so viel Liebe gemacht.

Ja, das war auch ein Feedback der Beteiligten. Wir haben für einige Videos die Stop-Motion-Technik verwendet. Das war eine schöne Erfahrung. Auch die Leute, die sonst eher aus dem technischen, also ingenieurwissenschaftlichen Bereich kamen, haben kreative Videos erstellt. Das hat vielen sehr, sehr viel Spaß gemacht, mal über den fachlichen Tellerrand zu schauen und andere Methoden der Wissensvermittlung kennenzulernen. Nicht nur ein wissenschaftliches Paper zu schreiben, sondern einen interaktiven Inhalt zu gestalten, ein Berechnungstool zu programmieren oder eben ein Stop-Motion-Video zu produzieren.

Das Kursbild zum Lernangebot: RUVIVAL - Den ländlichen Raum beleben

RUVIVAL - Den ländlichen Raum beleben

RUVIVAL produziert frei zugängliche E-Learning-Materialien, die sich mit der Wiederherstellung geschädigter Gebiete und der Schaffung neuer, nicht nur bewohnbarer, sondern auch lebenswerter Räume befassen.  

Zum Lernangebot

Gibt es einen Teil von „RUVIVAL“, von dem du sagen würdest: Ja, das ist eigentlich mein Lieblingselement oder mein Lieblingsbild, -film, -text?

Also, ich habe den Teil der Stop-Motion-Videos schon sehr lieb gewonnen. Da haben wir viel Liebe reingesteckt. Das ist für mich eine Form der Kommunikation, die wir sehr geschätzt haben, die aber auch unglaublich herausfordernd war. Es ist nicht einfach, komplexe Inhalte, für die man sonst ein ganzes Paper schreiben würde, in weniger als drei Minuten darzustellen. Aber es hat uns auch sehr viel Spaß gemacht, uns in diesen Bereich der Videoproduktion hineinzufuchsen.

Wenn du anderen Projekten etwas mitgeben würdest, die dich fragen, ob sie sich für ein HOOU-Projekt bewerben sollen, was wäre deine Antwort?

Ich kann auf alle Fälle empfehlen, sich bei der HOOU an der TU Hamburg zu bewerben, um dort mit einer Projektidee in die „HOOU-Familie“ aufgenommen zu werden. Einerseits die Möglichkeit zu haben, sehr kreativ neue Formen des digitalen Lernens auszuprobieren und andererseits von einem tollen Team unterstützt zu werden, ist super. Dazu zählten die Hinweise und fachliche Unterstützung, bei denen wir am Anfang nicht wussten, wie wir sie (technisch) umsetzen können. Es war aber auch wichtig, dass wir an den regelmäßigen Treffen teilgenommen haben.

Hättest du für „RUVIVAL“ noch Wünsche für die Zukunft?

Ich wünsche mir, dass es so weitergeht wie in den vergangenen Jahren, dass die Inhalte ein gewisses Eigenleben entwickeln. Denn wir haben gesehen, dass die Inhalte mit anderen Websites verlinkt werden. Die Menschen arbeiten mit den Inhalten und sie werden weitergetragen. Das ist etwas, was ich mir wünsche, dass es so weitergeht und dass die Ideen aufgegriffen, verändert, verbessert, aktualisiert und angewendet werden.

Das Bild zur Podcastepisode: 4226.10: Ruth Schaldach – RUVIVAL Universum

4226.10: Ruth Schaldach – RUVIVAL Universum

Die Projektleiterin der ersten Stunde, Dr. Ruth Schaldach, entwickelte mit ihrem großen, internationalen Team aus studentischen und wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen das bis heute umfangreichste Lernangebot der HOOU: RUVIVAL. In unserem Gespräch blicken wir zurück auf 10 Jahre produktive Zusammenarbeit.

Zur Episode

Vielen Dank für die schönen Einblicke und das tolle Projekt „RUVIVAL“, das ich immer sehr gerne weiterempfehle und als Vorbild für zukünftige Projekte sehe.

Ja, vielen Dank auch an dich. Ganz zum Schluss möchte ich noch einmal erwähnen, dass sehr, sehr viele Menschen mit großem Enthusiasmus an diesem Universum gearbeitet haben. Ich möchte mich noch einmal bei allen bedanken, dass sie sich so eingesetzt haben, „RUVIVAL“ in diesem Umfang realisieren konnten.

Über Dr. Ruth Schaldach

Dr. Ruth Schaldach ist Beraterin bei der IFB Hamburg und zuständig für das Enterprise Europe Network. Zuvor war sie an der Technischen Universität Hamburg mit der Leitung von Projekten im Bereich innovativer Lehre und digitaler Wissenschaftskommunikation betraut, zu denen auch das Projekt „RUVIVAL“ gehörte. Ihre Promotion befasst sich mit dem Thema Wasserressourcen und ist im Bereich der Politikwissenschaften angesiedelt. Darüber hinaus hat sie einen Master-Abschluss in Internationalen Beziehungen (Macquarie University, Sydney) und einen Master-Abschluss in Europäischen Studien (Universität Hamburg).

Das Bild zeigt eine Pinzette mit einer Flüssigkeit. Jemand füllt diese in kleine Reagenzgläser.

Bild: Louis Reed / Unsplash

18.09.2025 | Paula Guglielmi

Von Krankheitserregern zu Umwelthelfern: Die faszinierende Welt der Mikrobiologie

Welches Extremophil bist du? Diese Frage klingt wie ein Scherz, ist aber der Türöffner zu einem der kreativsten Wissenschaftskurse im Netz. Dr. Carola Schröder und Dr. Philip Busch haben ihre Mikrobiologie-Forschung an der TU Hamburg in „MikiE“ verwandelt – einen kostenlosen HOOU-Kurs, der Stroh zu Bioethanol macht, Waschmittel revolutioniert und zeigt, warum die allermeisten Mikroben unsere Freunde sind.

Von Mikroben soll man sich fernhalten, da sie Krankheitserreger sind, richtig? Weit gefehlt! Dr. Carola Schröder, Mikrobiologin und ehemalige Projektdurchführende des Lernangebots „Mikroben im Einsatz (MikiE)“ klärt auf: „Nur sehr wenige dieser winzigen Organismen sind tatsächlich für Krankheiten beim Menschen verantwortlich. Vielmehr sind Mikroben wahre Schätze der Natur, denn sie produzieren Enzyme, die in verschiedenen technischen Bereichen wertvolle Dienste leisten können – sei es bei der Herstellung umweltfreundlicher Waschmittel oder der Umwandlung von Stroh zu Zucker und weiter zu Bioethanol.“ 

Das Kursbild zum Lernangebot: MikiE - Mikroben im Einsatz

MikiE - Mikroben im Einsatz

Ein Angebot des Instituts für Technische Mikrobiologie der Technischen Universität Hamburg (TUHH) in den Bereichen Mikrobiologie und Biotechnologie.

Zum Lernangebot

Der Begriff „Mikroben“ bezeichnet winzige Mikroorganismen wie Bakterien, Mikroalgen und Pilze, die mit bloßem Auge nicht sichtbar sind. MikiE konzentriert sich besonders auf extremophile Mikroorganismen, die an extreme Umweltbedingungen wie hohe Temperaturen, extreme pH-Werte, hohen Salzgehalt oder hohen Druck angepasst sind.

Virtuelles Labor macht Forschung erlebbar

MikiE wurde 2017 am Institut für Technische Mikrobiologie der TU Hamburg entwickelt. Mit großem Engagement und Kreativität hat das Team ein spannendes und lehrreiches Lernangebot geschaffen, das Einblicke in die Welt der technischen Mikrobiologie bietet. Dank allgemein verständlicher Texte, ansprechender Erklärvideos und eines virtuellen Labors wurde ihre Wissenschaft für alle zugänglich gemacht. So kann jede:r in die Rolle von Mikrobiolog:innen schlüpfen und die faszinierende Welt der Mikroben entdecken.

Welches Extremophil bist du?

Der Einstieg in das Lernangebot ist humorvoll gestaltet: Mit dem Test „Welches Extremophil bist du?“ kann man selbst herausfinden, welches kleine Lebewesen man sein könnte, wäre man eine Mikrobe. „Diese Idee entstand in einem Workshop der HOOU an der TU Hamburg, als jemand die Psychotests von Zeitschriften erwähnte“, erzählt Carola. Im Test beantwortet man Fragen wie „Wo machst du am liebsten Urlaub?“ oder „Was isst du am liebsten?“.

Information image

Mikroben sind winzige Lebewesen, die wir nur unter dem Mikroskop sehen können. Dazu gehören Bakterien, Pilze und Algen. Die meisten von uns denken bei Mikroben an Krankheiten, aber das stimmt nicht: Nur wenige Mikroben machen uns krank. Die meisten sind nützlich oder völlig harmlos. Mikroben helfen uns beim Verdauen, produzieren Sauerstoff und werden für die Herstellung von Brot, Bier oder Medikamenten gebraucht. Extremophile Mikroben sind besonders zäh und können auch dort leben, wo es sehr heiß, kalt oder salzig ist.

Am Ende bekommt man eine passende Mikrobe zugewiesen, die durch eine schöne Zeichnung von Dr. Christin Burkhardt und eine kleine Beschreibung dargestellt wird. Obwohl die Namen komplex sind, wie Halomonas elongata oder Colwellia piezophila, konnten sich viele Teilnehmende ihre zugewiesene Mikrobe sehr gut merken: „Selbst nach zwei Jahren erinnerten sich viele noch an ihr Ergebnis“, erzählt Carola.

Aus Stroh wird Zucker und Waschmittel umweltfreundlicher

Der Inhalt von MikiE ist eng mit der Forschung der Projektdurchführenden verbunden, wie Carola erzählt: „Wir hatten ein Projekt mit Waschmittelenzymen, um das Waschen umweltfreundlicher zu machen. Ein weiteres Thema war der Abbau von Stroh, um Zucker zu gewinnen und daraus Bioethanol herzustellen. Das war zum Beispiel mein Promotionsthema. Einige Themen der eigenen Forschung sind so in das Lernangebot eingeflossen, und das eigene Interesse spiegelt sich darin wider.“

Mit den Beispielen „Eco Washing mit Enzymen“ und „Green Mobility mit Bioethanol“ zeigen die Forschenden im Lernangebot, wie Enzyme unseren Alltag effizienter und umweltfreundlicher gestalten können. Mit MikiE lernt man, wie Mikrobiolog:innen nach solchen interessanten Enzymen suchen:

Zunächst wird die Erbinformation der Mikroben untersucht. „Das heißt, man knackt alle Zellen auf und sequenziert sie mithilfe einer speziellen Maschine“, erklärt Philip. Carola ergänzt: „Anschließend kann man sehen, ob der genetische Code für bestimmte Enzyme vorhanden ist, und diese dann gezielt produzieren und untersuchen. Manchmal hat man Glück und findet ein ganz tolles Enzym, das für die Industrie sehr wertvoll ist.“

Alltag der Mikrobiolog:innen erleben

Wer selbst erfahren möchte, wie Mikrobiolog:innen im Labor arbeiten, kann das virtuelle Labor von MikiE besuchen und dort gängige Experimente der Mikrobiologie durchführen. So lernt man, wie die Polymerase-Kettenreaktion (PCR) funktioniert, eine Methode, die während der Corona-Pandemie berühmt wurde. „Die PCR ist eine der wichtigsten Methoden der letzten 30 Jahre. Jeder, der mit Biologie zu tun hat, wird irgendwann mit PCR arbeiten. Daher war es wichtig, diese Methode zu demonstrieren“, ergänzt Philip.

Die Entwicklung des virtuellen Labors fand Philip sehr interessant und auch herausfordernd: „Ich musste häufig an meine Routine im Labor denken, als ich den Programmierer, der keine Erfahrung im Labor hatte, anleitete, diese Abläufe in einem Programm abzubilden“. Es brauchte viele Interaktionen mit dem Programmierer der Firma Villa Hirschberg Online GmbH, bis das virtuelle Labor entstand: „Ich weiß nicht, wie oft ich das spielen musste, um jeden kleinen Fehler zu entdecken“, erzählt Philip.

Anführungszeichen in den Farben des HOOU-Themes

Wir mussten uns bremsen, wenn wir zu wissenschaftlich oder zu detailliert vorgingen. Wir mussten erst lernen, wie wir besser für Personen mit wenig Vorwissen in dem Thema kommunizieren können.

Dr. Carola Schröder

Sowohl Carola als auch Philip betonen den Kontakt mit der Öffentlichkeit und die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den Projekten als Stärken der HOOU. MikiE hatte ursprünglich die Studierenden der TU Hamburg als Zielgruppe, jedoch zeigte sich schnell, dass auch fachfremde Personen aus der Gesellschaft Interesse an dem Lernangebot haben: „Wir haben das Projekt einmal in den Bücherhallen präsentiert und festgestellt, dass sich tatsächlich viele Menschen für das Thema interessieren. Deshalb wurde uns schnell klar, dass wir das Lernangebot zugänglicher machen wollten“, erklärt Carola und ergänzt: „Am Anfang brauchten wir etwas Zeit, um uns zurechtzufinden. Wir mussten uns bremsen, wenn wir zu wissenschaftlich oder zu detailliert vorgingen. Wir mussten erst lernen, wie wir besser für Personen mit wenig Vorwissen in dem Thema kommunizieren können“.

Wie man die Gesellschaft besser erreicht

Dabei haben die HOOU-internen Veranstaltungen und der Austausch mit anderen Projekten sehr geholfen: „Es gab regelmäßige HOOU-Veranstaltungen zusammen mit anderen Projekten, wo wir gegenseitig unsere Lernangebote getestet haben. Da waren wir für andere Projekte auch die interessierte Öffentlichkeit ohne Vorkenntnisse. Es war interessant zu sehen, wie andere ihre Lernangebote aufbereiteten. Wir konnten uns gegenseitig Input geben, wie man Inhalte gestalten könnte. Mit jedem Meeting wurde man geübter darin, wie man Informationen verständlich vermittelt und Interesse weckt“, erzählt Carola.

MINT stärker in den Fokus rücken

Philip stimmt Carolas Meinung zu und ergänzt: „Das HOOU-Projekt ist eine gute Möglichkeit, Wissen zu verbreiten und MINT-Fächer stärker in den Fokus zu rücken. Ich finde es wichtig, dass dadurch Wissen für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Mit der HOOU kann man Inhalte erstellen, die für jeden zugänglich sind, ohne dass monatliche Gebühren anfallen, wie es bei vielen anderen Programmen der Fall ist.

Über Dr. Carola Schröder

Dr. Carola Schröder ist Biologin mit dem Schwerpunkt Mikrobiologie. Nach ihrem Studium in Göttingen kam sie nach Hamburg, um ihre Promotion am Institut für Technische Mikrobiologie der TU Hamburg durchzuführen. Nach ihrer Promotion leitete sie unter anderem das Projekt MikiE. Heute arbeitet sie in der freien Wirtschaft im Bereich der Prozessentwicklung, insbesondere an der Aufreinigung von Impfstoffen und anderen Therapeutika, die unter anderem mit Mikroben produziert werden.

Über Dr. Philip Busch

Dr. Philip Busch hat Biologie in Bochum studiert und am Institut für Technische Mikrobiologie der TU Hamburg promoviert. Während seiner Zeit an der TU leitete er unter anderem die Entwicklung des virtuellen Labors von MikiE. Heute arbeitet er im Diagnostiklabor des Instituts für Hygiene und Umwelt der Stadt Hamburg, wo er sich mit medizinischer Mikrobiologie beschäftigt. Außerdem ist er Lehrbeauftragter an der HAW Hamburg.

Animierte Veranstaltungsgrafik mit rosa Hintergrund

11.09.2025 | Ellen Pflaum

Erste Hamburger Podcast-Nacht

Live auf der Bühne, live on air: In der ersten Hamburger Podcast-Nacht versammelt die Hamburg Open Online University am Montag, 13. Oktober, ab 18:30 Uhr Stimmen der Stadt zu einem besonderen Event im Hansa-Theatersaal. Fans des Mediums können fünf verschiedene Podcasts an einem Abend live erleben – direkt im Theater oder über unseren Audio-Stream. Die HOOU hat den Event initiiert und ist selbst mit dem Podcast „Hamburg, was willst du wissen?“ vertreten. Tickets gibt es direkt beim Hansa-Theater (siehe Information unten) oder mit etwas Glück bei unserem Gewinnspiel: Wir verlosen ab 12. September 20 x 2 Karten für die kostenfreie Teilnahme.

Ein Fest für das Medium Podcast

„Wir möchten mit der ersten Podcast-Nacht ein Spotlight auf einzelne Podcasts aus Hamburg werfen, um zu zeigen, wie vielfältig das Angebot ist und wieviel Potenzial das Medium für die Stadt und für die Bildung hat“, sagt Ellen Pflaum, Leiterin des Teams für die HOOU an der HAW Hamburg. Alle Produktionen kommen direkt aus Hamburg und haben auch inhaltlich mit der Stadt zu tun.  

Podcasts sind bei der HOOU vielfach im Einsatz, um Lerninhalte hörbar zu machen. Eine Übersicht aller Podcasts der HOOU ist hier auf unserer Website zu finden. Mit der ersten Hamburger Podcast-Nacht will die HOOU das Medium auf besondere Art feiern. 

5 x 20 Minuten: Live Podcasts auf der Bühne 

Das Spektrum der Shows in der Podcast-Nacht reicht von Politik und Kultur über bekannte Persönlichkeiten und offene Bildung bis hin zum Fußball. Jeder Podcast ist gut zwanzig Minuten auf der Bühne zu hören. In der Pause hat das Publikum die Möglichkeit, sich mit den Hosts und Gästen der jeweiligen Shows direkt auszutauschen. 

Folgende Podcasts sind im Hansa-Theatersaal live zu erleben:

Hamburg, was willst du wissen?“: Was würdest du gerne noch einmal lernen, wenn du freie Wahl und Zeit hättest? Im Podcast der HOOU stellen bekannte Menschen der Stadt ihre drei Lieblings-Lernangebote der Online-Universität vor. Über ihre Auswahl entsteht ein persönliches Gespräch, abwechselnd mit Christian Friedrich und Nicola Wessinghage: über Lernen, Leben, Chancen und Träume. 

www.hamburgwaswillstduwissen.de

Elbvertiefung: Jeden Samstag sprechen Maria Rossbauer und Florian Zinnecker, die zusammen das Hamburg-Ressort der ZEIT leiten, mit einer Kollegin oder einem Kollegen über eine aktuelle Frage, die Hamburg bewegt: Wird der Elbtower jemals fertig gebaut? Warum ist Hamburgs Innenstadt so öde? Wie geht’s der Kultur? Mal ernst, mal locker, immer prägnant und persönlich. 

www.zeit.de/serie/elbvertiefung-podcast

MillernTon: Das Angebot „MillernTon“ umfasst gleich fünf verschiedene Formate: Das Team podcastet und bloggt zu allem was die Menschen beim FC St. Pauli bewegt. Auf der Bühne im Hansa-Theater präsentiert sich die „Redax“, die wöchentlich auf die aktuellen Geschehnisse rund um den FCSP eingeht.

www.millernton.de

DER HAMBURGER Podcast: Dieser Podcast stellt Menschen vor, die Hamburg besser machen. Von Kultur bis Kulinarik: Jede Episode bringt das Publikum näher an die Menschen heran, die Hamburg so einzigartig machen. Alle zwei Wochen sorgen die Hosts Regine Marxen und Boris Rogosch für frischen Gesprächsstoff und spannende Einblicke in das bunte Leben dieser Stadt. 

www.derhamburger.info/podcast

Wie ist die Lage: Der wöchentliche Schlagzeilen-Podcast für Hamburg: Mit wechselnden Gästen aus Politik, Kultur, Sport und Wirtschaft spricht Moderator Lars Meier über das Geschehen in der Stadt, gibt einen Überblick über die wichtigsten Meldungen der Woche und versorgt die Hamburgerinnen und Hamburger mit wertvollen Tipps für aktuelle Veranstaltungen in der Region. 

www.ahoyradio.de/wieistdielage

Musik von „Ottos Apfel“

Zum Abschluss gibt es Punk-Pop aus Hamburg auf die Ohren: Die Bühne gehört dann „Ottos Apfel“. Zwei ungewöhnliche Musiker, die mit ihrer Musik nicht nur gute Laune, sondern auch eine starke Botschaft für Inklusion und Vielfalt vermitteln. Ottos Apfel, das sind Joey Maurice und Maurice: ein Mensch mit Down-Syndrom und ein Mensch mit ADHS.

Joey Maurice und Maurice sind “Ottos Apfel”. Foto: Ben Wessler

Livestream

Für alle, die nicht live dabei sein können, überträgt die HOOU die erste Hamburger Podcast-Nacht als Live-Audio-Stream.

Los geht’s hier am Montag, 13.10. ab 18:30 Uhr.

https://youtube.com/live/Ds2e378IW1A

Alles auf einen Blick

Wann: Montag, 13. Oktober, 18:30 – 22 Uhr, Einlass ab 18 Uhr
Wo: Hansa-Theatersaal, Steindamm 17, 20099 Hamburg
Tickets Im Online-Shop des Hansa-Theaters oder über die Kartenhotline: montags bis samstags von 10.00 bis 18.00 Uhr, Telefon: 040/4711 0 644. Kosten: 10 Euro
Livestream Audio Montag, 13.10. ab 18:30 Uhr über www.hoou.de/podcastnacht

Gewinnspiel

Die HOOU verlost insgesamt 2×20 Tickets über den Instagram-Account der HOOU: Folgt dem Account @hoouhamburg und taggt in den Kommentaren unter dem Posting am 12.09.2025 zu unserem Gewinnspiel die Person, mit der ihr gerne zur Hamburger Podcast-Nacht kommen würdet.

Teilnahmebedingungen

Datenschutzhinweise zum Gewinnspiel

Auf der Bühne bei der Jubiläumsfeier diskutieren Moderator Dr. Ronny Röwert mit Olaf Scholz, Maryam Blumenthal, Prof. Dr. Sönke Knutzen und Prof. Dr. Frederike Masemann.

Diskussion auf der Bühne über die Rolle der HOOU. Bild: Katrin Schröder

10.09.2025 | Meena Stavesand

Die HOOU wird 10: "Bildung als zentrales Element einer Gesellschaft"

Die Hamburg Open Online University feierte ihr 10-jähriges Jubiläum mit einem Fest der offenen Bildung. Bundeskanzler a.D. Olaf Scholz, Wissenschaftssenatorin Maryam Blumenthal und weitere Wegbegleiter:innen blickten auf eine Erfolgsgeschichte, die die Wissenschaft für alle erlebbar macht.

Ja, wir lieben Wortspiele. Und so stellte Dr. Ronny Röwert bei unserer Jubiläumsfeier natürlich das „HOOU is HOOU?“ der Hamburg Open Online University – kurz HOOU (gesprochen HU) – vor.

Das waren auf der Bühne Olaf Scholz, Bundeskanzler a.D. und vor über 10 Jahren Impulsgeber der HOOU, Hamburgs Wissenschaftssenatorin Maryam Blumenthal, HOOU-Geschäftsführer Prof. Dr. Sönke Knutzen und HOOU-Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Frederike Masemann. Vor der Bühne im Forum Finkenau hatten sich viele weitere Gesichter der HOOU eingefunden, um gemeinsam zurück und nach vorne zu blicken.

Volles Haus bei der Jubiläumsfeier im Forum Finkenau. Bild: Moses Omeogo

Denn wie vielfältig die HOOU ist, zeigte sich am 4. September 2025 genau in diesem Raum. Die HOOU, die sonst oft digital auf Bildschirmen oder Smartphones stattfindet, machte Wissenschaft im wahrsten Sinne erlebbar. Als Verbundinitiative der Hamburger Hochschulen gestalteten zum 10. Geburtstag viele Projektverantwortliche im Forum Finkenau einen Ort voller Inspiration, Wissen und Bildung.

Themen, die die Menschen bewegen

Ob mit der VR-Brille auf dem Kopf, in Gesprächen über KI, Nachhaltigkeit und Gesundheit oder als Podcast in den Ohren – die HOOU hat gezeigt, wie offene Bildung für alle Menschen aussieht. So erlebten die Besucher:innen hautnah, wie aus Forschung spannende Impulse für den Alltag entstehen. Denn die HOOU schafft es seit 10 Jahren, Themen, die die Menschen bewegen, aufzuspüren und begreifbar zu machen.

Weiterbildung wichtiger denn je

Die HOOU spielt in Zeiten von Transformation und gesellschaftlichem Wandel eine besondere Rolle, das hat Senatorin Blumenthal deutlich gemacht: „Wir haben in Hamburg eine heterogene Gesellschaft mit unterschiedlichen Bildungsbiografien. Und das Bedürfnis der Menschen, sich weiterzubilden, sich zu zertifizieren, wird immer größer. Die HOOU mit ihren Angeboten deckt genau dieses Bedürfnis ab“, sagte sie.

Scholz ergänzte: „Vor 50 Jahren hatte man nicht diese vielfältigen Möglichkeiten. Heute ist die Welt offen, Bildung ist offen. Orientierung, wie sie die HOOU bietet, wird dabei immer wichtiger.“ Der Bundeskanzler a.D. hat die HOOU als damaliger Erster Bürgermeister von Hamburg vor über 10 Jahren initiiert. Mit dabei war von Beginn an Prof. Dr. Sönke Knutzen von der TU Hamburg, der nun als Geschäftsführer fungiert.

Prof. Dr. Sönke Knutzen (l.) mit Olaf Scholz beim Rundgang durch die Angebote der HOOU. Bild: Katrin Schröder

Brücke zwischen Hochschule und Gesellschaft

Knutzen stellte die Bedeutung der HOOU für die Gesellschaft heraus: „Bildung ist das zentrale Element einer Gesellschaft. Aktuell sehen wir das Problem, dass die Gesellschaft wegdriftet, zu wenig Dialog, zu wenig Kompromisse. Wir verstehen viele Dinge nicht mehr. Aber über Bildung finden wir wieder zusammen.“ Aber Bildung ist nur ein Teil, für das die HOOU steht. Da sie eine Verbundinitiative der Hamburger Hochschulen ist, geht es auch um Forschung und Wissenschaft. Knutzen: „Die HOOU steht insbesondere für Wissenschaftserleben – dafür, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht hinter Hochschulmauern bleiben, sondern für alle Menschen zugänglich und verständlich werden. So ist die HOOU eine Brücke zwischen Hochschulen und Gesellschaft.“

Masemann ergänzte als HOOU-Aufsichtsratsvorsitzende die Idee hinter der Initiative: „Die Stärke und das Erfolgskriterium der HOOU ist die Verbundidee. Die Hamburger Hochschulen machen gemeinsam ein Angebot für alle diejenigen, die ihre Zeit nicht mit dumb scrolling in Social Media verschwenden wollen, sondern nach kuratierten und qualitativ hochwertigen Inhalten und Formaten suchen.“

An der Station der HafenCity Universität ging es ums Bauen. Bild: Moses Omeogo

Zukunftsversprechen an die Gesellschaft

Die Jubiläumsveranstaltung machte deutlich: Die HOOU ist nicht nur ein Erfolgsmodell der letzten Dekade, sondern auch ein Zukunftsversprechen. Sie verbindet die Hamburger Hochschulen, öffnet Türen für alle Menschen und zeigt, wie Wissenschaft lebendig werden kann. „Wir müssen anspielbar bleiben“, sagten Knutzen und Masemann unisono und meinen damit nicht nur für Kooperationspartner, sondern auch für alle Menschen in und um Hamburg und über die Grenzen der Metropolregion hinaus.

Die HOOU bleibt eine Leuchtturminitiative mit besonderer Strahlkraft im Wissenschafts- und Bildungsbereich – dank des Engagements vieler Menschen auf und vor der Bühne.

https://youtu.be/O7c2H4hFVu4
Information image

Die Hamburg Open Online University (HOOU) ist ein Verbund der HafenCity Universität Hamburg, der HAW Hamburg, der Hochschule für bildende Künste Hamburg, der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, der TU Hamburg, des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, des Multimedia Kontor Hamburg und der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung. Seit 2015 ermöglicht die HOOU offene und kostenfreie Bildungsangebote, die jederzeit online abrufbar sind und Hamburg als Wissenschafts- und Bildungsstandort stärken. Mit ihrem Ansatz, Wissenschaft erlebbar zu machen, ist die HOOU ein Vorreiter für offene Bildung in Deutschland.

Eine Frau trägt Kopfhörer, hat ein Mikrofon und einen Laptop vor sich und spricht einen Podcast ein.

Bild: Unsplash / Videodeck .co

01.09.2025 | Meena Stavesand

Podcasting an Hochschulen: Was Audioformate für die Wissenschaft leisten können

Zehn Perspektiven, ein gemeinsames Medium: Die neue Broschüre „10 Jahre HOOU – 10 Stimmen zum Podcasting“ der HAW Hamburg zeigt, was passiert, wenn Lehre, Forschung und Kreativität gemeinsam das Mikro übernehmen. Es ist die zweite Publikation in der Broschürenreihe anlässlich des HOOU-Jubiläums.

Was können Podcasts im Hochschulkontext bewirken? Wie gelingt der Einstieg und was macht das Medium so besonders, wenn es um Bildung, Wissenschaft und gesellschaftliche Themen geht? Die neue Broschüre der HOOU@HAW Hamburg widmet sich genau diesen Fragen. Nach dem Auftakt mit „10 Fragen zu KI-Output, Urheberrecht und OER“ folgt damit nun die zweite Ausgabe dieser Broschürenreihe.

Verschiedene Autor:innen teilen ihre Erfahrungen mit dem Podcasting – vom ersten Workshop bis zur veröffentlichten Folge. Sie erzählen von Produktionsprozessen, Aha-Momenten, Stolpersteinen, rechtlichen Fragen, technischen Entscheidungen und der Wirkung von Podcasts in der Wissenschaft. Dabei wird klar: Podcasts sind mehr als ein Trendformat. Sie eröffnen Räume für Dialog, ermöglichen niedrigschwellige Teilhabe an Forschung und Lehre und schaffen neue Zugänge zu komplexen Themen.

Was die Broschüre lesenswert macht

  • ehrliche Einblicke aus der Praxis – von der Idee bis zur Veröffentlichung
  • konkrete Erfahrungen aus HOOU-Workshops
  • Themen wie Recht, Open Educational Resources (OER), Diversität, Wissenschaftskommunikation und KI
  • neue Perspektiven auf das Zusammenspiel von Bildung, Audio und Gesellschaft

Der Podcast zur Podcastbroschüre

Ein besonderes Extra: Ein sechsminütiger KI-generierter Podcast fasst Inhalte aus der Broschüre zusammen – überraschend stimmig, manchmal aber auch ein wenig wirr, aber hörenswert. Ein spannendes Experiment.

Wer sich für Podcasting in der Hochschule interessiert, findet hier keine Schritt-für-Schritt-Anleitung, sondern echte Stimmen, lebendige Perspektiven und viele Anregungen zum Weiterdenken.

Jetzt downloaden

Jakob Kopczynski von der HAW Hamburg.

Jakob Kopczynski von der HAW Hamburg.

14.08.2025 | Meena Stavesand

10 Jahre HOOU: Von der ersten leisen Idee zu blühenden Landschaften

Was haben spielerisches Lernen, moderne Familiengefüge und die Kardashians gemeinsam? Vielleicht mehr, als wir auf den ersten Blick sehen, vor allem aber sind es die Erinnerungen die Jakob Kopczynski von HAW Hamburg mit der HOOU verbindet. Er ist seit der Gründung vor 10 Jahren dabei und blickt auf viele schöne Momente. Seine Vision für die nächsten 10 Jahre? Rosig!

Was ist deine liebste oder erste Erinnerung an die HOOU?

Ich durfte die HOOU schon kennenlernen, bevor sie überhaupt so hieß und bevor ich dann einige Monate später ein Teil von ihr wurde. Denn auf Einladung der Senatskanzlei habe ich in einer der Gremienrunden die Möglichkeiten des spielerischen Lernens vorgestellt, damals noch als Freelancer für die Initiative „creative gaming“.

Dies wurde sehr interessiert aufgenommen, war zu dem Zeitpunkt jedoch noch etwas zu „inhaltlich“ und zu konkret für eine Sache, die erst einen Anfang finden musste. Aber umso schöner war es, zu sehen, dass in den folgenden Jahren viele spielerische Lern- und Lehnansätze ihren Weg zur HOOU gefunden haben und ich Teil dieser sein durfte.

Was hast du aus deiner Zeit oder aus deinem Engagement bei der HOOU für dich persönlich mitgenommen?

Dank der unterschiedlichen Projekte aus mannigfaltigen Wissensgebieten konnte ich selbst super viel lernen. Ich kam z. B. nicht drum herum, Animationsvideos über Geschlechterverhältnisse zu produzieren, ohne etwas über Ungerechtigkeiten, Stereotype und Sexismus zu lernen, oder bei einem Projekt, das sich u. a. mit modernen Familiengefügen und Stammbäumen auseinandersetzt, zu lernen, wie die Familienverhältnisse der Kardashians genau aussehen. Letzteres war nicht unbedingt bewusstseinserweiternd, aber ersteres hat mich in meiner Haltung und meinem Bewusstsein für Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft sehr weitergebracht.

Wenn du die Zukunft der HOOU in zehn Jahren vorhersagen müsstest, wie würde sie aussehen?

An dieser Stelle ist vielleicht auch etwas der Wunsch „Vater des Gedankens“, aber ich lehne mich Mal weit aus dem Fenster und spreche in Worten eines Altkanzlers: ich sehe blühende Landschaften! 10 Jahre sind eine lange Zeit in der sich die Lernplattform der HOOU ganz sicher als oft aufgerufene, zuverlässige und vertrauenswürdige Quelle des Wissens etablieren wird. Dann werden zumindest in Hamburg die meisten etwas mit der HOOU anfangen können.

Es wird regelmäßige Events geben, die das Label HOOU tragen, bei denen viele Menschen unterhalten werden und gleichzeitig etwas lernen. Offene Bildung wird gefragt sein, und wir werden alle dankbar sein, dass wir über die Grenzen der Universitäten hinaus lernen und die Welt um uns herum besser verstehen können.

Zu sehen ist hier der CSD in Hamburg.

Bild: Lukas S / Unsplash

31.07.2025 | Meena Stavesand

Vielfalt leben: Wie Empowerment und Bildung unsere Gesellschaft stärken

Hamburg feiert Vielfalt: Der Christopher Street Day (CSD) bringt am Wochenende Farbe und Botschaften für Gleichberechtigung in die Hafenstadt. Doch Pride ist mehr als ein Fest – es ist Erinnerung und politischer Auftrag in einem. Hinter der Feier steckt eine Geschichte, die uns bis heute lehrt, warum Empowerment so wichtig ist.

Regenbogenfarben überall in der Stadt: Am Sonntag ziehen wieder viele Menschen durch die Straßen Hamburgs, um ein Zeichen zu setzen. Für Toleranz, für Diversität, für eine gemeinsame Zukunft.

Klar ist aber auch: Vielfalt braucht Wissen. Wer die Geschichte von Stonewall kennt, die hinter dem CSD steht, begreift, warum die Paraden weltweit heute noch so wichtig sind. Bildung schafft dieses Verständnis – und gibt Werkzeuge an die Hand, um Diskriminierung abzubauen. Unser Lernangebot „Diversify!“ der HAW Hamburg unterstützt dabei, Perspektiven zu erweitern und Empowerment in die Praxis umzusetzen. Dazu gleich mehr.

Von Stonewall bis Hamburg – der Ursprung einer weltweiten Bewegung

Die Wurzeln reichen zurück ins Jahr 1969: In der New Yorker Christopher Street kam es in der Bar Stonewall Inn zu einer weiteren Polizeirazzia – doch diesmal wehrten sich die Gäste. Angeführt von mutigen Stimmen wie Stormé DeLarverie begannen mehrtägige Proteste. Diese Stonewall-Aufstände markierten den Beginn der modernen LGBTQ+-Bewegung und inspirierten Menschen auf der ganzen Welt.

Anführungszeichen in den Farben des HOOU-Themes

It was a rebellion, it was an uprising, it was a civil rights disobedience—it wasn’t no damn riot.

Stormé DeLarverie über die Stonewall-Unruhen

Nur zehn Jahre später fand auch in Deutschland der erste Christopher Street Day statt, nämlich in Berlin. Hamburg schloss sich ein Jahr später an. Seitdem ist der CSD hier ein fest verankerter Termin, der nicht nur gefeiert, sondern auch als politisches Signal verstanden wird.

Mehr Aufklärung für mehr Akzeptanz

Die Geschichte von Stonewall und der CSD-Bewegung ist mehr als nur ein Rückblick – sie ist eine Einladung zum Lernen. Bildung hilft uns, zu verstehen, warum diese Kämpfe geführt wurden und warum sie bis heute wichtig sind. Sie zeigt, wie tief Vorurteile in Gesellschaften verwurzelt sein können, und wie gezielte Aufklärung zu mehr Akzeptanz führt.

Ob in Schulen, Hochschulen, Medien oder am Arbeitsplatz – Bildung öffnet Türen. Sie macht deutlich, dass Vielfalt kein Trend, sondern ein fester Bestandteil einer gerechten Gesellschaft ist. Genau hier setzt Empowerment an.

Empowerment: Wohlbefinden und Sichtbarkeit stärken

Empowerment ist heute ein zentrales Element der Pride-Bewegung. Es geht darum, Menschen zu bestärken, die aufgrund ihrer Identität oder Orientierung immer noch Diskriminierung erfahren.

Dieses Jahr möchten wir die Gelegenheit nutzen, um auf konkrete Empowerment-Strategien hinzuweisen, die darauf abzielen, die Rechte, das Wohlbefinden und die Sichtbarkeit von LGBTQ+ Personen zu stärken. In unserem Lernangebot „Diversify!“ der HAW Hamburg gibt es viele wertvolle Informationen zum Thema Vielfalt – und auch Empowerment.

Information image

Empowerment kommt aus dem Englischen und steht für die Stärkung der politischen, sozialen, ökonomischen und spirituellen Kraft einer Person oder Community. Besonders wichtig ist dies bei Menschen, die von anhaltender und alltäglicher Diskriminierung betroffen sind – etwa durch Rassismus, Sexismus oder Klassismus. Empowerment marginalisierter Gruppen bedeutet, Kraft zu schöpfen und Selbstbestimmung zu fördern. Für eine diskriminierungssensible Gesellschaft braucht es jedoch auch Powersharing: die bewusste Abgabe von Einfluss durch diejenigen, die über mehr Macht verfügen.

Ein zentraler Bestandteil von Empowerment ist Bildung. Aufklärungsarbeit in Schulen, am Arbeitsplatz und in der Öffentlichkeit kann Vorurteile abbauen und das Verständnis für die Herausforderungen der LGBTQ+-Community stärken. Bildungsinitiativen schaffen eine Kultur der Akzeptanz und des Respekts – entscheidend für das Wohlbefinden aller.

Sichtbarkeit schafft Bewusstsein

Ebenso wichtig ist die Sichtbarkeit. Veranstaltungen und Kampagnen z.B im Pride Month bieten LGBTQ+-Personen Plattformen, um ihre Geschichten zu erzählen. Sichtbarkeit hilft, Stereotype aufzubrechen und ein breiteres Bewusstsein für die Vielfalt menschlicher Erfahrungen zu schaffen.

In unserem Lernangebot „Diversify!“ der HAW Hamburg findest du zahlreiche Handreichungen, wie du dich selbst und andere in deiner (Medien-)Arbeit empowern kannst – nicht nur im Kontext sexueller Vielfalt, sondern auch im Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus oder Ableismus.

Das Kursbild zum Lernangebot: Diversify

Diversify

Die OER Diversify! sollte als ein Startpunkt verstanden werden, sich struktureller Diskriminierung, der Rolle der Medien und der Verantwortung der Lehre anzunähern.

Zum Lernangebot

Sensibilisierung, Empowerment und Positionierung

Im Lernangebot geht es auch um Fragen, die wir uns stellen können, um marginalisierte Personen zu unterstützen:

  • Wie kann ich wenig sichtbare Personen in meiner Medienarbeit empowern?
  • Welche Strategien helfen, den eigenen – oft begrenzten – Blickwinkel zu reflektieren?
  • Können Medien barrierefreier und für alle zugänglich gestaltet werden?
  • Wie lassen sich stereotype Vorstellungen in Sprache, Bild und Ton aufbrechen?

Gemeinsam Vielfalt gestalten

Lass uns diese Zeit als Erinnerung und Inspiration nutzen, jeden Tag aufs Neue für Gleichberechtigung, Akzeptanz und Empowerment einzutreten. Das Lernangebot „Diversify!“ unterstützt uns dabei. So können wir gemeinsam eine inklusive Zukunft gestalten, in der jeder Mensch die Freiheit hat, sich selbst voll und ganz zu entfalten.