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30.08.2021 | Katrin Schröder
Projektabschluss ZUM - Deutsch Lernen
Die ZUM (Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e. V.) ist ein 1997 gegründeter Verein, der zum Ziel hat das World Wide Web als Lern- und Lehrhilfe zu nutzen und zunächst vor allem Materialien einzelner Autor:innen zum Download und zur kostenlosen Nutzung für unterrichtliche Zwecke zur Verfügung stellte. Seitdem hat sich das Angebot der ZUM immer stärker zu einer Plattform entwickelt, auf der in Wikis Materialien, Unterrichtsideen, Lernpfade etc. für zahlreiche Unterrichtsfächer und Themen kollaborativ entwickelt und (seit 2008) grundsätzlich unter OER-Bedingungen zur Nutzung zur Verfügung gestellt werden.
Im Hackathon Hacks&Tools 2020 haben sich Karl-Otto Kirst und Ralf Klötzke zum Ziel gesetzt, die Konzeption von ZUM Deutsch Lernen, einer offenen Plattform für Deutsch als Fremdsprache (DaF) und Deutsch als Zweitsprache (DaZ) weiterzuentwickeln und mit Inhalten zu füllen.
Dieses umfangreiche Wiki hilft Lernenden, die deutsche Sprache durch interaktive Übungen, Hilfe in grammatischen Fragen und der Bearbeitung von Lernpfaden zu erlernen.
Lehrende können ihren Unterricht mit Methoden und Materialien gestalten und haben die Möglichkeit, sich selber in Mikrofortbildungen weiterzubilden.
Die im Rahmen der Förderung durch die HOOU neu entstandenen Materialien reichen vom neuen ZUM-Logo und Icons über interaktive Erklärvideos bis zu Widgets, die die Einbindung von Padlet, Quizlet, Mentimeter und AnswerGarden in die von ZUM Deutsch Lernen genutzte MediaWiki-Plattform ermöglichen, von Mikrofortbildungen zum Selbstlernen über Materialien, die den Einstieg in die Arbeit mit dem Wiki erleichtern bis zu den neuen H5P-Inhaltstypen Image Hotspots ZUM Edition und Virtual Tour (360) ZUM Edition.
Wer noch nicht firm ist in H5P: Mit den H5P Inhaltstypen können eigene interaktive Übungen auf einfache Art und Weise erstellt werden, hier wird H5P einfach erklärt und mit Beispielformaten veranschaulicht.
„Von der öffentlichen Hand geförderte Lernmaterialien müssen offen lizenziert sein!“
Schmerlenbacher Appell, 2015
HOOU@HAW: Die ZUM ist von Anfang an eine Verfechterin von offenen Lizenzen. Was sind die größten Vorteile von OER in Hinblick auf Bildungsmaterialien aus eurer Sicht?
ZUM Deutsch Lernen: Die einfache und rechtssichere Weiterverwendung von Inhalten (Unterrichtsmaterialien und -ideen etc.) erleichtert die Übernahme und Weiterverwendung vorhandener Materialien und Medien enorm, insbesondere, wenn es darum geht, diese nicht nur im eigenen Unterricht zu verwenden, sondern auch weiterzugeben oder zu veröffentlichen, sei es unbearbeitet oder auch in überarbeiteter Form.
HOOU@HAW: Ihr kennt euch in der Szene aus. Was muss sich eurer Meinung nach noch ändern, damit OER noch bekannter werden?
ZUM Deutsch Lernen: Die Lizenzierung guter Inhalte auf zahlreichen Bildungsplattformen wird nach und nach diese Art der Lizenzierung bekannter und selbstverständlicher machen. Es sollte aber auch gerade für staatliche Stellen (insbesondere auch Kultusministerien und Landesbildungsserver) und mit öffentlichen Mitteln geförderte Projekte das selbstverständlich werden, was schon 2015 auf einem ZUM-Treffen von zahlreichen OER-Initiativen gefordert wurde: „Von der öffentlichen Hand geförderte Lernmaterialien müssen offen lizenziert sein!“ (Schmerlenbacher Appell)
HOOU@HAW: Hat euch die Pandemie vor Herausforderungen in der Umsetzung gestellt? Wenn ja, welche?
ZUM Deutsch Lernen: Ja. Denn wir hatten geplant, mit einer Kickoff-Veranstaltung zu starten, in der wesentliche Eckpunkte für die weitere Arbeit und Entwicklung festgelegt und Einiges bereits umgesetzt werden sollte. Und eine solche Präsenzveranstaltung hätte das Einbinden weiterer Personen erleichtert. Und das (bessere) gegenseitige Kennenlernen in einer solchen Veranstaltung hätte der Zusammenarbeit von Anfang deutlichen Schwung geben sollen.
So musste alles online (oder telefonisch) in zahllosen Mails, Video-Konferenzen bzw. bei der gemeinsamen Bearbeitung von Dokumenten u.a. geleistet werden. Dies ist letztlich gut gelungen, zumal dies ja auch gut zu unserem Projekt, der Erstellung und Weiterentwicklung einer Online-Plattform für digitale Angebote für Lehrende und Lernende, passt.
HOOU@HAW: Eure Projektmaterialien sind sehr umfangreich und divers geworden. Wo bekommt ihr die Inspiration für die Umsetzung her?
ZUM Deutsch Lernen: Aus unserer eigenen Arbeit, unserem Fachwissen und unserer Erfahrung mit Deutsch als Fremdsprache und als Zweitsprache sowie aus unseren Kenntnissen und der eigenen Praxis mit der Nutzung von digitalen Medien im Unterricht und in der Fortbildung. Ralf Klötzke war Deutsch-Lehrer in Ungarn, hat in mehreren Ländern in der Lehrer-Fortbildung gearbeitet und ist aktuell auch für das Goethe-Institut und andere Institutionen als Fortbildner tätig. Karl-Otto KIrst war 15 Jahre Lehrer für Deutsch als Fremdsprache im Ausland und ist seit Jahren im Bereich Deutsch als Zweitsprache aktiv. Beide sind aktive Mitglieder in der ZUM.
HOOU@HAW: Habt ihr in dieser Förderphase etwas zum Projektmanagement oder in Bezug auf OER gelernt?
ZUM Deutsch Lernen: Die für uns prägendste Erfahrung war wohl, dass durch die für uns erstmals mögliche Finanzierung wichtiger Entwicklungsschritte, in relativ kurzer Zeit deutlich mehr erreicht werden konnte als nur durch unseren eigenen ehrenamtlichen und unbezahlten Einsatz.
Äußerst erfreulich war für uns, dass immer wieder deutlich wurde, dass diejenigen, die für ZUM Deutsch Lernen Aufträge übernommen haben – und die letztlich von solchen Aufträgen ihren Lebensunterhalt finanzieren müssen – immer wieder durchblicken lassen haben, dass sie gerne bereit sind, ein günstiges Angebot abzugeben, da sie sie selbst die Idee der OER unterstützen.
Etwas gewöhnungsbedürftig waren für uns die Formalitäten bei der Beantragung und Abwicklung der einzelnen geförderten Teile unseres Projekt. Aber inzwischen wissen wir, wie entsprechende Anträge zu stellen, wie Angebote eingeholt werden können etc.
Über OER wussten wir schon viel. Aber inzwischen wissen wir auch, wie Autor:in und Förderer sinnvoll gemeinsam als Urheber genannt werden können.
HOOU@HAW: Die ZUM wird auch in Zukunft noch weiterwachsen. Habt ihr bereits neue OER-Projekte, die ihr plant?
ZUM Deutsch Lernen: Die ZUM, die ja von unbezahlter ehrenamtlicher Arbeit einer relativ kleinen Gruppe von Aktiven getragen wird, ist gerade dabei, ihr Angebot auf eher wenige, dafür aber qualitativ hochwertige Angebote zu konzentrieren. Insofern sind aktuell nicht unbedingt neue Projekte geplant, aber z. B. das sehr stark genutzte ZUMpad sowie die ZUM-Apps sollen noch verbessert werden. Wenn dies im Rahmen einer passenden Förderung beschleunigt oder vielleicht erst in manchen Punkten ermöglicht werden könnte, wäre dies wunderbar.
ZUM Deutsch Lernen soll weiterwachsen und natürlich auch noch besser werden. Auch dies könnte durch eine erneute Förderung deutlich beschleunigt und gleichfalls überhaupt erst ermöglicht werden.
HOOU@HAW: Wir danken euch für die tolle und spannende Zusammennarbeit.
ZUM Deutsch Lernen: Wir danken gleichfalls! Unsere Ansprechpartnerin, Dorothee Wagner, hat uns in vielen Punkten mit ihrer freundlichen und kompetenten Art sehr geholfen. Und auch der Kontakt zu allen anderen Beteiligten war sehr erfreulich und ermutigend.