Schlagwort: OER
30.08.2021 | Katrin Schröder
Projektabschluss ZUM - Deutsch Lernen
Die ZUM (Zentrale für Unterrichtsmedien im Internet e. V.) ist ein 1997 gegründeter Verein, der zum Ziel hat das World Wide Web als Lern- und Lehrhilfe zu nutzen und zunächst vor allem Materialien einzelner Autor:innen zum Download und zur kostenlosen Nutzung für unterrichtliche Zwecke zur Verfügung stellte. Seitdem hat sich das Angebot der ZUM immer stärker zu einer Plattform entwickelt, auf der in Wikis Materialien, Unterrichtsideen, Lernpfade etc. für zahlreiche Unterrichtsfächer und Themen kollaborativ entwickelt und (seit 2008) grundsätzlich unter OER-Bedingungen zur Nutzung zur Verfügung gestellt werden.
Im Hackathon Hacks&Tools 2020 haben sich Karl-Otto Kirst und Ralf Klötzke zum Ziel gesetzt, die Konzeption von ZUM Deutsch Lernen, einer offenen Plattform für Deutsch als Fremdsprache (DaF) und Deutsch als Zweitsprache (DaZ) weiterzuentwickeln und mit Inhalten zu füllen.
Dieses umfangreiche Wiki hilft Lernenden, die deutsche Sprache durch interaktive Übungen, Hilfe in grammatischen Fragen und der Bearbeitung von Lernpfaden zu erlernen.
Lehrende können ihren Unterricht mit Methoden und Materialien gestalten und haben die Möglichkeit, sich selber in Mikrofortbildungen weiterzubilden.
Die im Rahmen der Förderung durch die HOOU neu entstandenen Materialien reichen vom neuen ZUM-Logo und Icons über interaktive Erklärvideos bis zu Widgets, die die Einbindung von Padlet, Quizlet, Mentimeter und AnswerGarden in die von ZUM Deutsch Lernen genutzte MediaWiki-Plattform ermöglichen, von Mikrofortbildungen zum Selbstlernen über Materialien, die den Einstieg in die Arbeit mit dem Wiki erleichtern bis zu den neuen H5P-Inhaltstypen Image Hotspots ZUM Edition und Virtual Tour (360) ZUM Edition.
Wer noch nicht firm ist in H5P: Mit den H5P Inhaltstypen können eigene interaktive Übungen auf einfache Art und Weise erstellt werden, hier wird H5P einfach erklärt und mit Beispielformaten veranschaulicht.
„Von der öffentlichen Hand geförderte Lernmaterialien müssen offen lizenziert sein!“
Schmerlenbacher Appell, 2015
HOOU@HAW: Die ZUM ist von Anfang an eine Verfechterin von offenen Lizenzen. Was sind die größten Vorteile von OER in Hinblick auf Bildungsmaterialien aus eurer Sicht?
ZUM Deutsch Lernen: Die einfache und rechtssichere Weiterverwendung von Inhalten (Unterrichtsmaterialien und -ideen etc.) erleichtert die Übernahme und Weiterverwendung vorhandener Materialien und Medien enorm, insbesondere, wenn es darum geht, diese nicht nur im eigenen Unterricht zu verwenden, sondern auch weiterzugeben oder zu veröffentlichen, sei es unbearbeitet oder auch in überarbeiteter Form.
HOOU@HAW: Ihr kennt euch in der Szene aus. Was muss sich eurer Meinung nach noch ändern, damit OER noch bekannter werden?
ZUM Deutsch Lernen: Die Lizenzierung guter Inhalte auf zahlreichen Bildungsplattformen wird nach und nach diese Art der Lizenzierung bekannter und selbstverständlicher machen. Es sollte aber auch gerade für staatliche Stellen (insbesondere auch Kultusministerien und Landesbildungsserver) und mit öffentlichen Mitteln geförderte Projekte das selbstverständlich werden, was schon 2015 auf einem ZUM-Treffen von zahlreichen OER-Initiativen gefordert wurde: „Von der öffentlichen Hand geförderte Lernmaterialien müssen offen lizenziert sein!“ (Schmerlenbacher Appell)
HOOU@HAW: Hat euch die Pandemie vor Herausforderungen in der Umsetzung gestellt? Wenn ja, welche?
ZUM Deutsch Lernen: Ja. Denn wir hatten geplant, mit einer Kickoff-Veranstaltung zu starten, in der wesentliche Eckpunkte für die weitere Arbeit und Entwicklung festgelegt und Einiges bereits umgesetzt werden sollte. Und eine solche Präsenzveranstaltung hätte das Einbinden weiterer Personen erleichtert. Und das (bessere) gegenseitige Kennenlernen in einer solchen Veranstaltung hätte der Zusammenarbeit von Anfang deutlichen Schwung geben sollen.
So musste alles online (oder telefonisch) in zahllosen Mails, Video-Konferenzen bzw. bei der gemeinsamen Bearbeitung von Dokumenten u.a. geleistet werden. Dies ist letztlich gut gelungen, zumal dies ja auch gut zu unserem Projekt, der Erstellung und Weiterentwicklung einer Online-Plattform für digitale Angebote für Lehrende und Lernende, passt.
HOOU@HAW: Eure Projektmaterialien sind sehr umfangreich und divers geworden. Wo bekommt ihr die Inspiration für die Umsetzung her?
ZUM Deutsch Lernen: Aus unserer eigenen Arbeit, unserem Fachwissen und unserer Erfahrung mit Deutsch als Fremdsprache und als Zweitsprache sowie aus unseren Kenntnissen und der eigenen Praxis mit der Nutzung von digitalen Medien im Unterricht und in der Fortbildung. Ralf Klötzke war Deutsch-Lehrer in Ungarn, hat in mehreren Ländern in der Lehrer-Fortbildung gearbeitet und ist aktuell auch für das Goethe-Institut und andere Institutionen als Fortbildner tätig. Karl-Otto KIrst war 15 Jahre Lehrer für Deutsch als Fremdsprache im Ausland und ist seit Jahren im Bereich Deutsch als Zweitsprache aktiv. Beide sind aktive Mitglieder in der ZUM.
HOOU@HAW: Habt ihr in dieser Förderphase etwas zum Projektmanagement oder in Bezug auf OER gelernt?
ZUM Deutsch Lernen: Die für uns prägendste Erfahrung war wohl, dass durch die für uns erstmals mögliche Finanzierung wichtiger Entwicklungsschritte, in relativ kurzer Zeit deutlich mehr erreicht werden konnte als nur durch unseren eigenen ehrenamtlichen und unbezahlten Einsatz.
Äußerst erfreulich war für uns, dass immer wieder deutlich wurde, dass diejenigen, die für ZUM Deutsch Lernen Aufträge übernommen haben – und die letztlich von solchen Aufträgen ihren Lebensunterhalt finanzieren müssen – immer wieder durchblicken lassen haben, dass sie gerne bereit sind, ein günstiges Angebot abzugeben, da sie sie selbst die Idee der OER unterstützen.
Etwas gewöhnungsbedürftig waren für uns die Formalitäten bei der Beantragung und Abwicklung der einzelnen geförderten Teile unseres Projekt. Aber inzwischen wissen wir, wie entsprechende Anträge zu stellen, wie Angebote eingeholt werden können etc.
Über OER wussten wir schon viel. Aber inzwischen wissen wir auch, wie Autor:in und Förderer sinnvoll gemeinsam als Urheber genannt werden können.
HOOU@HAW: Die ZUM wird auch in Zukunft noch weiterwachsen. Habt ihr bereits neue OER-Projekte, die ihr plant?
ZUM Deutsch Lernen: Die ZUM, die ja von unbezahlter ehrenamtlicher Arbeit einer relativ kleinen Gruppe von Aktiven getragen wird, ist gerade dabei, ihr Angebot auf eher wenige, dafür aber qualitativ hochwertige Angebote zu konzentrieren. Insofern sind aktuell nicht unbedingt neue Projekte geplant, aber z. B. das sehr stark genutzte ZUMpad sowie die ZUM-Apps sollen noch verbessert werden. Wenn dies im Rahmen einer passenden Förderung beschleunigt oder vielleicht erst in manchen Punkten ermöglicht werden könnte, wäre dies wunderbar.
ZUM Deutsch Lernen soll weiterwachsen und natürlich auch noch besser werden. Auch dies könnte durch eine erneute Förderung deutlich beschleunigt und gleichfalls überhaupt erst ermöglicht werden.
HOOU@HAW: Wir danken euch für die tolle und spannende Zusammennarbeit.
ZUM Deutsch Lernen: Wir danken gleichfalls! Unsere Ansprechpartnerin, Dorothee Wagner, hat uns in vielen Punkten mit ihrer freundlichen und kompetenten Art sehr geholfen. Und auch der Kontakt zu allen anderen Beteiligten war sehr erfreulich und ermutigend.
24.08.2021 | Katrin Schröder
Projektabschluss KISS*
KISS* hat nichts etwa mit Küssen oder der Rock-Band zu tun, sondern ist ein Lernangebot mit dem Namen Künstliche Intelligenz für Schüler:innen und Studierende.
Das Lernangebot ist ein Produkt des Hackathon Hacks&Tools im Februar 2020.
Werner Bogula konnte mit seinem Konzept, ein offen lizenziertes Online-Bildungsangebot zu dem Thema Künstliche Intelligenz zu schaffen, die Jury überzeugen.
Zum Glück, denn herausgekommen sind 14 Lerneinheiten, die sowohl für interessierte Selbstlerner:innen, als auch in geführten Lerngruppen (z. B. im Unterricht oder Seminar) bearbeitet werden können.
Lernende können sich durch die Bearbeitung der OER ein breites Wissen zu Künstlicher Intelligenz aneignen: So werden neben der Technik und Anwendung auch beleuchtet, wer verantwortlich für die Entscheidungen von KI und deren Einsatz in der Gesellschaft ist. Viele Beispiele werfen Fragen auf: Wer überwacht die Maschinen? Wenn die Maschine immer besser ist als der Mensch, wofür ist der Mensch dann noch da? Und wie funktioniert maschinelles Lernen überhaupt?
Die anschaulich aufbereitete OER wechselt zwischen Input als Text, H5P-Abfragen und Videos ab.
HOOU@HAW: Wie kamst Du auf die Idee, ein Lernangebot zu künstlicher Intelligenz zu machen?
Werner: Ich arbeite seit langem als Trainer für Journalist:innnen und Aktivist:innen und habe damals festgestellt, dass es zum Thema Künstliche Intelligenz wenig gutes Lehrmaterial für Einsteiger:innen gegeben hat. Dazu kommt, dass Mathematik und Informatik viele Wissbegieriege abschreckt. Daher dachte ich, es wäre einen gute Idee, das Thema einmal von der Alltagserfahrung junger Leute aufzuziehen und so Schüler*innen und Studierende an das Thema heranzuführen.
HOOU@HAW: Du warst bei den Anfängen des Internets in den 90ern mittendrin. Hättest Du Dir diese steile Entwicklung damals vorstellen können?
Werner: Es ist wirklich atemberaubend, was in meiner Lebenszeit an digitalen Revolutionen stattgefunden hat. Als ich studiert habe, ging es gerade um den Übergang vom Bleisatz auf Digitaldruck, dann kann das Internet mit dem Online-Journalismus und in den letzten Jahren nun die KI-Revolution.
HOOU@HAW: Was fasziniert Dich an künstlicher Intelligenz und was macht Dir vielleicht auch Angst?
Werner: Als Softwareentwickler war ich es immer gewohnt, dass man Maschinen haarklein sagen muss, was sie tun sollen. Mit der KI gibt es nun völlig neue Möglichkeiten, dass Maschinen aus Beispielen lernen und damit Bereiche erschlossen werden, die vorher nicht maschinell bearbeitet werden konnten. Am meisten fasziniert mich die Spracherkennung und Sprachverarbeitung, weil es die komplexesten Probleme mit sich bringt. Angst habe ich keine. Aber es stimmt mich bedenklich, dass viele sich eine Meinung zu KI bilden oder auch Angst davor entwicklen, ohne genauer informiert zu sein, was KI kann oder nicht kann. Ich hoffe mit KISS* einen Baustein beitragen zu können, sich eine informierte Meinung über KI zu bilden.
HOOU@HAW: Warst Du bereits vor dem Hackathon in der OER Community unterwegs und welche Vorteile siehst Du in der Entwicklung und Bereitstellung von offen lizensierten Bildungsmaterialien?
Werner: Der Hackathon war meine erste Begegnung mit der OER Community. Aber da ich als Softwareentwickler ein riesiger Fan von Open Source Software bin, hat mich der OER-Gedanke gleich angesprochen, und der Wunsch das Prinzip der freien Verfügbarkeit einmal auf Wissen anzuwenden war sofort da. Mithilfe der Förderung durch die HOOU konnte ich das dann glücklicherweise gleich umsetzen und die Erfahrung war wirklich fantastisch. Ich finde es super, dass die Universitäten über die HOOU mit den OERs Wissen für alle bereitstellen, damit in die Gesellschaft hineinwirken und zu eigenen Lehr- und Lernprojekten anregen.
Hier geht es zum Lernangebot.
An dieser Stelle sagen wir noch: Vielen Dank, für diese schöne und gute Zusammenarbeit, lieber Werner. Wir sind gespannt, welche Entwicklungen die Technologie in der Zukunft noch nimmt.
18.08.2021 | Katrin Schröder
Projektabschluss LOA - Lernen ohne Aufgaben
Was ist LOA?
Lernen ohne Aufgaben, wie soll das denn gehen? LOA ist ein Lernstufenansatz, der in 30-jährigem Lehr-Lernprozess von Anne Peters entwickelt wurde und sich als Graswurzelebewegung an verschiedenen schulischen und außerschulischen Orten ausbreitet. Dieser kompetenzorientierte Ansatz sieht die Lernenden als Individuen, die ermächtigt werden, in ihrem eigenen Tempo und nach ihren eigenen Fähigkeiten Können, Wissen und deren Anwendung aufzubauen.
Nutzer:innen gehen mit den Lernthemen in Resonanz, entscheiden, welche ihnen wichtig sind und gestalten so aktiv ihren Lernweg. Bewertung erfolgt weniger von außen durch Noten als von innen durch das Erkennen der eigenen Lernfortschritte.
Für wen ist LOA?
Zielgruppe von LOA sind alle Lernenden ab neun Jahren, aber auch Eltern insbesondere in mehrsprachigen Kontexten sowie Lehrende, die den LOA-Modus für ihre Lehrpraxis einsetzen möchten. Hinzu kommen außerschulische Lernhelfer:innen und LOA-Multiplikatoren:innen.
Was wurde im Zuge von Hacks&Tools produziert?
Dafür stand im Mittelpunkt der Förderung der Aufbau eines digitalen Lernwunschkorbs, mit dem die Lernenden ihren eigenen Lernweg dokumentieren können. Das Besondere an dem Lernwunschkorb ist, dass die Lernenden nicht von außen bewertet werden und sich auch nicht mit anderen vergleichen (müssen). Es geht einzig darum, die eigenen Fähigkeiten festzuhalten.
Mit der Einführung können sich sowohl Deutschlernende und -lehrende als auch Bildungsmultiplikator:innen, die sich für einen an Lernprozessen orientierten Bildungsansatz interessieren, zu dem LOA-Lernansatz informieren.
Außerdem können die verschiedenen produzierten Medien unter „Deutsch für Einsteiger“ gefunden und weiterverwendet werden.
Das Lernangebot zur Einführung und für den Überblick über LOA ist hier zu erreichen.
Hier findet ihr den Lernwunschkorb und den Lernzirkel.
Die einzelnen Lerneinheiten können direkt auf der LOA-Seite eingesehen werden:https://www.loa.jetzt/kapitel_lb1/kapitel-1/
Ein paar Fragen an Anne
HOOU@HAW: Was treibt Dich dazu an, so viel Leidenschaft für das Thema selbstbestimmtes Lernen aufzubringen?
Anne Peters: Mein innerer Motor ist die Freude, die entsteht, wenn Menschen mit dem LOA-Lernansatz in einen gemeinsamen Lernflow kommen. Es entstehen Glücksgefühle, Verbundenheit und Begeisterung. Auch fühle ich Verantwortung, diese Erfahrungen an die nächste Generation weiterzugeben, die vor der Herausforderung steht, überkommene Strukturen im Bildungswesen zu transformieren.
HOOU@HAW: Wie kamst Du auf die Idee, einen Lernwunschkorb zu konzipieren?
Anne Peters: Es ist nicht ganz einfach, Menschen aus dem gewohnten reaktiven in einen aktiven Lernmodus zu verhelfen. Dafür ist das Prinzip der Fülle und der Wahlmöglichkeit hilfreich: Der Lernende* geht mit zugänglich gemachten Lernthemen in Resonanz und entscheidet (zunächst mit ergänzender Assistenz durch einen Lernbegleiter*, dann zunehmend selbstständig), was für den eigenen Lernfortschritt gerade nützlich ist. Der Lernwunschkorb ermöglicht ein „Lernen á la carte“. Nach dem Auswählen eines Lerninhalts kann der Lernende* ein Stufentraining absolvieren (1 beobachten – 2 üben – 3 können – 3+ sich bestätigen lassen – 4 weitergeben – 5 anwenden) und für sich selbst dokumentieren, welche Lernstufe er* bereits erreichen konnte. Wir sind gespannt, ob das auch digital funktionieren kann.
HOOU@HAW: Du bist ja unglaublich gut vernetzt, wie stehen konventionell Lehrende zu Deinen Ideen?
Anne Peters: Am schnellsten verstehen Deutschlernende (Kinder und Erwachsene), Eltern und außerschulische Lernhelfer* den Wert des LOA-Lernansatzes. Traditionell Lehrende* tun sich auch mal schwer damit, weil sie irrtümlich annehmen, dass sie mit LOA ihren „Lehrverpflichtungen“ nicht ausreichend nachkämen. Allerdings gibt es ein breites Spektrum von Lehrenden*, die einzelne LOA-Elemente übernehmen bis hin zu Lehrern*, die ihren Jahresplan für den Deutschunterricht komplett auf LOA-Prinzipien aufbauen – sogar auch für den DaF-Unterricht an einer staatlichen Schule in Mittelrussland.
HOOU@HAW: Ist es für Lernende, die ja auch oft eher aus dem traditionellen Lernumfeld kommen, leicht, sich mit dem LOA-Lernansatz vertraut zu machen?
Anne Peters: Das ist ein wenig Typsache: Wer denkt, lernen sei „am Tisch sitzen und Aufgaben lösen“, hält das ganzheitliche Lernen mit allen Sinnen – unter Einbeziehung von Gesten und inneren Bildern – zunächst vielleicht für „kindlich“ oder „zu spielerisch“. Meist spüren Lernende* aber schnell, dass man* auf LOA-Art Gelerntes nicht vergisst, sondern ein verlässliches inneres Repertoire aufbaut. Die Bewertungspraxis in Schule und Sprachkurs allerdings bremst diese aktiv lernenden Durchstarter dann leider auch wieder aus: wenn sie nämlich für dort gelöste Aufgaben gute Noten erhalten, bevor sie tatsächlich in der Lage sind, differenzierte Sprache aktiv selbst anzuwenden. Individuelle Lernwünsche verebben da leicht.
HOOU@HAW: Du bist schon lange Teil der OER Community. Was reizt Dich besonders daran?
Anne Peters: Die Kultur des Teilens, das Arbeiten im Team mit dem Prinzip der ergänzenden Assistenz fühlt sich für mich einfach richtig und stimmig an. Der OER-Gedanke beruht auf Vertrauen und Effizienz gleichermaßen. Das finde ich genial und freue mich, Teil dieser Community zu sein. Und wir Menschen können diese Fähigkeit des Miteinander gut für eine gemeinsame Zukunftsgestaltung einbringen. Herausforderungen gibt es genug. OER kann da einen wichtigen Beitrag leisten.
Vielen Dank für die gute und spannende Projektzusammenarbeit, Deine Leidenschaft und den tollen Projektabschluss, liebe Anne.
11.08.2021 | Katrin Schröder
Neue Lectures for Future (LFF) Vorlesung über Bioressourcen
Das HOOU-Projekt Lectures for Future (LFF) veröffentlicht heute eine neue Vorlesung zum Thema Bioressourcen. Thematisch sind alle Vorlesungen so eingebettet, dass sie sie Zielsetzung vereint zur Erreichung der Nachhaltigkeitsziele beizutragen. Ein Überblick über die anderen Vorlesungen und Zielsetzungen gibt die Einführung in das Projekt.
Die Bioressourcen-Vorlesung gibt einen Überblick über die Vielfalt der Bioressourcen und Status Quo ihres Managements. Darüber hinaus werden Eindrücke vermittelt, wie diese in Zukunft besser genutzt werden können, z.B. in Bioraffinerien zur parallelen Herstellung verschiedener biobasierter Produkte. Zusätzlich wird aufgegriffen, dass durch Kaskadennutzung eine Bioressource nicht nur einmal, sondern mehrfach genutzt werden. Es werden auch innovative Beispiele gezeigt, die sich auf ein vorrausschauendes Management von urbanen Bioressourcen und deren regionale Nutzung konzentrieren. Darüber hinaus werden die vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten von Bioressourcen in den Kontext einer nachhaltigen Entwicklung gestellt.
Diese Vorlesung wurde von PD Dr.-Ing. habil. Ina Körner, Phillipp Lüssenhop und Steffen Walk vom Institut für Abwasserwirtschaft und Gewässerschutz der TUHH entwickelt.
02.08.2021 |
Projektabschluss - GOOD & EVIL Ein Point and Click Adventure als OER
Auf den Spuren von Dr. Jekyll und Mr. Hyde Englisch lernen, das geht mit dem interaktiven Audio Adventure „The Strange Case of Dr. Davis“.
Das Projekt „Good & Evil“, bestehend aus Julia Schuhmacher & Daniel Behnke, entstand aus dem Hackathon Hacks & Tools im Februar 2020 und hat sich zu einer umfangreichen Lernressource mit investigativem Charakter entwickelt.
Die Geschichte baut sich nach und nach auf und wird komplexer, je mehr Rätsel gelöst werden. Das Lösen der Rätsel steht in direktem Zusammenhang mit der Hörverstehenskompetenz, welche gezielt gefördert werden soll. Begleitet werden die Spieler:innen von einem anklickbaren Charakter, einer KI. So können sich die Spieler:innen Hilfe holen, wenn sie nicht weiterwissen.
Passende Musik und immer wieder stattfindende Rage-Attacks laden das Setting des Spiels mit Spannung auf.
Die Methodik des Lernangebots sieht vor, dass das Spiel im Unterricht (ab der 9. Schulklasse), ob im Homeschooling oder in Präsenz, gespielt wird. Dabei werden verschiedene Lehrszenarien vorgestellt.
Lehrende können mit ihren Schüler:innen durch diverse Zusatzmaterialien tiefer in den Hintergrund der Geschichte einsteigen, Vokabellisten im Vorfeld pauken, oder ihren eigenen Grundriss des Labors ausfüllen. Ein Transkript hilft, wenn die Spieler:innen festhängen.
„The Strange Case of Dr. Davis“ kann natürlich auch außerhalb des Unterrichts von Interessierten gespielt werden.
Die Geschichte macht Spaß und weckt so einige Erinnerungen an die eigenen Spielanfänge im Englischunterricht mit Madame Marmelade. Zum Glück hat sich seitdem einiges weiterentwickelt ☺
Hier kommt ihr zu dem Lernangebot auf der HOOU-Plattform: https://www.hoou.de/projects/the-strange-case-of-dr-davis/preview
HOOU@HAW: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, ein Serious Game für den Englischunterricht zu entwickeln?
Wir hatten den Eindruck, dass es noch wenig spielerische Lernmedien gibt, die das Hörverstehen beim Englischlernen fokussieren und dabei auf das Lesen von Texten verzichten. Wir haben dann überlegt, was für uns technisch umsetzbar ist und sind so auf das Genre des Point and Click gekommen, was auch sehr gut zu unserem didaktischen Ansatz des „Learning Goal-Core Mechanic-Alignment“ passt: „klicken, zuhören & verstehen – klicken“. Das spielerische Weiterkommen sollte also in direktem Zusammenhang mit der angestrebten Kompetenzförderung stehen.
Auch auf gestalterischer Ebene sind wir von dem ausgegangen, was uns praktisch umsetzbar erschien. Aus diesem Grund entschieden wir uns für ein zweidimensionales Spiel mit unbewegten Bildern, die eine anorganische Umgebung ohne natürliches Licht oder Menschen darstellen. Da kam uns die Idee eines verlassenen Labors und der Anfang des Plots war geboren.
HOOU@HAW: Wie kamt ihr auf den Plot?
Nachdem nun klar war, dass die Spieler:innen sich in einem verlassenen Labor befinden, galt es eine logische Geschichte zu entwickeln. Aufgrund ihrer gegenwärtigen Popularität kam uns schnell das Prinzip der Escape Games in den Sinn. Es sollte also darum gehen, herauszufinden, weshalb man sich in diesem verschlossenen Raum befindet und wie man ihn verlassen kann. Unserer Lehrerfahrung nach wecken investigative Geschichten das Interesse bei unserer Zielgruppe (Schüler:innen ab der 9. Klasse).
Auch das Thema „Good vs. Evil“ war für uns interessant, da es einen leichten Zugang und zugleich das Potential bietet, in die Tiefe zu gehen. Der Gedanke der Entwicklung weiterführender Unterrichtsideen war letztlich der Anlass, nach einer klassischen Lektüre zu suchen, die thematisch zu unserer Story passt und eine weitere mediale Ebene eröffnet. Beim Schreiben des Plots haben wir die Möglichkeiten des Game Development und des Genres „Point and Click“ im Blick behalten und viel Wert auf die Spiellogik gelegt. Wieso sind wir alleine, wie lassen sich die Audio-Artefakte sinnvoll erklären und wer sind wir überhaupt?
HOOU@HAW: Was fasziniert euch an der Story zu Dr. Jeckyll & Mr. Hyde?
Existenzielle Fragen und solche nach menschlichem Verhalten sind zeitlos und betreffen Personen jeden Alters. Uns beiden gefällt die düster angehauchte Literatur im England des 19. Jahrhunderts. Beispielsweise war zu Beginn auch „The Invisible Man“ von H.G. Wells im Gespräch, da Julia diese Geschichte basierend auf einer Adaption von Jeff Lemire im Unterricht behandelte und die Resonanz der Jugendlichen so gut war. Eine Identifikation mit dem ambivalenten und mit sich selbst ringenden Charakter Jeckyll bzw. Hyde erschien uns dann aber insbesondere bei Jugendlichen passender. Ein Vorteil dieser Storys ist übrigens auch, dass sie gemeinfrei sind und wir „Dr. Jeckyll & Mr. Hyde“ so problemlos in unser Audio Adventure einbinden konnten.
HOOU@HAW: Ihr habt das Spiel mit Unity entworfen/programmiert. Hattet ihr damit bereits Erfahrungen?
Wir hatten bereits grundlegende Erfahrungen im Bereich Game Development und teilweise auch mit Unity, mussten uns aber sehr viel aneignen. Unity Learn, die Lernumgebung von Unity, wie auch viele Tutorials und andere Lernangebote aus der Development Community haben uns hier sehr geholfen – insofern war das Projekt für uns selbst auch eine großartige Gelegenheit, das nächste Game Design und Game Development-Level „freizuschalten“.
HOOU@HAW: Wart ihr bereits vor dem Hackathon in der OER Community unterwegs und welche Vorteile seht ihr in der Entwicklung und Bereitstellung von offen lizensierten Bildungsmaterialien?
Wir hatten bereits OER-Lernmaterialien, inkl. eines Spiels, in anderen Projekten erstellt. Daniel durfte auch als Coach zum Thema „Spiele und Lernen“ bei den OERWerkstätten mitwirken. Für uns beide war von Anfang an klar, dass wir das Spiel als freie Ressource bereitstellen wollen, um einen freien Zugang zu ermöglichen. Wir sind vom offenen Austausch von Wissen und Kenntnissen überzeugt. Außerdem erhoffen wir uns dadurch, die Möglichkeiten spielerischer Lernangebote, gerade im schulischen Bereich weiter bekannt zu machen. Letztendlich hoffen wir auch, dass unser Audio Adventure einen Beitrag dazu leistet, Spiele in der Art als Lernmedien zu etablieren, wie es z.B. für Bücher und Filme heute der Fall ist.
Wir danken euch für die schöne Zusammenarbeit und freuen uns, dass ihr dieses Spiel entwickelt habt.
14.06.2021 |
Digitales #afterwOERk im Juni 2021
Was bedeutet Digitalisierung und was hat das mit globalen und innergesellschaftlichen Machtverhältnissen zu tun? Ist Technologie neutral? Wer programmiert für wen? Was steckt eigentlich hinter der Digitalisierungsstrategie des BAMF? Und woher kommt überhaupt der Strom fürs Internet? Diesen und vielen weiteren Fragen stellt sich das F3_kollektiv. Um machtkritische Perspektiven und globale Prozesse der Digitalisierung kennenzulernen und darüber zu reflektieren, entwickelte das Bildungskollektiv verschiedene Methoden für die schulische und außerschulische Bildungsarbeit.Auch für die Methoden selbst setzt es die Möglichkeiten des digitalen Raums ein. Ihr Bildungsmaterial steht allen Interessierten als OER frei zur Verfügung:https://www.f3kollektiv.net/#materialien.
Beim digitalen #afterwOERk am 17. Juni 2021 spricht Moderator Christian Friedrich mit Maike und Katrin vom F3_kollektiv über ihr Projekt. Die Unterhaltung findet in einem ZOOM-Meeting statt und wird für den Podcast Hamburg hOERt ein HOOU aufgezeichnet. Nach der Aufzeichnung haben Zuschauer:innen und Gäste die Möglichkeit, sich über das Projekt und ihre Arbeit auszutauschen.
Wann?
- Am 17. Juni 2021 um 20:00 Uhr: Die „Türen“ zum Meetingraum öffnen sich. Es folgt ein Kennenlernen und die Vorbereitung auf das Gespräch
- 20:30: Start der Aufzeichnung. das F3_kollektiv im Gespräch mit Christian Friedrich und live Zuhörer:innen
- 21:15 Uhr: Austausch und Fragerunde ohne Aufzeichnung. Alle Zuhörer:innen und Gäste tauschen sich aus
- 21:45 Uhr: Ende des #afterwOERk
Wo?
Die Anmeldung ist hiermöglich. Die Zugangsdaten für den ZOOM-Raum senden wir Ihnen am Vortag per Email zu.
Warum?
Die HOOU@HAW lädt regelmäßig zum #afterwOERk, um mit interessanten Gästen aus der Welt über ihre OER-Arbeit und -Projekte zu sprechen. Das Gespräch wird stets aufgezeichnet und im Podcast Hamburg hOERt ein HOOU veröffentlicht. Mit dem digitalen #afterwOERk haben wir versucht das Format in die digitale Welt zu übertragen und möchten weiterhin die Chance nutzen, uns auf diese Art auszutauschen.
Veranstaltungsort: ZOOM
https://ems.hoou.de/afterwoerk/detail/registration/2021-06-17-digitales-afterwoerk-im-juni-2021.html
25.05.2021 |
Projektabschluss "Pimp my 3D"
Was tun mit einem kaputten 3D-Drucker, wenn er nicht mehr repariert werden kann? Als Dario Quiñones ein ebensolches Exemplar vermacht bekam, hauchte er ihm als Instrument neues Leben ein. Durch eine Förderung bei Hacks & Tools wurde ein Projekt draus, das nun, eineinhalb Jahre später als OER-Lernangebot auf www.hoou.de seinen Platz gefunden hat.
„Pimp my 3D-Printer” ist ein Hack-Projekt, das Elektronik wiederverwertet, um ihr einen neuen Platz in der Gesellschaft zu geben.
Das Lernangebot ist in 8 Kapiteln aufgebaut und versorgt euch mit theoretischem Hintergrund zu 3D-Druckern, Programmierung und Musik, bietet euch bereits fertig programmierte Software und ein Patch für Raspberry Pi, zeigt in Schritt-für-Schritt Anleitungen wie ihr euch selber eine Zither baut und richtet sich an alle, die gerne basteln und tüfteln.
HOOU@HAW: Eure OER ist eine umfangreiche Lernressource geworden. Kann ich auch ohne Zugang zu einem 3D-Drucker etwas lernen?
Na klar kann man das. Wir haben in unserer OER alles ausführlich erklärt und so kann man auch, ohne selbst einen 3D-Drucker zu haben, in die Grundlagen von PureData reinschnuppern. Außerdem bekommt man praktische Tipps wie man sich selbst ein E-Zither bauen kann.
HOOU@HAW: Alle Materialien sind unter offenen Lizenzen veröffentlicht worden. War Openness schon vor der Förderung etwas, mit dem ihr zu tun hattet?
Einige Teammitglieder hatten schon Erfahrungen mit Openness, wir haben uns bei Hacks & Tools kennengelernt und haben uns dort mit dem Openness-Konzept tiefer beschäftigt.
HOOU@HAW: Hat euch die Pandemie vor Herausforderungen in der Umsetzung gestellt? Wenn ja, welche?
Auf jeden Fall, wir konnten uns nicht so einfach treffen und das hat unseren Zeitplan völlig durcheinandergebracht. Wir haben auch versucht bis zum Schluss den Workshop noch offline durchzuführen was jetzt leider doch nicht möglich ist.
HOOU@HAW: Ihr konntet alle Ziele zeitlich und inhaltlich einhalten. Gab es etwas, was ihr rückblickend anders hättet machen wollen, oder euch überrascht hat?
Wir haben den ganzen administrativen Teil unterschätzt. Wir haben uns aber doch schnell hineingefuchst und daraus viel gelernt.
Für alle, die Lust haben, sich das Ganze mal „live“ anzuschauen, findet am 28.05.21 um 19:00 ein Workshop statt.
Im Workshop werden wir unser Projekt vorstellen und erklären. Zum Schluss kann dann jede:r die*der möchte, den 3D-Drucker auch selbst einmal aus der Ferne steuern.
Der Zoom-link wird auf unserer Facebookseite ab 18 Uhr bekannt gegeben.
https://www.facebook.com/PimpMy3DPrinter/
Wir freuen uns auf Euch!
HOOU@HAW: Euer Workshop findet, anders als geplant nicht in einem Makerspace, sondern digital statt. Wollt ihr das irgendwann noch nachholen?
Ein Workshop in einem Makerspace wäre natürlich ideal. Mal sehen was in der Zukunft kommt.
Danke für die schöne Zusammenarbeit und das tolle Endergebnis.
12.05.2021 |
Don’t hate! Participate.
Lehrkräftefortbildung am 21.05. zu Hass im Netz und Demokratiebildung
Das Projekt „Don´t Hate! Participate.“ wurde beim Hacks&Tools meets #OERcamp mit dem Sonderpreis für besondere gesellschaftliche Bedeutung ausgezeichnet.
Ziel des Projekts ist es, Lehrkräfte dabei zu unterstützen, Konzepte für schulinterne Aktionstage zu den Themen „Hass im Netz“ und „Demokratiebildung“ zu entwickeln.
Dabei sollen ko-kreierte Open Educational Resources zum Einsatz kommen, die immer weiterentwickelt werden. Durch mehr und mehr stattfindende Aktionstage würde der Katalog an OER immer größer werden.
Dadurch, dass die Aktionstage von den Lehrenden selbst konzipiert und durchgeführt werden, können Besonderheiten z.B. des Schultyps oder der Region Rechnung getragen werden. Zielgruppe sind neben Lehrer:innen an allgemeinbildenden Schulen auch Lehramtsstudierende, Schulsozialarbeiter:innen sowie Pädagog:innen in außerschulischen Bildungseinrichtungen und Nichtregierungssorganisationen.
Um eine Grundlage für die eigenständige Durchführung dieser Aktionstage zu schaffen, hat das Team, bestehend aus David Salim, Torben Mau, Marina Weisband und Dejan Mihajlović ein Konzept für eine Lehrkräftefortbildung entwickelt.
Zu Beginn des Projektes war eine Ganztages-Veranstaltung in Präsenz geplant die nun aufgrund der Lage digital durchgeführt wird. Das birgt die Vorteile, dass mehr Menschen daran teilhaben können.
Teilnehmen können alle Interessierten.
Lehrkräftefortbildung Don’t hate! Participate.:
Freitag, den 21.05.21
15:00 bis 18:00
Hier geht es zur Anmeldung:
Dont hate participate
Im Anschluss an die Fortbildung werden die entwickelten OER und ein Leitfaden und Konzept zum Durchführen eigener Veranstaltungen als Lehrangebot auf hoou.de veröffentlicht.
05.05.2021 |
Projektabschluss - Machtkritische OER zu Flucht & Digitalisierung
Das F3_kollektiv hat sich im Februar 2020 mit Evelyn Linde und Simon Toewe bei Hacks&Tools um eine Förderung für ihr OER Projekt beworben. Die Idee einer Lernplattform für machtkritische Bildungsarbeit wurde nun erfolgreich als Lernangebot auf der Plattform hoou.de umgesetzt. Im Februar 2020 war noch nicht absehbar, dass die Pandemie unsere Leben auf den Kopf stellt. Im Team von Evelyn und Simon haben Lockdown & Co neben der Kommunikation zwischen verschiedenen Städten vor allem die Planung und Durchführung der Multiplikator:innenschulung für die entwickelten OER-Tools beeinträchtigt
Das Team hat flexibel auf die Situation reagiert und die Schulung erfolgreich digital durchgeführt. In dem Workshop stellten sie zwei Tools vor: Ein interaktives Video zur Digitalisierungspraxis des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) und ein digitales Tool zu Grenzen und Grenzüberquerungen. Beide Tools sind Teil der Themenreihe „Migration und Flucht“.
In dem Video stellen Tareq Alaows und Lea Beckmann die Digitalisierungspraxis des BAMF aus verschiedenen Perspektiven vor. Sie erklären, wie das BAMF im Asylverfahren auf die Daten auf Mobiltelefonen von geflüchteten Menschen zugreift. Dabei wird den Zuschauenden die Tragweite und Fehleranfälligkeit des Systems bewusst. In der Schulung wurde deutlich, dass viele der Teilnehmenden nicht mit dem Thema der Datenauswertung vertraut waren.
HOOU@HAW: Warum, glaubt ihr, ist über die Digitalisierungspraxis des BAMF in der Gesellschaft so wenig bekannt?
Das hängt von der Perspektive ab: Menschen, die im Alltag und in Institutionen Rassismus erfahren, die keinen deutschen Pass haben oder die sich mit dem Asylsystem auseinandersetzen, haben viel Wissen dazu. Menschen hingegen, die diesbezüglich privilegiert sind, müssen sich mit dem Thema nicht auseinandersetzen. Mit den Übungen möchten wir dazu anregen auch über eigene Privilegien nachzudenken. In dem Tool zu Grenzen und Grenzüberquerungen setzen sich Nutzer:innen aktiv mit ihren eigenen Grenzüberquerungen – nicht nur physischer Art – auseinander.
HOOU@HAW: Wie kamt ihr auf die Idee?
Lea Beckmann und Anna Biselli stellten im Dezember 2019 beim Kongress des Chaos Computer Clubs ihre Studie „Das Smartphone, bitte! Digitalisierung von Migrationskontrolle in Deutschland und Europa“ vor. Evelyn aus dem Team saß im Vortrag und dachte sie hört nicht richtig. Obwohl sie sich mit den Themen auskennt, wusste sie nicht wie weitreichend die Befugnisse des BAMF sind. Als wir im Team darüber sprachen, war für uns klar: Es braucht Bildungsarbeit dazu!
HOOU@HAW: In beiden OER-Tools nutzt ihr H5P. War euch das Tool bereits vor der Förderung durch die Hamburg Open Online University bekannt?
Ja, in unserem Projekt #digital_global arbeiteten wir bereits viel mit h5p-Elementen. In dem HOOU-Projekt hatten wir allerdings die Möglichkeit neue Inhaltstypen einzusetzen und im Team Wissen weiterzugeben, wie ein h5p-Element erstellt wird.
HOOU@HAW: Hat euch die Pandemie vor Herausforderungen in der Umsetzung gestellt? Wenn ja, welche?
Wir hatten uns sehr auf das Seminar für Multiplikator*innen in Hamburg gefreut. Deshalb fanden wir es schade, dass wir in den digitalen Raum ausweichen mussten. Nichtsdestotrotz waren es dann zwei spannende Tage.
HOOU@HAW: Ihr konntet alle Ziele zeitlich und inhaltlich einhalten. Gab es etwas, was ihr rückblickend anders hättet machen wollen, oder euch überrascht hat?
Das Interview mit Tareq und Lea überraschte uns in dem Sinne, dass wir selbst viel von ihnen gelernt haben.
Die Übungen sind genau vor dem Seminar fertig geworden. Es wäre toll gewesen, sie schon in einem Workshop mit Schüler*innen ausprobiert zu haben.
Wir freuen uns, dass ihr www.hoou.de mit eurem Lernangebot bereichert habt und wünschen euch alles Gute für die Zukunft.
Danke für die schöne Zusammenarbeit.
Im Rahmen des Projekt #digital_global finden im Mai zwei Veranstaltungen zu Verschwörungserzählungen statt:
- am 11.05.21 von 17:00-19:00 eine digitale Veranstaltung zu machtkritischer Bildungsarbeit im Zusammenhang mit Verschwörungserzählungen.
- am 18.05.21 von 17:00 – 19:00 die Veranstaltung Feministisches Internet als Strategie gegen Verschwörungs-Trolle?!
30.03.2021 |
Semesterbericht HOOU@HAW: Sommersemester 2021
Wir von der HOOU@HAW wollen euch einmal im Semester darüber unterrichten, was uns bewegt, was wir bewegt haben, und was wir in Zukunft bewegen werden.
Unsere Arbeit im Team lebt davon, dass wir alle vielfältige und spannende Projekte betreuen.
Wer sind wir?
SARAH THOMAS hält als stellvertretende Teamleitung den Laden der HOOU@HAW am Laufen. Als wäre das nicht schon genug, schreibt sie, vernetzt, und erstellt ganz nebenbei noch Zukunftsstrategien. Zu guter Letzt ist sie IT-Projektmanagerin und setzt sich für die ständige Verbesserung der HOOU-Plattform ein.
JAKOB KOPCZYNSKI produziert, gestaltet, berät und lehrt und das alles im Dunstkreis der digitalen Medien. Ihn interessieren besonders neue Techniken und Möglichkeiten in der digitalen Lehre, vor allem im Zusammenhang mit Open Educational Resources.
ANDREA SCHLOTFELDT berät unsere Projekte zu allen Rechtsfragen, die bei der Produktion und Veröffentlichung von OER überhaupt entstehen können. Tiefenentspannt und lösungsorientiert geht sie auf die Bedenken und Fragezeichen in den Köpfen ein und hat für jedes Problem eine Erklärung wahlweise Lösung parat.
JULIA BIECK hält zusammen mit Martina die Stellung im Team Didaktik. Sie berät unsere Projekte mediendidaktisch und kreiert im Team jedes Semester aufs Neue das Programm zur digitalen Qualifizierung. Einfallsreich und aufgeweckt, weiß man bei ihr nie, mit welcher Kreativitätsexplosion als nächstes zu rechnen ist. Ganz nebenbei ist sie von Haus aus Designprofi und hilft euch, ein ganzheitliches Erscheinungsbild zu bewahren.
MARTINA SCHRADI lässt euch den roten Faden in eurem Projekt nicht aus den Augen verlieren und konzipiert gemeinsam mit Julia die vielfältigen Workshops für unser DQ-Programm. Doch wer glaubt, mediendidaktische Beratung und digitale Qualifizierung wären alles, wofür sie steht, irrt sich gewaltig. Da ist ihr preisgekröntes Wirken als Comic-Zeichnerin beinahe nur ein Detail, bringt ihr aber immerhin auch den einzigen Wikipedia-Artikel im Team ein.
DOROTHEE WAGNER begleitet, berät und unterstützt alle Projekte, die nach Hacks&Tools meets #OERcamp von der HOOU@HAW gefördert werden. Dabei hat sie ständig neue Ideen und bringt ihre Kreativität in allen Bereichen mit ein, so dass großartige und vielfältige Open Educational Resources entstehen können. Nicht zuletzt kümmert sie sich um die Außenkommunikation der HOOU@HAW, entwirft Social Media Strategien und setzt sie mit frischen Tweets und Posts um.
NINA HENRIKE ANDERS arbeitet mit Hochdruck an dem Aufbau eines Qualitätsmanagementsystems für OER im Rahmen der HOOU. Dafür wälzt sie Tonnen an Literatur und holt alle HOOU-Hochschulen mit ins Boot. Nebenbei ist sie im Team als Bastelprofi bekannt und hat die ein oder andere Bilder-Produktion zu unserem Social-Media Adventskalender beigetragen.
Ein vielfältiger Rückblick auf das letzte Jahr
Die Hamburg Open Online University hat sich 2020 zu einer GmbH formiert, im Zuge dessen einen Geschäftsführer eingesetzt und sich eine neue Governance-Struktur gegeben. Die neue Gesellschaftsform war für uns der Anlass, uns gemeinsam mit allen Beteiligten intensiv mit den strategischen Zielsetzungen und daraus resultierenden Maßnahmen zu beschäftigen. Wir haben die Möglichkeit genutzt, uns noch enger unter den Partnerinstitutionen zu vernetzen und gemeinsam zu überlegen, welche Wege wir in den kommenden Jahren beschreiten möchten. In verschiedenen neu zusammengesetzten Gremien wird nun auf operativer Ebene das umgesetzt, was der Aufsichtsrat strategisch überlegt und beschlossen hat.
An der HOOU@HAW unterstützen wir im Moment 45 Content-Projekte, die mit ihren offenen Bildungsmaterialien nicht nur Vielfalt in der Bildung schaffen, sondern auch akademische Bildung in die Gesellschaft bringen.
Im letzten Jahr konnten wir die HOOU mit Hacks & Tools erfolgreich Richtung Zivilgesellschaft öffnen.
Von 21 teilnehmenden Projekten haben 12 eine begehrte Förderung ergattern können und sind fleißig dabei, ihre diversen Lehr-/Lernmaterialen und -angebote bis Mitte 2021 fertig zu stellen. Lasst euch nur so viel verraten: Alle zwölf haben Spannendes und Zeitgemäßes im Gepäck.
Auch uns stellt die Corona-Pandemie vor neue Herausforderungen. So sind wir seit Mitte März im Homeoffice und haben uns digital organisiert. Das klappt erstaunlich gut, auch wenn uns allen der persönliche Austausch fehlt und wir zwei neue Teammitglieder vornehmlich digital kennenlernen durften.
Um unserem Anspruch an qualitativ hochwertige Bildungsangebote gerecht zu werden, bedarf es eines durchdachten Qualitätssicherungssystems, mit dem die Qualität der in den HOOU-Projekten entstehenden Bildungsinhalte überprüft werden kann. Mit Nina Henrike Anders haben wir eine kompetente und erfahrene Qualitätsmanagerin gewonnen, die sich diesem komplexen und umfangreichen Thema annimmt.
In der digitalen Qualifizierung haben wir uns schnell der digitalen Situation angepasst. So nahmen in 2020 über 680 Menschen an unseren Workshops teil, die 12 verschiedene Themenbereiche abdeckten.
Und auch unser Format #afterwOERk, was normalerweise ein Getränk zum Feierabend beinhaltet, konnten wir in 4 digitalen Folgen weiterleben lassen. Von unserem Podcast, Hamburg hOERt ein HOOU, haben wir 15 Folgen veröffentlicht, mit spannenden Menschen aus dem OER-Kontext gesprochen und interessierte Hörer:innen über neue HOOU-Projekte informiert.
Als permanente Lernangebote haben wir im Team der HOOU@HAW Hamburg ein Video zu digitaler Lehre und Urheberrecht produziert, einen Workshop zu H5P entwickelt und den Blog Lehre:Digital zusammen mit dem Team Medien 4.0 aus der Arbeitsstelle Studium und Didaktik veröffentlicht und damit einen wichtigen Beitrag zur Weiterqualifizierung von Lehrenden geleistet. Als Mehrwert für alle Menschen, die OER für hoou.de erstellen wollen, haben wir die sehr umfangreiche OER zu OER veröffentlicht, die interaktiv durch den Prozess von der Ideenfindung bis hin zur Veröffentlichung führt.
In unserer Mission, OER auch über unseren eigenen Tellerrand hinaus zu verbreiten, haben wir mit viel Liebe die Broschüre OER OFFLINE entwickelt. Von zahlreichen Wissenschaftscomics der Künstlerin Véro, über spannende HOOU-Lernmaterialien, bis hin zu gemeinfreien Gedichten und Formeln – die Broschüre bietet einen wunderbaren Einstieg in die Welt des Teilens.
Was in diesem Jahr kommen wird
Für 2021 haben wir so einiges vor. Die erwähnten Projekte, die aus Hacks&Tools entstanden sind, werden abgeschlossen. Auch die 32 Projekte zwei weiterer Förderlinien werden im Laufe des Jahres ihre Materialien und Lernangebote auf hoou.de hochladen. Es wird also viel neuen Output auf der Plattform geben.
Bei so viel Abschluss muss es auch einen Anfang geben:
Am 31. März 2021 schreiben wir unsere neue Förderphase aus. Die Förderphase 2021/22 richtet sich an Mitarbeiter:innen und Studierende der HAW Hamburg. Das Thema der neuen Förderphase „Das Beste aus drei Welten: Hybride Lehr-/Lernangebote als OER“
will Projekte ansprechen, die neuartige Lehr-/Lernszenarien konzipieren möchten.
Hybrides Lernen macht gemeinschaftliches Lernen möglich: gegenseitige Unterstützung, Strukturierung des Lernalltags, soziale Eingebundenheit im Lernen, Austausch, Vertiefung durch Dialog werden unter anderem gefördert.
Der Bewerbungszeitraum ist vom 31. März 2021 bis zum 31. Mai 2021. Die Projektphase geht vom 1. August 2021 bis zum 31. Dezember 2022 .
Am 29. April 2021 findet eine digitale Infoveranstaltung mit der Gelegenheit für Fragen rund um Antrag, Themen und Betreuung bzw. Unterstützung während des Projekts statt.
Im Bereich der Digitalen Qualifizierung bieten wir bis Ende Juni elf Workshops zu Themen wie „Was sind OER“, „Wie erstelle ich einen Podcast“, „Wie nutze ich H5P“, „Urheberrecht“, „Diversität in Lernangeboten“ u.v.m an.
Auch Personell bleiben wir nicht stehen.
So kommt unsere Teamleitung ELLEN PFLAUM als frischgebackene Mutter aus der Elternzeit zurück. URSULA SCHÜTT-BURMESTER, unsere Büroleitung, Beschaffungsexpertin und Jazz-Dame, findet eine neue Berufung in den Raboisen. Zu guter Letzt sucht unsere Programmmanagerin und Social-Media-Mitverantwortliche DOROTHEE WAGNER mit Abschluss der Förderlinie 3 neue Landungsbrücken.