Schlagwort: Klimakrise
01.12.2021 | Katrin Schröder
Projektabschluss: How to change a running system
Autorin: Dorothee Wagner, HAW Hamburg
Mit „How to change a running system” ist ein frei verfügbares Lernportal zum Thema Klimakrise und Energiewende auf hoou.de erschienen!
Das Portal soll insbesondere die jüngeren Generationen zielgruppengerecht in fünf Kapiteln in die Themenbereiche Klimakrise, Energieträger, Systemwandel, Denkwende & Eigeninitiative einführen. Dazu wurde ein überzeugendes visuelles Gesamtkonzept entwickelt, welches Videos, Infografiken und Kurztexte nahtlos in Websiten-Stories integriert und die Story der Energiewende so erzählen will, dass sie Lust macht, sich mit ihr auseinander zu setzen und Impulse für das eigene Handeln setzt.
Entstanden ist die Idee im Februar 2020 auf dem Hacks & Tools. Um diese Idee dann umzusetzen, hat sich ein interdisziplinäres Team aus Kreativen und wissenschaftlichen Mitarbeiter:innen aus dem CC4E der HAW Hamburg* gefunden. Finanziell und beratend unterstützt wurde das Projekt dabei mit 20.000€ von der HOOU@HAW und der BWFGB.
„How to change a running system“ wurde dabei als Open Educational Resources (OER) entwickelt, das heißt, alle Lerninhalte auf der Website stehen (sofern nicht anders gekennzeichnet) unter einer freien Creative Commons Lizenz (CC BY-SA 4.0 Lizenz).
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HOOU: Warum habt ihr „How to change a running system“ entwickelt?
HOW TO CHANGE: „Wir sind die erste Generation, die die Folgen des Klimawandels zu spüren bekommt und die letzte Generation, die etwas dagegen tun kann. Dabei ist die Energiewende der größte Hebel zur Reduktion von Treibhausgasen. Deswegen ist es so wichtig, dass sie funktioniert – und dafür wollen wir mit „How to change a running system“ insbesondere die junge Generation als Zukunft unserer Gesellschaft ansprechen, begeistern und ermächtigen, mitzumachen.“
HOOU: Ihr baut in eurem Angebot auf Fachwissen aus den Projekten des CC4E* auf – was heißt das konkret?
HOW TO CHANGE: Unser konkreter wissenschaftlicher Background sind da insbesondere die Verbundprojekte Norddeutsche Energiewende 4.0 (NEW 4.0) und das Nachfolgeprojekt Norddeutsches Reallabor (NRL). Darin wird untersucht, wie eine zukunftsfähige Energieversorgung aussehen kann – also, wie eine Erzeugungsregion (Schleswig-Holstein) mit einer Verbrauchregion (Hamburg) so zu koppeln ist, dass bereits 2035 die gesamte Region mit erneuerbarem Strom versorgt werden kann.
Mit unserem Projekt haben wir das Potential gesehen, diesen Erfahrungs- und Wissensschatz für unsere Zielgruppe zu öffnen. Dabei ging es uns nicht nur um konkrete Wissensvermittlung, sondern auch einen Rundumblick auf dieses hochkomplexe, facettenreiche Thema. Dazu haben wir unter anderem auch Interviews mit Personen aus unterschiedlichen Hintergründen geführt, die ihre Perspektive auf das Thema aufzeigen.
Die Erkenntnisse aus den Forschungsprojekten des CC4E fließen dabei direkt in „How to change a running system“. So ist für den Erfolg der Energiewende die Akzeptanz in der Gesellschaft entscheidend. Und wenn Menschen in der Gesellschaft nicht so richtig verstehen, warum wir jetzt das Risiko eingehen sollen und unser Energiesystem von Grund auf verändern müssen, dann wirkt so eine große Veränderung natürlich erst einmal bedrohlich und es kommt eher zu einer Abwehrhaltung. Hier wollen wir mit „How to change a running system“ in gewisser Hinsicht Aufklärungsarbeit zu den Hintergründen der Energiewende leisten. Zum anderen haben wir in NEW 4.0 in einer Qualifizierungsstudie herausgefunden, dass die Branche in unserer Region große Sorge vor einem Fachkräftemangel hat. Das heißt, für den Erfolg der Energiewende brauchen wir motivierten Nachwuchs!“
HOOU: Eure OER ist sehr aufwendig gestaltet. Warum ist das so wichtig für euch gewesen?
HOW TO CHANGE: „Um auch wirklich die jüngeren Generationen erreichen zu können, ist ein ansprechendes Gesamtkonzept entscheidend. Wir sehen ja, wie sehr sich diese Generation anstrengt und sich auch professionalisiert, das hat uns durchaus angespornt. Die Herausforderung hohe Ansprüche an das Design zu setzen, fanden wir sehr spannend – und haben uns deswegen für ein Konzept entschieden, das herausstechen soll. Mit Formaten zu experimentieren und der Seite einen Look zu geben, der eigen ist, war für uns ganz wichtig, damit unsere Zielgruppe einfach Lust auf den Inhalt unserer Seite bekommt.“
HOOU: Wie wurdet ihr auf Hacks & Tools aufmerksam und was reizt euch an Lehr-Lernmaterialien als OER? Wart ihr zuvor schon mit dem Thema vertraut?
HOW TO CHANGE: „Ehrlich gesagt haben wir uns vorher eher wenig mit dem Thema offene Lizenzen auseinandergesetzt. Als wir dann aber den Aufruf zum Hacks & Tools gesehen haben, dachten wir, es wäre spannend, das Wissen aus den Forschungsprojekten der breiten Gesellschaft frei zugänglich zur Verfügung zu stellen.
So kann jede:r unser Material in jedwedem Format oder Medium vervielfältigen und weiterverbreiten. Wir erhoffen uns, dass mit einer offenen Lizenz unsere Materialien viel einfacher von Multiplikator:innen in der Bildungsarbeit genutzt werden können – und wir so gemeinsam die Energiewende vorantreiben!“
HOOU: Die Energiewende wird vor allem mit einer grünen Regierungsbeteiligung hoffentlich an mehr Fahrt aufnehmen. Habt ihr schon Pläne zu Veranstaltungen oder Kooperationen mit eurer OER nach der Veröffentlichung?
HOW TO CHANGE: „Ja, es ist auf jeden Fall sehr wichtig, dass der Druck von der Straße, den die Jugend mit Bewegungen wie Fridays for Future aufgebaut hat, in konkreten Gesetzen durch die Politik umgesetzt wird! Dabei ist eine grüne Regierungsbeteiligung auf jeden Fall wichtig für die Energiewende – es bleibt uns ja in der Klimakrise so wenig Zeit und gleichzeitig ist unsere Verantwortung so groß!
Wir sind sehr gespannt und beobachten genau, ob die zukünftige Bundesregierung die Erwartungen auch erfüllen kann. Denn, das wird hoffentlich auch durch unsere OER etwas klarer: Die Frage der Energiewende ist nicht nur eine Aufgabe von Ingenieur:innen. Die Herausforderung ist jetzt viel mehr – gesamtgesellschaftlich gesehen – eine sozial gerechte Umsetzung zu finden. Unsere OER bietet einen Einstieg in das Thema – wir sind gespannt und offen, was sich aus „How to change a running system“ für die Zukunft für Ideen und Kooperationen ergeben – denn die Geschichte der Energiewende ist natürlich noch nicht auserzählt!“
Das Lernangebot könnt ihr auf https://www.hoou.de/projects/how-to-change-a-running-system/preview einsehen.
Vielen Dank für die gute und ertragreiche Zusammenarbeit!
* Das Competence Center für Erneuerbare Energien (CC4E) ist eine fakultätsübergreifende wissenschaftliche Einrichtung der HAW Hamburg, die sich in interdisziplinärer Weise der gegenwärtigen und zukünftigen Herausforderungen der Energiewende annimmt. Entwickelt werden praxisnahe Lösungen für ein breites Spektrum an technologischen, gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Problemstellungen – von der Idee bis zur Umsetzung.