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Diskussion auf der Bühne über die Rolle der HOOU. Bild: Katrin Schröder
10.09.2025 | Meena Stavesand
Die HOOU wird 10: "Bildung als zentrales Element einer Gesellschaft"
Die Hamburg Open Online University feierte ihr 10-jähriges Jubiläum mit einem Fest der offenen Bildung. Bundeskanzler a.D. Olaf Scholz, Wissenschaftssenatorin Maryam Blumenthal und weitere Wegbegleiter:innen blickten auf eine Erfolgsgeschichte, die die Wissenschaft für alle erlebbar macht.
Ja, wir lieben Wortspiele. Und so stellte Dr. Ronny Röwert bei unserer Jubiläumsfeier natürlich das „HOOU is HOOU?“ der Hamburg Open Online University – kurz HOOU (gesprochen HU) – vor.
Das waren auf der Bühne Olaf Scholz, Bundeskanzler a.D. und vor über 10 Jahren Impulsgeber der HOOU, Hamburgs Wissenschaftssenatorin Maryam Blumenthal, HOOU-Geschäftsführer Prof. Dr. Sönke Knutzen und HOOU-Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Frederike Masemann. Vor der Bühne im Forum Finkenau hatten sich viele weitere Gesichter der HOOU eingefunden, um gemeinsam zurück und nach vorne zu blicken.

Denn wie vielfältig die HOOU ist, zeigte sich am 4. September 2025 genau in diesem Raum. Die HOOU, die sonst oft digital auf Bildschirmen oder Smartphones stattfindet, machte Wissenschaft im wahrsten Sinne erlebbar. Als Verbundinitiative der Hamburger Hochschulen gestalteten zum 10. Geburtstag viele Projektverantwortliche im Forum Finkenau einen Ort voller Inspiration, Wissen und Bildung.
Themen, die die Menschen bewegen
Ob mit der VR-Brille auf dem Kopf, in Gesprächen über KI, Nachhaltigkeit und Gesundheit oder als Podcast in den Ohren – die HOOU hat gezeigt, wie offene Bildung für alle Menschen aussieht. So erlebten die Besucher:innen hautnah, wie aus Forschung spannende Impulse für den Alltag entstehen. Denn die HOOU schafft es seit 10 Jahren, Themen, die die Menschen bewegen, aufzuspüren und begreifbar zu machen.
Weiterbildung wichtiger denn je
Die HOOU spielt in Zeiten von Transformation und gesellschaftlichem Wandel eine besondere Rolle, das hat Senatorin Blumenthal deutlich gemacht: „Wir haben in Hamburg eine heterogene Gesellschaft mit unterschiedlichen Bildungsbiografien. Und das Bedürfnis der Menschen, sich weiterzubilden, sich zu zertifizieren, wird immer größer. Die HOOU mit ihren Angeboten deckt genau dieses Bedürfnis ab“, sagte sie.
Scholz ergänzte: „Vor 50 Jahren hatte man nicht diese vielfältigen Möglichkeiten. Heute ist die Welt offen, Bildung ist offen. Orientierung, wie sie die HOOU bietet, wird dabei immer wichtiger.“ Der Bundeskanzler a.D. hat die HOOU als damaliger Erster Bürgermeister von Hamburg vor über 10 Jahren initiiert. Mit dabei war von Beginn an Prof. Dr. Sönke Knutzen von der TU Hamburg, der nun als Geschäftsführer fungiert.

Brücke zwischen Hochschule und Gesellschaft
Knutzen stellte die Bedeutung der HOOU für die Gesellschaft heraus: „Bildung ist das zentrale Element einer Gesellschaft. Aktuell sehen wir das Problem, dass die Gesellschaft wegdriftet, zu wenig Dialog, zu wenig Kompromisse. Wir verstehen viele Dinge nicht mehr. Aber über Bildung finden wir wieder zusammen.“ Aber Bildung ist nur ein Teil, für das die HOOU steht. Da sie eine Verbundinitiative der Hamburger Hochschulen ist, geht es auch um Forschung und Wissenschaft. Knutzen: „Die HOOU steht insbesondere für Wissenschaftserleben – dafür, dass wissenschaftliche Erkenntnisse nicht hinter Hochschulmauern bleiben, sondern für alle Menschen zugänglich und verständlich werden. So ist die HOOU eine Brücke zwischen Hochschulen und Gesellschaft.“
Masemann ergänzte als HOOU-Aufsichtsratsvorsitzende die Idee hinter der Initiative: „Die Stärke und das Erfolgskriterium der HOOU ist die Verbundidee. Die Hamburger Hochschulen machen gemeinsam ein Angebot für alle diejenigen, die ihre Zeit nicht mit dumb scrolling in Social Media verschwenden wollen, sondern nach kuratierten und qualitativ hochwertigen Inhalten und Formaten suchen.“

Zukunftsversprechen an die Gesellschaft
Die Jubiläumsveranstaltung machte deutlich: Die HOOU ist nicht nur ein Erfolgsmodell der letzten Dekade, sondern auch ein Zukunftsversprechen. Sie verbindet die Hamburger Hochschulen, öffnet Türen für alle Menschen und zeigt, wie Wissenschaft lebendig werden kann. „Wir müssen anspielbar bleiben“, sagten Knutzen und Masemann unisono und meinen damit nicht nur für Kooperationspartner, sondern auch für alle Menschen in und um Hamburg und über die Grenzen der Metropolregion hinaus.
Die HOOU bleibt eine Leuchtturminitiative mit besonderer Strahlkraft im Wissenschafts- und Bildungsbereich – dank des Engagements vieler Menschen auf und vor der Bühne.

Die Hamburg Open Online University (HOOU) ist ein Verbund der HafenCity Universität Hamburg, der HAW Hamburg, der Hochschule für bildende Künste Hamburg, der Hochschule für Musik und Theater Hamburg, der TU Hamburg, des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, des Multimedia Kontor Hamburg und der Behörde für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung. Seit 2015 ermöglicht die HOOU offene und kostenfreie Bildungsangebote, die jederzeit online abrufbar sind und Hamburg als Wissenschafts- und Bildungsstandort stärken. Mit ihrem Ansatz, Wissenschaft erlebbar zu machen, ist die HOOU ein Vorreiter für offene Bildung in Deutschland.

08.09.2025 | Ellen Pflaum
Erste Hamburger Podcast-Nacht
Live auf der Bühne, live on air: In der ersten Hamburger Podcast-Nacht versammelt die Hamburg Open Online University am Montag, 13. Oktober, ab 18:30 Uhr Stimmen der Stadt zu einem besonderen Event im Hansa-Theatersaal. Fans des Mediums können fünf verschiedene Podcasts an einem Abend live erleben – direkt im Theater oder über unseren Audio-Stream. Die HOOU hat den Event initiiert und ist selbst mit dem Podcast „Hamburg, was willst du wissen?“ vertreten. Tickets gibt es direkt beim Hansa-Theater (siehe Information unten) oder mit etwas Glück bei unserem Gewinnspiel: Wir verlosen ab 12. September 20 x 2 Karten für die kostenfreie Teilnahme.
Ein Fest für das Medium Podcast
„Wir möchten mit der ersten Podcast-Nacht ein Spotlight auf einzelne Podcasts aus Hamburg werfen, um zu zeigen, wie vielfältig das Angebot ist und wieviel Potenzial das Medium für die Stadt und für die Bildung hat“, sagt Ellen Pflaum, Leiterin des Teams für die HOOU an der HAW Hamburg. Alle Produktionen kommen direkt aus Hamburg und haben auch inhaltlich mit der Stadt zu tun.
Podcasts sind bei der HOOU vielfach im Einsatz, um Lerninhalte hörbar zu machen. Eine Übersicht aller Podcasts der HOOU ist hier auf unserer Website zu finden. Mit der ersten Hamburger Podcast-Nacht will die HOOU das Medium auf besondere Art feiern.
5 x 20 Minuten: Live Podcasts auf der Bühne
Das Spektrum der Shows in der Podcast-Nacht reicht von Politik und Kultur über bekannte Persönlichkeiten und offene Bildung bis hin zum Fußball. Jeder Podcast ist gut zwanzig Minuten auf der Bühne zu hören. In der Pause hat das Publikum die Möglichkeit, sich mit den Hosts und Gästen der jeweiligen Shows direkt auszutauschen.
Folgende Podcasts sind im Hansa-Theatersaal live zu erleben:

„Hamburg, was willst du wissen?“: Was würdest du gerne noch einmal lernen, wenn du freie Wahl und Zeit hättest? Im Podcast der HOOU stellen bekannte Menschen der Stadt ihre drei Lieblings-Lernangebote der Online-Universität vor. Über ihre Auswahl entsteht ein persönliches Gespräch, abwechselnd mit Christian Friedrich und Nicola Wessinghage: über Lernen, Leben, Chancen und Träume.

Elbvertiefung: Jeden Samstag sprechen Maria Rossbauer und Florian Zinnecker, die zusammen das Hamburg-Ressort der ZEIT leiten, mit einer Kollegin oder einem Kollegen über eine aktuelle Frage, die Hamburg bewegt: Wird der Elbtower jemals fertig gebaut? Warum ist Hamburgs Innenstadt so öde? Wie geht’s der Kultur? Mal ernst, mal locker, immer prägnant und persönlich.

MillernTon: Das Angebot „MillernTon“ umfasst gleich fünf verschiedene Formate: Das Team podcastet und bloggt zu allem was die Menschen beim FC St. Pauli bewegt. Auf der Bühne im Hansa-Theater präsentiert sich die „Redax“, die wöchentlich auf die aktuellen Geschehnisse rund um den FCSP eingeht.

DER HAMBURGER Podcast: Dieser Podcast stellt Menschen vor, die Hamburg besser machen. Von Kultur bis Kulinarik: Jede Episode bringt das Publikum näher an die Menschen heran, die Hamburg so einzigartig machen. Alle zwei Wochen sorgen die Hosts Regine Marxen und Boris Rogosch für frischen Gesprächsstoff und spannende Einblicke in das bunte Leben dieser Stadt.

Wie ist die Lage: Der wöchentliche Schlagzeilen-Podcast für Hamburg: Mit wechselnden Gästen aus Politik, Kultur, Sport und Wirtschaft spricht Moderator Lars Meier über das Geschehen in der Stadt, gibt einen Überblick über die wichtigsten Meldungen der Woche und versorgt die Hamburgerinnen und Hamburger mit wertvollen Tipps für aktuelle Veranstaltungen in der Region.
Musik von „Ottos Apfel“
Zum Abschluss gibt es Punk-Pop aus Hamburg auf die Ohren: Die Bühne gehört dann „Ottos Apfel“. Zwei ungewöhnliche Musiker, die mit ihrer Musik nicht nur gute Laune, sondern auch eine starke Botschaft für Inklusion und Vielfalt vermitteln. Ottos Apfel, das sind Joey Maurice und Maurice: ein Mensch mit Down-Syndrom und ein Mensch mit ADHS.

Livestream
Für alle, die nicht live dabei sein können, überträgt die HOOU die erste Hamburger Podcast-Nacht als Live-Audio-Stream.
Los geht’s hier am Montag, 13.10. ab 18:30 Uhr.

Alles auf einen Blick
Wann: Montag, 13. Oktober, 18:30 – 22 Uhr, Einlass ab 18 Uhr
Wo: Hansa-Theatersaal, Steindamm 17, 20099 Hamburg
Tickets Im Online-Shop des Hansa-Theaters oder über die Kartenhotline: montags bis samstags von 10.00 bis 18.00 Uhr, Telefon: 040/4711 0 644. Kosten: 10 Euro
Livestream Audio Montag, 13.10. ab 18:30 Uhr über www.hoou.de/podcastnacht
Gewinnspiel
Die HOOU verlost insgesamt 2×20 Tickets über den Instagram-Account der HOOU: Folgt dem Account @hoouhamburg und taggt in den Kommentaren unter dem Posting am 12.09.2025 zu unserem Gewinnspiel die Person, mit der ihr gerne zur Hamburger Podcast-Nacht kommen würdet.

Bild: Unsplash / Videodeck .co
01.09.2025 | Meena Stavesand
Podcasting an Hochschulen: Was Audioformate für die Wissenschaft leisten können
Zehn Perspektiven, ein gemeinsames Medium: Die neue Broschüre „10 Jahre HOOU – 10 Stimmen zum Podcasting“ der HAW Hamburg zeigt, was passiert, wenn Lehre, Forschung und Kreativität gemeinsam das Mikro übernehmen. Es ist die zweite Publikation in der Broschürenreihe anlässlich des HOOU-Jubiläums.
Was können Podcasts im Hochschulkontext bewirken? Wie gelingt der Einstieg und was macht das Medium so besonders, wenn es um Bildung, Wissenschaft und gesellschaftliche Themen geht? Die neue Broschüre der HOOU@HAW Hamburg widmet sich genau diesen Fragen. Nach dem Auftakt mit „10 Fragen zu KI-Output, Urheberrecht und OER“ folgt damit nun die zweite Ausgabe dieser Broschürenreihe.
Verschiedene Autor:innen teilen ihre Erfahrungen mit dem Podcasting – vom ersten Workshop bis zur veröffentlichten Folge. Sie erzählen von Produktionsprozessen, Aha-Momenten, Stolpersteinen, rechtlichen Fragen, technischen Entscheidungen und der Wirkung von Podcasts in der Wissenschaft. Dabei wird klar: Podcasts sind mehr als ein Trendformat. Sie eröffnen Räume für Dialog, ermöglichen niedrigschwellige Teilhabe an Forschung und Lehre und schaffen neue Zugänge zu komplexen Themen.
Was die Broschüre lesenswert macht
- ehrliche Einblicke aus der Praxis – von der Idee bis zur Veröffentlichung
- konkrete Erfahrungen aus HOOU-Workshops
- Themen wie Recht, Open Educational Resources (OER), Diversität, Wissenschaftskommunikation und KI
- neue Perspektiven auf das Zusammenspiel von Bildung, Audio und Gesellschaft
Der Podcast zur Podcastbroschüre
Ein besonderes Extra: Ein sechsminütiger KI-generierter Podcast fasst Inhalte aus der Broschüre zusammen – überraschend stimmig, manchmal aber auch ein wenig wirr, aber hörenswert. Ein spannendes Experiment.
Wer sich für Podcasting in der Hochschule interessiert, findet hier keine Schritt-für-Schritt-Anleitung, sondern echte Stimmen, lebendige Perspektiven und viele Anregungen zum Weiterdenken.
Jetzt downloaden

Jakob Kopczynski von der HAW Hamburg.
14.08.2025 | Meena Stavesand
10 Jahre HOOU: Von der ersten leisen Idee zu blühenden Landschaften
Was haben spielerisches Lernen, moderne Familiengefüge und die Kardashians gemeinsam? Vielleicht mehr, als wir auf den ersten Blick sehen, vor allem aber sind es die Erinnerungen die Jakob Kopczynski von HAW Hamburg mit der HOOU verbindet. Er ist seit der Gründung vor 10 Jahren dabei und blickt auf viele schöne Momente. Seine Vision für die nächsten 10 Jahre? Rosig!
Was ist deine liebste oder erste Erinnerung an die HOOU?
Ich durfte die HOOU schon kennenlernen, bevor sie überhaupt so hieß und bevor ich dann einige Monate später ein Teil von ihr wurde. Denn auf Einladung der Senatskanzlei habe ich in einer der Gremienrunden die Möglichkeiten des spielerischen Lernens vorgestellt, damals noch als Freelancer für die Initiative „creative gaming“.
Dies wurde sehr interessiert aufgenommen, war zu dem Zeitpunkt jedoch noch etwas zu „inhaltlich“ und zu konkret für eine Sache, die erst einen Anfang finden musste. Aber umso schöner war es, zu sehen, dass in den folgenden Jahren viele spielerische Lern- und Lehnansätze ihren Weg zur HOOU gefunden haben und ich Teil dieser sein durfte.
Was hast du aus deiner Zeit oder aus deinem Engagement bei der HOOU für dich persönlich mitgenommen?
Dank der unterschiedlichen Projekte aus mannigfaltigen Wissensgebieten konnte ich selbst super viel lernen. Ich kam z. B. nicht drum herum, Animationsvideos über Geschlechterverhältnisse zu produzieren, ohne etwas über Ungerechtigkeiten, Stereotype und Sexismus zu lernen, oder bei einem Projekt, das sich u. a. mit modernen Familiengefügen und Stammbäumen auseinandersetzt, zu lernen, wie die Familienverhältnisse der Kardashians genau aussehen. Letzteres war nicht unbedingt bewusstseinserweiternd, aber ersteres hat mich in meiner Haltung und meinem Bewusstsein für Ungerechtigkeiten in unserer Gesellschaft sehr weitergebracht.
Wenn du die Zukunft der HOOU in zehn Jahren vorhersagen müsstest, wie würde sie aussehen?
An dieser Stelle ist vielleicht auch etwas der Wunsch „Vater des Gedankens“, aber ich lehne mich Mal weit aus dem Fenster und spreche in Worten eines Altkanzlers: ich sehe blühende Landschaften! 10 Jahre sind eine lange Zeit in der sich die Lernplattform der HOOU ganz sicher als oft aufgerufene, zuverlässige und vertrauenswürdige Quelle des Wissens etablieren wird. Dann werden zumindest in Hamburg die meisten etwas mit der HOOU anfangen können.
Es wird regelmäßige Events geben, die das Label HOOU tragen, bei denen viele Menschen unterhalten werden und gleichzeitig etwas lernen. Offene Bildung wird gefragt sein, und wir werden alle dankbar sein, dass wir über die Grenzen der Universitäten hinaus lernen und die Welt um uns herum besser verstehen können.

Bild: Lukas S / Unsplash
31.07.2025 | Meena Stavesand
Vielfalt leben: Wie Empowerment und Bildung unsere Gesellschaft stärken
Hamburg feiert Vielfalt: Der Christopher Street Day (CSD) bringt am Wochenende Farbe und Botschaften für Gleichberechtigung in die Hafenstadt. Doch Pride ist mehr als ein Fest – es ist Erinnerung und politischer Auftrag in einem. Hinter der Feier steckt eine Geschichte, die uns bis heute lehrt, warum Empowerment so wichtig ist.
Regenbogenfarben überall in der Stadt: Am Sonntag ziehen wieder viele Menschen durch die Straßen Hamburgs, um ein Zeichen zu setzen. Für Toleranz, für Diversität, für eine gemeinsame Zukunft.
Klar ist aber auch: Vielfalt braucht Wissen. Wer die Geschichte von Stonewall kennt, die hinter dem CSD steht, begreift, warum die Paraden weltweit heute noch so wichtig sind. Bildung schafft dieses Verständnis – und gibt Werkzeuge an die Hand, um Diskriminierung abzubauen. Unser Lernangebot „Diversify!“ der HAW Hamburg unterstützt dabei, Perspektiven zu erweitern und Empowerment in die Praxis umzusetzen. Dazu gleich mehr.
Von Stonewall bis Hamburg – der Ursprung einer weltweiten Bewegung
Die Wurzeln reichen zurück ins Jahr 1969: In der New Yorker Christopher Street kam es in der Bar Stonewall Inn zu einer weiteren Polizeirazzia – doch diesmal wehrten sich die Gäste. Angeführt von mutigen Stimmen wie Stormé DeLarverie begannen mehrtägige Proteste. Diese Stonewall-Aufstände markierten den Beginn der modernen LGBTQ+-Bewegung und inspirierten Menschen auf der ganzen Welt.

It was a rebellion, it was an uprising, it was a civil rights disobedience—it wasn’t no damn riot.Stormé DeLarverie über die Stonewall-Unruhen
Nur zehn Jahre später fand auch in Deutschland der erste Christopher Street Day statt, nämlich in Berlin. Hamburg schloss sich ein Jahr später an. Seitdem ist der CSD hier ein fest verankerter Termin, der nicht nur gefeiert, sondern auch als politisches Signal verstanden wird.
Mehr Aufklärung für mehr Akzeptanz
Die Geschichte von Stonewall und der CSD-Bewegung ist mehr als nur ein Rückblick – sie ist eine Einladung zum Lernen. Bildung hilft uns, zu verstehen, warum diese Kämpfe geführt wurden und warum sie bis heute wichtig sind. Sie zeigt, wie tief Vorurteile in Gesellschaften verwurzelt sein können, und wie gezielte Aufklärung zu mehr Akzeptanz führt.
Ob in Schulen, Hochschulen, Medien oder am Arbeitsplatz – Bildung öffnet Türen. Sie macht deutlich, dass Vielfalt kein Trend, sondern ein fester Bestandteil einer gerechten Gesellschaft ist. Genau hier setzt Empowerment an.
Empowerment: Wohlbefinden und Sichtbarkeit stärken
Empowerment ist heute ein zentrales Element der Pride-Bewegung. Es geht darum, Menschen zu bestärken, die aufgrund ihrer Identität oder Orientierung immer noch Diskriminierung erfahren.
Dieses Jahr möchten wir die Gelegenheit nutzen, um auf konkrete Empowerment-Strategien hinzuweisen, die darauf abzielen, die Rechte, das Wohlbefinden und die Sichtbarkeit von LGBTQ+ Personen zu stärken. In unserem Lernangebot „Diversify!“ der HAW Hamburg gibt es viele wertvolle Informationen zum Thema Vielfalt – und auch Empowerment.

Empowerment kommt aus dem Englischen und steht für die Stärkung der politischen, sozialen, ökonomischen und spirituellen Kraft einer Person oder Community. Besonders wichtig ist dies bei Menschen, die von anhaltender und alltäglicher Diskriminierung betroffen sind – etwa durch Rassismus, Sexismus oder Klassismus. Empowerment marginalisierter Gruppen bedeutet, Kraft zu schöpfen und Selbstbestimmung zu fördern. Für eine diskriminierungssensible Gesellschaft braucht es jedoch auch Powersharing: die bewusste Abgabe von Einfluss durch diejenigen, die über mehr Macht verfügen.
Ein zentraler Bestandteil von Empowerment ist Bildung. Aufklärungsarbeit in Schulen, am Arbeitsplatz und in der Öffentlichkeit kann Vorurteile abbauen und das Verständnis für die Herausforderungen der LGBTQ+-Community stärken. Bildungsinitiativen schaffen eine Kultur der Akzeptanz und des Respekts – entscheidend für das Wohlbefinden aller.
Sichtbarkeit schafft Bewusstsein
Ebenso wichtig ist die Sichtbarkeit. Veranstaltungen und Kampagnen z.B im Pride Month bieten LGBTQ+-Personen Plattformen, um ihre Geschichten zu erzählen. Sichtbarkeit hilft, Stereotype aufzubrechen und ein breiteres Bewusstsein für die Vielfalt menschlicher Erfahrungen zu schaffen.
In unserem Lernangebot „Diversify!“ der HAW Hamburg findest du zahlreiche Handreichungen, wie du dich selbst und andere in deiner (Medien-)Arbeit empowern kannst – nicht nur im Kontext sexueller Vielfalt, sondern auch im Kampf gegen Rassismus, Antisemitismus oder Ableismus.

Diversify
Die OER Diversify! sollte als ein Startpunkt verstanden werden, sich struktureller Diskriminierung, der Rolle der Medien und der Verantwortung der Lehre anzunähern.
Sensibilisierung, Empowerment und Positionierung
Im Lernangebot geht es auch um Fragen, die wir uns stellen können, um marginalisierte Personen zu unterstützen:
- Wie kann ich wenig sichtbare Personen in meiner Medienarbeit empowern?
- Welche Strategien helfen, den eigenen – oft begrenzten – Blickwinkel zu reflektieren?
- Können Medien barrierefreier und für alle zugänglich gestaltet werden?
- Wie lassen sich stereotype Vorstellungen in Sprache, Bild und Ton aufbrechen?
Gemeinsam Vielfalt gestalten
Lass uns diese Zeit als Erinnerung und Inspiration nutzen, jeden Tag aufs Neue für Gleichberechtigung, Akzeptanz und Empowerment einzutreten. Das Lernangebot „Diversify!“ unterstützt uns dabei. So können wir gemeinsam eine inklusive Zukunft gestalten, in der jeder Mensch die Freiheit hat, sich selbst voll und ganz zu entfalten.

Bild: Tong Khanh Ha
24.07.2025 | Meena Stavesand
"Was während meines Studiums begann, hat sich dank der HOOU weiterentwickelt"
Seit ihrer Zeit als Studentin ist die Improvisationsmusikerin Tam Thi Pham an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) mit der Hamburg Open Online University verbunden. Heute unterrichtet sie selbst das vietnamesische Saiteninstrument đàn bầu an der HfMT – unterstützt durch die HOOU. Im Interview erzählt Tam von einem unvergesslichen Slam-Erlebnis, ihrem fachlichen Wachstum und ihrer Vision einer globalen Lernplattform.
Zum 10. Geburtstag der HOOU sprechen wir mit Wegbegleiter:innen und Wegbereiter:innen – Menschen, die die Initiative und Plattform über die Jahre geprägt, mitgestaltet und weiterentwickelt haben. Eine von ihnen ist Tam Thi Pham von der HfMT. Tam hat unsere Fragen im Original auf Englisch beantwortet – diese Version steht unten. English Version below.
Was war deine schönste oder eindrücklichste Erinnerung an die HOOU?
Eine meiner schönsten Erinnerungen ist definitiv die Teilnahme am Science-and-Art Slam. Das war eine fantastische Erfahrung, bei der ich mein Projekt über das Instrument đàn bầu auf eine spielerische und kreative Weise präsentieren konnte. Es hat richtig Spaß gemacht, ein neues Präsentationsformat auszuprobieren und dadurch einen leichteren Zugang zum Publikum zu finden. Das Ganze war nicht nur inspirierend, sondern auch sehr bereichernd.
Was hast du persönlich aus deiner Zeit mit der HOOU mitgenommen?
Durch die Unterstützung der HOOU konnte ich mein Wissen über die đàn bầu deutlich vertiefen – musikalisch, aber auch in Bezug auf die kulturellen und historischen Hintergründe. Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, meine Projekte und mich weiterzuentwickeln. Was damals während meines Studiums an der HfMT begann, hat mich wachsen lassen: Heute lehre ich selbst đàn bầu an der HfMT – die HOOU hat dies entscheidend mitgeprägt.
Wie siehst du die Zukunft der HOOU in zehn Jahren?
Ich denke, dass selbstbestimmtes digitales Lernen in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird. In zehn Jahren könnte die HOOU eine international anerkannte Plattform sein – ein offener, innovativer Lernort für Menschen weltweit. Mit ihrem offenen Ansatz und ihrer inhaltlichen Vielfalt kann die HOOU Menschen global verbinden und ein echtes Lebenslanges Lernen ermöglichen.
English version:
Since her time as a student at the Hochschule für Musik und Theater (HfMT), improvisational musician Tam Thi Pham has been connected to the Hamburg Open Online University. Today, she teaches the Vietnamese string instrument đàn bầu at HfMT – supported by the HOOU. In this interview, she talks about an unforgettable slam experience, her professional growth, and her vision for a global, open learning platform.
To mark HOOU’s 10th anniversary, we’re speaking with companions and pioneers – individuals who have shaped, developed, and supported the initiative and platform over the years. One of them is improvisational musician Tam Thi Pham from HfMT.
What is your favourite memory of the HOOU?
One of my favorite memories with HOOU was participating in the Science-and-Art Slam. It was a fantastic experience that allowed me to present my project đàn bầu in a fun and engaging way. I really appreciated the chance to explore a new presentation format, which helped me connect with the audience on a more accessible and light-hearted level. It was both inspiring and rewarding to share my work in such a creative environment.
What have you personally taken away from your time or involvement with the HOOU?
Thanks to the support from HOOU, I was able to deepen my knowledge of the đàn bầu — not only in terms of musical practice but also in its cultural and historical context. I’m truly grateful for the opportunities HOOU provided to develop my projects and grow professionally. What started during my time as a student at HfMT has since evolved — today, I’m proud to be a docent for đàn bầu at HfMT. HOOU has played a meaningful role in that journey.
If you had to predict the future of the HOOU ten years from now, what would it look like?
I believe self-directed digital learning will continue to grow in popularity and importance as a key way of gaining knowledge. I envision HOOU becoming an internationally recognized platform, known worldwide as a valuable and accessible resource for learning across a wide range of subjects. With its open approach and focus on innovation, HOOU has the potential to empower even more learners globally, connecting communities and fostering lifelong learning.

Bild: Jr Korpa / Unsplash
10.07.2025 | Meena Stavesand
Life After Art School: Wie lernen Menschen, Kunst zu machen?
Wie leben und arbeiten Künstler:innen, wenn das Studium vorbei ist? Der Podcast Life After Art School will das herausfinden – ohne Ratgeberanspruch, ohne vorgefertigte Antworten. Stattdessen geht es um Porträts von Künstler:innen, biografische Brüche und offene Wege: zwischen Atelier, Bühne, Club und Alltag. Im Interview erzählt Initiator und Co-Host Cornelius Puschke davon, welche Orte des Lernens neben der Hochschule wichtig sind und für wen die Zeit nach dem Studium besonders herausfordernd ist. Es ist ein Gespräch über künstlerisches Denken, die Bedeutung der Zeit im kreativen Prozess, die ständige Veränderung und darüber, wie man überhaupt lernen kann, Kunst zu machen.
Ihr habt den Podcast Life After Art School gestartet. Was war der Auslöser? Gab es einen Moment, in dem ihr gemerkt habt: Da fehlt etwas?
Ja, Life After Art School ist ein ganz neuer Podcast, tatsächlich auch mein erster. Ich musste dafür vieles neu lernen. Das war auch der Reiz. In meiner lehrenden Arbeit an den Hamburger Hochschulen ist es mir generell wichtig, immer wieder neue Dinge kennenzulernen. Und so ähnlich geht es auch vielen Studierenden: Sie kommen aus unterschiedlichen Motivationen ins Kunststudium und erleben unabhängig davon, ob sie Malerei oder Regie studieren, erst mal eine Phase voller neuer Eindrücke und Herausforderungen.
Und wenn das Studium vorbei ist, kommen die nächsten großen Fragen: Wie geht’s jetzt weiter? Kann ich davon leben? Will ich in diesem Job wirklich arbeiten? In dieser Lebensphase verändert sich viel, wirtschaftlich wie auch künstlerisch, deswegen ist sie so interessant. Mit dem Podcast wollen wir dem nachspüren und besser verstehen, warum Künstler:innen wie leben und arbeiten.
Du sprichst von Wir. Wer ist im Team?
Ich moderiere den Podcast zusammen mit Anne Meerpohl und Nora Sternfeld, in wechselnden Konstellationen. Ich habe das Ganze angestoßen, organisiere und entwickele es. Zusammen mit Anne und Nora suche ich die Künstler:innen aus, mit denen wir dann sprechen. Wir reden nicht nur über ihre künstlerische Praxis, sondern vor allem über ihr Leben. Uns interessiert: Wie lebt man eigentlich als Künstler:in? Wie sieht der Alltag aus, welche Entscheidungen stehen an, wie verändert sich das über die Zeit?

Life After Art School – Prolog
Für den Podcast “Life After Art School” treffen Anne Meerpohl, Cornelius Puschke und Nora Sternfeld Menschen, die an einer Kunsthochschule studiert haben und fragen, wie sie leben und arbeiten. Jeden Monat erscheint eine neue Folge von “Life After Art School” mit Gesprächspartner*innen, die in Hamburg wohnen oder studiert haben. In der ersten Folge besprechen sie, unter welchen ökonomischen Umständen das Leben nach der Kunsthochschule stattfindet und was das mit der Organisation des künstlerischen Studiums insgesamt zu tun hat. Ist es sinnvoll, Tipps und Ratschläge zu geben oder besteht der Sinn eines künstlerischen Werdegangs nicht genau darin, sich von Regeln und Zwängen zu emanzipieren? Zuerst braucht es nämlich Mut und Kraft, um die großen, schweren Türen von Kunsthochschulen und Kunstinstitutionen aufzustemmen.
Bist du selbst Künstler?
Ich bin irgendwo an den Rändern und zwischen den Stühlen unterwegs. Ich habe Kulturanthropologie und Germanistik in Hamburg studiert, bin also wissenschaftlich ausgebildet – aber ich habe nie als Wissenschaftler gearbeitet. Während des Studiums habe ich das Theater für mich entdeckt und bin darüber in die Kunst hineingewachsen.
In den vergangenen 15 Jahren habe ich als Dramaturg und Kurator in Theatern, Museen und Literaturhäusern gearbeitet – das heißt, ich entwickele gemeinsam mit Künstler:innen und Organisationen künstlerische Projekte. Oft bin ich dann in so einer Art Scharnier-Funktion, d.h. ich versuche die Ziele aller Beteiligten gut zusammen zu bringen, sodass gute Voraussetzungen für künstlerische Arbeit entstehen kann. Es ist also viel infrastrukturelle Arbeit. Und ich arbeite eben auch viel in der Lehre, das ist eigentlich ganz ähnlich.
Was treibt die Studierenden oder Absolvent:innen nach dem Studium um? Welche Probleme gibt es?
Längst nicht alle empfinden es als Krise oder Problem, wenn das Studium endet. Im Gegenteil – Kunstmachen bedeutet oft, mit Problemen zu arbeiten, aus Problemen etwas zu entwickeln. Das kann einerseits sehr befreiend sein. Wir hören aber natürlich auch viele Erlebnisse von unseren Gesprächspartner:innen, die einen kritischen Blick auf das Studium werfen. In jedem Fall geht es immer darum, sich zu seiner Umwelt zu verhalten. Veränderung ist da ein wichtiger Motor. Und das interessiert uns besonders: Wie verändert sich die Kunst, wie verändert sich die Welt, wie verändern sich die Leben?
Deshalb geht es uns im Podcast um Porträts. Wir wollen zeigen, wie Künstler:innen leben und arbeiten. Und eben auch, dass es nicht den einen Weg gibt, sondern viele verschiedene. Die Kunsthochschule ist nur ein möglicher Ort, an dem eine künstlerische Praxis entstehen kann.
Und dann gibt es konkrete strukturelle Fragen: Während des Studiums gibt es eine geschützte Umgebung, ein Biotop. Danach steht man plötzlich allein da. Für wen mache ich meine Arbeit? Wie finanziere ich das? Arbeite ich allein oder mit anderen? Wie strukturiere ich meinen Alltag?
Welche Rolle spielt das Thema Geld?
Es ist sehr präsent – aber nicht immer im Vordergrund, sondern schwingt spürbar mit. Es ist in der Kunst interessanterweise auch gar nicht üblich so ganz offen über Zahlen zu reden. Teilweise gibt es ja sogar Klauseln in Verträgen, die Künstler:innen untersagen offen darüber zu sprechen. Unglaublich, finde ich. Und soweit ich weiß, ist das auch nicht rechtens.
Man könnte also sagen: Es geht um den eigenen Weg, und das Geld ist dabei ein entscheidender Faktor. Oder, um im Bild zu bleiben: Um diesen Weg zu gehen, braucht man gute Schuhe – aber wer bezahlt die?
Wer aus einem wohlhabenden Elternhaus kommt oder sich im Studium schon einen guten Nebenjob aufgebaut hat, weil das Studium das zuließ, tut sich beim Übergang ins Berufsleben oft leichter.
Schwieriger ist es für diejenigen, die in ein stark verschultes Studium eingebunden waren, mit vielen Vorgaben und Modulen. Die stehen nach dem Abschluss plötzlich vor der Frage: Wie strukturiere ich jetzt selbstständig meine Arbeit – ohne äußere Vorgaben?
Und dazu kommt: Auch im Studium ist Geld oft schon ein Überlebensthema. Viele arbeiten nebenher und behalten diese Jobs auch erst einmal nach dem Studium.
Was Kunst ist, ändert sich ständig. Und genau diese Dynamik wollen wir sichtbar machen.Cornelius Puschke
Welche Gäste hattet ihr bisher und welche Wege zeigen sich da?
Der Podcast ist ja eine Kooperation zwischen der Hochschule für Musik und Theater Hamburg und der Hochschule für bildende Künste Hamburg. Da treffen sehr unterschiedliche Studiengänge aufeinander – von Malerei bis Schauspiel. Das heißt: Es gibt ganz unterschiedliche Vorstellungen davon, was künstlerische Praxis ist.
Während Schauspieler:innen meistens das Ziel haben, in Anstellung Mitglied eines Ensembles an einem Theater zu werden, gibt es bei Maler:innen gar keine andere Option als die Selbstständigkeit. Und diese unterschiedlichen Orientierungen und Zielsetzungen wirken zurück ins Studium. Wir versuchen weniger, auf die Betriebe und Karrieren zu gucken und dafür mehr auf die Kunst. Wir wollen die Vielfalt künstlerischer Arbeit abbilden. Unsere erste Folge war mit der Schauspielerin Julia Riedler, die in Inszenierungen an großen Stadttheatern auf der Bühne mitwirkt. Dann kam Annika Kahrs, eine bildende Künstlerin, die ihre Arbeiten zusammen mit einer Galerie produziert. Das sind ganz unterschiedliche Arbeitsweisen.
Und lernt ihr dabei auch etwas über die Motivation, Künstler:in zu werden?
Das ist eine Frage, die mich sehr beschäftigt. Besonders spannend wird es, wenn man sich anschaut, wie viele Menschen ein künstlerisches Studium beginnen und welche von denen später tatsächlich künstlerisch arbeiten. Was machen also die anderen? Was nehmen sie mit aus dem Studium? Welche Wege eröffnet ein künstlerisches Studium?
Da geht’s auch um übertragbare Fähigkeiten: Was lerne ich da, was ich vielleicht auch anderswo einsetzen kann? Und ich bin überzeugt, dass künstlerische Arbeit eben nicht nur bedeutet, ein Handwerk zu beherrschen, sondern vor allem sich eine andere Welt vorstellen zu können. Und diese Fähigkeit finde ich sehr wertvoll und wichtig, in vielerlei Hinsicht.
Ist euer Podcast also eher ein Raum für Geschichten als ein Ratgeber?
Absolut. Wir geben keine Tipps. Dafür gibt es andere Einrichtungen an den Hochschulen, wie Career Center oder Professionalisierungsprogramme, die Wissen dazu vermitteln, wie man in die Künstlersozialkasse kommt oder einen Finanzplan erstellt.
Uns interessiert: Wie erzählen Menschen von ihrer künstlerischen Praxis? Wie sind sie dahin gekommen, wo sie heute stehen? Oft nicht durch Disziplin oder strenge Karrierepläne, sondern durch persönliche, emotionale Entscheidungen, durch Suchbewegungen und den Willen zur Veränderung. Es geht um ein Panorama unterschiedlicher Wege. Ich lerne durch die Gespräche sehr viel und hoffe, dass es die Zuhörer:innen auch können.
Wie viel Freiheit bieten Kunsthochschulen heute überhaupt noch?
Da ich an keiner Hochschule fest angestellt bin, bin ich auch nicht in die konzeptionelle Planung der Curricula eingebunden und gebe eher einzelne Seminare und Workshops. Aber ich bekomme natürlich mit, wie unterschiedlich die Ansätze sind. Die HFBK steht für eine relativ freie Idee vom Studium – mit viel Selbstbestimmung. Die Studiengänge an der HfMT sind stärker strukturiert.
Beides hat Vor- und Nachteile, und es ist eine Typ-Frage, wo man besser zurechtkommt. Persönlich finde ich: Für künstlerisches Arbeiten braucht es Freiraum und Zeit. Wenn man nur noch damit beschäftigt ist, sich an Vorgaben zu halten und damit, was andere von einem wollen, kommt man schwer dahin, sich zu fragen: Was will ich eigentlich? Was brauche ich, damit ich mich künstlerisch gut entwickeln kann?
Ich finde es toll, wenn die Studierenden selbstständig entscheiden, welche Kurse sie besuchen. In den Seminaren oder Projekten, die ich anbiete, sitzen häufig Menschen aus verschiedenen Fächern – das erlebe ich als sehr bereichernd, weil von vornherein unterschiedliche künstlerische Perspektiven im Raum sind.

Life After Art School: Julia Riedler
Die erste Gästin von Life After Art School ist die Schauspielerin Julia Riedler. Anne und Cornelius sprechen mit ihr darüber, wie wichtig das Lernen außerhalb des Studiums für ihre künstlerische Praxis war und warum die Gründung eines Kollektivs ein entscheidender Schritt auf Julias Weg war.
Wenn du an dein eigenes Studium denkst: Hättest du dir damals so einen Podcast gewünscht?
Ich glaube schon. Auch wenn ich nicht an einer Kunsthochschule war, hätte mir so ein Podcast geholfen, Perspektiven zu verstehen, Biografien zu hören. In meinem Studium habe ich viel ethnografisch gearbeitet – Interviews geführt, Feldforschungen gemacht, Material systematisiert und ausgewertet. Das sind Techniken, die mir in der Zusammenarbeit mit Künstler:innen bis heute sehr helfen.
Ich würde sogar sagen: Ich habe in meinem wissenschaftlichen Studium eine ziemlich gute Ausbildung für das künstlerische Arbeiten bekommen. Das mag erstmal paradox klingen, aber für mich war es so.
Richtet sich der Podcast nicht nur an Studierende?
Unsere erste Zielgruppe sind Studierende und Künstler*innen, aber wir wollen auch Menschen ansprechen, die als Publikum gerne in Museen oder Theater gehen. Ich glaube, die zentralen Fragen sind für viele Leute interessant: Wie kann man lernen, Kunst zu machen? Wo passiert dieses Lernen? Welche Rolle spielen Zufälle, Begegnungen, Orte? Denn was Kunst ist – das ändert sich ständig. Und genau diese Dynamik wollen wir sichtbar machen.
Über Cornelius Puschke

Cornelius Puschke entwickelt künstlerische Programme und Projekte. Als Dramaturg erarbeitet er mit Künstler:innen Performances und Theaterinszenierungen. Als Kurator programmiert er Festivals, Reihen und Gesprächsformate. Als Dozent gibt er Kurse an Hochschulen und begleitet Studierende in ihrem künstlerischen Werdegang. Als Berater unterstützt er Künstler:innen und Organisationen in ihren Vorhaben.
Cornelius ist in Bremen aufgewachsen und schloss 2009 ein Studium der Kulturanthropologie und Germanistik an der Universität Hamburg ab (Magister). Er arbeitete als Mumienbewacher, Kameraassistent und Fußballjournalist und entwickelte erst im Laufe des Studiums ein Interesse für Kunst und Theater. (Bild: Iris Janke)

Lernen erleben: KI-Werkstatt der HOOU. Bild: Maximilian Glas
02.07.2025 | Meena Stavesand
„Die HOOU ist heute lebendig, sichtbar und voller Dynamik“
Die Hamburg Open Online University feiert ihren 10. Geburtstag – ein Jahrzehnt voller digitaler Bildung, interdisziplinärer Zusammenarbeit und innovativer Projekte. Prof. Dr. Dr. Andreas H. Guse, Prodekan für Lehre am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), ist von Anfang an dabei. Im Interview blickt er auf die Entwicklung der HOOU, beschreibt die neue Dynamik der vergangenen Jahre und erklärt, warum der Austausch mit den anderen Hamburger Hochschulen für ihn persönlich wie fachlich ein besonderer Gewinn ist.
Wenn Sie zurückblicken – was war Ihre prägendste Erinnerung?
Prof. Dr. Dr. Guse: Besonders in den vergangenen Jahren ist spürbar geworden, welches Potenzial in der HOOU steckt. Es ist faszinierend zu sehen, wie viele innovative Themen inzwischen ihren Weg in die Plattform gefunden haben. Die HOOU ist heute lebendig, sichtbar und voller Dynamik. Das hängt stark mit dem neuen Geschäftsführer Prof. Dr. Sönke Knutzen zusammen, der die HOOU auf das nächste Level gehoben hat. Da merkt man, was Menschen in einer Organisation bewirken können. Diese Entwicklung auch selbst mitzugestalten, ist für mich persönlich eine der schönsten Erfahrungen der vergangenen zehn Jahre.
Was haben Sie persönlich aus dieser Zeit mitgenommen?
Prof. Dr. Dr. Guse: Für mich war besonders der Austausch mit anderen Hamburger Hochschulen bereichernd – etwa mit der Hochschule für Musik und Theater oder der Hochschule für bildende Künste. In der Medizin haben wir eher selten Berührungspunkte mit diesen Bereichen. Durch die HOOU habe ich ganz neue Themen und Hochschulkulturen kennengelernt. Diese persönlichen Begegnungen und der Blick über den eigenen Tellerrand hinaus – das ist nach wie vor spannend und belebend zugleich.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der HOOU?
Prof. Dr. Dr. Guse: Ich wünsche mir, dass wir noch stärker aus unseren „Hochschulsilos“ herauskommen. Gut strukturierte gemeinsame Projekte könnten einen echten Mehrwert erzeugen, so wie in den Sonderforschungsbereichen der Deutschen Forschungsgemeinschaft.
Über Prof. Dr. Dr. Andreas H. Guse

Prof. Dr. Andreas H. Guse ist Direktor des Instituts für Biochemie und Molekulare Zellbiologie am Zentrum für Experimentelle Medizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) und Inhaber einer W3-Professur für Biochemie. Nach dem Studium der Biologie, Chemie und Pädagogik an der Universität Hamburg promovierte er dort 1990 in Biochemie. 1993 habilitierte er sich in Biochemie an der Universität Erlangen-Nürnberg. Seine Forschungsschwerpunkte liegen im Bereich der molekularen Zellbiologie und Signaltransduktion. Prof. Guse ist Träger mehrerer Forschungspreise, darunter der Lehrpreis der Stadt Hamburg (2021) sowie Forschungspreise der Deutschen Gesellschaft für Zellbiologie (2000) und der Werner-Otto-Stiftung (1999). Seit 2025 ist er Sprecher der DFG-Forschungsgruppe FOR 5705 „NeuroFlame“.

Axel Dürkop. Bild: Gugliemli
24.06.2025 | hoouadmin
Außergewöhnliche Wege zur Wissenschaft und in eine nachhaltige Zukunft
Mit Axel Dürkop wird es nie langweilig: Der wissenschaftliche Mitarbeiter der TU Hamburg bringt kreative Ideen und Teamgeist zusammen, um digitale Lernangebote in Kunstwerke zu verwandeln. Im Gespräch mit Dr. Paula O. Guglielmi zum 10. Geburtstag der HOOU berichtet er von den WATTwanderungen in Hamburg – einem Projekt der HOOU an der TU Hamburg, das wissenschaftliche Themen Menschen auf kreative Weise zugänglich macht und den Dialog zwischen Hochschulen und Gesellschaft fördert. Im Mittelpunkt steht dabei immer eines: eine nachhaltige Zukunft für unsere Welt. Und die nächste Ausgabe des BioGAStmahls im Rahmen der WATTWanderungen findet bereits am kommenden Samstag, 28. Juni, um 12 Uhr bei der altonale statt. Mehr Infos gibt’s hier.
Mit seinem Theaterhintergrund gibt Axel komplexen wissenschaftlichen Inhalten eine Bühne, auf der sie in künstlerischer und partizipativer Form aufgeführt werden. Diese innovativen Formate bieten einen niederschwelligen Zugang für Menschen, die sich sonst nicht mit komplexen wissenschaftlichen Themen auseinandersetzen würden. Darüber hinaus ermöglichen sie den Dialog und Austausch zwischen Forschenden und verschiedenen Menschen aus der Gesellschaft.
Wie schaffen wir die Energiewende?
Beim Projekt „WATTwanderungen in Hamburg“ geht es um die Energiewende. Wie schaffen wir diese? Wie kann jeder und jede von uns dazu beitragen, eine nachhaltigere Zukunft zu gestalten? Das Projekt setzt auf sinnliche Erfahrungen und Partizipation. Ob beim gemeinsamen Kochen mit Biogas, bei einer Kinovorführung im Park oder während einer Fahrradtour – die Veranstaltungen laden ein, Nachhaltigkeit nicht nur zu verstehen, sondern zu erleben.
Mit dem Fahrrad sind wir zu einigen dieser Energieorte gefahren, in denen Veranstaltungen der WATTwanderungen stattgefunden haben. Axel erzählt uns dabei, wie das Projekt entstanden ist, wer die Kooperationspartne*innen sind und was bereits passiert ist.

„Bildung bedeutet für mich, dass man sich als Persönlichkeit weiterentwickelt. Und das passiert nur, wenn Menschen zusammen sind. Das passiert selten vorm Computer.“
Axel Dürkop
Seit 2012 arbeitet Axel als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Hamburg. Sein Interesse für Bildung und Befähigung von Menschen hat jedoch viel früher angefangen. Nachdem er viele Jahre als Darsteller und Regisseur am Theater gearbeitet hat, hat der studierte Philosoph sich autodidaktisch im Bereich Creative Commons, freie Software und Programmiersprachen weitergebildet.
Acht Jahre lang hat er als freiberuflicher Dozent für Webtechnologien und Computer in unterschiedlichen Weiterbildungseinrichtungen und Schulen gearbeitet. Der Umgang mit Menschen war für ihn dabei sehr wichtig. „Bildung bedeutet für mich, dass man sich als Persönlichkeit weiterentwickelt. Und das passiert nur, wenn Menschen zusammen sind. Das passiert selten vorm Computer“, ergänzt Axel.
Menschen für Wissenschaft begeistern – auf untypischen Wegen
Mit diesem Gedanken hat er die WATTwanderungen in Hamburg konzipiert. „WATT“ ist die Maßeinheit für Energieleistung und „Wanderungen“ bedeutet dabei, dass man zu Orten geht, an denen erneuerbare Energien produziert werden, um dort Veranstaltungen zu machen, die kultureller Natur sind“, erklärt Axel und ergänzt: „Mein Ziel ist es, Menschen über einen völlig untypischen Zugang für wissenschaftliche Themen zu interessieren.“
Für Axel ist das wichtig, denn: „Die Themen der Hochschulen beeinflussen das Leben vieler Menschen und sollten daher von einer repräsentativen Zusammensetzung der Gesellschaft diskutiert werden.“ Die „WATTwanderungen“ haben 2022 den Förderpreis Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) erhalten. Axel ist für diese Förderung sehr dankbar: „Wir erhielten Sachmittel mit Vertrauensvorschuss und der Erlaubnis, kreativ zu experimentieren. Damit konnten wir Dinge entstehen lassen, die wir vorher gar nicht wussten.“
Biogas aus den Wilhelmsburger Zinnwerken
Die erste Veranstaltung der „WATTwanderungen“ hat in den Wilhelmsburger Zinnwerken stattgefunden. „Die Kooperation mit den Zinnwerken entstand durch Steffen Walk, den Projektdurchführenden vom Lernangebot ‚BioCycle‘. Bei einem Treffen lernte ich Beate Kapfenberger und die anderen Personen kennen, die die Biogasanlage in Wilhelmsburg aufgebaut hatten.
Schnell entwickelte sich eine gemeinsame Begeisterung für die Zusammenarbeit. Gemeinsam mit Steffen entwickelte ich die Konzeption, bei der Besucher*innen während vier Wochen ihren Küchenabfall sammeln und zur Anlage bringen konnten. Dort wurde der Abfall gewogen, sortiert und anschließend zu Biogas verarbeitet.
Als Dankeschön erhielten die Spender*innen ein Essen, das mit dem erzeugten Biogas zubereitet wurde“, erzählt Axel. So entstand die Veranstaltung „BioGAStmahl“, bei der Teilnehmende lernten, wie Abfälle korrekt getrennt werden, wie Biogasanlagen funktionieren und welche Rolle die Kreislaufwirtschaft für Lebensmittel spielt – technische Themen, die an der TU Hamburg erforscht werden.
Anlage produziert neben Biogas auch Flüssigdünger
Das nächste „BioGAStmahl“ hat in Altona stattgefunden: „Neben Biogas produziert die Anlage auch Flüssigdünger. Nach einem Gespräch mit Karin Haenlein vom KulturEnergieBunkerAltonaProjekt (KEBAP) e.V. entwickelte sich ein stadtteilübergreifendes Konzept: Während des ersten ‚BioGAStmahls‘ in Wilhelmsburg kochte die Kochgruppe von KEBAP. Im Tausch erhielten sie Dünger, den sie für ihr Gartenbeet vor dem Bunker in Altona nutzen konnten. Im Gegenzug kamen die Wilhelmsburger*innen nach Altona, um mit dem gedüngten Gemüse zu kochen – eine stadtteilübergreifende Kreislaufwirtschaft. Die Umsetzung war nicht einfach, denn es dauerte lange, bis alle Genehmigungen für den Transport des Biogases in Säcken per Lastenfahrrad erteilt waren“, berichtet Axel.
Die Bemühungen haben sich gelohnt: Als „BioGAStspiel“ wurde zweimal in Altona mit Biogas aus Wilhelmsburg gekocht. Einmal beim KEBAP und einmal an der Christianswiese in Altona, in Kooperation mit der altonale GmbH.
Großes Kino mit Solarenergie
Ein weiterer Schwerpunkt der „WATTwanderungen“ ist die Energiegewinnung aus der Sonne. In Kooperation mit dem KEBAP fanden zwei Veranstaltungen statt: Im Workshop „Libre Solar Box“ vermittelte Michel Langhammer die Speicherung und Nutzung von Solarenergie mit Open-Source-Hardware. Dabei verwies er auf das HOOU-Lernangebot „Libre Solar“.
Zudem wurde beim Open-Air-Kino „KinoSOLAR“, das mit Solarenergie aus einem Anhänger betrieben wurde, das Bewusstsein für nachhaltige Energienutzung durch Filme zur Energiewende und zum Klimawandel gestärkt. „So konnten wir im KulturEnergieBunker in Altona diese Dreiheit, die wir in den ‚WATTwanderungen‘ anstreben, vollenden: das praktische, ästhetische und theoretische Zusammenkommen von Workshop, Kino und Lernangebot“, ergänzt Axel.

Dort hingehen, wo die Menschen sind
Die Bücherhallen Hamburg sind ebenfalls eine wichtige Kooperationspartnerin der „WATTwanderungen“. Dort wurden die Vorbereitungsworkshops für das Klimaparlament durchgeführt, ein Projekt, das in Zusammenarbeit mit den Künstler*innen Judith Henning, Amelie Hensel und Christoph Rothmeier umgesetzt wurde. „Das Klimaparlament wurde unter das Konzept der ‚menschlichen Vorstellungskraft als erneuerbare Energieform‘ untergeordnet.
Diese innovative Kategorie ermöglichte es, Projekte zu integrieren, die sich mit Fantasie, Visionen und nicht eindeutig zuordenbaren Aspekten beschäftigten“, ergänzt Axel. Die Kooperation mit den Bücherhallen hat allerdings viel früher angefangen. Bereits im Jahr 2019 veranstaltete Axel zusammen mit Dr. Lars Schmeink die Veranstaltungsreihe „Technik, Ethik, Zukunft – was denkst du?“ in der Zentralbibliothek. Auch dort wurde 2023 der Learning Circle „Bau deinen eigenen Roboter!“ angeboten.
Im Anschluss wurde das „Robo Festival“ veranstaltet, in dem verschiedene Aktivitäten eine spielerische Auseinandersetzung mit dem Thema Robotik ermöglichten. Um die 230 Leute haben das „Robo Festival“ besucht. „Dafür braucht man so eine Institution wie die Bücherhalle. Die Zentralbibliothek hat samstags eine Reichweite von etwa 3000 Besucher*innen. Eine offene Veranstaltung hier ermöglicht Kontakte zu Menschen, die man nie erreichen würde, wenn man sie irgendwo hin einlädt, wo sie nicht sowieso schon sind“, erläutert Axel.
Noch mehr Menschen für Energiewende sensibilisieren
Zurzeit plant Axel die nächsten Veranstaltungen, um mehr Menschen für die Energiewende zu sensibilisieren und eine größere Reichweite zu erzielen. Die „WATTwanderungen“ haben eine zweite Runde verdient, um bestimmte Formate zu wiederholen.
„Nur weil man eine Veranstaltung einmal gemacht hat, heißt das noch lange nicht, dass alle diese mitgekriegt haben“, ergänzt Axel. Wir dürfen daher gespannt bleiben und uns auf die nächsten „WATTwanderungen“ freuen!

Die nächste Veranstaltung der WATTwanderungen findet am Samstag, 28. Juni 2025, ab 12 Uhr statt: „Wir geben Gas! Biogas für Altona“ ist ein Projekt von altonale visionair in Kooperation mit <a href=“https://kulturenergiebunker.de/“>KEBAP e.V.</a> / <a href=“https://portal.hoou.de/“>Hamburg Open Online University (HOOU)</a> / WATTwanderungen in Hamburg / <a href=“https://www.tuhh.de/tuhh/startseite“>TU Hamburg</a> / <a href=“https://zinnwerke.de/“>Zinnwerke e.V.</a> / <a href=“https://www.kirche-ottensen.de/dasein/#christianskirche“>Christianskirche</a> / <a href=“https://foodsharing.de/“>foodsharing</a> / <a href=“https://www.kirche-ottensen.de/handeln/#willkommenskulturhaus“>WillkommensKulturHaus</a><br><br>Hier findest du mehr <a href=“https://portal.hoou.de/event/wir-geben-gas-biogas-fuer-altona-2/“>Informationen zu dieser Veranstaltung</a> und hier geht es <a href=“https://www.altonale.de/altonale-visionair/wir-geben-gas/“>zur Anmeldung</a>.

Bild: Sara Ghasemi / Unsplash
03.06.2025 | Meena Stavesand
Alzheimer-Medikament Lecanemab: Zum ersten Mal wird die Ursache behandelt – nicht nur die Symptome
Vor über 100 Jahren beschrieb Alois Alzheimer erstmals die Krankheit, die heute Millionen betrifft. Doch ein Medikament, das mehr als nur Symptome lindert, gab es lange nicht. Das ändert sich jetzt: Mit Lecanemab steht eine Therapie bereit, die an einem Auslöser der Erkrankung ansetzt – und mit Donanemab wurde ein zweites Medikament zur Zulassung eingereicht. Doch für wen lohnt sich die Behandlung wirklich? Wie groß ist der Nutzen und wie sehen mögliche Nebenwirkungen aus?
Dr. Mirko Könken, Facharzt für Neurologie und Leiter der Spezialambulanz für Gedächtnisstörungen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE), erklärt im Interview, was das neue Mittel leisten kann und warum der richtige Zeitpunkt jetzt entscheidender ist denn je.
Wer mehr über Alzheimer und Demenz erfahren möchte, kann ins erste Interview mit Dr. Mirko Könken schauen. Dort geht es detailliert um Diagnosestellung, Therapiemöglichkeiten und Unterstützungsangebote für Betroffene und Angehörige.
Außerdem gibt es im Lernangebot des UKE alle Informationen über diese Krankheit:

Demenz.Online.Verstehen.
Eine Demenz ist eine Erkrankung, die durch einen fortschreitenden Verlust von kognitiven Fähigkeiten und ggfs. Veränderungen von Sozialverhalten, Persönlichkeit, Antrieb oder Stimmung gekennzeichnet ist. Oft fehlt jedoch der Zugang zu verlässlichen Informationen bezüglich Ursachen und Behandlungsmöglichkeiten.
Bevor wir über das neue Medikament Lecanemab sprechen: Was genau ist Alzheimer und wie äußert sich die Erkrankung?
Alzheimer ist eine Form oder eine Ursache für Demenz. Es handelt sich dabei um eine fortschreitende Erkrankung des Gehirns, bei der Nervenzellen nach und nach abgebaut werden. Typisch ist, dass zunächst das Gedächtnis und die Orientierung nachlassen – Betroffene können sich Dinge schlechter merken oder finden sich in vertrauter Umgebung plötzlich nicht mehr zurecht. In unbekannter Umgebung wird es noch schwieriger. Mit der Zeit sind auch Sprache, Urteilsvermögen und das Sozialverhalten betroffen.
Der Verlauf ist schleichend und kann sich über Jahre hinziehen. Anfangs bemerken Betroffene oft selbst gar nicht, dass etwas nicht stimmt – meist fällt es den Angehörigen zuerst auf. Wenn jemand zum Beispiel immer wieder dieselbe Frage stellt oder sich an gemeinsame Ereignisse nicht mehr erinnert.
Und was ist der Unterschied zwischen Demenz und Alzheimer?
Demenz beschreibt ein Syndrom – also eine Gruppe von Symptomen, bei der kognitive Fähigkeiten wie Gedächtnis, Sprache oder Orientierung deutlich eingeschränkt sind und der Alltag beeinträchtigt ist. Alzheimer ist eine mögliche Ursache dieser Symptome. Es gibt aber verschiedene Ursachen einer Demenz, auch Schlaganfälle oder eine Parkinson-Erkrankung können dazu führen.
Gibt es Vorstufen? Und wann sollte man sich Sorgen machen?
Ja, es gibt eine Vorstufe, die man „leichte kognitive Störung“ nennt. Dabei merkt man selbst oder das Umfeld, dass die Merkfähigkeit nachlässt – etwa wenn man vergisst, was man einkaufen wollte oder wie der Weg zum Supermarkt war. Der Alltag ist aber noch nicht wesentlich eingeschränkt.
Wenn solche Veränderungen über Monate bestehen bleiben, sollte man sie abklären lassen. Es kann auch andere Ursachen geben, etwa Depressionen oder Vitaminmangel. Aber wenn sich die Probleme bestätigen, sollte man handeln – je früher, desto besser. Denn genau in diesem frühen Stadium setzt der neue Antikörper-Wirkstoff an.
Was unterscheidet Lecanemab von bisherigen Alzheimer-Medikamenten und wie genau soll es wirken?
Bisherige Wirkstoffe wie Acetylcholinesterase-Hemmer oder NMDA-Rezeptor-Antagonisten können Symptome kurzfristig verbessern. Sie machen bestimmte Botenstoffe im Gehirn wieder verfügbar, beeinflussen aber nicht den Krankheitsverlauf. Man könnte es vergleichen mit einer Schmerztablette: Sie lindert den Schmerz, bekämpft aber nicht die Ursache.
Die neue Antikörper-Therapie ist anders, sie greift gezielt das sogenannte Beta-Amyloid an – ein Eiweiß, das sich bei Alzheimer im Gehirn ablagert. Es reichert sich bereits viele Jahre vor den ersten Symptomen im Gehirn an. Ein gewisser Anteil dieser Ablagerungen ist altersbedingt und zunächst nicht krankhaft. Bei der Alzheimer-Erkrankung gelingt es dem Körper jedoch nicht mehr, diese Eiweiße abzubauen. Im Laufe der Zeit lagert sich immer mehr Amyloid ab, bis schließlich die Kommunikation der Nervenzellen gestört wird und dadurch Schäden entstehen.
Der neue Wirkstoff hilft dem Immunsystem, dieses Amyloid abzubauen. Damit greift es in den eigentlichen Krankheitsmechanismus ein – das ist neu.
Für wen ist das Medikament geeignet und wie groß ist der Nutzen?
Am besten wirkt es bei Menschen in einem sehr frühen Stadium – also bei einer leichten Alzheimer-Erkrankung oder einer leichten kognitiven Störung mit gesichertem Amyloid-Nachweis. In den Studien wurde gezeigt, dass der Krankheitsverlauf im Schnitt um etwa 30 Prozent verlangsamt werden kann. Das bedeutet: Die Betroffenen bleiben länger selbstständig und gewinnen wertvolle Lebenszeit.
Wichtig ist aber: Je später man mit der Therapie beginnt, desto geringer ist der Nutzen. Wenn Nervenzellen bereits stark geschädigt sind, bringt das Entfernen des Amyloids keinen entscheidenden Vorteil mehr. Daher ist eine frühe Diagnostik wichtig.

Wie wird die Diagnose gestellt? Und wie kann man das Amyloid überhaupt nachweisen?
Zunächst macht man eine ausführliche neuropsychologische Testung. Wenn sich dabei Einschränkungen zeigen, folgt eine sogenannte Biomarker-Diagnostik: Entweder eine Untersuchung des Nervenwassers – dabei wird eine Probe aus dem Rückenmark entnommen – oder eine spezielle Bildgebung mit einem PET-CT. Darüber lässt sich das Amyloid direkt nachweisen. In Deutschland wird vor allem die Nervenwasseranalyse verwendet, weil das PET-CT meistens nicht von den Krankenkassen bezahlt wird.
Welche Risiken oder Nebenwirkungen sind für Lecanemab bereits bekannt?
Die häufigste Nebenwirkung sind sogenannte ARIA. Das steht für Amyloid Related Imaging Abnormalities. Das sind Veränderungen, die man in der Bildgebung sieht, etwa kleine Einblutungen oder Schwellungen im Gehirn. In den meisten Fällen verursachen sie keine Symptome. In wenigen Fällen – weniger als fünf Prozent – kommt es zu Beschwerden wie Kopfschmerzen, Verwirrung oder Sehstörungen, die sich in der Regel wieder zurückbilden.
Wichtig ist: Vor Beginn der Therapie wird ein MRT gemacht, um vorhandene Auffälligkeiten zu erkennen. Außerdem testen wir auf eine bestimmte Variante des Apolipoprotein E, ein Eiweiß im Blut. Wer eine Hochrisiko-Variante in sich trägt, wird von der Therapie ausgeschlossen, weil sich das Risiko für Nebenwirkungen dann deutlich erhöht.
Wie aufwendig ist die Behandlung für die Betroffenen?
Die Therapie besteht aus Infusionen, die alle zwei Wochen über einen Zeitraum von anderthalb Jahren verabreicht werden. Dazu kommen drei bis fünf MRT-Kontrollen. Das ist vergleichbar mit einer Chemotherapie – nicht in der Wirkung, aber im organisatorischen Aufwand. Die Therapie ist also nichts, was man „mal eben“ macht. Es muss gut geplant sein und in die Lebenssituation passen.
Für jemanden, der 55 Jahre alt ist und sagt „Ich möchte noch möglichst lange unabhängig bleiben“, kann das eine wertvolle Chance sein. Die Entscheidung muss immer individuell getroffen werden – gemeinsam mit dem behandelnden Arzt oder der Ärztin.
Ist das Medikament denn schon verfügbar – und übernehmen die Krankenkassen die Kosten?
Das Medikament ist in Europa zugelassen, aber aktuell noch nicht erhältlich. In Deutschland wird es zunächst im Rahmen einer Begleitstudie verabreicht – die ersten 1.000 Patientinnen und Patienten werden dabei genau beobachtet, um Sicherheit und Wirksamkeit unter Alltagsbedingungen zu überprüfen. Das Medikament selbst wird von den Krankenkassen übernommen. Unklar ist bisher aber, wer für die aufwendige Infrastruktur – Infusionseinheiten, Personal, Bildgebung – aufkommt. Auch das bremst momentan noch den breiten Einsatz.
In Amerika gibt es das Medikament schon seit 2023. Die Zahlen dort zeigen, dass die Nebenwirkung in ihrer Häufigkeit sogar unter denen der Zulassungsstudien liegen. In Deutschland rechnen wir im Herbst 2025 mit den ersten Probanden in der Begleitstudie.
Welche Bedeutung hat Lecanemab aus Ihrer Sicht – ist es ein Durchbruch oder ein erster Schritt?
Beides. Es ist das erste Medikament, das in den Krankheitsverlauf eingreift – das ist ein Durchbruch. Zugleich ist es nur ein Teil der Lösung. Alzheimer ist komplex und Amyloid ist nicht der einzige Faktor. Künftig werden wir weitere Medikamente brauchen, möglicherweise in Kombination.
Aber die Entwicklungen zeigen: Es gibt Hoffnung. Es lohnt sich, früh zu diagnostizieren, früh zu behandeln und weiter zu forschen. Und das ist ein großer Schritt in die richtige Richtung.
Über Dr. Mirko Könken

Dr. Mirko Könken ist Facharzt für Neurologie und Leiter der Spezialambulanz für Gedächtnisstörungen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) in der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie (Chefarzt Prof. Dr. Jürgen Gallinat).