Axel Dürkop. Bild: Gugliemli

24.06.2025 | hoouadmin

Außergewöhnliche Wege zur Wissenschaft und in eine nachhaltige Zukunft

Mit Axel Dürkop wird es nie langweilig: Der wissenschaftliche Mitarbeiter der TU Hamburg bringt kreative Ideen und Teamgeist zusammen, um digitale Lernangebote in Kunstwerke zu verwandeln. Im Gespräch mit Dr. Paula O. Guglielmi zum 10. Geburtstag der HOOU berichtet er von den WATTwanderungen in Hamburg – einem Projekt der HOOU an der TU Hamburg, das wissenschaftliche Themen Menschen auf kreative Weise zugänglich macht und den Dialog zwischen Hochschulen und Gesellschaft fördert. Im Mittelpunkt steht dabei immer eines: eine nachhaltige Zukunft für unsere Welt. Und die nächste Ausgabe des BioGAStmahls im Rahmen der WATTWanderungen findet bereits am kommenden Samstag, 28. Juni, um 12 Uhr bei der altonale statt. Mehr Infos gibt’s hier.

Mit seinem Theaterhintergrund gibt Axel komplexen wissenschaftlichen Inhalten eine Bühne, auf der sie in künstlerischer und partizipativer Form aufgeführt werden. Diese innovativen Formate bieten einen niederschwelligen Zugang für Menschen, die sich sonst nicht mit komplexen wissenschaftlichen Themen auseinandersetzen würden. Darüber hinaus ermöglichen sie den Dialog und Austausch zwischen Forschenden und verschiedenen Menschen aus der Gesellschaft.

Wie schaffen wir die Energiewende?

Beim Projekt „WATTwanderungen in Hamburg“ geht es um die Energiewende. Wie schaffen wir diese? Wie kann jeder und jede von uns dazu beitragen, eine nachhaltigere Zukunft zu gestalten? Das Projekt setzt auf sinnliche Erfahrungen und Partizipation. Ob beim gemeinsamen Kochen mit Biogas, bei einer Kinovorführung im Park oder während einer Fahrradtour – die Veranstaltungen laden ein, Nachhaltigkeit nicht nur zu verstehen, sondern zu erleben.

Mit dem Fahrrad sind wir zu einigen dieser Energieorte gefahren, in denen Veranstaltungen der WATTwanderungen stattgefunden haben. Axel erzählt uns dabei, wie das Projekt entstanden ist, wer die Kooperationspartne*innen sind und was bereits passiert ist.

Anführungszeichen in den Farben des HOOU-Themes
„Bildung bedeutet für mich, dass man sich als Persönlichkeit weiterentwickelt. Und das passiert nur, wenn Menschen zusammen sind. Das passiert selten vorm Computer.“
Axel Dürkop

Seit 2012 arbeitet Axel als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der TU Hamburg. Sein Interesse für Bildung und Befähigung von Menschen hat jedoch viel früher angefangen. Nachdem er viele Jahre als Darsteller und Regisseur am Theater gearbeitet hat, hat der studierte Philosoph sich autodidaktisch im Bereich Creative Commons, freie Software und Programmiersprachen weitergebildet.

Acht Jahre lang hat er als freiberuflicher Dozent für Webtechnologien und Computer in unterschiedlichen Weiterbildungseinrichtungen und Schulen gearbeitet. Der Umgang mit Menschen war für ihn dabei sehr wichtig. „Bildung bedeutet für mich, dass man sich als Persönlichkeit weiterentwickelt. Und das passiert nur, wenn Menschen zusammen sind. Das passiert selten vorm Computer“, ergänzt Axel.

Menschen für Wissenschaft begeistern – auf untypischen Wegen

Mit diesem Gedanken hat er die WATTwanderungen in Hamburg konzipiert. „WATT“ ist die Maßeinheit für Energieleistung und „Wanderungen“ bedeutet dabei, dass man zu Orten geht, an denen erneuerbare Energien produziert werden, um dort Veranstaltungen zu machen, die kultureller Natur sind“, erklärt Axel und ergänzt: „Mein Ziel ist es, Menschen über einen völlig untypischen Zugang für wissenschaftliche Themen zu interessieren.“

Für Axel ist das wichtig, denn: „Die Themen der Hochschulen beeinflussen das Leben vieler Menschen und sollten daher von einer repräsentativen Zusammensetzung der Gesellschaft diskutiert werden.“ Die „WATTwanderungen“ haben 2022 den Förderpreis Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) erhalten. Axel ist für diese Förderung sehr dankbar: „Wir erhielten Sachmittel mit Vertrauensvorschuss und der Erlaubnis, kreativ zu experimentieren. Damit konnten wir Dinge entstehen lassen, die wir vorher gar nicht wussten.“

Biogas aus den Wilhelmsburger Zinnwerken

Die erste Veranstaltung der „WATTwanderungen“ hat in den Wilhelmsburger Zinnwerken stattgefunden. „Die Kooperation mit den Zinnwerken entstand durch Steffen Walk, den Projektdurchführenden vom Lernangebot ‚BioCycle‘. Bei einem Treffen lernte ich Beate Kapfenberger und die anderen Personen kennen, die die Biogasanlage in Wilhelmsburg aufgebaut hatten.

Schnell entwickelte sich eine gemeinsame Begeisterung für die Zusammenarbeit. Gemeinsam mit Steffen entwickelte ich die Konzeption, bei der Besucher*innen während vier Wochen ihren Küchenabfall sammeln und zur Anlage bringen konnten. Dort wurde der Abfall gewogen, sortiert und anschließend zu Biogas verarbeitet.

Als Dankeschön erhielten die Spender*innen ein Essen, das mit dem erzeugten Biogas zubereitet wurde“, erzählt Axel. So entstand die Veranstaltung „BioGAStmahl“, bei der Teilnehmende lernten, wie Abfälle korrekt getrennt werden, wie Biogasanlagen funktionieren und welche Rolle die Kreislaufwirtschaft für Lebensmittel spielt – technische Themen, die an der TU Hamburg erforscht werden.

Anlage produziert neben Biogas auch Flüssigdünger

Das nächste „BioGAStmahl“ hat in Altona stattgefunden: „Neben Biogas produziert die Anlage auch Flüssigdünger. Nach einem Gespräch mit Karin Haenlein vom KulturEnergieBunkerAltonaProjekt (KEBAP) e.V. entwickelte sich ein stadtteilübergreifendes Konzept: Während des ersten ‚BioGAStmahls‘ in Wilhelmsburg kochte die Kochgruppe von KEBAP. Im Tausch erhielten sie Dünger, den sie für ihr Gartenbeet vor dem Bunker in Altona nutzen konnten. Im Gegenzug kamen die Wilhelmsburger*innen nach Altona, um mit dem gedüngten Gemüse zu kochen – eine stadtteilübergreifende Kreislaufwirtschaft. Die Umsetzung war nicht einfach, denn es dauerte lange, bis alle Genehmigungen für den Transport des Biogases in Säcken per Lastenfahrrad erteilt waren“, berichtet Axel.

Die Bemühungen haben sich gelohnt: Als „BioGAStspiel“ wurde zweimal in Altona mit Biogas aus Wilhelmsburg gekocht. Einmal beim KEBAP und einmal an der Christianswiese in Altona, in Kooperation mit der altonale GmbH.

Großes Kino mit Solarenergie

Ein weiterer Schwerpunkt der „WATTwanderungen“ ist die Energiegewinnung aus der Sonne. In Kooperation mit dem KEBAP fanden zwei Veranstaltungen statt: Im Workshop „Libre Solar Box“ vermittelte Michel Langhammer die Speicherung und Nutzung von Solarenergie mit Open-Source-Hardware. Dabei verwies er auf das HOOU-Lernangebot „Libre Solar“.

Zudem wurde beim Open-Air-Kino „KinoSOLAR“, das mit Solarenergie aus einem Anhänger betrieben wurde, das Bewusstsein für nachhaltige Energienutzung durch Filme zur Energiewende und zum Klimawandel gestärkt. „So konnten wir im KulturEnergieBunker in Altona diese Dreiheit, die wir in den ‚WATTwanderungen‘ anstreben, vollenden: das praktische, ästhetische und theoretische Zusammenkommen von Workshop, Kino und Lernangebot“, ergänzt Axel.

Diese Grafik zeigt den Weg der WATTwanderung.
Illustration: Charlotte Hintzmann

Dort hingehen, wo die Menschen sind

Die Bücherhallen Hamburg sind ebenfalls eine wichtige Kooperationspartnerin der „WATTwanderungen“. Dort wurden die Vorbereitungsworkshops für das Klimaparlament durchgeführt, ein Projekt, das in Zusammenarbeit mit den Künstler*innen Judith Henning, Amelie Hensel und Christoph Rothmeier umgesetzt wurde. „Das Klimaparlament wurde unter das Konzept der ‚menschlichen Vorstellungskraft als erneuerbare Energieform‘ untergeordnet.

Diese innovative Kategorie ermöglichte es, Projekte zu integrieren, die sich mit Fantasie, Visionen und nicht eindeutig zuordenbaren Aspekten beschäftigten“, ergänzt Axel. Die Kooperation mit den Bücherhallen hat allerdings viel früher angefangen. Bereits im Jahr 2019 veranstaltete Axel zusammen mit Dr. Lars Schmeink die Veranstaltungsreihe „Technik, Ethik, Zukunft – was denkst du?“ in der Zentralbibliothek. Auch dort wurde 2023 der Learning Circle „Bau deinen eigenen Roboter!“ angeboten.

Im Anschluss wurde das „Robo Festival“ veranstaltet, in dem verschiedene Aktivitäten eine spielerische Auseinandersetzung mit dem Thema Robotik ermöglichten. Um die 230 Leute haben das „Robo Festival“ besucht. „Dafür braucht man so eine Institution wie die Bücherhalle. Die Zentralbibliothek hat samstags eine Reichweite von etwa 3000 Besucher*innen. Eine offene Veranstaltung hier ermöglicht Kontakte zu Menschen, die man nie erreichen würde, wenn man sie irgendwo hin einlädt, wo sie nicht sowieso schon sind“, erläutert Axel.

Noch mehr Menschen für Energiewende sensibilisieren

Zurzeit plant Axel die nächsten Veranstaltungen, um mehr Menschen für die Energiewende zu sensibilisieren und eine größere Reichweite zu erzielen. Die „WATTwanderungen“ haben eine zweite Runde verdient, um bestimmte Formate zu wiederholen.

„Nur weil man eine Veranstaltung einmal gemacht hat, heißt das noch lange nicht, dass alle diese mitgekriegt haben“, ergänzt Axel. Wir dürfen daher gespannt bleiben und uns auf die nächsten „WATTwanderungen“ freuen!

Information image

Die nächste Veranstaltung der WATTwanderungen findet am Samstag, 28. Juni 2025, ab 12 Uhr statt: „Wir geben Gas! Biogas für Altona“ ist ein Projekt von altonale visionair in Kooperation mit <a href=“https://kulturenergiebunker.de/“>KEBAP e.V.</a> / <a href=“https://portal.hoou.de/“>Hamburg Open Online University (HOOU)</a> / WATTwanderungen in Hamburg / <a href=“https://www.tuhh.de/tuhh/startseite“>TU Hamburg</a> / <a href=“https://zinnwerke.de/“>Zinnwerke e.V.</a> / <a href=“https://www.kirche-ottensen.de/dasein/#christianskirche“>Christianskirche</a> / <a href=“https://foodsharing.de/“>foodsharing</a> / <a href=“https://www.kirche-ottensen.de/handeln/#willkommenskulturhaus“>WillkommensKulturHaus</a><br><br>Hier findest du mehr <a href=“https://portal.hoou.de/event/wir-geben-gas-biogas-fuer-altona-2/“>Informationen zu dieser Veranstaltung</a> und hier geht es <a href=“https://www.altonale.de/altonale-visionair/wir-geben-gas/“>zur Anmeldung</a>.