Zu sehen ist Tam Thi Pham beim Spiel auf der Dan Bau.

Bild: Tong Khanh Ha

24.07.2025 | Meena Stavesand

"Was während meines Studiums begann, hat sich dank der HOOU weiterentwickelt"

Seit ihrer Zeit als Studentin ist die Improvisationsmusikerin Tam Thi Pham an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg (HfMT) mit der Hamburg Open Online University verbunden. Heute unterrichtet sie selbst das vietnamesische Saiteninstrument đàn bầu an der HfMT – unterstützt durch die HOOU. Im Interview erzählt Tam von einem unvergesslichen Slam-Erlebnis, ihrem fachlichen Wachstum und ihrer Vision einer globalen Lernplattform.

Zum 10. Geburtstag der HOOU sprechen wir mit Wegbegleiter:innen und Wegbereiter:innen – Menschen, die die Initiative und Plattform über die Jahre geprägt, mitgestaltet und weiterentwickelt haben. Eine von ihnen ist Tam Thi Pham von der HfMT. Tam hat unsere Fragen im Original auf Englisch beantwortet – diese Version steht unten. English Version below.

Was war deine schönste oder eindrücklichste Erinnerung an die HOOU?

Eine meiner schönsten Erinnerungen ist definitiv die Teilnahme am Science-and-Art Slam. Das war eine fantastische Erfahrung, bei der ich mein Projekt über das Instrument đàn bầu auf eine spielerische und kreative Weise präsentieren konnte. Es hat richtig Spaß gemacht, ein neues Präsentationsformat auszuprobieren und dadurch einen leichteren Zugang zum Publikum zu finden. Das Ganze war nicht nur inspirierend, sondern auch sehr bereichernd.

Was hast du persönlich aus deiner Zeit mit der HOOU mitgenommen?

Durch die Unterstützung der HOOU konnte ich mein Wissen über die đàn bầu deutlich vertiefen – musikalisch, aber auch in Bezug auf die kulturellen und historischen Hintergründe. Ich bin sehr dankbar für die Möglichkeit, meine Projekte und mich weiterzuentwickeln. Was damals während meines Studiums an der HfMT begann, hat mich wachsen lassen: Heute lehre ich selbst đàn bầu an der HfMT – die HOOU hat dies entscheidend mitgeprägt.

Wie siehst du die Zukunft der HOOU in zehn Jahren?

Ich denke, dass selbstbestimmtes digitales Lernen in Zukunft weiter an Bedeutung gewinnen wird. In zehn Jahren könnte die HOOU eine international anerkannte Plattform sein – ein offener, innovativer Lernort für Menschen weltweit. Mit ihrem offenen Ansatz und ihrer inhaltlichen Vielfalt kann die HOOU Menschen global verbinden und ein echtes Lebenslanges Lernen ermöglichen.

English version:

Since her time as a student at the Hochschule für Musik und Theater (HfMT), improvisational musician Tam Thi Pham has been connected to the Hamburg Open Online University. Today, she teaches the Vietnamese string instrument đàn bầu at HfMT – supported by the HOOU. In this interview, she talks about an unforgettable slam experience, her professional growth, and her vision for a global, open learning platform.

To mark HOOU’s 10th anniversary, we’re speaking with companions and pioneers – individuals who have shaped, developed, and supported the initiative and platform over the years. One of them is improvisational musician Tam Thi Pham from HfMT.

What is your favourite memory of the HOOU?

One of my favorite memories with HOOU was participating in the Science-and-Art Slam. It was a fantastic experience that allowed me to present my project đàn bầu in a fun and engaging way. I really appreciated the chance to explore a new presentation format, which helped me connect with the audience on a more accessible and light-hearted level. It was both inspiring and rewarding to share my work in such a creative environment.

What have you personally taken away from your time or involvement with the HOOU?

Thanks to the support from HOOU, I was able to deepen my knowledge of the đàn bầu — not only in terms of musical practice but also in its cultural and historical context. I’m truly grateful for the opportunities HOOU provided to develop my projects and grow professionally. What started during my time as a student at HfMT has since evolved — today, I’m proud to be a docent for đàn bầu at HfMT. HOOU has played a meaningful role in that journey.

If you had to predict the future of the HOOU ten years from now, what would it look like?

I believe self-directed digital learning will continue to grow in popularity and importance as a key way of gaining knowledge. I envision HOOU becoming an internationally recognized platform, known worldwide as a valuable and accessible resource for learning across a wide range of subjects. With its open approach and focus on innovation, HOOU has the potential to empower even more learners globally, connecting communities and fostering lifelong learning.

Eine Dan Bau Spielerin steht an ihrem Instrument

So sieht eine Dan Bau aus.

06.01.2025 | Katrin Schröder

Dan Bau: Ein Instrument aus Vietnam mit nur einer Saite, aber faszinierendem Klang

Dass die Lernangebote der HOOU vielfältig sind, wird spätestens bei einem Blick auf das folgende, englischsprachige Lernangebot klar: „Learning Dan Bau“. Und nein, hier wird nichts gebaut, sondern eine Einführung in das Spielen des wohl bedeutendsten Musikinstruments Vietnams gegeben.

Tam Thi Pham ist Multimedia-Komponistin und hat sich mit einem spannenden vietnamesischen Instrument auseinandergesetzt. Die Dan Bau hat nur eine Saite, erzeugt aber dennoch vielfältige Töne. In unserem Artikel erklären wir, wie die Dan Bau aufgebaut ist und wie man sie spielt. Außerdem führen wir dich zu einer Playlist, die den einzigartigen Klang verdeutlicht. Reinhören lohnt sich!

Erinnert an einen Kürbis

Die Dan Bau (auf Vietnamesisch: Đàn bầu) misst insgesamt rund einen Meter und wird meist aus Holz gefertigt. In selteneren Fällen besteht das Instrument aus Bambus. Die Form erinnert ein wenig an einen langen Kürbis. Manche Instrumente sind zudem mit Blumen und traditionellen Mustern verziert. Charakteristisch für das Aussehen der Dan Bau ist auch der Stab, der sich seitlich am Instrument befindet. Er hat einen maßgeblichen Einfluss auf die erzeugte Melodie. Dazu aber später mehr.

Charakteristisch für die Dan Bau ist die längliche Bauform und der Stab am Ende des Instruments.

Mit Dozentin Ngo Tra My die Dan Bau kennen lernen

Tam Thi Pham, Studentin für Multimedia Composition an der Hochschule für Musik und Theater (HfMT), leitet das von ihr initiierte Lernangebot über die Dan Bau. Gemeinsam mit HOOU@HfMT-Projektkoordinator Goran Lazarevic übersetzte sie bisher unbekannte Fachbegriffe aus dem vietnamesischen ins Englische. Mit ihrer Arbeit leisten sie einen wichtigen Teil für eine sichtbarere vietnamesische Kultur und ermöglichen damit allen Interessierten einen leichteren Zugang zu einem faszinierendem Instrument.

Momentan enthält das Lernangebot sechs verschiedene Videoeinheiten. In diesen Einheiten führt uns Ngo Tra My, Dozentin an der Vietnam Academy of Music, an die grundlegenden Techniken und Besonderheiten des Instruments heran. Als erstes erfahren wir, dass man Dan Bau in drei unterschiedlichen Positionen spielen kann: Im Stehen, Sitzen oder auf dem Boden hockend. Vor dem Spielen müssen wir die Saite zunächst auf ein „C“ stimmen. DIE Saite? Richtig – die Dan Bau hat nur eine Saite. Doch eintönig klingt das Instrument nicht. Die Saitenspannung verändert man durch das Bewegen eines elastischen Stabes, den man mit der linken Hand bedient. Im Zusammenspiel mit der Zupfposition können wir so die Tonhöhe verändern und sehr unterschiedliche, gleitende Töne erzeugen. Zum Zupfen der Saite nutzt man, ähnlich wie bei einer Gitarre, eine Art Plektron – ein zurechtgeschnittenes Stück Hartholz.

Ngo Tra My erklärt, dass man die Dan Bau in drei unterschiedlichen Positionen spielen kann.

Der Ton macht die Musik

Anders als einige andere Saiteninstrumente hat die Dan Bau kein Griffbrett, an dem sich die Spielenden orientieren können, um die richtigen Töne zu treffen. Zudem verändert die Handgröße die Abstände auf der Saite. Ngo Tra My empfiehlt deshalb, dass sich jede*r Spieler*in vor dem Spielen die sechs wichtigsten Handpositionen auf dem Instrument markieren sollte. Daraus ergibt sich auch schon eine erste gute Übung: Die Grundtöne treffen und damit eine kleine Melodie erzeugen. Vier verschiedene Aufgaben stehen in dem Lernangebot dafür bereit.

Vielfältige Klänge durch veränderte Spannung

Wenn die Grundtöne einmal sitzen, gilt es, den Stab richtig einzusetzen. Aber Vorsicht! Hier braucht es Gefühl, denn biegt man den Stab etwas zu sehr, dann kann die Saite reißen. In einem angenehmen Erklärtempo zeigt uns Ngo Tra My in den folgenden Videoeinheiten, wie vielfältig die Dan Bau klingen kann und welche Techniken wichtig sind. Hilfreich sind dabei auch die eingeblendeten Noten, die das Gespielte visualisieren. Wenn man alle sechs Videolektionen durcharbeitet und die dazugehörigen Übungen beachtet, dann hat man am Ende des Kurses einen schönen Einblick in das Spielen eines faszinierenden Instruments gewonnen.

Es braucht keine Vorkenntnisse, um das Instrument zu verstehen

„Learning Dan Bau“ ist ein interessantes Lernangebot für alle Musikbegeisterten, die Lust haben, sich an ungewohnten Klängen zu versuchen. Die Erklärvideos sind in einem guten Tempo gehalten und holen auch Interessierte ohne Vorkenntnisse ab. Hilfreich ist es, Noten lesen zu können, und wichtig ist es auch, den Erklärungen mit englischen Untertiteln folgen zu können. Zudem sollte man natürlich eine Dan Bau zur Verfügung haben, um das Spielen auch praktisch üben zu können. Wer also Lust darauf hat in eine andere Kultur einzutauchen – denn Musik ist ein wunderbarer Ausgangspunkt, um die vietnamesische Kultur kennen zu lernen – dem sei das Lernangebot „Learning Dan Bau“ ans Herz gelegt.

Playlist: Lausche der Musik

Mit dem Lernangebot zu diesem spannenden Instrument möchten wir auch verschiedene vietnamesische Volkslieder und traditionelle Lieder vorstellen, damit du dich mit der vietnamesischen Musik vertraut machen kannst. Das Anhören der Musik wird dir helfen, das Dan Bau besser zu verstehen und eventuell auch selbst zu spielen.

Das Lied „Con duyen“ (übersetzt: Der Faden des Schicksals ist noch hier) ist ein Quan Ho-Volkslied aus Bac Ninh, einer Region in Nordvietnam. In dem Song geht es um Verliebte, die sich auffordern, die Chance zu ergreifen und um ihre Hand anzuhalten und die Jugend nicht unbemerkt an sich vorüberziehen zu lassen. Die Musik ist charmant, jugendlich und fröhlich. Es wird gespielt von Ngo Tra My.

Das Lied Bèo dạt mây trôi (übersetzt: Schwebende Blumen, vorbeiziehende Wolken) handelt von einer Frau, die auf ihren Mann wartet – vergeblich. Den Song spielt Tam Thi Pham.

Hier geht es zu weiteren Liedern in der Playlist.