16.09.2021 | Katrin Schröder
Projektabschluss - Don't hate! Participate.
Wie kann partizipativ gegen Hass im Netz vorgegangen werden? Wie können schon Schüler:innen dahin geführt werden, Hass zu erkennen, sich zu schützen und zerstörerische Kräfte zu identifizieren?
Das Projekt „Don´t Hate! Participate.“ des gemeinnützigen Unternehmens MyGatekeeper hat dazu im Rahmen einer Förderung von der HOOU Hamburg ein Lernangebot entwickelt. Mit dem Lernangebot wird Lehrer:innen ermöglicht, ihren eigenen Aktionstag gegen Hass im Netz zu konzipieren und durchzuführen.
Das Team bestehend aus David Salim, Torben Mau, Marina Weisband und Dejan Mihajlović hat die vorhandenen Kompetenzen zusammengeworfen und selbst eine Lehrkräftefortbildung digital durchgeführt. Diese bildet die Grundlage für das Lernangebot. Aus zig verschiedenen Modulen können sich Lehrkräfte Bausteine raussuchen, um ihre eigene Fortbildung daraus zu konzipieren.
So gibt es die Möglichkeit Vorlagen zur Durchführung eines Aktionstag zu nutzen (von der Emailvorlage bis hin zu einer Auflistung von Tools oder einer Arbeitsmappe), Nutzende können aber auch etwas über Demokratiebildung in Zivilgesellschaften durch einen externen MOOC (Massive Open Online Course) lernen. Eine umfangreiche Materialsammlung dient als Basis, um mit Schüler:innen projektorientierte Lernangebote durchzuführen und dabei gemeinsame Ideen zu entwickeln, wie an der Schule mit diesen Themen umgegangen werden kann.
Hier gelangt ihr zum Lernangebot.
In diesem Podcast der im Januar 2021 aufgenommen wurde, erfahrt ihr von Torben Mau und David Salim etwas zur Motivation des Projekts und zur Entstehung des Ganzen.
HOOU: Ihr habt euch mit myGatekeeper auf die Förderung beworben. Hättet ihr auch ohne Hacks&Tools den Plan verfolgen wollen, die Konzepte zur Konferenz unter freien Lizenzen zu veröffentlichen?
myGatekeeper: Wir hatten im November 2019 unseren ersten „Don´t Hate! Participate.“ Aktionstag, mit knapp 150 Schüler:innen von verschiedenen Schulen, unter der Schirmherrschaft des Niedersächsischen Kultusministers, durchgeführt. Die Veranstaltung war gut aber hatte uns viel Aufwand und Kraft gekostet. Gleichzeitig wurde uns schon in der Vorbereitung klar, dass die Dringlichkeit, solche Angebote an jeder Schule durchzuführen, immens war. Wir sahen uns nicht in der Lage, dies leisten zu können.
Die Chancen, die sich durch die Teilnahme an Hacks&Tools für uns ergeben haben, durch die großartigen Netzwerke (mit mehreren Leuten, die wir dort kennengelernt haben, setzen wir aktuell immer noch Projekte um), den Förderpreis und das breite Wissen, dass uns dadurch zugänglich wurde, sind unglaublich wertvoll. Die Teilnahme an der Werkstatt hat unsere Entwicklung sehr positiv beeinflusst.
HOOU: Ihr setzt euch aktiv und erfolgreich dafür ein, bereits in den Schulen Demokratiebildung und Medienkritik auf die Agenda zu setzen: Was denkt ihr, warum diese wichtigen Themen nicht regulär in den Lehrplänen vertreten sind?
myGatekeeper: Es gibt Versuche der curricularen Einbindung, z.B. durch den Fake News Schwerpunkt im Deutschunterricht in der Sekundarstufe I, Erlasse zur Verankerung von Demokratiebildung in der Schulkultur oder die Entwicklung von Orientierungsrahmen für Medienbildung von Schüler:innen, die Lehrkräften helfen sollen einen Rahmen zu schaffen, um medienbezogene Kompetenzen im Fachunterrichts zu fördern.
Das zentrale Problem ist, dass bisher zu wenige Menschen, auch zu wenige Lehrkräfte, verstanden haben, dass: „die Herausforderungen der Digitalität jenseits der Technologie liegen.“ Es geht nicht um Technik oder darum dieses oder jenes „Tool“ zu beherrschen, sondern es geht darum zu verstehen, dass wir uns aktuell in dem wohl größten Wandel der Menschheitsgeschichte befinden und die sich dabei vollziehende Leitmedientransformation den gesellschaftlichen Rahmen, Chancen und Herausforderungen, grundlegend verändert.
HOOU: Mit Torben Mau habt ihr in eurer gGmbH einen OER Experten. Welche Vorteile seht ihr in der Verbreitung von Materialien unter offenen Lizenzen und wie kann MyGatekeeper davon profitieren?
Wir sind der Überzeugung, dass das, was mit öffentlichen Mitteln finanziert wird, auch frei nutzbar sein sollte. Daher versuchen wir – wo immer dies für uns möglich ist – OER – Materialien zu produzieren. So ist neben dem HOOU-Material im letzten Jahr z.B. das digiLL-Lernmodul Die vernetzte Lehrkraft entstanden. Wir selbst profitieren in neuen Projekten davon, wenn wir auf bestehende OER-Materialien, die von uns oder von anderen erstellt worden sind, zurückgreifen und diese weiterentwickeln können. Das Rad muss ja nicht jedes Mal neu erfunden werden! Dank offener Lizenzen können wir in neuen Projekten auf bewährten Materialien rechtssicher aufbauen.
Nicht zuletzt haben Open Educational Ressources (OER) und Open Educational Practices (OEP) das Potential, Bildungsungleichheit zu verringern und partizipative und kollaborative Zugänge zu ermöglichen.
Wir danken euch für die tolle Projektzusammenarbeit und freuen uns über den Projektoutcome.